Dass das Canyon Grizl ein sehr solides und vielseitiges Gravel-Bike ist, wussten wir bereits. Die Frage war lediglich, wie sich die Federgabel auf die Performance auswirkt. Deshalb musste sich das Grizl CF SLX 8 eTap Suspension mit RockShox Rudy-Federgabel im direkten Vergleich mit den 18 besten Gravel-Bikes des Jahres beweisen.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
Ja, auch das Canyon Grizl kennen wir bereits gut. Mit dem Grizl AL 7 (zum Test) und dem Grizl CF SL 8 (zum Test) hatten wir sowohl die Alu- als auch die Carbon-Variante bereits im Einzeltest. Letztere repräsentierte außerdem die klassischen Gravel-Bikes im Konzeptvergleich zwischen Gravel- und Mountainbikes (zum Test) in der letzten GRAN FONDO-Ausgabe. Doch Schluss mit klassisch: Das Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension unterscheidet sich nämlich deutlich von dem, was man bisher unter einem klassischen Gravel-Bike verstanden hat. Und das ist der Verdienst der RockShox Rudy Ultimate-Federgabel, die im oben genannten Konzeptvergleich dem Lauf True Grit SRAM XPLR Edition (zum Test) zum Gesamtsieg verholfen hat. Mit einem Federweg von 30 mm, einer maximalen Reifenfreiheit von 700 x 50C und einem Lockout verspricht sie, auch den Komfort und die Performance des Canyon Grizl auf ein neues Niveau zu heben. Alle Infos zur Federgabel gibt es in unserem Test der SRAM XPLR Collection (zum Test).
Ansonsten vertraut Canyon am Grizl CF SLX 8 eTap Suspension auf bekannte und im Gravel-Kosmos bewährte Komponenten. Beim Antrieb ist das die SRAM Force eTap AXS mit 40 T vorne und 10–44 T hinten, die mit simpelster Schaltlogik glänzt und auf Kosten von etwas größeren Gangsprüngen für fast alle Situationen die richtige Übersetzung aus dem Hut zaubert. Lediglich an steilen Rampen haben in diesem Test die Bikes im Mullet-Setup mit ihren teils über 500 % Bandbreite einen klaren Vorteil.
Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension
4.999 €
Ausstattung
Gabel RockShox Rudy Ultimate 30 mm
Sattelstütze Canyon S15 VCLS 2.0 CF
Bremsen SRAM Force eTap AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS XPLR 1x12
Vorbau Canyon V13 80 mm
Lenker Canyon HB0063 440 mm
Laufräder Reynolds ATR ****
Reifen Schwalbe G-One Bite 700 x 45C
Technische Daten
Größe S M L XL XXL
Gewicht 9,42 kg
Besonderheiten
RockShox Rudy Ultimate-Federgabel mit 30 mm Federweg
Reifenfreiheit bis 700x50C
Kompatibel mit Dropperpost und Schutzblechen
Kabellose SRAM Force eTap AXS XPLR Schaltung mit 1×12 Gängen
Das Canyon Grizl mit Federgabel ist für fast alle Einsatzzwecke gewappnet – da können selbst Mountainbiker nicht widerstehen, die nur Flatpedals fahren.
Größe | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 492 mm | 522 mm | 552 mm | 582 mm | 612 mm |
Oberrohr | 562 mm | 574 mm | 588 mm | 612 mm | 627 mm |
Steuerrohr | 118 mm | 138 mm | 164 mm | 185 mm | 204 mm |
Lenkwinkel | 71,0° | 72,3° | 72,5° | 72,8° | 72,8° |
Sitzwinkel | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
BB Drop | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm |
Radstand | 1.036 mm | 1.037 mm | 1.050 mm | 1.072 mm | 1.086 mm |
Reach | 397 mm | 402 mm | 409 mm | 427 mm | 436 mm |
Stack | 556 mm | 579 mm | 605 mm | 626 mm | 644 mm |
Den Kontakt zum Boden stellen am Canyon die Schwalbe G-One Bite-Reifen in 700 x 45C her, die sich zwar schon eine ganze Weile auf dem Markt rumtreiben, aber nach wie vor sehr guten Grip längs und quer zur Fahrtrichtung und auf vielen unterschiedlichen Untergründen erzeugen. So übertragen sie auch die hohe Bremskraft der SRAM Force eTap AXS HRD-Bremsen, die vorne und hinten auf direkt montierte 160-mm-Bremssetups setzen, sicher auf den Boden. An den Komfort und die Performance ihrer Nachfolger G-One R kommen die Reifen allerdings nicht ganz heran, vor allem auf festgefahrenem Schotter und Asphalt. Aufgezogen sind die Schwalbe-Pneus auf Reynolds ATR-Carbon-Felgen, die mit 23 mm Innenmaulweite zwar eine gute Abstützung bieten, gerne aber noch etwas breiter ausfallen dürften. Mit 40 mm Felgenhöhe tragen sie aber zu einer guten Aerodynamik und einem coolen Look des Grizl CF SL bei.
Das steife Cockpit des Grizl aus Canyon V13-Vorbau und 440 mm breitem Canyon HB0063-Lenker passt gut zum Charakter des Bikes und lässt nicht zu, dass das Bike an der Front zu schwammig wird. Dadurch entsteht ein gutmütig-ausgeglichenes Handling, das die Balance aus Laufruhe und Agilität perfekt hält und Kurven immer präzise durchsteuern lässt – sowohl auf Asphalt als auch auf Schotterautobahnen oder entspannten Flow-Trails. Die Rudy-Federgabel bringt Pluspunkte bei Komfort und Sicherheit, da sie Schläge an der Front effektiv entschärft und so die Traktion und die Kontrolle erhöht. Hier muss man jedoch im Kopf behalten, dass das Bike auf Gravel- und nicht auf MTB-Reifen rollt. Hämmert man allzu rücksichtslos ins Schottergeröll, kommt die Gabel ans Limit und die Reifen drohen im schlimmsten Fall auf die Felge durchzuschlagen. Tubeless-Plugs sollten dann schnell zur Hand sein.
Tuning-Tipps: einen Lenker mit mehr Flare für noch mehr Kontrolle im Gelände verbauen | Dropperpost für alle, die mehr Richtung Trail gehen wollen
Bleibt man jedoch innerhalb der Reifen-Limits, schluckt das Gesamtsystem aus Reifen, Federgabel und Canyon S15 VCLS 2.0 CF-Sattelstütze Vibrationen und kleine Schläge äußerst zuverlässig. Und obwohl die Sattelstütze am Heck nicht das gleiche Level an Komfort erzeugen kann wie die Federgabel an der Front und grobe Schläge am Heck daher deutlich ungefilterter zum Fahrer durchdringen, hat das Canyon Grizl im Vergleich den besten Gesamtkomfort. Das wirkt sich auch auf die Geschwindigkeit des Bikes aus. Das Grizl kann zwar sein relativ hohes Gewicht von 9,42 kg im Antritt nicht verbergen und bei geöffneter Federgabel geht im Wiegetritt etwas Vortrieb verloren. Doch weil die Federgabel Unebenheiten wegbügelt, geht keine Energie in Auf- und Abbewegungen des Rahmens verloren. Das Ergebnis: eine unglaubliche Effizienz, weniger Ermüdung der Muskeln und damit mehr Druck am Pedal und somit insgesamt viel Geschwindigkeit auf unterschiedlichsten Untergründen.
Für manche stellt sich vielleicht die Frage, ob das Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension noch ein Gravel-Bike ist, und das Bike verwischt auch tatsächlich noch stärker die Grenzen zwischen Gravel-Ende und MTB-Anfang. Am Ende gilt es aber zu konstatieren, dass die Kombination aus intuitivem Handling, Komfort, hoher Geschwindigkeit und Fahrspaß auf dem breitesten Spektrum in diesem Test unschlagbar ist. Obwohl an der Federgabel keine zusätzlichen Anschraubpunkte zu finden sind und die Übersetzung für Bikepacking-Abenteuer mit schwerem Gepäck zu dick ist, ist das Canyon Grizl CF SLX 8 eTap AXS insgesamt der beste Allrounder in diesem Test – dazu noch mit fairem Preisschild: 4.999 € werden fällig, um den verdienten Testsieger zu fahren.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Unser Fazit zum Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension
Das Canyon Grizl CF SLX 8 eTap überzeugt mit einem sehr breiten Einsatzspektrum und einer gelungenen Kombi aus Komfort, Handling und Geschwindigkeit. Das richtige Bike für alle, die gern ohne Bikepacking-Ambitionen schnell und komfortabel über Schotterpisten aller Couleur brettern und mitunter leichte Trails surfen. Das Bike gewinnt diesen Test verdient und fungiert dabei auch als Blick in die Zukunft: Gravel-Allrounder werden immer häufiger aktive Fahrwerke haben – die Performance gibt ihnen recht!
Tops
- bester Komfort im Test
- breitestes Einsatzgebiet im Test
- intuitives, sehr spaßiges Handling
- unglaubliches Preis-Leistungs-Verhältnis
Flops
- etwas wenig Flare am Lenker
- optisch nicht so clean wie seine ungefederten Verwandten
Mehr Informationen findet ihr unter canyon.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Ultra (Zum Test) | BMC URS LT ONE (Zum Test) | Cannondale SuperSix EVO SE (Zum Test) | Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension | Cervélo Áspero GRX Di2 (Zum Test) | CUBE Nuroad C:62 SLT (Zum Test) | Curve Kevin of Steel III (Zum Test) | Falkenjagd Aristos R (Zum Test) | Felt Breed 20 (Zum Test) | FOCUS ATLAS 6.8 (Zum Test) | GIANT Revolt Advanced 0 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | ROSE BACKROAD EKAR LTD (Zum Test) | SCOTT Addict Gravel Tuned (Zum Test) | Specialized S-Works Crux (Zum Test) | Stelbel Nina XCr (Zum Test) | Storck GRIX.2 Platinum (Zum Test) | Wilier Rave SLR (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Benjamin Topf, Peter Walker