Mit dem Lauf True Grit ist ein Gravel-Hardtail mit der kompletten SRAM XPLR-Collection in unserem Konzeptvergleich zwischen MTBs und Gravel-Bikes gelandet. Wie breit ist der Einsatzbereich des Lauf tatsächlich und kann die neueste Bike-Tech dabei helfen, ein stimmiges Gesamtpaket zu kreieren? Hier ist unser Test.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Gravel-Bikes und Mountainbikes im direkten Vergleich – 6 Modelle im Vergleichstest

Lauf True Grit SRAM XPLR Edition | 30 mm (v) | 9,82 kg in Größe L | Hersteller-Website

Eins vorab: Das Lauf True Grit SRAM XPLR Edition gibt es derzeit nicht direkt bei Lauf zu kaufen. Zumindest nicht mit einem Klick, denn der Rahmen und alle Komponenten sind sehr wohl einzeln erhältlich – man kann es also in der Form aufbauen. Für unseren Test war dieses Gravel-Bike-Hardtail trotzdem unerlässlich, da es als Stellvertreter ein Bike-Konzept verkörpert, das es zukünftig mehr und mehr geben wird. Außerdem ist eines der wenigen Bikes, die derzeit mit der kompletten SRAM XPLR-Collection kompatibel sind. Ihr wollt nun wissen, was alles in ihm drinsteckt?

Das Lauf True Grit SRAM XPLR Edition im Detail

Beginnen wir in der Front mit der RockShox Rudy Ultimate XPLR-Federgabel. Sie findet man selten an Gravel-Bikes, weil sie wegen ihres Axle-to-Crown-Maßes zwischen 425 und 435 mm (je nach Federweg 30 mm oder 40 mm) nicht in jedes Modell eingebaut werden kann. Bei handelsüblichen Gravel-Bikes mit Starrgabel liegt dieser Abstand nämlich bei 390 bis 395 mm. Verbaut man in ein solches Gravel-Bike nun die Rudy-Federgabel, verändert man die Geometrie des Bikes enorm. Vor einem solchen Umbau empfehlen wir euch daher dringend, die Kompatibilität von Federgabel und Rahmen zu prüfen. Das bewahrt euch nicht nur vor einem merkwürdigen Fahrverhalten, sondern auch vor etwaigen Beschädigungen und möglicherweise verfallenden Garantieansprüchen. Mit dem URS und dem Grizl aus unserem Testfeld ist die RockShox Rudy jedoch beispielsweise kompatibel – und natürlich mit dem Lauf True Grit, an dem sie hier zum Einsatz kam. Trotz großzügiger Reifenfreiheit von bis zu 700 x 50C erinnerte ihre Formsprache einige Tester an Trekking-Bike-Federgabeln aus den 90er-Jahren. Technisch bietet sie hingegen durch ihre Einstellbarkeit und Funktionsweise alle Vorteile einer vollwertigen MTB-Federgabel. Die brandneue SRAM XPLR AXS Rival-Schaltgruppe setzt auf 1×12 Gänge, ein 42 T-Kettenblatt und eine 10–44 T-Kassette. Ihre Schaltperformance ist solide, die Schaltlogik sehr intuitiv und einfach per App einstellbar. Unter dem Sattel kommt die ebenfalls neue und versenkbare RockShox Reverb AXS XPLR-Sattelstütze mit 75 mm Travel zum Einsatz. Im Inneren kommt anstelle des Öl-Zylinders ein Luftzylinder zum Einsatz.

Schränkt unnötig ein
Die enorme Vielseitigkeit des Bikes wird besonders in steilen Anstiegen von der Bandbreite der SRAM XPLR AXS Rival-Schaltgruppe eingeschränkt. Isoliert betrachtet, kann sie mit solider Schaltperformance und super Bremsen überzeugen.
Tolle Kurven
Die Ergonomie des Zipp Service Course 70 XPLR-Lenkers in 440 mm Breite hat alle Tester restlos überzeugt. Ein absolut empfehlenswerter Alu-Lenker!
Bremsen gut runter
Die Bremsleistung der SRAM Rival eTap AXS HRD-Stopper mit Paceline-Bremsscheiben in 160 mm an Front und Heck kann mit viel Power, guter Dosierbarkeit und hoher Standfestigkeit punkten.

Lauf True Grit SRAM XPLR Edition

5.750 €

Ausstattung

Gabel RockShox Rudy Ultimate XPLR 30 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS XPLR
Bremsen SRAM Rival eTap AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM XPLR AXS Rival 1x12
Vorbau Zipp Service Course 80 mm
Lenker Zipp Service Course 70 XPLR 440 mm
Laufräder Zipp 303 S
Reifen Zipp G40 XPLR 700 x 40C

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 9,82 kg

Besonderheiten

RockShox Rudy Ultimate XPLR-Federgabel mit hoher Einstellbarkeit
absenkbare Reverb AXS-Sattelstütze mit eingebauter Federung ActiveRide
großes Rahmendreieck mit viel Platz für Rahmentaschen
Flaschenöffner – für die wirklich kniffligen Aufgaben unterwegs


Hier ist Schluss
Die begrenzte Reifenfreiheit des Carbonrahmens schränkt den Einsatzbereich und die Reserven des Bike-Konzepts unnötig ein. Hier sollte man wie auch bei der Federgabel Platz für Pneus mit bis zu 700 x 50C schaffen.
Was muss man über die Reverb AXS-Sattelstütze noch wissen?
Die Hard-Facts zur RockShox Reverb AXS XPLR-Sattelstütze

  • Sattelstützenlänge: 350 mm oder 400 mm
  • Setback: 0 mm
  • Sattelklemmung-Optionen: 7 mm rund, 7 x 9 mm oval und 7 x 10 mm oval
  • wasser- und staubdicht nach IP69K
  • Kompatibilität mit allen AXS Lenker-Controllern (Drop- oder Flatbar)
  • Gewicht: 593 g mit Akku in der 400-mm-Version mit 75 mm Drop
  • Preis: 600 € (inkl. Akku und Ladegerät, ohne Controller)
Was muss man über die RockShox Rudy-Federgabel noch wissen?
Die Hard-Facts zur RockShox Rudy Ultimate XPLR-Federgabel

  • Bremsen-Montage: Direct-Mount 160 mm, mit Adapter bis 180 mm
  • Gewicht: 1.235 g mit Kralle und 24 cm langem Gabelschaft
  • Laufradgröße: optimiert für 700C
  • volle Fender-Kompatibilität
  • maximales Systemgewicht: 150 kg
  • Preis: 869 €

Die Dropperpost mit Air-only-Innenleben und eingebauter ActiveRide-Dämpfung ist komplett starr, wenn sie zu 100 % ausgefahren ist, und lässt sich je nach Einbaulänge um 50 oder 75 mm absenken. In unserem Fall genügt dazu ein gleichzeitiger Druck auf beide Schaltwippen. Befindet man sich zwischen dem komplett aus- bzw. eingefahrenen Zustand, so verfügt das Air-only-Innenleben über eine eingebaute Compliance – im Grunde also über eine Federung für den Sattel. Sie ist per Luftdruck auf das Gewicht des Fahrers einstellbar. Dank bewährtem Einbaumaß von 27,2 mm passt sie problemlos in viele Bikes und fügt sich nahtlos in das SRAM AXS-Ökosystem ein. Auf den Zipp 303 S-Laufrädern sind Zipp G40 XPLR-Pneus in 700 x 40C montiert. Bei der Addition aller Preise kommen wir auf einen Straßenpreis von grob 5.750 €. Unser Test-Bike in Größe L bringt 9,82 kg auf die Waage.

Sieht man von steilen Uphills ab, leistet sich das Lauf nirgendwo extreme Schwächen.

Größe XS S M L XL
Sattelrohr 480 mm 520 mm 542 mm 565 mm 595 mm
Oberrohr 542 mm 551 mm 571 mm 591 mm 611 mm
Steuerrohr 90 mm 105 mm 133 mm 164 mm 196 mm
Lenkwinkel 70,5° 70,5° 70,5° 70,5° 70,5°
Sitzwinkel 72,5° 72,5° 72,5° 72,5° 72,5°
Kettenstrebe 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm
BB Drop 65 mm 65 mm 65 mm 65 mm 65 mm
Radstand 1.009 mm 1.020 mm 1.040 mm 1.061 mm 1.084 mm
Reach 421 mm 435 mm 456 mm 477 mm 498 mm
Stack 559-601 mm 576-620 mm 605-651 mm 636-685 mm 668-719 mm
Helm POC Ventral Air SPIN | Brille Alba Optics ANVMA | Jacke Rapha Explore Hooded Gore-Tex Pullover
Shirt Rapha Men’s Logo Shirt | Shorts Rapha Cotton Summer Shorts
Schuhe Specialized S-Works Recon Lace | Socken On Vacation Do Nothing Club Tennis Socks

Das Lauf-Gravel-Bike im Test: Unser Fahreindruck

Im Antritt gibt sich das Lauf aufgrund seines Gewichts vergleichsweise schwerfällig. Hat man die Reisegeschwindigkeit einmal erreicht, gibt es kein Bike-Konzept im Testfeld, das in derart vielen Situationen über eine solch hohe Speed-Effizienz verfügt. In steilen Anstiegen gehen dem Fahrer aber schon mal die Körner aus, denn die Schaltbandbreite passt nicht zum vielseitigen Bike-Konzept. Hier würde ein Setup mit Eagle AXS-Schaltwerk und -Kassette mit gewaltiger 520-%-Bandbreite bedeutend besser funktionieren. Die Zipp 303-Aero-Laufräder passen aufgrund ihrer limitierten Compliance auf den ersten Blick nicht stimmig zu einem Rad mit Federgabel, machen aber gerade auf langen Strecken und bei höheren Geschwindigkeiten durch ihre Performance in diesem Bike-Kontext Sinn.

Da es am Lauf bereits ausreichend viele Komfortquellen gibt, müssen sie nicht auch noch viel Compliance haben, sondern bringen die nötige Direktheit und Präzision ins Handling. Allgemein zeigt sich das Handling des Lauf berechenbar und gerade bei höheren Geschwindigkeiten angenehm laufruhig. Bei sehr geringen Geschwindigkeiten tendiert die Front etwas dazu, ins Kurveninnere einzutauchen – jedoch bedeutend weniger als beim Fustle oder Twostroke. Das Ansprechverhalten der Federgabel ist definiert, berechenbar und einstellbar. Selbst unterwegs kann man hier mit sehr überschaubarem Aufwand das Federgabel-Setup auf persönliche Vorlieben und wechselnde Szenarien einstellen. Sie bringt ein deutliches Komfortplus und schont die Haltemuskulatur gerade auf langen Rides effektiv. Ihre Endanschläge sind während der Fahrt nicht spürbar und so fühlt sie sich in technischen und hektischen Situationen nach mehr Federweg an. Aufgrund des hohen Sicherheitsgefühls ist hier jedoch hinsichtlich der Reifen Vorsicht geboten, denn der Luftdruck der Zipp G40-Pneus ist klug zu wählen. Hier sollte man das limitierte Reifenvolumen beachten: Bei geringen Luftdrücken ist das Risiko für Reifen beschädigende Durchschläge recht hoch, da man dank der guten Federgabel-Performance die Intensität grober Schläge nicht mitbekommt und die Reserven des Laufrad-Reifen-Systems dadurch überschätzen kann. Der Rahmen des Lauf kann jedoch leider keine voluminöseren Pneus aufnehmen – mehr Reifenvolumen ginge also höchstens an der Front.

Insgesamt verfügt das Lauf über ein hohes Maß an Komfort. Hier bringt der Carbonrahmen schon viel Compliance mit und die Komponenten bauen das Komfortempfinden sinnvoll weiter aus. Im Vergleich zum herkömmlichen Gravel-Bike bleibt man so eindeutig länger frisch und hat mehr Körner für den Vortrieb. Die absenkbare Reverb AXS-Sattelstütze ist das ausschlaggebende Komfortelement am Heck. Voll ausgefahren ist sie komplett starr und ihre 75 mm Hub sind zwar das untere Limit, aber für dieses Konzept ausreichend. Unsere Tester waren von der ActiveRide-Dämpfung der Dropper begeistert! Gerade auf Wurzelteppichen oder längeren groben Passagen bietet sie im Sitzen ein gehöriges Komfortplus. Leider verändert sich durch ihr Einfedern die Sitzhöhe um bis zu 15 mm. Das und das klare Mehrgewicht sind eindeutige Trade-offs im Vergleich zur Standardstütze. Trotzdem: Alle Tester waren große Fans!

Tuning-Tipp: SRAM AXS Mullet-Schaltungs-Setup mit 10–52T Eagle-Kassette

Der perfekte Einsatzbereich für das True Grit

Der Einsatzbereich des Lauf ist letztlich nicht ganz so traillastig, wie man vermuten mag. Stattdessen ist seine Paradedisziplin das Highspeed-Gravel-Riding aller Couleur mit den zusätzlichen Reserven auf dem Trail. Insgesamt hat das Bike-Konzept des Lauf den größten Einsatzbereich des Testfelds und eignet sich für alles von Asphalt (ohne Renneinsatz) über Schotter-Autobahnen und losen Gravel bis hin zu Waldwegen, Pfaden und Trails (ohne Sprünge). Einzig auf steilen Rampen bergauf gibt es aufgrund der eingeschränkten Übersetzung bessere Bikes im Vergleichstest. Durch sein Gewicht ist das Lauf True Grit nicht das spritzigste Bike im Test, kann das aber mit der schieren Vielseitigkeit kaschieren.

Technische Daten

Lauf
True Grit SRAM XPLR Edition

Größe: XS S M L XL
Gewicht: 9,82 kg
Preis: 5.750 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Explore-Modus
Trail

Unser Fazit zum Lauf True Grit SRAM XPLR Edition

Das Lauf True Grit in der SRAM XPLR Edition ist kein Grenzgänger, sondern ein Brückenbauer. Wenn ihr wirklich nur ein Bike in der Garage haben wollt, dann seid ihr hier richtig: Das Gravel-Hardtail verbindet die Allroad-, Gravel- und MTB-Welt so gut wie kein anderes Bike-Konzept im Testfeld. Hier finden sowohl Einsteiger als auch Veteranen einen Spaß-Garanten, der ganzjährig und auf allen Untergründen tolle Erinnerungen produziert – verdienter Testsieg!

Tops

  • breitester Einsatzbereich im Test
  • Komfort, Traktion und Kontrolle sinnvoll vereint
  • hohes Sicherheitsgefühl

Flops

  • träge im Antritt
  • geringe Bandbreite der Schaltung schränkt den Einsatzbereich unnötig ein
  • Rahmen hat zu geringe Reifenfreiheit

Mehr Informationen findet ihr unter laufcycling.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Gravel-Bikes und Mountainbikes im direkten Vergleich – 6 Modelle im Vergleichstest

Alle Bikes im Test: BMC Twostroke 01 ONE (Zum Test) | BMC URS LT ONE (Zum Test) | Canyon Grizl CF SL 8 1by (Zum Test) | Fustle Causeway TRAIL Lite (Zum Test) | Lauf True Grit SRAM XPLR Edition | Trek Supercaliber 9.8 GX (Zum Test)


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Text: Fotos: Benjamin Topf