Das Cervélo Áspero GRX RX815 Di2 ist gemacht für alle, die Geschwindigkeit und die Jagd nach KOMs lieben. Mit elektronischer 2-fach-Schaltung und einem klassischen zweiteiligen Cockpit soll es trotzdem gute Allround-Fähigkeiten besitzen. Wie schlägt sich das Bike mit Flip-Flop-Lackierung gegen die Konkurrenz?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
Das Cervélo Áspero GRX RX815 Di2 ist eng verwandt mit dem Cervélo Áspero-5 Force eTap AXS 1 (zum Test), das wir vor einem knappen Jahr bereits im Einzeltest hatten. Der größte Unterschied der beiden liegt im Carbon-Lay-up des Rahmens. Hier spart das teurere Áspero-5 gegenüber unserem 6.699 € teuren Test-Bike mit 8,37 kg Gewicht in Größe 58 ca. 150 g ein. Außerdem sind die Leitungen an der Front des Cervélo Áspero nicht wie beim Áspero-5 komplett integriert, sondern verlaufen bis zur Gabelkrone und dem Unterrohr außen. Was für mögliche Wechsel von Lenker oder Vorbau eine Erleichterung darstellt, bedeutet optisch etwas mehr Unordnung. Außerdem ist es leichter, Lenkertaschen zu befestigen, wenn keine Kabel in den Weg kommen. Ansonsten muss sich unser Test-Bike in Sachen Komponenten nicht verstecken – im Gegenteil.
Bei der Schaltung vertraut Cervélo hier auf eine Shimano GRX RX815 Di2-Schaltung, die mit blitzschnellen Schaltvorgängen begeistert und deren Hoods erstklassig in der Hand liegen. Bei starken Vibrationen kann es allerdings eine Herausforderung sein, die kleinen Schaltflächen zu treffen, ohne sich zu verschalten. Die 2×11-Übersetzung mit 48/31 T vorne und 11–34 T hinten dürfte für lange, steile Anstiege mehr Reserven bieten. Ausreichend Reserven bieten hingegen die Shimano GRX BR-RX810-Bremsen mit 160-mm-Scheiben an Front und Heck und sorgen so für das gebotene Maß an Sicherheit. Mit der EC70 Carbon-Sattelstütze und dem EA70 AX-Lenker in 440 mm Breite finden sich an den Kontaktpunkten hochwertige Easton-Komponenten. Mit seiner hervorragenden Ergonomie und dem dazugehörenden Flare sorgt der Lenker für volle Kontrolle und steigert so das Sicherheitsempfinden weiter.
Cervélo Áspero GRX Di2
6.699 €
Ausstattung
Sattelstütze Easton EC70 Carbon
Bremsen Shimano GRX BR-RX810 160/160 mm
Schaltung Shimano GRX RX815 Di2 2x11
Vorbau Cervélo ST32 Alloy 100 mm
Lenker Easton EA70 AX Carbon 440 mm
Laufräder Reserve 32
Reifen Panaracer GravelKing SK 700 x 38C
Technische Daten
Größe 48 51 54 56 58 61
Gewicht 8,37 kg
Besonderheiten
Lackierung die ihres gleichen sucht
Blitzschnelle elektronische Shimano GRX RX815 Di2-Schaltung mit 2×11 Gängen
Schön versteckte Bohrungen für eine Oberrohrtasche
Solider Rahmenschutz am Unterrohr
Eine Lackierung, die ihresgleichen sucht. Je nach Blickwinkel schimmernd pink oder gold strahlend – das Áspero geht schon im Stand richtig ab!
Größe | 48 | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 512 mm | 532 mm | 553 mm | 575 mm | 591 mm | 608 mm |
Steuerrohr | 83 mm | 107 mm | 133 mm | 159 mm | 188 mm | 214 mm |
Lenkwinkel | 71,0° | 71,5° | 72,0° | 72,0° | 72,0° | 72,0° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,0° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
BB Drop | 79 mm | 79 mm | 76 mm | 76 mm | 74 mm | 74 mm |
Radstand | 990 mm | 1.000 mm | 1.010 mm | 1.027 mm | 1.046 mm | 1.063 mm |
Reach | 370 mm | 379 mm | 388 mm | 397 mm | 406 mm | 415 mm |
Stack | 505 mm | 530 mm | 555 mm | 580 mm | 605 mm | 630 mm |
Und noch mehr Sicherheit: Die Panaracer GravelKing SK-Reifen des Áspero haben sowohl ordentlichen Grip in Kurven als auch Traktion im Antritt und beim Bremsen. Mit einer Dimension von 700x38C bilden sie ein schönes U auf den Reserve 32-Carbon-Laufrädern. Die bilden mit 24 mm Innenmaulweite eine solide Basis für den Gravel-Bereich und sorgen dafür, dass der Reifen mit 41 gut abgestützten Millimetern deutlich breiter ausfällt, als die Größenangabe vermuten lassen würde. Einen Home Run legen die Panaracer-Reifen aber nicht hin, denn wo es Lob für Grip und Traktion gibt, muss die Effizienz getadelt werden: Je kompakter der Untergrund wird, desto mehr hat man das Gefühl, dass das letzte Quäntchen Geschwindigkeit von den Reifen verhindert wird. Hier ist das Áspero nicht auf der Höhe eines Specialized S-Works Crux. Das ist schade, denn für ein auf Speed ausgelegtes Bike, ist es nicht unwahrscheinlich, dass es auch mal über Asphaltstraßen unterschiedlicher Güte geprügelt wird. Beschleunigung und Durchzug sind hingegen leichtfüßig.
Beim Komfort spiegelt sich das Konzept des Cervélo Áspero GRX RX815 Di2 als schneller Gravel-Racer wider. Das Bike ist straff abgestimmt und eher auf Vortrieb als auf maximale Dämpfung ausgelegt. Dadurch werden zwar Vibrationen und kleine Schläge gut gefiltert, grobe Schläge kommen aber spitz zu den Kontaktpunkten durch.
Wer hier mehr Komfort will, sollte mit voluminöseren Reifen die maximale Reifenfreiheit von 45 mm voll ausnutzen. Insgesamt ist das Cervélo beim Komfort unauffällig, was bei einem Bike seiner Kategorie eher als positiv zu bewerten ist. Die Sitzposition ist sportlich gestreckt und motiviert dazu, ordentlich Tempo zu machen.
Tuning-Tipp: voluminösere Reifen mit mehr Komfort und besserer Effizienz
Sportlich ist auch da Handling des Cervélo Áspero GRX RX815 Di2 – fast schon zu sportlich. Denn das Bike ist sehr direkt, was bei langsamer Fahrt für eine kippelige Front sorgt. Durch den relativ breiten Lenker wird dieses Gefühl – vor allem im Wiegetritt – noch verstärkt. Vor allem bei mittleren Geschwindigkeiten führt diese Handling-Charakteristik zu einem nachlaufenden Heck, also weniger Agilität an der Hinterachse im Vergleich zur sehr agilen Front. Beschleunigt man das Bike weiter in hohe Geschwindigkeitsbereiche, in denen es sich ohnehin am wohlsten fühlt, dann zieht es sich gerade, lässt sich intuitiver handeln und wird dann auch ausreichend laufruhig. Seine Agilität behält es sich trotzdem bei. Für Einsteiger kann es sich deshalb in gewissen Situationen nervös anfühlen, Gravel-Könnern ermöglicht es jedoch ein messerscharfes und präzises Handling mit blitzschnellem Einlenken. Für beide Fälle gilt: Das Cervélo ist, was das Handling angeht, nicht für das entspannte einhändige Cruisen mit ausschweifenden Blicken in die Landschaft gemacht. Es will mit beiden Händen geführt werden, um einen heißen Streifen auf die Schotterautobahnen zu brennen.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Unser Fazit zum Cervélo Áspero GRX RX815 Di2
Das Cervélo Áspero GRX RX815 Di2 ist ein Gravel-Race-Bike vor allem für Hardpack und ist damit wie gemacht für schnelle Fahrten im American-Gravel-Stil. Erfahrene Piloten, die gerne flott unterwegs sind und auf schnelle Kurven stehen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Während das Bike auch Flow-Trails noch akzeptabel meistert, gibt es bessere Alternativen für Bikepacking, hartes Underbiking oder den Allroad-Einsatz. Für den Sieg gegen die besten Allrounder ist sein Einsatzbereich zu spitz.
Tops
- Performance und Ergonomie der Shimano GRX RX815 Di2-Schaltung
- großzügiger Schutz am Unterrohr
- Kurven-Spaß auf Hardpack
- Hammer-Lackierung
Flops
- kippelige Front bei langsamer Fahrt
- wenige Anschraubpunkte
Mehr Informationen findet ihr unter cervelo.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
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Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Benjamin Topf, Peter Walker