Das FOCUS ATLAS 6.8 ist eines von nur zwei Alu-Bikes und das günstigste aller Bikes im Test. Das spiegelt sich auch in seiner Ausstattung wider. Doch gespart wird nicht überall: Das Bike hat viele Anschraubpunkte und eine gelungene Integration. Reicht das, damit es sich gegen die besten Allrounder durchsetzen kann?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest

FOCUS ATLAS 6.8 | 10,65 kg in Größe L | Hersteller-Website

Unter den vielen Highend-Bikes in unserem Testfeld ist das FOCUS ATLAS 6.8 mit 2.199 € das günstigste Bike im Vergleich. Und sozusagen die Wiedergeburt der Gemütlichkeit. Höher, schneller, weiter – das will es mit seinem soliden Aluminium-Rahmen und der dazu passenden günstigen Ausstattung auch gar nicht anstreben. Viel lieber gibt es den robusten und verlässlichen Begleiter auf Gravel-Entdeckungstouren im Genießer-Stil. Dazu passen auch die sehr großzügig vorhandenen Anschraubpunkte für zusätzliche Halterungen, Gepäckträger, Schutzbleche und Licht.

Außerdem ist die Integration am FOCUS ATLAS 6.8 sehr sauber und besser als an manch deutlich teurerem Rad gelöst. Die Leitungen zeigen sich nur unter dem Vorbau minimal, verschwinden dann aber direkt im Steuersatz – Kabelsalat ist hier Fehlanzeige. Dadurch ist es auch ein Leichtes, eine Lenkertasche am FOCUS JD RA85-Lenker anzubringen. Er ist mit 460 mm Breite der ausladendste Lenker im Testfeld, passt damit aber zum gemütlichen Trucker-Flair auf dem Bike. Neben dem Lenker vertraut FOCUS auch bei Vorbau, Sattelstütze und Laufrädern auf Aluminium-Komponenten, wodurch das Bike insgesamt sehr steif wird. Was im Normalbetrieb zu mangelndem Komfort bei jeglicher Art von Schlägen führt, kann bei schwerem Gepäck von Vorteil sein, da sich das Bike unter der Last dann weniger verwindet. Den mangelnden Komfort können die WTB Riddler TCS-Reifen in 700x45C zwar nicht auffangen, aber sie sorgen zumindest für eine solide Vibrationsdämpfung.

Viel hilft viel
Die Schweißnähte des FOCUS ATLAS 6.8 sehen sehr wuchtig aus. Da muss einiges an Schweißdraht reingeflossen sein. Was nicht besonders schön ist, vermittelt den Eindruck, für immer zu halten.
Sie wünschen, wir spielen
Egal was man auch vorhat in Sachen Bikepacking oder Commuting, das FOCUS ATLAS 6.8 bietet an Rahmen und Gabel Anschraubpunkte ohne Ende – auch für Licht, Gepäckträger und Schutzbleche.
Integration zum kleinen Preis
Eine so nahtlose Integration der Kabel wie am FOCUS ATLAS 6.8 sucht man an vielen teilweise deutlich teureren Bikes vergeblich. Hut ab dafür!

FOCUS ATLAS 6.8

2.199 €

Ausstattung

Gabel mm
Sattelstütze FOCUS Aluminium
Bremsen Shimano GRX BR-RX400 160/160 mm
Schaltung Shimano GRX RX600 2x11
Vorbau FOCUS Aluminium 90 mm
Lenker FOCUS JD RA85 460 mm
Laufräder DT Swiss E 1800 SPLINE 32 ****
Reifen WTB Riddler TCS 700 x 45C

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 10,65 kg

Besonderheiten

Fühlt sich absolut unzerstörbar an
großes Rahmendreieck bietet auch für große Rahmentaschen raum
Alles da: Anschraubpunkte, Schutzbleche, Gepäckträger
Reifenfreiheit bis 700x47C


Geschraubtes Tretlager
Das FOCUS ATLAS 6.8 setzt auf ein geschraubtes Tretlager, was bei der Wartung Vorteile bringt.
Genau richtig
Beim hohen Gewicht des FOCUS und dem Einsatzbereich im Bikepacking wäre alles andere als eine 160-mm-Bremsscheibe am Heck ein Fehler. Dass diese direkt in den Rahmen geschraubt ist, gefällt uns daher gut.
2×11
Die 2-fach-Schaltung am FOCUS ATLAS 6.8 passt zum Charakter des Bikes – auch wenn sie objektiv in Sachen Bandbreite das Nachsehen gegen 1-fach-Schaltungen mit größerer Abstufung an der Kassette hat.

Was haben ein Boot und das FOCUS ATLAS 6.8 gemeinsam? Beide sind nicht besonders spritzig im Antritt, aber wenn die Masse in Bewegung ist, dann ist sie schwer aufzuhalten.

Antriebsseitig verrichtet am FOCUS ATLAS 6.8 eine mechanische Shimano GRX RX600-Schaltung ihren Dienst. Die ist in Sachen Performance ihren elektronischen Kollegen an den teils deutlich teureren Konkurrenz-Bikes logischerweise unterlegen und schaltet langsamer und weniger präzise. Doch sie passt zum Einsatzzweck des Bikes, ist enorm robust und die Gefahr eines leeren Akkus auf langen Touren besteht nicht. Mit der Übersetzung von 46/30 T vorne und 11–34 T hinten kann man bergab lange mittreten. Bergauf haben Bikes mit Mullet-Setup und mehr Untersetzung dann aber Vorteile. Mit schweren 10,65 kg in Größe L und oftmals zusätzlichem Gepäck könnte das Bike hier mehr Reserven bieten.

Größe XS S M L XL
Sattelrohr 450 mm 490 mm 520 mm 550 mm 577 mm
Oberrohr 532 mm 552 mm 571 mm 592 mm 610 mm
Steuerrohr 114 mm 129 mm 144 mm 164 mm 194 mm
Lenkwinkel 70,5° 70,5° 70,5° 70,5° 70,5°
Sitzwinkel 74,0° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5°
Kettenstrebe 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm
BB Drop 75 mm 75 mm 75 mm 75 mm 75 mm
Radstand 1.015 mm 1.030 mm 1.051 mm 1.072 mm 1.092 mm
Reach 370 mm 380 mm 395 mm 410 mm 420 mm
Stack 568 mm 582 mm 596 mm 615 mm 643 mm
Helm Giro Synthe MIPS | Brille Alba Optics ANVMA | Shirt Maloja Second Hand
Hose Rapha Core Cargo Bib | Schuhe Giro Sector | Socken VOID Performance Sock 16

Mit diesem Gewicht ist Geschwindigkeit nicht die Paradedisziplin des FOCUS ATLAS 6.8. Weder im Antritt noch im Durchzug kann es sich vom Ende des Testfelds weiter nach vorne schieben. Erst wenn es mühsam auf Schwung gebracht wurde, nimmt es diesen auf festgefahrenen Untergründen effizient mit, bevor Schläge und Unebenheiten das steife Gesamtpaket wieder durchschütteln und Geschwindigkeit rauben. Doch das Gewicht des Bikes, das vor allem durch die sehr robuste Bauweise zustande kommt, bringt auch etwas sehr Positives mit sich: Auf dem FOCUS hat man das Gefühl, ein Bike zu fahren, das einen überdauern könnte. Ein Bike fürs Leben sozusagen. Und das ist in der heutigen, sehr schnelllebigen Zeit ein gutes Gefühl.

Das Motto des Bikes: Wer es langsamer angeht, hält länger durch. Bei dieser Gemütlichkeit auf Entdeckungstour ist Sicherheit ein großes Stichwort – allzu oft ist man doch mit den Gedanken woanders als bei der vollen Kontrolle über das Bike. Und ebendiese Sicherheit ist beim ATLAS 6.8 durchaus hoch. Denn aus einer sehr gut ins Bike integrierten Sitzposition heraus hat man mit dem breiten Lenker alles im Griff. Dazu kommen die soliden Shimano GRX BR-RX400-Bremsen, denen wegen der WTB-Reifen nur auf losem Untergrund etwas der Bremsgrip abhanden kommt. Zur Sicherheit trägt auch das intuitive Handling des Bikes bei, mit dem selbst Gravel-Neulinge schnell und unkompliziert zurechtkommen.

Tuning-Tipp: gefederten Vorbau und Sattelstütze montieren und ab um die Welt

Das FOCUS macht bewusst Abstriche bei der Agilität und setzt sich Laufruhe als oberstes Ziel. Und die hat es dann auch in Hülle und Fülle, ohne gleichzeitig allzu unwillig einzulenken. Solange der Untergrund eben bleibt, liegt das Bike wie auf Schienen, erst wenn es holperig wird, sorgt das steife Gesamtpaket für Nervosität im Grenzbereich. Dann rumpelt das FOCUS etwas unbeholfen durch die Kurven. Ja, das ATLAS sortiert sich bei Komfort und Geschwindigkeit im hinteren Drittel des Testfelds ein. Doch als günstigstes Bike im Test bringt es Robustheit, absolute Zweckmäßigkeit und einen soliden Einsatzbereich mit, der vor allem für Einsteiger, Bikepacking-Fans und Langstrecken-Enthusiasten in Ordnung geht.

Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Komfort

  1. straff
  2. komfortabel

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

FOCUS
ATLAS 6.8

Größe: XS S M L XL
Gewicht: 10,65 kg
Preis: 2.199 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Alltag/Commute 3

Unser Fazit zum FOCUS ATLAS 6.8

Das FOCUS ATLAS 6.8 ist das Bike für alle Gravel-Neulinge, die nicht gleich ein Vermögen ausgeben wollen und trotzdem einen soliden Begleiter suchen. Dabei glänzt das Bike mit Robustheit sowie vielen Anschraubmöglichkeiten und wird dadurch zu einem echten Dauerläufer für den Bikepacking-Einsatz. Am Testsieg fährt es wegen dem hohen Gewicht und dem mangelnden Komfort aber deutlich vorbei. Andere Bikes bieten mehr Speed und Agilität in einem breiteren Anwendungsspektrum.

Tops

  • robuste Verarbeitung
  • saubere Kabelintegration
  • alle Anschraubpunkte, die man fürs Bikepacking braucht
  • intuitives Handling

Flops

  • hohes Gewicht
  • gemütliche Beschleunigung
  • geringer Komfort

Mehr Informationen findet ihr unter focus-bikes.com

Das Testfeld

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Text: Fotos: Benjamin Topf, Peter Walker