Das Curve Kevin of Steel III ist eines von zwei Stahl -Bikes im Testfeld. Neben feinen Columbus-Rohren setzt das Gravel-Bike der australischen Brand auf voluminöse 650B-Pirelli-Reifen und eine elektronische 1×11-Schaltung von Shimano. Das Credo lautet Race, Ride, Seek – ob es für das Curve aufgeht, zeigt unser Test.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest

Curve Kevin of Steel III | 10,55 kg in Größe L | Hersteller-Website

Das Curve Kevin ist sozusagen ein echter Local in diesem Vergleichstest – zumindest teilweise. Ursprünglich kommt die Bike-Schmiede Curve Bikes zwar aus dem fernen Australien, aufgebaut wurde unser Test-Bike aber direkt in Girona. Und zwar im legendären Bike-Shop The Service Course, wo Curve vertrieben wird. Die Jungs und Mädels dort sollten also wissen, was auf den Teststrecken um Girona funktioniert. Die Verarbeitung der Columbus-Stahl-Rohre geht vollkommen in Ordnung, ohne jedoch auf dem gleichen meisterhaften Niveau zu sein wie beim Stelbel.

Unser Test-Bike, das in Größe L satte 10,55 kg wiegt und in diesem Aufbau ca. 5.500 € kostet, kommt mit einer elektronischen Shimano GRX RX810 Di2-Schaltung. Für den Einsatz einer Di2-Schaltung muss das Bike speziell vorbereitet werden, denn ab Werk ist der Rahmen mit überwiegend externer Zugverlegung damit leider nicht kompatibel. Mit einer Übersetzung von 40T vorne und 11–46T hinten ist für die meisten Eventualitäten bestens vorgesorgt, steht doch etwas mehr Reserve an steilen Rampen zur Verfügung als bei den Test-Bikes mit SRAM XPLR-Schaltgruppen. Lediglich wenn es schnell wird, fehlt dem Curve ein größerer Gang.

Alles außen
Die Kabel des Curve verlaufen – bis auf ein kleines Stück in der Gabel – komplett außen. Was für den Service von Vorteil ist, sorgt sonst eher für Stirnrunzeln. Besonders im Gravel-Bereich sammelt sich hier schnell viel Dreck.
Saubere Sache
Die Verarbeitung des Curve Kevin ist absolut in Ordnung. Selbst am Tretlager, wo viele Schweißnähte aufeinandertreffen, sieht alles clean aus.
Cooler geht’s nicht
Der Head-Badge am Curve Kevin sucht seinesgleichen und gehört definitiv zu den coolsten der ganzen Bike-Industrie.

Curve Kevin of Steel III

5.500 €

Ausstattung

Sattelstütze PRO Vibe
Bremsen Shimano GRX BR-RX810 160/140 mm
Schaltung Shimano GRX RX815 Di2 1x11
Vorbau PRO PLT 80 mm
Lenker PRO Vibe 420 mm
Laufräder ENVE G27
Reifen Pirelli Cinturato Gravel M 650 x 50B

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 10,55 kg

Besonderheiten

Göttlicher Headbadge
50 mm breite 650B-Reifen
Kann auch Reifen bis 700x45C aufnehmen
Kann einen Frontgepäckträger aufnehmen


Viel Platz
Die Hoods der Shimano GRX Di2-Schaltung sind sehr lang und bieten eine super Ergonomie. Auch Menschen mit breiten Fingern bekommen damit 3 Finger hinter den Bremsgriff.
Alles da
Gepäckträger, Schutzblech, Licht – am Curve Kevin wird nicht mit Anschraubpunkten oder Befestigungsmöglichkeiten gegeizt. Auch an der Gabel befinden sich beidseitig drei Bohrungen.
Klein aber fein
Das Curve Kevin ist das einzige Bike, bei dem wir die 140-mm-Bremsscheibe am Heck durchgehen lassen. Durch den Einsatzbereich, der nicht auf Topspeed und absolute Performance abzielt, sondern eher auf verspielte Handling-Strecken, reichen die aus.

Der Name ist Programm – mit dem Curve Kevin of Steel III braucht man sich um seinen Ruf keine Sorgen zu machen und kann ganz unerzogen über die Trails ballern.

Bei den Reifen kommt der Pirelli Cinturato Gravel M in 650x50B zum Einsatz, der mit seinen gröberen Stollen und auch in der Größe gut zum verspielten Charakter des Curve Kevin passt. Aufgezogen sind die Reifen auf ENVE G27-Gravel-Laufrädern. Die sind leicht und haben sehr großzügige 27 mm Innenmaulweite. Damit stützen sie den voluminösen Reifen gut ab und sind eine ausgezeichnete Basis für den groben Gravel-Einsatz.

Größe XS S M L XL
Sattelrohr 500 mm 530 mm 560 mm 580 mm 595 mm
Oberrohr 542 mm 555 mm 565 mm 575 mm 590 mm
Steuerrohr 115 mm 125 mm 136 mm 150 mm 170 mm
Lenkwinkel 71,0° 71,5° 71,5° 72,0° 72,0°
Sitzwinkel 73,0° 73,0° 73,0° 73,0° 73,0°
Kettenstrebe 432 mm 432 mm 432 mm 432 mm 432 mm
BB Drop 70 mm 70 mm 70 mm 68 mm 68 mm
Radstand 1.018 mm 1.027 mm 1.037 mm 1.043 mm 1.059 mm
Reach 372 mm 381 mm 388 mm 394 mm 403 mm
Stack 554 mm 565 mm 575 mm 591 mm 608 mm
Helm MET Allroad Mips | Brille Oakley Sutro Lite Sweep | Shirt Albion Long Sleeve Jersey
Hose Albion Three Season Tights | Schuhe Giro Sector

Beim Lenker setzt die Crew vom Service Course auf einen PRO Vibe-Alu-Lenker mit einer Breite von 420 mm. Das ist zwar grundsätzlich ein solider Lenker, der durch seine Kompaktheit optisch auch gut ins Bild des Curve passt – leider aber nur optisch. Zum Charakter des Bikes und zum Gravel-Einsatz passt er nämlich in der Breite und ohne Flare nicht gut.

Mit dem vergleichsweise schmalen Lenker geht auch eine gute Portion Kontrolle und Sicherheit verloren. Das ist aber auch der einzige Abzug, den es für das Curve in dieser Kategorie gibt. Sonst wirkt das Bike durch seine stabile Bauweise unzerstörbar, bietet guten Grip in Kurven und beim Bremsen und sorgt mit einem gutmütigen Handling für ein insgesamt hohes Vertrauen. Mit diesem Vertrauen im Hinterkopf kann man dann auch die Grenzen des verspielten Handlings ausloten. Das Curve Kevin ist dabei ein agiles Bike, das zwar durch seine voluminösen 650B-Reifen nicht die beste Präzision bietet. Dafür glänzt es aber mit Agilität, lenkt willig und direkt ein und steht dabei besonders auf kleinere Radien und häufige Richtungswechsel. Und obwohl das Bike damit zu den verspieltesten im gesamten Testfeld zählt, ist die Laufruhe und der Geradeauslauf bei höheren Geschwindigkeiten absolut in Ordnung. Nur bei langsamer Fahrt sollte immer eine Hand am Lenker sein.

Im Geschwindigkeitsspektrum bewegt man sich mit dem Curve Kevin meistens nicht am oberen Extrem. Das liegt zum einen am Charakter des Bikes, der technisch-verspielte Strecken bevorzugt. Zum anderen aber auch am eher behäbigen Antritt und Durchzug – diese beiden Werte liegen im hinteren Drittel des Testfelds. Dazu tragen das hohe Gewicht des Bikes sowie die voluminösen Pirelli-Reifen bei. Diese haben zwar trotz ihrem groben Profil eine fast glatte Lauffläche und sorgen damit für ordentliche Effizienz. Trotzdem ist Highspeed nicht das Forte des Curve. Wenn das Bike nicht in Kurven spielen darf, dann rollt es am liebsten bei mittleren Geschwindigkeiten entspannt dahin.

Tuning-Tipp: breiterer Lenker mit Flare für mehr Kontrolle

Auch beim Komfort des Curve spielen die Reifen eine wichtige Rolle. Durch ihr großes Volumen bieten sie – zusammen mit der guten Eigendämpfung des Rahmens – ein ausreichendes Komfortniveau, das Vibrationen und kleine Schläge sehr gut schluckt und auch gröbere Schläge spürbar entschärft. Bei solchen voluminösen Reifen wird der richtige Luftdruck umso wichtiger. Ist er zu gering, wird das Bike schnell schwammig, fährt man mit zu hohem Luftdruck, geht der Komfort schnell in die Knie – wegen der kleinen 650B-Reifen holpert es dann vor allem bei groben Schlägen stark. Mit optimal eingestellten Reifen bietet das Curve aber ausreichend Komfort und Spaß auf Gravelpisten.

Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Komfort

  1. straff
  2. komfortabel

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

Curve
Kevin of Steel III

Größe: XS S M L XL
Gewicht: 10,55 kg
Preis: 5.500 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Alltag/Commute 3

Unser Fazit zum Curve Kevin GRX Di2

Das Curve Kevin ist ein verspieltes Fun-Bike, das vor allem auf winkligen Flow-Trails oder kurvigen Schotter- und Forstpisten Spaß macht, auf denen es auch gerne viel auf- und abgehen darf. Hier überzeugt es mit einem quirligen Handling, das auf die richtige Reifenwahl und ausreichend Komfort trifft. Wer Gravel-Highspeed sucht oder auch gerne mal sportlich Allroad fährt, sollte sich bei schnelleren Bikes aus dem Vergleichstest bedienen. Für den Testsieg ist der Einsatzbereich des Curve damit insgesamt zu schmal.

Tops

  • Laufräder mit sehr großer Innenmaulweite
  • verspielter Charakter macht im Gelände Spaß
  • Optik erinnert an Oldschool-Mountainbikes

Flops

  • zu schmaler Lenker ohne Flare
  • Gewicht sorgt für behäbigen Antritt

Mehr Informationen findet ihr unter curvecycling.com.au

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest

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Text: Fotos: Benjamin Topf, Peter Walker