Das Falkenjagd Aristos R ist eines der Bikes, das optisch sofort aus dem Testfeld heraussticht. Mit seinen betörenden Titan-Formen und Details aus dem 3-D-Drucker kann man es einfach nicht übersehen. Doch kann das Gravel-Bike der deutschen Bike-Schmiede auch mit seiner Performance hervorstechen? Unser Test liefert die Antwort!
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
Präzision, Ausdauer und Geschwindigkeit – das sind die Tugenden eines Falken, die sich findige Jäger bei der Jagd mit den Greifvögeln zunutze machen. Und genau auf die soll der Name der Titan-Bike-Schmiede aus Garching bei München anspielen. Präzision ist jedenfalls auch bei der Rahmenproduktion des Falkenjagd Aristos R im 3-D-Druckverfahren nötig – und wenn wir uns die perfekte Verarbeitung des Bikes anschauen, ist die auch zur Genüge vorhanden. Nachdem wir das Falkenjagd Aristos R (zum Test) in unserer letzten Ausgabe bereits einem ausführlichen Einzeltest unterzogen haben, muss es sich jetzt dem Vergleich mit den besten Gravel-Bikes des Jahres stellen.
Im Rahmen selbst verbergen sich neben den Anschraubpunkten für zwei Flaschenhalterungen im Rahmendreieck Vorbereitungen für Schutzbleche, einen Gepäckträger, ein Frontlicht und sogar für die Verkabelung des Nabendynamos. Bei Schaltung und Bremse vertraut Falkenjagd auf die Campagnolo EKAR, die mechanische 1×13-Gravel-Gruppe der Italiener, die mit einer Übersetzung von 38 T vorne und 9–42 T hinten etwas mehr Bandbreite hat als die SRAM XPLR-Gruppen im Test. Das zahlt sich vor allem bei schneller Fahrt aus. Die größte Schwachstelle der Schaltung bleibt, dass sie schwierig einzustellen und oft vergleichsweise hakelig und schwammig im Schaltvorgang ist. Durch Verbesserungen in der Produktion funktionieren neuere Modelle der EKAR aber schon deutlich besser als die ersten Chargen.
Falkenjagd Aristos R
8.484 €
Ausstattung
Gabel mm
Sattelstütze Falkenjagd Titan
Bremsen Campagnolo EKAR 160/160 mm
Schaltung Campagnolo EKAR 1x13
Vorbau Falkenjagd Titan 100 mm
Lenker Parapera 440 mm
Laufräder Parapera
Reifen Schwalbe G-One R 700 x 45C
Technische Daten
Größe XS S M L XL XXL
Gewicht 9 kg
Besonderheiten
3D gedruckter Titanrahmen mit der Formgebung moderner Carbon-Bikes
Vorbereitungen für Schutzbleche, Nabendynamo und Gepäckträger
Integration auf höchstem Niveau
3D gedruckter Vorbau aus Titan
Titan-Meisterwerk – durch 3-D-Druck werden bisher für Titan unmögliche Formen möglich. Kaum ein Bike zieht so viele Blicke auf sich!
Im Vergleich zum Modell aus dem Einzeltest hat Falkenjagd dem Aristos R einen neuen Reifen spendiert und den Schwalbe G-One Bite gegen den Schwalbe G-One R in 700x45C ausgetauscht. Und das tut dem Bike merklich gut, denn dadurch rollt es effizienter auf kompakten Untergründen, ohne an Grip und Traktion einzubüßen. Seine 45 mm hohen Carbon-Aero-Laufräder von Parapera mit 24 mm Innenmaulweite sind dabei eine gute Basis für mittelbreite Gravel-Reifen, bieten diesen eine solide Abstützung und passen optisch sehr gut zum Aristos R. Der Parapera-Alu-Lenker in 440 mm Breite und 15 mm Rise sowie 18° Flare wirkt hingegen sehr wuchtig. Wo er auf dem Oberlenker eine aufrechte Sitzposition und durch sein Flare viel Kontrolle ermöglicht, dürften die Drops etwas länger ausfallen. Etwas wuchtig ist auch das Gewicht des Bikes von glatten 9,00 kg in Größe L. Der Preis von 8.484 € geht hingegen für ein Titan-Bike dieser Güte absolut in Ordnung.
Größe | XS | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 490 mm | 510 mm | 530 mm | 550 mm | 570 mm | 600 mm |
Oberrohr | 520 mm | 535 mm | 555 mm | 570 mm | 585 mm | 600 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 125 mm | 145 mm | 160 mm | 185 mm | 200 mm |
Lenkwinkel | 70,5° | 71,5° | 71,5° | 71,5° | 71,5° | 71,5° |
Sitzwinkel | 74,5° | 77,5° | 75,0° | 75,0° | 72,5° | 72,5° |
Kettenstrebe | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
BB Drop | 78 mm | 78 mm | 75 mm | 75 mm | 73 mm | 73 mm |
Radstand | 1.022mm | 1.024 mm | 1.035 mm | 1.050 mm | 1.061 mm | 1.076 mm |
Reach | 375 mm | 374 mm | 379 mm | 390 mm | 392 mm | 403 mm |
Stack | 541 mm | 560 mm | 576 mm | 591 mm | 612 mm | 629 mm |
Der Lenker mit seinem Rise sorgt für ein stelziges Fahrgefühl an der Front und für verminderten Druck auf dem Vorderrad, was bei sehr aggressiv gefahrenen Kurven ein Problem sein kann. Auch der leichte Toe-Overlap will beachtet werden. Ansonsten überzeugt das Bike aber mit einem hohen Vertrauen in den allermeisten Fahrsituationen. Das liegt zum einen an der sehr guten Bremspower der Campa-Stopper, die von den Schwalbe-Reifen auf unterschiedlichstem Terrain sicher auf den Boden gebracht wird. Zum anderen wirkt der Rahmen stabil und sicher – man hat das Gefühl, auf etwas Robustem und Haltbarem zu sitzen.
Auf der Komfort-Seite spielt das Aristos R trotz der dämpfenden Eigenschaften von Rahmen und Komponenten eher im Team „Straff“. Das passt jedoch gut zum auf Vortrieb ausgelegten Charakter des Bikes. Vibrationen und kleine Schläge werden trotzdem angenehm gedämpft, lediglich gröber Schäle kommen spürbar zum Fahrer durch. Bei solchen gröberen Schlägen leidet dann auch die ansonsten sehr gute Effizienz des Falkenjagd. Zurück auf ebenerem Geläuf beschleunigt das Bike für sein Gewicht bereitwillig und hält die Geschwindigkeit sehr effizient – der kompletten Integration, den hohen Felgen und den damit einhergehenden Aero-Vorteilen sei Dank. Auch beim Handling gibt es weitgehend positive Nachrichten: Das Falkenjagd Aristos R ist direkt und präzise, ohne bei der Laufruhe Abstriche zu machen, und überzeugt so mit einem ausgeglichenen und intuitiven Handling, das sowohl erfahrenen Piloten als auch Einsteigern zu Spaß verhilft. Dabei fühlt sich das Bike vor allem in schnellen und langgezogenen Kurven wohl, ohne auf winkligeren Strecken oder Flow-Trails eine schlechte Figur zu machen.
Tuning-Tipp: Für mehr Sportlichkeit einen Lenker ohne Rise und mit etwas weniger Flare
Das Falkenjagd Aristos R sticht zwar, was seine Performance angeht, weder beim Handling noch bei Komfort oder Speed alle seine Konkurrenten aus, fährt aber als eines von wenigen Bikes in allen Kategorien in der Spitzengruppe mit. Mit diesem durch die Bank guten Abschneiden, hohem Fahrspaß, großer Bandbreite und Hammer-Optik sichert es sich verdient einen Platz auf dem Podium in diesem Vergleichstest.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Unser Fazit zum Falkenjagd Aristos R
Geschwindigkeit, Präzision, Ausdauer – Das Falkenjagd Aristos R überzeugt nicht nur mit den Eigenschaften eines Falken, sondern auch mit einem breiten Einsatzspektrum und soliden Leistungen. Somit fährt es sich in die Spitzengruppe dieses Vergleichstests und ist durch die vielen Anschraubpunkte auch eine gute Wahl für sportliches Bikepacking oder den Alltags-Commute. Wer absolute Performance will, sollte jedoch lieber ein leichteres Bike mit elektronischer Schaltung wählen.
Tops
- sehr gutes Gesamtpaket mit intuitivem Handling
- erstklassige Integration
- hochwertige Verarbeitung und Anmutung
- sehr viele Anschraubpunkte
Flops
- zu straff für raues Gelände
- Toe-Overlap
Mehr Informationen findet ihr unter falkenjagd-bikes.de
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Ultra (Zum Test) | BMC URS LT ONE (Zum Test) | Cannondale SuperSix EVO SE (Zum Test) | Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension (Zum Test) | Cervélo Áspero GRX Di2 (Zum Test) | CUBE Nuroad C:62 SLT (Zum Test) | Curve Kevin of Steel III (Zum Test) | Falkenjagd Aristos R | Felt Breed 20 (Zum Test) | FOCUS ATLAS 6.8 (Zum Test) | GIANT Revolt Advanced 0 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | ROSE BACKROAD EKAR LTD (Zum Test) | SCOTT Addict Gravel Tuned (Zum Test) | Specialized S-Works Crux (Zum Test) | Stelbel Nina XCr (Zum Test) | Storck GRIX.2 Platinum (Zum Test) | Wilier Rave SLR (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Benjamin Topf, Peter Walker