Das Ridley Kanzo Fast ist eine waschechte Aero-Gravel-Waffe. Tiefgezogene Sitzstreben und ein Aero-Cockpit sollen den Luftwiderstand senken. Schnell ist das Bike damit zweifellos, doch reichen die Gravel-Komponenten von Campagnolo auch dazu aus, um dem Bike zu einem breiten Einsatzspektrum zu verhelfen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest

Ridley Kanzo Fast | 8,24 kg in Größe M | Hersteller-Website

Das Ridley Kanzo Fast ist ein Bike, das aus der Verbindung zweier Welten entstanden ist: den Genen des hauseigenen Aero-Bikes Ridley Noah Fast und den Erfahrungen der Ridley-Ingenieure aus dem Gravel-Bereich. Entstanden ist daraus das wohl extremste Aero-Gravel-Bike, das es derzeit auf dem Markt zu kaufen gibt.

Kleine und größere hilfreiche Details im Kampf gegen den Luftwiderstand zeigen sich am ganzen Bike. Darunter die tiefgezogenen Sitzstreben, die D-förmige Sattelstütze und das einteilige Aero-Cockpit. So steht das 5.399 € teure und in Größe M solide 8,24 kg leichte Test-Bike nun dort und will es mit seiner aggressiven Geometrie mit den besten Allroundern des Jahres aufnehmen.

Für alle Wetter
An diesen Anschraubpunkten kann man die von Ridley eigens für das Kanzo Fast entwickelten Schutzbleche anbringen. Damit wird das Bike zum perfekten Allwetter-Begleiter.
Schön, schnell, zerkratzt
Der Übergang zwischen Gabel und Rahmen ist aerodynamisch vorteilhaft und sieht auch cool aus. Doch bei Fahrten durch Matsch sammelt sich in der Ritze dazwischen schnell Dreck, der den Lack beschädigen kann.
Wenig Platz
Die maximale Reifenfreiheit des Ridley Kanzo Fast ist auch aufgrund des eng an den Hinterreifen laufenden Sitzrohrs auf 42 mm limitiert. Das mag für den Speed-Gravel-Einsatz ausreichend sein, raubt dem Bike aber die Möglichkeit, mit voluminöseren Reifen ein breiteres Spektrum abzudecken.

Ridley Kanzo Fast

5.399 €

Ausstattung

Sattelstütze Ridley
Bremsen Campagnolo EKAR 160/160 mm
Schaltung Campagnolo EKAR 1x13
Vorbau Ridley G1 100 mm
Lenker Ridley G1 400 mm
Laufräder Campagnolo Shamal Carbon C21 CB
Reifen Vittoria Terreno Dry Graphene 2.0 700 x 38C

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 8,24 kg

Besonderheiten

Absolute Aero-Performance an einem Gravelbiek
400 mm schmales voll integriertes Gravel-Aero-Cockpit mit Flare
Kleine Flügel an der Gabel sollen die Turbulenzen der Vorderradnabe verringern
Super tiefe Sitzstreben für Aerodynamik im Gravel-Bereich


Schmal, aber gut
Das Aero G1-Cockpit des Ridley ist mit 400 mm Breite für den Gravel-Einsatz sehr schmal gewählt, passt aber nicht nur optisch sehr gut zum Bike. Sein Flare trägt dazu bei, dass seine Ergonomie trotzdem hoch ist.
3 Flaschen, bitte!
Anschraubpunkte sind am Ridley Kanzo Fast weniger üppig gesät als an anderen Bikes: Lediglich zwei Flaschenhalter in Rahmendreieck und eine Halterung am Unterrohr lassen sich montieren. Für ein Aero-Gravel-Bike geht das aber in Ordnung.
Kleine Aero-Helfer
Die kleinen Flügelchen an den Enden der Gabel sollen die Luftverwirbelungen der Vorderradnabe verringern und so zur guten Aerodynamik des Ridley Kanzo Fast beitragen.

Mit dem Ridley über die Schotterpisten fliegen und die Daunenjacke als Bremsfallschirm missbrauchen – Gegensätze sind geil. Oder: Beim Graveln ist alles erlaubt!

Dazu setzt es auf eine mechanische 1×13 Campagnolo EKAR-Schaltung, die mit 38 T vorne und 9–42 T hinten eine ordentliche Bandbreite bietet. Für den Allround-Einsatz dürfte für steile Anstiege die größere EKAR-Kassette mit 10–44 T verbaut sein, während für den eigentlichen Highspeed-Charakter des Bikes ein größeres Kettenblatt mit 40 T oder 42 T sinnvoll wäre. Wie die anderen Bikes im Test, die auf die Campagnolo-Schaltung vertrauen, hat auch das Ridley Probleme bei der Präzision der Schaltvorgänge. Zu oft verhakelt sich die sensible Mechanik der italienischen Schaltung. Vor allem im rauen Gelände ist das ärgerlich und sorgt bisweilen für nervöse Momente. Für raues Geläuf ist auch der 400-mm-Lenker des Ridley Aero G1-Cockpits zu schmal, um ein hohes Maß an Kontrolle zu vermitteln. Das sind aber die beiden einzigen kleinen Abzüge in der Kategorie Sicherheit.

Größe XS S M L XL
Sattelrohr 470 mm 495 mm 520 mm 545 mm 570 mm
Oberrohr 522 mm 547 mm 565 mm 587 mm 601 mm
Steuerrohr 115 mm 144 mm 168 mm 197 mm 221 mm
Lenkwinkel 71,0° 71,0° 71,5° 71,5° 72,0°
Sitzwinkel 74,5° 73,5° 73,0° 72,5° 73,0°
Kettenstrebe 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm
BB Drop 74 mm 72 mm 72 mm 70 mm 70 mm
Radstand 1.001 mm 1.017 mm 1.026 mm 1.044 mm 1.053 mm
Reach 373 mm 380 mm 385 mm 393 mm 400 mm
Stack 537 mm 563 mm 587 mm 613 mm 638 mm
Helm KASK UTOPIA | Brille Alba Optics Delta | Jacke Pas Normal Studios Escapism Down Jacket
Hose Pas Normal Studios Defend Bibs | Schuhe Adidas The Gravel Shoe | Socken Adidas Sport Socks

Ansonsten sorgen die Campagnolo EKAR-Bremsen mit 160-mm-Bremsscheiben an Front und Heck jederzeit für richtig viel Bremspower und gute Modulation, während die Vittoria Terreno Dry Graphene 2.0- Reifen in 700x38C die Bremspower auf Asphalt und Hardpack sicher auf den Boden übertragen. Nur auf losem Schotter leidet der Brems-Grip durch die relativ glatte Lauffläche der Reifen. Stichwort Reifen: Die tragen sowohl in puncto Komfort als auch Geschwindigkeit zum stimmigen Gesamtpaket des Ridley Kanzo Fast bei. Beim Komfort verhelfen sie dem eher straffen Rahmen zu einer angenehmen Dämpfung von kleinen Schlägen und Vibrationen. Obwohl gerade die Sattelstütze ziemlich steif ist, bleibt das Bike dadurch auch auf etwas ruppigeren Pisten kontrolliert und springt nicht zu störrisch über Unebenheiten. Bei groben Schlägen kommt der Komfort dann jedoch schnell ans Limit.

In Sachen Geschwindigkeit sorgen die Vittoria-Pneus dafür, dass die Aero-Gains des Rahmens nicht in hohem Rollwiderstand verpuffen. Nachdem das Kanzo Fast im Antritt einige Meter auf die spritzigsten Bikes im Testfeld verliert, ist es im Durchzug dann wieder voll bei der Musik, sammelt mit seiner Effizienz eines nach dem anderen der vor ihm liegenden Bikes wieder ein und rollt mit Tempo in der Spitzengruppe. Das gilt auf allen kompakten Untergründen, also nicht nur auf Hardpack, sondern auch auf Asphalt aller Couleur oder Pflastersteinen.

Tuning-Tipp: Felgen mit etwas mehr Innenmaulweite und tieferem Felgenprofil für bessere Abstützung der Reifen und noch bessere Aero-Performance

Das Handling des Ridley Kanzo Fast ist genau so, wie man es von einem Aero-Gravel-Bike erwarten würde, und deshalb auch sehr intuitiv und berechenbar. Es ist vor allem für die höheren Geschwindigkeiten ausgelegt und glänzt deshalb auch mit einer Laufruhe und einem Geradeauslauf, die im Testfeld ihresgleichen suchen. Gerade bei schneller Fahrt ist deswegen schon ein deutlicher Lenkimpuls nötig, um das Bike in eine Kurve zu bewegen. Ist dieser Impuls gesetzt, überzeugt das Bike mit einem ausgewogenen, präzisen Handling, verlangt aber immer nach einer führenden Hand, besonders wenn der Untergrund rauer wird. Dabei spielt auch eine Rolle, dass es den Vittoria-Reifen auf den Campagnolo Shamal Carbon C21 CB-Laufrädern mit 21 mm Innenmaulweite etwas an der Abstützung fehlt. 21 mm Innenmaulweite kommen mittlerweile auch im Road-Bereich zum Einsatz und sind für Gravel-Bikes das unterste vertretbare Limit.

Mit seiner auf Speed getrimmten Performance schafft es das Ridley Kanzo Fast nicht, Bikes mit einem wesentlich breiteren Einsatzspektrum vom Allround-Thron zu stoßen. Vor allem in technisch schwierigem Gelände oder auf flowigen Trails kommt das Bike dazu zu schnell ans Limit und ist bei der maximalen Reifenfreiheit von 42 mm zu limitiert. Trotzdem ist das Ridley ein Gewinner in diesem Test, ist es doch eines der konsequentesten und durchdachtesten Bikes für einen schnellen Ritt über Hardpack im American-Gravel-Style. In dieser Rolle zaubert es jedem ein Lächeln auf die Lippen.

Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Komfort

  1. straff
  2. komfortabel

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

Ridley
Kanzo Fast

Größe: XS S M L XL
Gewicht: 8,24 kg
Preis: 5.399 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Alltag/Commute 3

Unser Fazit zum Ridley Kanzo Fast

Das Ridley Kanzo Fast ist das konsequenteste Aero-Gravel-Bike im Vergleichstest und macht so auch richtig Tempo, solange der Untergrund nicht zu rau und die Kurven nicht zu technisch werden. Damit ist es das richtige Bike für alle, die einfach nur schnell über Schotterautobahnen brettern wollen. Wer mehr Offroad-Performance und Sicherheit auf technischen Trails sucht, der sollte sich für ein Bike mit Federelementen und mehr Reifenfreiheit entscheiden.

Tops

  • aggressiver Aero-Look am Gravel-Bike
  • absoluter Speed auf festgefahrenen Untergründen
  • erstklassige Integration
  • sehr hohe Laufruhe

Flops

  • teils hakelige Campagnolo-Schaltung
  • zu geringe Reifenfreiheit
  • mangelnde Offroad-Performance

Mehr Informationen findet ihr unter ridley-bikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest

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Text: Fotos: Benjamin Topf, Peter Walker