SCOTT schickt mit dem 8.999 € teuren Addict Gravel Tuned ein wirklich edles Gravel-Bike mit maximalem Level an Integration in den Test. Aber ist das Addict eher eine Gravel-Race-Maschine oder kann es wie ein waschechtes Schweizer Taschenmesser mit guten Allround-Eigenschaften punkten? Wir haben es herausgefunden.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
Das neue Addict Gravel Tuned sieht nicht nur schnell aus, sondern soll es auch sein. Zu diesem Zweck wartet es mit aerodynamischen Features, einem geringen Gewicht, optimaler Kraftübertragung und direktem Handling auf. Auch optisch macht das Gravel-Bike durch das maximale Maß an Integration und die edle Lackierung richtig viel her. Wie schon das SCOTT Addict eRide Premium (zum Test) versteckt es sämtliche Kabel gekonnt in Rahmen und Cockpit.
Die Tuned-Version ist das Topmodell der Addict Gravel-Reihe. Deshalb wird der Carbon-Rahmen nicht aus den herkömmlichen HMF-Carbonfasern hergestellt, sondern aus sogenannten HMX-Carbonfasern, die über 20 % mehr Steifigkeit aufweisen sollen als andere Fasern derselben Gewichtsklasse. Unser Test-Bike ist mit der kabellosen High-Performance-Schaltgruppe SRAM RED eTap AXS ausgestattet. Der 2-fach-Antrieb bietet eine Übersetzung mit der Kombination aus 46–33T vorne und 10–36T hinten und die Gangsprünge sind fein unterteilt. Bei hoher Geschwindigkeit kann man lange mittreten, gleichzeitig lassen sich auch steile Rampen ausreichend leichtgängig meistern. Den integrierten Powermeter in der Kurbel zum Messen der Leistung gibt es ab Werk dazu – er passt sehr gut zum sportlichen Performance-Charakter des Bikes. Und was kostet das Ganze? Für einen Preis von 8.999 € dürft ihr das SCOTT Addict Gravel Tuned euer Eigen nennen.
SCOTT Addict Gravel Tuned
8.999 €
Ausstattung
Sattelstütze Syncros Duncan
Bremsen SRAM RED eTap AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM RED eTap AXS XPLR 2x12
Vorbau Syncros Creston iC SL X 103 mm
Lenker Syncros Creston iC SL X 420 mm
Laufräder DT Swiss GRC1400 SPLINE
Reifen Schwalbe G-One R 700 x 45C
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 8,12 kg
Besonderheiten
Komplette Integration auf Top-Niveau
Einteiliges Aero-Cockpit
Vorbereitung für Schutzbleche
Serienmäßiger beidseitiger Powermeter verbaut
Integrationsweltmeister – das SCOTT Addict Gravel Tuned versteckt alle Leitungen gekonnt vor dem Auge des Betrachters.
Mit dem 420 mm breiten einteiligen Syncros Creston iC SL X-Cockpit aus Carbon hebt SCOTT das Thema Integration am Gravel-Bike aufs nächste Level. Außerdem hat man durch die guten Dämpfungseigenschaften und das hohe Maß an Ergonomie stets alles fest im Griff.
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 477 mm | 507 mm | 528 mm | 546 mm | 566 mm |
Oberrohr | 518 mm | 535 mm | 555 mm | 579 mm | 593 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 122 mm | 140 mm | 166 mm | 187 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 70,0° | 71,0° | 71,0° | 71,0° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
BB Drop | 71 mm | 71 mm | 71 mm | 71 mm | 71 mm |
Radstand | 1.009 mm | 1.023 mm | 1.029 mm | 1.049 mm | 1.064 mm |
Reach | 374 mm | 378 mm | 387 mm | 398 mm | 406 mm |
Stack | 519 mm | 544 mm | 565 mm | 590 mm | 610 mm |
Die Schweizer sind bekannt für ihre High-Performance-Bikes – da verwundert es nicht, dass das SCOTT Addict Gravel Tuned leichtfüßig lossprintet. Mit einem bereitwilligen Antritt wird das 8,12 kg leichte SCOTT in Größe 56 beschleunigt und geht aus jeder Situation spritzig und direkt nach vorne. Ist es auf Geschwindigkeit gebracht, lässt die sich auch gut halten und man ist mit einer hohen Effizienz unterwegs. Selbst die relativ grobstolligen Reifen tun der Sache keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Die Schwalbe G-One R in 700 x 45 C eignen sich super für flotte Gravel-Ausfahrten. Die Pneus überzeugen durch die gleichmäßig verteilten Stollen mit gutem Grip, auch im Antritt auf feinem, losem Schotter, und sie sind im Grenzbereich berechenbar. Zum sportlich-straffen Charakter des Bikes passen die nach vorn gerichtete Sitzposition sowie der schmale und aggressive Lenker. Und trotzdem sitzt man angenehm zentriert im Rad. Ein gewisser Grundkomfort kommt hauptsächlich über die Anbauteile zustande. Vor allem das Cockpit überzeugt mit einer tollen Ergonomie und einer guten Vibrationsdämpfung. Auch die Schwalbe-Pneus wissen hochfrequente Unebenheiten effizient zu schlucken. Leider reicht der gesamte Komfort nicht aus, um das SCOTT auf groben Schotterpisten oder sehr langen Rides entspannt zu fahren.
Das SCOTT Addict Gravel Tuned vermittelt viel Sicherheit und Souveränität durch sein ehrliches und straffes, aber dennoch gedämpftes Gesamtkonzept. Für zuverlässige Verzögerung sorgt die SRAM RED eTap AXS HRD-Bremsanlage, die mit zwei 160-mm-Bremsscheiben für genug Standfestigkeit und Bremspower sorgt. Für zusätzliche Sicherheit sorgen die grobstolligen Reifen mit gutem Grip, die auf DT Swiss GRC1400 SPLINE Carbon-Laufräder aufgezogen sind.
Tuning-Tipp: ausreichend Core-Trainingseinheiten, um dem straffen und sportlichen Charakter des Bikes etwas entgegensetzen zu können
Das Addict Gravel Tuned glänzt mit einem verlässlichen Geradeauslauf, mit dem sich vor allem schnelle Geraden und langgezogene, offene Kurven gut fahren oder geradezu carven lassen. Trotz der breiten Reifen lässt sich das Bike gleichzeitig präzise steuern. Es punktet mit einem agilen und ausgeglichenen Handling zwischen Front und Heck, aber man wird auch nicht mit einem Übermaß an Direktheit überfordert. Hier findet SCOTT eine sehr gute Balance zwischen Laufruhe und Agilität. Der Performance-Charakter des Bikes wird durch die Pneus zu gewissen Teilen entschärft und somit massentauglich. Auf ruppigen und groben Untergründen sorgt die straffe Abstimmung des SCOTT allerdings für ein herausforderndes Handling – hier muss man genau wissen, was man tut.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Unser Fazit zum SCOTT Addict Gravel Tuned
Das SCOTT Addict Gravel Tuned glänzt mit einer direkten Beschleunigung, einer hohen Effizienz, einem ausgewogenen Handling und macht richtig Bock auf glatten und ebenen Schotterstraßen mit lang gezogenen Kurven. Außerdem setzt es in Sachen Integration zweifelsohne Maßstäbe. Auf grobem Schotter und im Langstreckenmodus muss man sich auf Abstriche im Komfort einstellen. Die Allround-Eigenschaften werden durch diese Faktoren limitiert, deshalb kann sich das SCOTT nicht auf dem Treppchen platzieren.
Tops
- sehr ausgewogenes Handling auf Hardpack und Asphalt
- hohe Effizienz auf kompakten Untergründen
- Integration auf Top-Niveau
- 2-fach passt gut zum sportlichen Charakter des Bikes
Flops
- limitierter Langstreckenkomfort
- ist auf grobem Schotter fordernd
Mehr Informationen findet ihr unter scott-sports.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Ultra (Zum Test) | BMC URS LT ONE (Zum Test) | Cannondale SuperSix EVO SE (Zum Test) | Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension (Zum Test) | Cervélo Áspero GRX Di2 (Zum Test) | CUBE Nuroad C:62 SLT (Zum Test) | Curve Kevin of Steel III (Zum Test) | Falkenjagd Aristos R (Zum Test) | Felt Breed 20 (Zum Test) | FOCUS ATLAS 6.8 (Zum Test) | GIANT Revolt Advanced 0 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | ROSE BACKROAD EKAR LTD (Zum Test) | SCOTT Addict Gravel Tuned | Specialized S-Works Crux (Zum Test) | Stelbel Nina XCr (Zum Test) | Storck GRIX.2 Platinum (Zum Test) | Wilier Rave SLR (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Mike Hunger Fotos: Benjamin Topf, Peter Walker