Allroad meets Gravel – Wilier will mit dem Rave SLR beide Welten miteinander vereinen. Die Italiener setzen auf einen sportlichen Carbon-Rahmen, der wahlweise mit Road- oder Gravel-Komponenten ausgestattet werden kann. Wie sich das Gravel-Bike mit einteiligem Cockpit im Vergleichstest schlagen kann, lest ihr hier.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
Eine allgemein anerkannte Wahrheit lautet: Mit dem Tausch des jeweiligen Laufrad-Systems kann ein Bike an den Einsatzbereich angepasst werden. Wilier überträgt diesen Gedanken auch auf weitere Komponenten wie Schaltgruppen und Cockpits. Denn das Wilier Rave SLR soll im Zuge dieser Philosophie zwei Seelen haben: eine für Allroad und eine für Gravel, die beide die komplette Integration wie das klare Design gemein haben. Beim Rahmen kommt dieselbe Carbonmischung aus hochwertigsten Carbon-Fasern zum Einsatz wie beim Filante SLR. So soll sich das Rave SLR auf höchstem Niveau bei Gewicht, Compliance und Handling bewegen. Bei der Ausstattung unseres Test-Bikes setzt Wilier auf die hochwertige und elektrische SRAM Force eTap AXS XPLR-Schaltgruppe. Die 1×12-Übersetzung mit 40T-Kettenblatt und 10–44T-Kassette passt gut zum Einsatzbereich und Charakter des Bikes und bergauf hat man dadurch in den meisten Fällen einen passenden Gang parat. Nur bergab oder auf sehr schnellen Asphaltstrecken wird die Luft bzw. der Gang etwas dünn und ein schwererer Gang könnte nicht schaden.
Bei den Bremsen vertrauen die Italiener ebenfalls auf eine Anlage aus dem Hause SRAM: Die Force eTap AXS HRD lässt in Kombination mit 160-mm-Scheiben an Front und Heck in Sachen Bremspower und Dosierbarkeit absolut keine Wünsche offen. Das 8.400 € teure Test-Bike in Größe L wiegt gerade mal 7,70 kg, wodurch es nach dem Specialized S-Works Crux und trotz dem hohen Maß an Integration das zweitleichteste Bike im Test ist.
Wilier Rave SLR
8.400 €
Ausstattung
Sattelstütze Rave SLR Custom Made
Bremsen SRAM Force eTap AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS XPLR 1x12
Vorbau J-Bar Integrated Carbon 111 mm
Lenker J-Bar Integrated Carbon 450 mm
Laufräder Miche Carbo Graff
Reifen Vittoria Terreno Dry Graphene 2.0 700 x 38C
Technische Daten
Größe XS S M L XL XXL
Gewicht 7,7 kg
Besonderheiten
einteiliges Cockpit mit speziellem Vorbau
Erstklassige Integration der Bremsleitungen
Mit anderen Komponenten wird es zum Allroad-Bike
Allroad und Gravel in einem – durch den sportlichen Carbon-Rahmen verwischen die Grenzen zwischen den beiden Welten.
Das Cockpit namens J-Bar erinnert eher an ein Y als an ein J. Name hin oder her, die Form ermöglicht eine saubere Integration der Leitungen und sorgt zudem für eine gute Aerodynamik. Aufgrund der einteiligen Konstruktionsweise des Cockpits ist die Anpassbarkeit limitiert, doch will Wilier hier mit dem hauseigenen Bike-Fitting-System ACCUFIT für jeden Fahrer eine passende Lösung parat haben. Muskelschmalz ist für die starke Klemmung der Sattelstütze notwendig, denn sie muss noch stärker angezogen werden als die angegebenen 10 Nm des Herstellers.
Größe | XS | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 510 mm | 527 mm | 545 mm | 561 mm | 579 mm | 597 mm |
Sitzrohr | 450 mm | 480 mm | 500 mm | 520 mm | 540 mm | 560 mm |
Steuerrohr | 98 mm | 118 mm | 134 mm | 154 mm | 172 mm | 190 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 70,0° | 71,0° | 71,0° | 71,5° | 72,0° |
Sitzwinkel | 75,0° | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,0° | 72,5° |
Kettenstreben | 421 mm | 422 mm | 423 mm | 423 mm | 425 mm | 427 mm |
Radstand | 997 mm | 1.012 mm | 1.017 mm | 1.031 mm | 1.041 mm | 1.051 mm |
Reach | 370 mm | 377 mm | 384 mm | 391 mm | 398 mm | 405 mm |
Stack | 513 mm | 532 mm | 551 mm | 570 mm | 589 mm | 608 mm |
Durch die zwei Einsatzbereiche für Allroad und Gravel hat das Rave SLR einen sportlichen Charakter – und der macht sich gleich auf den ersten Metern bemerkbar. Dank hoher Steifigkeit und dem geringen Gewicht lässt sich das Bike ausgesprochen bereitwillig beschleunigen. Im mittleren Geschwindigkeitsbereich glänzt es mit einem starken Durchzug und macht ordentlich Tempo. Das Wilier lässt sich gut auf Geschwindigkeit halten und punktet mit einer guten Effizienz, die im vorderen Drittel des Testfelds mitspielt. Wer Speed will, muss ihn auch kontrollieren, und das schafft das Wilier!
Ein großes Sicherheitsplus liefern sowohl die standfeste Bremse als auch die Vittoria Terreno Dry Graphene 2.0-Reifen in der Größe 700 x 38C, die auf den Miche Carbo Graff-Carbon-Laufrädern sehr gut ihren Dienst verrichten. Die Pneus überzeugen mit einem guten Grip-Niveau auf losen Untergründen, egal ob trocken oder feucht. Erst bei sehr nassen Untergründen geraten sie an ihre Grenzen. Mit dem breiten Lenker von 450 mm hat man jede Situation unter Kontrolle und das ausbalancierte Handling zwischen Front und Heck sorgt für ein hohes Sicherheitsempfinden.
Tuning-Tipp: zweiteilige Lenker-Vorbau-Kombination für bessere Anpassbarkeit
Das Rave SLR begeistert mit einem sportlich-direkten, aber dennoch ausgewogenen Handling, das viel Fahrspaß liefert. Kurven können dadurch präzise ausgesteuert werden und man trifft auch mit hohen Geschwindigkeiten die richtige Linie. Auf ruppigen Passagen kann das Bike mit einer guten Laufruhe punkten. Insgesamt bietet es ein stimmiges Gesamtkonzept aus Agilität und Laufruhe, ohne zu direkt zu wirken oder zu überfordern. In Sachen Komfort glänzt es mit einer angenehm zentralen Sitzposition, die nicht zu gestreckt oder zu aufrecht ausfällt. So lassen sich auch bequem längere Strecken im Sattel zurücklegen. Dazu trägt auch die sehr gute Eigendämpfung bei, die durch viele Komfortquellen wie das Rahmenset selbst und die Reifen erzeugt wird. Die Vibrationsdämpfung auf festgefahrenen Untergründen ist gut, sobald es aber über loses Geröll oder grobe Wurzelteppiche geht, kommt das Rave SLR an sein Limit und Schläge werden deutlich an den Piloten weitergereicht. Alles in allem wird ein hohes Level an Komfort bereitgestellt, ohne dabei an Sportlichkeit einzubüßen. Das Wilier Rave SLR ist für schnelle Runden geschaffen, hauptsächlich auf festgefahrenen oder kompakten Untergründen. Leichte Trails kann man zwar problemlos fahren, kommt dabei jedoch schnell ins Underbiking.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Unser Fazit zum Wilier Rave SL
Das Wilier Rave SLR überzeugt mit einem guten Antritt, einem starken Durchzug und einem direkten, aber dennoch ausgewogenen Handling. Schnelle Runden auf Hardpack machen mit ihm so richtig Spaß. Auch leichten Trails steht nichts im Wege, das gilt jedoch nur mit einer erfahrenen Hand am Steuer. Die Integration ist auf gutem Niveau, für die Allround-Eigenschaften hat das Rave SLR aber zu wenig Anschraubpunkte und ist durch das Cockpit etwas eingeschränkt.
Tops
- gute Integration
- cleanes Design
- ausgeglichenes Handling
- Komfort trotz Sportlichkeit
Flops
- Cockpit kann nur beim Kauf angepasst werden
- wenig Anschraubpunkte
- Sattelstützenklemmung rutscht durch
Mehr Informationen findet ihr unter wilier.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2022 – 19 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Ultra (Zum Test) | BMC URS LT ONE (Zum Test) | Cannondale SuperSix EVO SE (Zum Test) | Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension (Zum Test) | Cervélo Áspero GRX Di2 (Zum Test) | CUBE Nuroad C:62 SLT (Zum Test) | Curve Kevin of Steel III (Zum Test) | Falkenjagd Aristos R (Zum Test) | Felt Breed 20 (Zum Test) | FOCUS ATLAS 6.8 (Zum Test) | GIANT Revolt Advanced 0 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | ROSE BACKROAD EKAR LTD (Zum Test) | SCOTT Addict Gravel Tuned (Zum Test) | Specialized S-Works Crux (Zum Test) | Stelbel Nina XCr (Zum Test) | Storck GRIX.2 Platinum (Zum Test) | Wilier Rave SLR
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
Text: Mike Hunger Fotos: Benjamin Topf, Peter Walker