Gravel-Bikes sind Hype und liegen voll im Trend. Doch Gravel-Bike ist nicht gleich Gravel-Bike! Wie findet man im Produkt-Dschungel aus verschiedensten Modellen, ständigen Produkt-Neuheiten und Sonderangeboten das für sich passende Modell? Mit unserer ausführlichen Gravel-Bike-Kaufberatung helfen wir euch bei Entscheidungsfindung und Kauf.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist ein Gravel-Bike? Bloßer Hype oder sinnvolle Investition?
  2. Welches Gravel-Bike ist das richtige für mich oder besser gesagt: Welcher Gravel-Typ bin ich?
  3. Hype ist unsere Religion – Das Trend-Gravel-Bike
  4. Gravel-Bike vs. Cyclocrosser (CX)
  5. Ist ein E-Gravel-Bike das richtige Rad für euch?
  6. Was kostet ein gutes Gravel-Bike?
  7. Wo finde ich die neuesten Gravel-Bikes? Was ist das beste Gravel-Bike 2021?
  8. Die wichtigsten Tipps für den Kauf eines Gravel-Bikes
  9. Das Gravel-Bike online oder beim lokalen Fachhandel kaufen?
  10. Sind gebrauchte Gravel-Bikes zu empfehlen?
  11. Die 0-%-Finanzierung durch den Bike-Handel oder -Hersteller
  12. Mieten statt Kaufen – Das Gravel-Bike-Abo
  13. Was sind die Folge- bzw. Wartungskosten eines Gravel-Bikes?
  14. Welche Pedale sind die richtige Wahl für euer Gravel-Bike?
  15. Schlauch oder Dichtmilch – Sollte ich meine Gravel-Bike-Reifen tubeless fahren?
  16. Welche Laufradgrößen- und Reifenkonzepte gibt es beim Gravel-Bike?
  17. Was ist der perfekte Antrieb fürs Gravel-Bike? 1-fach, 2-fach, mechanisch oder elektronisch?
  18. Rahmenmaterialien – Heavy Metal oder CFK?
  19. Aus welchem Material besteht die beste Gabel fürs Gravel-Bike?
  20. Sattelstütze am Gravel-Bike – Klassisch, gefedert oder versenkbar?
  21. Carbon-Sattelstütze
  22. Gefederte Sattelstützen
  23. Die passende Kleidung fürs Gravel-Bike

Einleitung

Gravel-Bikes sind präsenter denn je, egal ob in den heimischen Wäldern, dem Portfolio der Fahrradhersteller oder auf der Website eures liebsten Fahrradmagazins. Dieser Boom hat dazu geführt, dass die Auswahl an Gravel-Bikes exponentiell angestiegen ist. Gravel-Bikes lassen sich dabei keine festen Definitionen oder Standards vorschreiben und so verwundert es nicht, dass viele Hersteller ihre eigene Interpretation eines Gelände-Bikes mit Rennrad-Lenker entwickelt und den Markt dadurch unglaublich bunt und vielfältig gestaltet haben. Was erst mal sehr bereichernd ist, stellt euch natürlich vor eine Herausforderung beim Kauf eures Gravel-Bikes. Um frustrierende Fehlkäufe zu vermeiden, das ersparte Geld clever zu investieren und das für euch und eure Bedürfnisse perfekt geeignete Bike zu finden, haben wir in dieser Kaufberatung alle relevanten Punkte für den Kauf eines Gravel-Bikes zusammengefasst. Aber keine Sorge: Wir wollen euch kein Gravel-Bike aufschwatzen! Uns geht es darum, euch einen Überblick mit allen wichtigen Punkten an die Hand zu geben, damit ihr anschließend die beste Kauf- oder auch Nichtkaufentscheidung treffen könnt. Nehmt euch also euren Lieblingsdrink und ausreichend Zeit. Im Idealfall sollte diese investierte Zeit nicht nur die Vorfreude steigern, sondern im nächsten Schritt auch zum perfekten Gravel-Partner und einer jahrelangen Freundschaft führen. Let’s go!

Gravel-Bike-Vergleichstest 2021 (zum Test)

Was ist ein Gravel-Bike? Bloßer Hype oder sinnvolle Investition?

Ein Gravel-Bike lässt sich als Schnittstelle zwischen Rennrad und Mountainbike einordnen – die Vereinigung beider Welten. Es ist leicht, schnell und effizient auf harten Untergründen, überzeugt aber trotzdem mit viel Sicherheit im moderaten Gelände. Vielseitigkeit ist hier Trumpf! Go anywhere, do anything. Dabei ist ein Gravel-Bike nicht einfach ein adaptiertes Rennrad mit Geländereifen – und erst recht kein Cyclocrosser. Die Geometrie und damit auch die Sitzposition orientiert sich weg von einem möglichst sportlichen Charakter und setzt auf mehr Langstreckenkomfort und Sicherheit. Das Naturerlebnis steht für die meisten im Vordergrund: Rennradfahren ohne Verkehrsstau und gefährliche Straßen, weg von hupenden Blechlawinen und zentimetergenauen Überholmanövern auf hartem Asphalt.

Aber auch Racer können auf ihre Kosten kommen. Inzwischen haben sich mehrere Events und Rennen etabliert, die sich von Grinduro (zum Artikel) bis Unbound Gravel (ehemals Dirty Kanza) deutlich im Charakter unterscheiden. Dementsprechend lassen sich nicht nur Gravel-Bikes mit breiten und komfortablen Reifen ab 700 x 40C bzw. 650 x 40B finden, wie z. B. das Salsa Cutthroat GRX 600 (zum Test). Auch auf Geschwindigkeit getrimmte Bikes sind mit schmaleren 700 x 35C-Pneus erhältlich, wie z. B. das 3T Exploro Race. Gravel-Bikes haben einen großen Vorteil: Fast jedes Modell kann für mehrere Szenarien eingesetzt werden und ist damit im Vergleich zu einem Aero-Rennrad oder einem Downhill-Mountainbike universeller nutzbar. Oft reicht ein zweiter Laufradsatz mit angepasster Bereifung aus, um das Einsatzgebiet zu verdoppeln – auch mit Slicks als Rennrad, wenn der Performance-Gedanke zu Hause bleibt. Eine schöne Sache!

Welches Gravel-Bike ist das richtige für mich oder besser gesagt: Welcher Gravel-Typ bin ich?

Zuerst einmal solltet ihr euch überlegen, wo das neue Gravel-Bike eingesetzt werden soll. Welcher Fahrertyp seid ihr, welche Bikes stehen schon in eurem Keller und wo seid ihr sonst mit eurem Rad unterwegs? Auch wenn ihr im Prinzip mit jedem Gravel-Bike alles machen könnt: Es gibt natürlich Bikes, die ihre Stärken besonders im Bereich X ausspielen können, und andere Räder, die lieber auf Wegen der Kategorie Y unterwegs sind.

Im Folgenden teilen wir die Gravel-Bikes in neun Kategorien auf, erläutern die Anforderungen an die jeweiligen Räder und geben euch direkt ein paar Bikes an die Hand!

Naherholung – Ganz entspannt die Natur erleben

Egal ob mal eben kurz in den Biergarten, zum nächsten Baggersee oder auf dem Fahrradweg die Donau entlang: Das Gravel-Bike wird vorwiegend auf Schotterpisten, entlegenen Teerstraßen und auf Feldwegen ohne Zeitdruck eingesetzt. Auch vor einem Familienausflug mit den Kids darf das Bike nicht zurückschrecken und sollte seine Ambitionen auf einen Sieg beim Ortsschildsprint besser begraben. Der Genuss steht im Vordergrund und der Lack des Gravel-Bikes sollte auch mal einen Bier- oder Rotweinfleck aushalten können. 😉

RONDO BOGAN (zum Test)

Was sind die Anforderungen an ein Gravel-Bike dieser Kategorie? Neben einer aufrechten, entspannten Sitzposition ist ein hoher Fahrkomfort essenziell. Hier geht es weder um eine möglichst aerodynamische Körperhaltung noch um eine perfekte Kraftübertragung und die Jagd nach Sekunden. Viel wichtiger ist es, dass man auch nach einer längeren Ausfahrt ohne verspannten Nacken vom Rad steigt. Da das Bike auch mal als Lastenesel für die ganze Familie herhalten muss, sind ausreichend Anschraubpunkte für Gepäckträger, Taschen und Trinkflaschen hilfreich – eine entspannte Übersetzung ist bei einem vollbepackten Bike Pflicht, um auch steile Anstiege zu bewältigen. Wer darauf Wert legt, ohne Schlammspritzer am Ausflugsziel anzukommen, wird sich auch über Schutzbleche bzw. entsprechende Montagemöglichkeiten freuen. Falls euch der Nachwuchs mal wieder während der Fahrt vom vorausschauenden Blick ablenkt: Ein Bike mit einer hohen Fahrsicherheit, das kleine Fahrfehler bzw. Unachtsamkeiten verzeiht, ist hier der richtige Partner. Die perfekten Beispiele für Gravel-Bikes dieser Kategorie sind das Fern Chuck Explorer (zum Test) und das RONDO BOGAN (zum Test), die mit einer tollen Kombination aus entspannter Sitzposition, Langstreckenkomfort, Fahrsicherheit und vielen Anschraubpunkten glänzen.

Fern Chuck Explorer (zum Test)

Flow im Gelände – Mit dem Gravel-Bike über die Mountainbike-Trails heizen

Viele Mountainbiker sind auf der Suche nach einem schnellen und vielseitigen (Zweit-)Bike, das nicht nur auf Feld- und Waldwegen eine gute Figur macht, sondern auch als vollwertiger Mountainbike-Ersatz auf heimischen Trails glänzt. Aber auch Roadies wünschen sich ein Gravel-Bike, das sowohl ein Schlechtwetterersatz für ihr geliebtes Rennrad ist als auch die Fähigkeiten mitbringt, auf fast jeden Waldweg abzubiegen und den Geschwindigkeitsrausch von der Straße mit ins Gelände zu nehmen. Gerade flowige und schnelle Trails ohne große Stufen oder Sprünge sind mit einem passenden Gravel-Bike ein Garant für Dauergrinsen!

Fustle Causeway GR1 (zum Test)

Ein Gravel-Bike dieser Kategorie ist nicht nur mit einer aggressiven Geometrie ausgestattet, die mit einem flachen Lenkwinkel und einem langen Radstand deutlich die DNA eines Mountainbikes in sich trägt, sondern verfügt auch über einen Lenker mit viel Flare und einen kurzen Vorbau für Kontrolle und Agilität im Gelände. Das Rahmen-Gabel-Set bietet viel Reifenfreiheit, wodurch auch breite Reifen für ausreichend Grip im Gelände reinpassen. Im Gelände sind die Belastungen für das Material entsprechend hoch, weshalb Gravel-Bikes mit robusten Komponenten trumpfen. Für ein Plus an Komfort und Sicherheit kann wie beim Cannondale Topstone Carbon Lefty 1 (zum Test) eine Federgabel verbaut sein. Auch das BMC URS 01 ONE (zum Test) bietet die Möglichkeit, eine Federgabel nachzurüsten. Im Fall der Bremsanlage gilt: Mehr ist mehr. Große Bremsscheiben bieten auch auf einer langen Abfahrt ausreichend Sicherheitsreserven, 180 mm vorne und 160 mm hinten sollten es schon sein. Immer beliebter werden die versenkbaren Sattelstützen aus dem Mountainbike-Bereich, die es dem Fahrer auf technischen oder steilen Abfahrten ermöglichen, den Körperschwerpunkt tiefer zu verlagern. Paradebeispiele für Gravel-Bikes, die mit einer aggressiven Geometrie, sinnvollen Komponenten und einer versenkbaren Sattelstütze alles in einem Rad vereinen, sind das Fustle Causeway GR1 (zum Test), das Evil Chamois Hagar (zum Test) und das Nukeproof Digger (zum Artikel).

Evil Chamois Hagar (zum Test)

Im Geschwindigkeitsrausch – Das Gravel-Bike als Rennrad-Alternative

Kommt euch das bekannt vor? Unter der Woche plant man auf Komoot fleißig die Runde für die große Sonntagsausfahrt und auf dem Bildschirm sieht eine Straße traumhafter aus als die andere. Die Vorfreude steigt und der Wetterbericht kündigt angenehme 22 °C mit blauem Himmel ohne eine einzige Wolke an. Bereits nach den ersten 20 km folgt die Ernüchterung: Die Straßen haben mehr kraterförmige Schlaglöcher als die Mondoberfläche, die versprochenen 22 °C fühlen sich mehr nach 2,2 °C an und aus dem angeblich so blauen Himmel tropfen dicke Regentropfen auf eure nackte Haut – die Regenjacke hängt natürlich wieder gut vor Nässe geschützt im Kleiderschrank. Der Grip eurer ach so schnellen Reifen mit 700 x 25C tendiert gegen null und ihr macht nach jeder Abfahrt ohne Sturz drei Kreuze. Strava-KOMs sind sowieso seit Jahren kein Thema mehr? Dann ist ein Gravel-Bike der perfekte Partner für kommende Tagesausflüge, wenn ihr keine Lust mehr auf böse Überraschungen habt!

Cervélo Áspero (zum Test)

Ein Gravel-Bike, das als Alternative zum Rennrad eingesetzt werden soll, muss über eine sportliche Sitzposition verfügen, die nicht zu weit weg ist von der gewohnten Position auf dem bekannten Rennrad. Schließlich wollt ihr nach wie vor Gas geben und beim Ortsschildsprint das ein oder andere Rennrad hinter euch lassen. Hierfür ist nicht nur eine aerodynamische Sitzposition wichtig, sondern auch eine windschnittige Form des Bikes. Um dem Rennrad-Feeling möglichst nahezukommen, spielt neben einem geringen Gewicht auch das Handling eine große Rolle. Das Gravel-Bike sollte sich deshalb spritzig im Antritt und agil im Handling zeigen. Zwei Bikes, die all diese Rennrad-Eigenschaften auf schlechte Straßen und Schotter transferieren, sind das Specialized Diverge (zum Test) und das Cervélo Áspero (zum Test). Noch stärker in Richtung Rennrad gehen das Trek Domane SLR 9 eTap (zum Test) und das Standert Pfadfinder (zum Test).

Specialized S-Works Diverge (zum Test)

Alltagshelden – Das Gravel-Bike zum Pendeln, Einkaufen und In-die-Kneipe-Fahren

Das Auto als überholtes schwarzes Umweltsünderschaf abzustempeln wäre zu einfach. Nach wie vor führt vor allem in ländlichen Gegenden mit schwacher Infrastruktur kein Weg an Pkws vorbei und viele von uns können sich einen kompletten Verzicht nicht vorstellen. Klar, ein Lastenrad (hier geht’s zum Vergleichstest in unserem Schwestermagazin DOWNTOWN) kann eine Alternative darstellen, ist jedoch fürs tägliche Pendeln nicht die perfekte Wahl. Ein Gravel-Bike kann jedoch nicht nur als Commuter glänzen, sondern nebenbei auch noch als Packesel zum Einkaufen oder als simples Werkzeug, um im Alltag von A nach B bzw. von zu Hause in die Kneipe zu kommen. Der Zweitwagen, der sowieso nur Steuern- und Versicherungskosten frisst, kann getrost verkauft werden.

Ein Gravel-Bike für den Alltag benötigt zwingend die Möglichkeit zur Montage von Schutzblechen und Gepäckträger. Wer möchte schon gerne tropfend und mit Schlamm bespritzt im sauberen Büro ankommen und den Laptop während der Fahrt im Rucksack auf dem Rücken tragen? Auch wenn ein Bike ohne Licht im dunklen Winter eine gute Ausrede für spätes Eintreffen und frühes Abreisen in und von der Arbeit ist: Spätestens nach der leckeren Pizza und dem kühlen Erfrischungsgetränk seid ihr froh, kurz vor Mitternacht nicht ohne Lichtkegel vor euch durch die Finsternis fahren zu müssen. Eine vom Nabendynamo gespeiste Lichtanlage hat hier den großen Vorteil, unabhängig von der Steckdose zu sein und verlässlich Licht zu generieren. Das Laden einer akkubetriebenen Lampe wird einfach zu gerne mal vergessen und das Ding ist immer dann leer, wenn Neumond ist. Da das Gravel-Bike im Idealfall viele Kilometer frisst und im Realfall nicht nach jeder Regenfahrt gepflegt wird, ist ein langlebiger und robuster Aufbau wichtig, ebenso sind Reifen mit hoher Pannensicherheit Pflicht. Auf ein möglichst minimales Gewicht kann hier gerne verzichtet werden, Dauerhaltbarkeit und eine einfache Wartung sind Trumpf. In puncto Sitzposition unterscheidet sich das Gravel-Bike für den Alltag deutlich vom Rennrad und man sitzt eine ganze Ecke entspannter auf dem Rad. Sowohl das Kona Libre AL (zum Test) als auch das Felt Breed 20 (zum Test) sind die perfekten Beispiele für Gravel-Bikes, die sich nicht nur als Abenteuerräder für Schotterpisten eignen, sondern auch als verlässliche Partner für den Alltag.

Kona Libre AL (zum Test)

Kampf ums Podium – Der Gravel-Racer

Zugegebenermaßen steckt die Race-Szene im Gravel-Bereich noch in den Kinderschuhen und die Auswahl an Rennen ist vielerorts begrenzt. Während man im Rennrad- oder Mountainbike-Bereich fast in jedem Landkreis ein Event findet, muss man für ein reinrassiges Gravel-Rennen deutlich weiter reisen. Dank wachsendem Markt und der Tatsache, dass das menschliche Wesen nach Wettstreit und Anerkennung strebt, erfreut sich jedoch auch die Gravel-Race-Szene immer größerer Beliebtheit.

Specialized S-Works Diverge (zum Test)

Die Anforderungen an ein Gravel-Bike, das euch im Wettkampf wertvolle Sekunden sichert, sind auf maximale Geschwindigkeit ausgerichtet. Aerodynamik spielt gerade ab Geschwindigkeiten von mehr als 25 km/h eine wichtige Rolle, weshalb nicht nur das Rad und seine Komponenten aerodynamisch optimiert sein sollten, sondern auch die sportliche Sitzposition. Anschraubpunkte und eine große Vielseitigkeit sind zu vernachlässigen. Was hier zählt, sind ein minimales Gewicht und Reifen mit geringem Rollwiderstand. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass ein maximal steifes System nicht immer Sinn ergibt. Das Motto lautet: „Smoother is faster.“ Ein komfortables Gesamtsystem lässt euch und eure Muskulatur weniger ermüden, wodurch ihr auch für die letzten und entscheidenden Rennkilometer noch genügend Reserven in der Hinterhand habt. Ideale Vertreter dieser Gattung sind das Specialized S-Works Diverge (zum Test) und das Cervélo Áspero (zum Test), die durch ihr geringes Gewicht, ihre gute Aerodynamik und ihre hohe Effizienz Garanten für Podiumsplatzierungen darstellen – die richtigen Fahrer vorausgesetzt.

Cervélo Áspero (zum Test)

Einmal um die Welt – Das Bikepacking-Gravel-Bike

Bei vielen von uns verändert sich zunehmend das Umweltbewusstsein und damit auch die Art des Reisens. Langstreckenflüge, ferne Kontinente und fremde Kulturen sind natürlich nach wie vor reizvoll. Oft reicht jedoch schon eine kurze Anfahrt mit dem eigenen Auto, dem Zug oder sogar direkt auf dem Fahrrad, um einen unvergesslichen Urlaub in der Natur zu erleben. Bikepacking ist weltweit so beliebt wie nie und eine der schönsten, intensivsten und schonendsten Wege, unsere Erde zu erkunden.

ROSE BACKROAD (zum Test)

Gleich vorneweg: Das perfekte Rad zum Bikepacking haben wir bereits für euch im großen Bikepacking-Bike-Vergleichstest (hier geht’s zum Test) ermittelt und konnten mit dem Salsa Cutthroat (zum Test) einen würdigen Sieger küren. Das Salsa-Bike verfügt über eine komfortable und aufrechte Sitzposition. Nicht wenige Bikepacker sitzen über Wochen hinweg täglich mehr als sechs Stunden im Sattel, was nur in einer entsprechend entspannten Körperhaltung möglich ist und Freude bereitet. Außer einer möglichst hohen Anzahl an Anschraubpunkten für Getränke, Verpflegung und Gepäck ist auch eine stabile Rahmenkonstruktion wichtig, die das Mehrgewicht durch die Beladung an den sensiblen Positionen gut und sicher trägt, ohne sich aufzuschaukeln. Die Themen Vielseitigkeit und Langstreckentauglichkeit spielen beim Bikepacking-Bike ebenfalls eine große Rolle. Eine detaillierte Beschreibung aller wichtigen Eigenschaften eines Bikepacking-Bikes findet ihr hier (einfach klicken). Klickt hier für unseren Bikepacking-Crashkurs, wenn ihr alles zum Thema Bikes, Equipment, Tourenplanung und Übernachtung wissen wollt.

Salsa Cutthroat (zum Test)

Hype ist unsere Religion – Das Trend-Gravel-Bike

Für euch kommen nur die neuesten und heißesten Teile ans Rad und ihr seid die Ersten, die bei der Neuvorstellung einer schicken Komponente den Bestell-Button drücken? Der Preis ist dabei weniger wichtig, das Bike kann gerne teuer sein und sollte auf jeden Fall teuer aussehen? Dann ist beim Cruisen durch die Innenstadt Understatement das Letzte, das ihr wollt. Das Rad soll auffallen und gegen bewundernde (und neidische) Blicke habt ihr gar nichts auszusetzen.

Santa Cruz Stigmata CC (zum Test)

Im Vergleich zu den Gravel-Bikes der anderen Kategorien macht sich das Trend-Gravel-Bike nichts aus inneren Werten. Aufs Äußere kommt es an! Wer fotografiert schon ein hässliches Entlein, nur weil es sich komfortabel oder effizient fahren lässt? Bling-Bling ist angesagt und neben Hochprofil-Felgen und einer auffälligen Lackierung des Carbonrahmens sind Tanwall-Reifen ein Muss. Außergewöhnliche Features sind ebenso willkommen wie eloxierte CNC-Teile und wahnwitziger Carbon-Leichtbau. Die Sitzposition muss dabei nicht mal besonders komfortabel sein, getreu dem Motto: Wer schön sein will, leidet ja auch ganz gerne mal. Exoten wie das Festka One Gravel (zum Test), das Thomson Titan-Gravel-Bike (zum Test), das Pivot Vault Team Force (zum Test) oder das Santa Cruz Stigmata CC (zum Test) mit seinem Marken-Bling passen perfekt in diese Kategorie.

Pivot Vault Team Force (zum Test)

Überall die Finger im Spiel – Der ultimative Allrounder

Ihr könnt und wollt nur ein Bike im Keller haben, das ohne zu murren und zu knurren alles mitmacht, nach dem euch der Sinn steht? Egal ob auf dem täglichen Weg zur Arbeit, der Feierabendrunde oder dem mehrtägigen Bikepacking-Trip: Der ultimative Allrounder lässt euch nie im Stich. Spezielle Fähigkeiten in einem bestimmten Gebiet dürft ihr von ihm jedoch nicht erwarten und andere Bikes werden ihn auf Gravel-Rennen abhängen oder bei Bikepacking-Abenteuern eine bessere Figur machen.

Ein Gravel-Bike dieser Kategorie trumpft mit einer großen Portion Fahrspaß auf und vermittelt auf jedem Terrain viel Sicherheit und Vertrauen. Die Abfahrt auf einer asphaltierten Straße in schlechtem Zustand macht dabei genauso viel Spaß wie ein Ausflug ins Gelände und auf den nächsten Flow-Trail. Wichtig sind dabei ein humanes Gewicht und eine große Bandbreite der Schaltung, um auch mit Gepäck beladen einen steilen Schotteranstieg bezwingen zu können. Das Handling des Allround-Gravel-Bikes ist intuitiv und ausgewogen, weshalb auch Anfänger auf Anhieb mit dem Rad zurechtkommen. In unserem letzten Gravel-Vergleichstest haben wir den besten Allrounder gesucht und nach vielen Kilometern war den Testfahrern klar: Am OPEN WI.DE. (zum Test) führt in puncto Allround-Fähigkeiten kein Weg vorbei!

OPEN WI.DE. (zum Test)

Auf eure Bedürfnisse zugeschnitten – Der individuelle Gravel-Rahmen

Ihr fahrt schon länger Räder mit Rennradlenker, als ihr denken könnt, und habt in den letzten Jahren eine fünfstellige Zahl an Kilometern auf dem Gravel-Bike gesammelt? Dann wisst ihr vermutlich genau, was euch gefällt und welche Bikes euch weniger überzeugt haben. Falls ihr euch sogar schon ertappt habt, wie ihr im Geiste Gravel-Bikes entworfen und auf Papier skizziert habt, dann seid ihr bei einem individuellen Gravel-Rahmen genau richtig. Aber auch Menschen mit ungewöhnlichen Körperproportionen, die von der Serienproduktion vergessen wurden, finden sich in dieser Kategorie wieder und können ihr erträumtes Bike mit doppelt so viel Stack wie Reach in die Realität schweißen lassen. Das Bike für Maßanzugträger findet ihr bei kleinen Bike-Schmieden wie Fern und ihrem Fern Chuck Explorer (zum Test), bei Festka (zum Test des Festka One Gravel) oder bei Legor mit dem Legor Cicli LWTUA (zum Test).

Fern Chuck Explorer (zum Test)

Wie unterscheidet sich ein Gravel-Bike von anderen Rädern?

Auf den ersten Blick sehen die meisten Gravel-Bikes oft nur wie normale Cyclocrosser (CX-Bikes) oder Road-Bikes auf dicken Reifen aus. Doch dieser Eindruck täuscht, die Geometrien weisen teilweise starke Unterschiede auf. Im Folgenden führen wir die wichtigsten Unterschiede von Gravel-Rädern zu Cyclocross- und Mountainbikes auf.

Gravel-Bike vs. Cyclocrosser (CX)

Im Vergleich zu Gravel-Bikes sind Cyclocrosser reine Sportgeräte für kurze Rennen auf oft schlammigen Strecken. Die Reifenfreiheit ist vom UCI-Verband auf 700 x 33C reglementiert, wohingegen Gravel-Bikes ganz ohne Zwang teilweise auch Mountainbike-Schlappen bis 700 x 55C aufnehmen. Während beim Road- und Cyclocross-Bike Sitz- und Lenkwinkel sehr ähnlich sind und der Stack recht niedrig ist, finden sich an Gravel-Bikes meist flachere Lenkwinkel für mehr Spurstabilität auf grobem Terrain. Ähnlich wie Endurance-Road-Bikes verfügen sie oft über ein längeres Steuerrohr und somit auch über einen höheren Stack für mehr Komfort und eine aufrechtere Sitzposition. Zusätzlich werden gerne kürzere Vorbauten verbaut. Das Oberrohr ist oft deutlich geslopt, um mehr Überstandshöhe und damit subjektive Fahrsicherheit zu generieren.

Canyon Grail vs. Canyon Inflite (zum Test)

Gravel-Bike vs. Mountainbike

Je mehr man sich Richtung Offroad bewegt, desto deutlicher werden die Unterschiede zwischen Gravel- und Mountainbike. Ein Gravel-Bike mit 29”-Bereifung hat oft mehr mit einem Mountainbike gemein als mit einem Road-Bike. Einzige Konstante ist jedoch bei allen Gravel-Bikes, dass die Rahmen immer noch für Dropbars konstruiert werden, d. h. ein im Vergleich kürzeres Oberrohr aufweisen. Denn einen Rennlenker an einem normalen Mountainbike zu montieren würde mindestens bedeuten, eine Rahmengröße kleiner wählen zu müssen. Bei immer mehr Federelementen am Gravel-Bike stellt sich jedoch die Frage: Was ist der Vorteil gegenüber einem Hardtail? Es nimmt sich tatsächlich nicht mehr viel und am Ende ist es Geschmackssache. Am Scheitelpunkt zwischen Gravel und Trail entscheiden oft nur persönliche Vorlieben, die Ästhetik und die fahrbaren Untersätze der Freunde. 😉 Ihr wollt wissen, wie sich ein reinrassiges XC-Mountainbike gegen die Gravel-Bikes schlägt? Dann geht es hier zum Test des Trek Procaliber 9.9 SL Race Shop Limited (zum Test).

Trek Procaliber 9.9 SL Race Shop Limited (zum Test)

Ist ein E-Gravel-Bike das richtige Rad für euch?

Der Siegeszug motorisierter Zweiräder macht nach der Eroberung des Mountainbike- und Trekkingrad-Markts auch vor den Bikes mit Rennlenker nicht Halt und wir hatten in den letzten Monaten mit dem Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty 1 (zum Test), dem Canyon Grail:ON CF 8 eTap (zum Test), dem Moustache Dimanche 29 (zum Test), dem LOOK e-765 Gravel (zum Test) und dem Specialized Turbo Creo SL Expert EVO (zum Test) einige E-Gravel-Bikes zu Gast in der Redaktion, auch Niner hat mit dem RLT e9 RDO (zum Artikel) ein motorisiertes Gravel-Bike vorgestellt. Sportliche Fahrer, die häufig mit hoher Geschwindigkeit in der Ebene unterwegs sind, werden von einem E-Gravel-Bike nur ausgebremst. Weniger trainierte Gravel-Fans können jedoch in vielen Situationen von der Motorunterstützung profitieren und ab sofort auch in der Gruppe mit schnelleren Bikern mithalten. Vorher unbezwingbare Anstiege sind mit einem E-Gravel-Bike kein Problem mehr und auch größere Tagestouren rücken plötzlich in den Bereich des Machbaren. Rechtlich darf ein E-Motor in Europa ein Bike bis 25 km/h unterstützen. Anders als beim E-Rennrad ist die Unterstützung bis zur 25 km/h-Schallmauer ein deutlich geringeres Problem, da die Durchschnittsgeschwindigkeiten mit dem Gravel-Bike ohnehin oftmals darunter liegen.

Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty 1 (zum Test)

Wir wissen, dass das Thema Reichweite in diesem Zusammenhang viel diskutiert wird. Dazu lässt sich aber keine verlässliche Aussage treffen, da die Reichweite von diversen Faktoren abhängt wie der Fahrweise, dem Fahrergewicht und den gefahrenen Kilometern oberhalb der 25-km/h-Grenze. Mehr dazu lest ihr im Artikel unseres Schwestermagazins E-MOUNTAINBIKE „Die Wahrheit über Labortests“. Einen Vergleichstest der gebräuchlichsten Motoren im Rennrad- und Gravel-Bereich, wie z. B. Mahle oder FAZUA, findet ihr hier (zum Test der Rennrad-Motoren).

Moustache Dimanche 29 (zum Test)

Gravel-Bikes Fit & Feel – Die Wahl der richtigen Rahmengröße

Gravel-Bikes weisen im Vergleich zu Rennrädern keine Besonderheiten auf, was die Wahl der Rahmengröße angeht. Wer ein 54-cm-Road-Bike fährt, wird auch ein Gravel-Bike mit diesen Maßen fahren. Hier ist nur zu erwähnen, dass viele Hersteller mit S-M-L-Angaben statt Größen in cm arbeiten und oft auch nur drei oder vier Rahmengrößen verfügbar haben. Generell ist das aber relativ unproblematisch, da man sich aufgrund der stark und häufig wechselnden Bodenbeschaffenheiten deutlich mehr im/auf dem Bike bewegt und weniger in einer Position fixiert ist. So darf der Rahmen auch mal einen Tick zu klein oder zu groß sein, ohne dass man unmittelbar Probleme bekommt. Wenn ihr zwischen den Größen steht, gilt die Regel: für lange Touren oder Mehrtagestrips den größeren Rahmen wählen und für kurze, intensive Sessions den kleineren.

Bei der Suche nach der passenden Geometrie helfen euch Programme wie Retül oder andere Bike-Fitting-Anbieter gegen entsprechende Bezahlung weiter. Was alles hinter dem großen Thema Bike-Fitting steckt, lest ihr hier in unserem Artikel „Die Wahrheit über Bike-Fitting“. Generell lässt sich bei einer Größenermittlung zu Hause mit dem Maßband sagen, dass es keineswegs nur auf die Beinlänge ankommt. Torso- und Armlänge spielen ebenfalls eine wichtige Rolle beim Finden der passenden Rahmengröße. Auf jensonusa.com findet ihr einen Rahmengrößen-Rechner, der alle wichtigen Körperproportionen berücksichtigt. Natürlich lässt sich bei einer nicht ganz stimmigen Rahmengröße oder einer für den jeweiligen Fahrer suboptimalen Geometrie die Sitzposition durch Vorbaulänge bzw. -winkel und Sattelstützen-Versatz anpassen. Die richtige Rahmengröße kann man dadurch jedoch nie ersetzen! Wenn die Möglichkeit besteht, solltet ihr unbedingt eine Probefahrt durchführen. Steht das Bike der Begierde nicht zur Ausfahrt bereit, könnt ihr auch auf ein alternatives Modell mit vergleichbarer Geometrie zurückgreifen.

Inzwischen gibt es auch für sehr kleine Fahrer passende Gravel-Bikes von der Stange. Das Salsa Journeyman 24 (zum Artikel) ist mit einem Reach von 342 mm und einem Stack von 437 mm perfekt für den Nachwuchs und Menschen mit einer Körpergröße von weniger als 1,60 m geeignet. Auch das Canyon Grail (zum Test) wird in XXS und XS angeboten und in diesen Größen auch auf kleineren 27,5”-Laufrädern ausgeliefert. Bei derart kleinen Rahmen sollte man zwingend auf einen möglichen Toe-Overlap schauen. Die Geometrie des Specialized Diverge (zum Test) wird in der kleinsten Größe 49 z. B. so angepasst, dass ein Toe-Overlap unmöglich ist.

Was kostet ein gutes Gravel-Bike?

Auf der Suche nach dem besten Gravel-Allrounder hatten wir im letzten Vergleichstest einen Durchschnittspreis von stolzen 5.673 €. Das ist natürlich auch dem Fakt geschuldet, dass die Hersteller ihre jeweiligen Top-Modelle mit der besten Ausstattung ins Rennen geschickt haben. Interessant ist jedoch auch die Tatsache, dass ihr laut unserer letzten Leserumfrage mit mehr als 8.000 Teilnehmern ca. 4.000 € für euer nächstes Bike ausgeben wollt. Die gute Nachricht lautet jedoch für alle, die keine vier oder fünf Riesen investieren wollen: Es gibt bereits für deutlich weniger Geld wirklich ordentliche Gravel-Bikes, die ebenfalls sehr viel Freude machen!

ROSE BACKROAD GRX RX810 Di2 (zum Test)

Den Einstieg in die Gravel-Welt machen das Canyon Grail ab 1.459 € (zum Test), das ROSE BACKROAD ab 1.549 € (zum Test) und das Felt Breed ab 1.699 € (zum Test). Hier gibt es für vergleichsweise wenig Geld richtig viel Gravel, teilweise können die Bikes sogar viele Sachen besser als deutlich teurere Modelle. Auch auf dem Second-Hand-Markt lässt sich mit etwas Geduld ein Schnäppchen schlagen – dazu geben wir euch später noch Tipps an die Hand. Aufgrund der großen Kompromisse bei Verarbeitung und Ausstattung raten wir von günstigeren Modell ab. Auf teure Carbon-Rahmen und -Komponenten, elektronische Schaltgruppen oder hochpreisige Technologien müsst ihr bei den Einstiegsrädern natürlich verzichten. Gerade für Gravel-Neulinge bieten diese Räder jedoch alles, was es für den Anfang braucht! Wichtig ist an dieser Stelle noch der Hinweis, dass es mit dem Kauf eines Gravel-Bikes noch nicht getan ist. Helm, Equipment und das richtige Outfit müssen ebenfalls in euer Budget eingeplant werden. Dazu aber später mehr!

Canyon Grail AL 7.0 (zum Test)

Wo finde ich die neuesten Gravel-Bikes? Was ist das beste Gravel-Bike 2021?

Der Gravel-Bike-Markt befindet sich weiter im exponentiellen Wachstum und wöchentlich werden neue Räder vorgestellt, die alle eins gemeinsam haben: das weltweit beste Gravel-Bike zu sein. Wir testen für euch weiterhin im Dauereinsatz, um euch zu jeder Zeit einen aktuellen Überblick darüber zu verschaffen, welche Bikes neu auf den Markt kommen und wie sie im harten Praxistest abschneiden. Eine Übersicht aller zuletzt getesteten Räder findet ihr hier (einfach klicken), zu dem stets aktuellen Gravel-Bike-Vergleichstest geht es hier (zum Test) lang. Wer speziell nach einem Bike mit Rennradlenker fürs Bikepacking sucht, dem können wir unseren Vergleichstest der besten Räder fürs Bikepacking (zum Test) empfehlen.

Die wichtigsten Tipps für den Kauf eines Gravel-Bikes

Mit den Hilfestellungen zur Kaufentscheidung aus dem ersten Teil habt ihr hoffentlich Klarheit darüber schaffen können, was für ein Gravel-Bike ihr wollt und tatsächlich braucht. Jetzt geht es euch nur noch darum, wo und wie man es kauft? Mit den folgenden Tipps findet ihr den richtigen Händler und spart am Ende sogar noch Geld.

Das Gravel-Bike online oder beim lokalen Fachhandel kaufen?

Immer mehr Hersteller liefern Gravel-Bikes direkt an die eigene Haustür – die besten Beispiele sind hier ROSE mit dem ROSE BACKROAD GRX RX810 Di2 (zum Test) oder Canyon mit dem Canyon Grail AL 7.0 SL (zum Test). Durch den Wegfall eines Zwischenhändlers sind diese Bikes meist günstiger, allerdings muss man bei den meisten den letzten Handgriff wie die Justage der Kontaktpunkte selbst übernehmen. Obendrein fehlt ein lokaler Ansprechpartner vor Ort – nur wenige Hersteller arbeiten mit einem regionalen Servicepartner zusammen. Hier lohnt es auf jeden Fall, sich vorher ausführlich zu informieren und die eigenen handwerklichen Fähigkeiten ehrlich einzuschätzen.

Sind gebrauchte Gravel-Bikes zu empfehlen?

Ein neues oder ein gebrauchtes Gravel-Bike? Die Entscheidung hängt vom Einzelfall ab. Erfahrungsgemäß kommt es nach den ersten 1.500 km zu den ersten Wartungskosten und Kette bzw. Reifen müssen getauscht werden – mehr dazu weiter unten im Artikel. Dennoch: Bei lupenreiner Service-Historie und einem jungen Alter des Bikes kann man auf dem Gebrauchtmarkt durchaus Schnäppchen finden, sollte allerdings etwas Erfahrung mitbringen. Privatverkäufe können unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung erfolgen und unter Umständen bemerkt man beim Kauf im dunklen Innenhof nicht auf den ersten Blick alle Mängel eines Bikes. Ein großer Vorteil eines gebrauchten Gravel-Bikes: Auch mit geringem Budget könnt ihr ins Thema Gravel reinschnuppern. Sollte euch das Thema Gravel wider Erwarten doch nicht zusagen, lässt sich das Gravel-Bike dann mit wenig oder sogar keinerlei Wertverlust weiterverkaufen. Achtet vor allem auf den Verkäufer, sein Know-how und darauf, welcher Fahrertyp er ist! Viele Gravel-Bikes werden ausschließlich auf der Straße bewegt, wodurch sich der Verschleiß meist in Grenzen hält. Dieser Artikel zum Thema Second-Hand-Bike ist in unserem Schwestermagazin E-MOUNTAINBIKE (einfach klicken) erschienen und hält auch fürs Gravel-Bike viele nützliche Tipps bereit. Dort findet ihr wichtige Fragen und Antworten sowie eine kostenlose Checkliste, die die Kollegen als Download für euch zusammengestellt haben.

Was taugt das Gravel-Bike vom Discounter?

Wer sich für Discounter-Gravel-Bikes interessiert, dem sollte klar sein, dass diese Modelle in Sachen Ausstattung, Rahmen und ganz allgemein in puncto Qualität meist minderwertig sind. Wir raten vom Kauf eines Gravel-Bikes unter 1.500 € ab. Wenn der Rahmen bricht oder die Bremse den Geist aufgibt, kann das selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten lebensgefährlich werden!

Welche Finanzierungsoptionen gibt es? Wie bezahle ich mein Gravel-Bike?

Der klassische Kauf – Barzahlung, bargeldlose Zahlung oder Zahlung auf Rechnung

Nur Bares ist Wahres? Menschen, die Barzahlung bevorzugen, sollen zwar angeblich aussterben, trotzdem wird ein Großteil der Bikes noch immer direkt bei Abholung entweder bar oder mittels EC- oder Scheckkarte bezahlt, die Rechnung wird also sofort beglichen. Ware gegen Geld – für viele ist das immer noch die ehrlichste und direkteste Form des Handelns.

Vorteile Bei Barzahlung lässt sich der Händler am leichtesten auf einen Rabatt ein.

Nachteile Mit dem Dispo kann man in die Disco, aber nicht in den Bikeshop, sprich man muss über die komplette Summe verfügen. Bei manchen Händlern gibt es jedoch auch alternative Mischformen, z. B. Teilzahlung in bar und die Restsumme in Monatsraten. Sucht den Dialog und lotet die Spielräume im lokalen Fachhandel aus.

Die 0-%-Finanzierung durch den Bike-Handel oder -Hersteller

Bei der 0-%-Finanzierung handelt es sich um einen Ratenkauf, der in Zeiten der Nullzinspolitik äußerst lukrativ erscheint. Man muss das Geld für sein neues Gravel-Bike also beim Kauf nicht direkt auf den Ladentisch legen, sondern kann die Summe in monatlich gleichen Beträgen abstottern. Die Laufzeiten variieren von 10 bis 30 Monaten. Wichtig ist, die Konditionen genau zu prüfen: Es gibt Angebote, bei denen die 0-%-Finanzierung nur in den ersten 12 Monaten gewährt wird.

Vorteile Man muss die Summe für sein Gravel-Bike nicht auf einmal aufbringen und kann das Rad trotzdem gleich nutzen.

Nachteile Nicht alle Gravel-Bikes auf dem Markt können mit einer 0-%-Finanzierung gekauft werden. Der Handel gibt außerdem oftmals keinen oder nur einen geringen Rabatt auf den Listenpreis. Vorsicht auch bei den längeren Laufzeiten! Sie setzen nicht nur ein gut geplantes Finanz-Management voraus, es gibt je nach Angebot auch große Unterschiede: Mancherorts gelten die 0-%-Raten nur für die ersten 12 Monate.

Voraussetzungen für eine Finanzierung

  • Bankkonto und Hauptwohnsitz in Deutschland
  • Volljährigkeit
  • Vorlage eines gültigen Personalausweises bzw. Reisepasses
  • regelmäßiges Einkommen
  • kein negativer Schufa-Eintrag
Specialized Diverge Comp Carbon (zum Test)

Alternativen zum Kauf – Dienstrad-Leasing bzw. Job-Rad-Modell

Von vielen Unternehmen wird das Dienstrad-Modell bereits angeboten. Alle Angestellten können sich ihr Wunschrad beim Händler ihrer Wahl frei aussuchen und das Gravel-Bike auf dem Weg zur Arbeit und auch privat nutzen. Die vom Dienstwagen bekannte 1-%-Regelung gilt seit 2012 auch für Fahrräder sowie E-Bikes. Weil das Dienstrad auch privat genutzt werden darf, handelt es sich um einen geldwerten Vorteil, der von den Angestellten zu versteuern ist. Im Fall eines E-Gravel-Bikes gilt: Zwischenzeitlich wurde das E-Bike-Leasing der Dienstwagenbesteuerung von Elektroautos gleichgestellt, d. h. der geldwerte Vorteil muss ab 01.01.2020 nur noch zu 0,25 % versteuert werden – die sogenannte 0,25-%-Regelung (mehr Informationen).

Vorteile Mit geringer monatlicher Belastung kann man sich ein teures Gravel-Bike leisten. Die Ersparnis hängt von mehreren Faktoren ab, z. B. von der Steuerklasse oder eventuellen Zuschüssen des Unternehmens. Dadurch spart man häufig über 25 % gegenüber dem klassischen Kauf eines Bikes.

Nachteile Die Laufzeit beträgt in der Regel drei Jahre. Da das Bruttogehalt beim Leasing geringer ist, kann sich das Fahrrad-Leasing negativ auf die Rente auswirken. Außerdem wird stets der volle Listenpreis des Gravel-Bikes herangezogen, um die Besteuerung des geldwerten Vorteils zu berechnen. Eventuelle Rabatte wirken sich aber auf die Höhe der Leasingrate aus.

Mieten statt Kaufen – Das Gravel-Bike-Abo

Beim Gravel-Bike-Abo handelt es sich weder um einen Kauf noch um Leasing. Stattdessen stellt das Abonnement ein Mietmodell mit unterschiedlichen Mietdauern dar. Im E-(Gravel-)Bike-Bereich gibt es inzwischen viele Anbieter wie z. B. eBike Abo, SMAFO oder ADAC e-Ride-Abo. Gravel-Bikes ohne Motor werden zwar bisher nur selten zur Miete angeboten, wir halten euch aber auf dem Laufenden, falls sich hier was am Markt ändert!

Vorteile Es gibt keine lange Vertragslaufzeit und man kann eher einen Fehlkauf
ausschließen, weil man viele unterschiedliche Bikes mieten und testen kann.

Nachteile Bislang ist die Auswahl an Marken und Modellen ohne Motor noch begrenzt.

Was sind die Folge- bzw. Wartungskosten eines Gravel-Bikes?

Genau wie beim Autokauf ist es mit dem Kauf allein noch nicht getan. Regelmäßige Inspektionen, Reparaturen und Kosten für Verschleißteile gehören einfach dazu, wenn man sein Gravel-Bike nicht nur zum Bewundern im Wohnzimmer stehen hat. So kommen pro Saison gut und gerne mal 300 € zusammen.

Bei der Wahl der Ersatzteile sollte man grundsätzlich auf Robustheit und Langlebigkeit achten, doch oft gilt es, einen guten Kompromiss zu finden. So gibt es eine große Auswahl an verschleißarmen Reifen mit harten Gummimischungen, diesen Pneus fehlt es aber oft an Grip. Bei Bremsbelägen lässt sich mit günstigeren Nachrüstbelägen von Fremdherstellern etwas Geld sparen, doch nicht alle bieten die gleiche Performance wie die Originale.

Beispielrechnung

Der Verschleiß hängt stark vom persönlichen Einsatzzweck und den Fahrgewohnheiten ab. Die folgende Beispielrechnung basiert auf unseren Erfahrungswerten und bezieht sich auf einen sportlichen Gravel-Biker, der vorwiegend Touren fährt und pro Woche zweimal auf dem Rad sitzt. Die Jahresfahrleistung unseres Beispielfahrers beträgt 3.000 km – eine stolze Strecke, doch für ambitionierte Gravel-Biker keine Seltenheit. Die Preise entsprechen denen der großen Onlineshops und orientieren sich an Komponenten auf Shimano GRX-Niveau. Wir gehen davon aus, dass die meisten Reparaturen selbst durchgeführt werden und Werkzeug bereits vorhanden ist. In unserer Know-how-Sektion (einfach klicken) findet ihr jede Menge Tipps und Anleitungen zum Selberschrauben.

Ersatzteil Menge Preis Gesamtpreis
Kette 2 20 € 40 €
Kassette 1 80 € 80 €
Kettenblatt 1 50 € 50 €
Bremsbeläge 2 15 € 30 €
Bremsscheiben 2 30 € 60 €
Reifen 2 40 € 80 €
340 €

Wie schütze ich mein Gravel-Bike vor Diebstahl?

Auch gegen Langfinger solltet ihr euch absichern und physische Vorkehrungen wie Schlösser sind dabei genauso wichtig wie der Abstellplatz selbst – wir haben mit den Sicherheitstechnik-Experten von ABUS ein Diebstahlschutz-Special (hier klicken) für unser Schwestermagazin E-MOUNTAINBIKE erarbeitet. Zusätzliche GPS-Tracking-Lösungen, wie z. B. der mit dem Design & Innovation Award ausgezeichnete PowUnity BikeTrax, bieten ein großes Plus an Sicherheit. Der BikeTrax benötigt jedoch einen Stromanschluss und kann deshalb nur mit einem E-Gravel-Bike genutzt werden.

Materialien, Antrieb, Reifen – im zweiten Teil dreht sich alles um das Bike selbst und die Technik daran. Was ist sinnvoll, was überflüssig, welche Optionen gibt es? Wenn auch der Rahmen und die Geometrie den größten Einfluss darauf haben, wie sich ein Bike fährt, bringen die Komponenten doch den Unterschied, ob ihr die Tour auch genießen oder – wenn es hart auf hart kommt – überhaupt fahren könnt. Ihr seid auf der Suche nach dem perfekten Gravel-Bike, aber wisst noch nicht genau, was ihr braucht? Dann seid ihr hier genau richtig.

Welche Pedale sind die richtige Wahl für euer Gravel-Bike?

Schwarz oder weiß, gut oder böse, das oder die Nutella – viele Dinge im Leben sind Glaubensfragen, und die gibt es natürlich auch in der Welt der Gravel-Bikes.In dem Fall müsst ihr zwischen Flat- und Klickpedalen entscheiden und euch verschiedene Fragen stellen: Wie viel seid ihr zu Fuß unterwegs, wenn ihr eine Tour mit dem Gravel-Rad dreht? Berührt ihr mit den Füßen lediglich dann den Boden, wenn ihr an einer Ampel haltet, oder nutzt ihr das Bike phasenweise auch als reines Fortbewegungsmittel von A nach B und lauft anschließend in den Fahrradschuhen weiter?

Im ersten Fall sind Pedale mit Klickmechanismus sinnvoll, ermöglicht das System doch eine deutlich bessere Kraftübertragung, einen runderen Tritt und einen sicheren Stand auf ruppigem Gelände. Wer aus dem Rennrad-Bereich kommt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso das Fahren mit Klickies gewohnt sein und muss sich nun die nächste Frage stellen: Welches Klickpedalsystem soll es werden? Das vom Rennrad bekannte SPD-SL-System macht am Gravel-Bike wenig Sinn, schließlich sind die Sohlen der passenden Schuhe meist aus Carbon gefertigt und auf maximale Steifigkeit und Kraftübertragung ausgelegt. Dadurch sind sie fürs Gravel-Terrain aber viel zu anfällig und bieten auf Schiebepassagen keinerlei Halt. Das von Shimano eingeführte SPD-System aus dem Mountainbike-Bereich ist hier deutlich sinnvoller und die Auswahl an Pedalen und Schuhen ist riesig. Wer etwas mehr Auflagefläche und Schutz für den Klickmechanismus benötigt, ist mit einem Pedal inkl. Käfig gut bedient, für die meisten sollte aber auch ein Modell ohne Käfig ausreichen. Neben dem SPD-System, das bei schlechtem Wetter und viel Schlamm konstruktionsbedingt an seine Grenzen kommt, gibt es mit den Crankbrothers Eggbeater eine Alternative mit besserer Selbstreinigung.

Wer jedoch mit dem Gravel-Bike häufig von A nach B fährt und anschließend ohne Wechsel der Schuhe zu Fuß unterwegs ist, sollte sich für ein Paar Flatpedals entscheiden. Auch wenn es tourenorientierte Klickpedalschuhe gibt: Für weite Strecken und für das Laufen über harte Untergründe sind die Schuhe nicht gemacht. Mit einem Paar Turnschuhe seid ihr in dem Fall deutlich besser bedient. Die Auswahl an Flatpedals geht von Modellen mit langen Metall-Pins für optimalen Halt im Gelände und auf den Trails bis hin zu Pedalen aus dem urbanen Sektor. Einen Vergleichstest der gängigsten Pedale aus dem Mountainbike-Bereich könnt ihr in unserem Schwestermagazin ENDURO nachlesen (zum Test).

Schlauch oder Dichtmilch – Sollte ich meine Gravel-Bike-Reifen tubeless fahren?

Bevor wir uns mit Laufradgrößen und Gravel-Reifen befassen, möchten wir kurz eine Frage klären, die viele von euch beschäftigt. Mittlerweile sind fast alle Reifen und Felgen an Gravel-Bikes für ein Tubeless-Setup geeignet und wir empfehlen unbedingt, diese Option zu nutzen. Die Vorteile überwiegen deutlich: eine viel größere Pannensicherheit, eine erhöhte Geschmeidigkeit und der somit bessere Grip sowie eine etwas geringere rotierende Masse. Wie wir im Rahmen des Gravel-Reifen-Tests (zum Test) im Labor herausgefunden haben, lassen sich ungefähr 10 % des Rollwiderstands einsparen, wenn man vom Schlauch auf Tubeless wechselt. Der einzige Nachteil beim Fahren selbst ist die Notwendigkeit, einen Ersatzschlauch statt nur Flicken mitzunehmen. Je nach Reifen und Schaden können normale Tireplugs (z. B. MaXalami oder Dynaplug) zum Reparieren aber auch ausreichen. Außerdem sollte regelmäßig kontrolliert werden, wie viel Dichtmilch noch im Reifen ist, da sie durch Wärme, Sauerstoff und mechanische Einwirkungen über die Zeit verdunstet und eintrocknet. Wer sich noch tiefer mit dem Thema befassen und alles über Tubeless wissen möchte, sollte sich unseren ausführlichen Tubeless-Guide durchlesen!.

Mit unserem Tubeless-Guide gelingt die Umrüstung garantiert!

Welche Laufradgrößen- und Reifenkonzepte gibt es beim Gravel-Bike?

Das Reifenkonzept ist in den meisten Fällen die Grundlage für die Geometrie, das Handling und vor allem das Einsatzgebiet eines Gravel-Bikes. Man kann den Markt grob in drei verschiedene Richtungen einteilen, die sich in Speed, Grip und Komfort teils stark voneinander unterscheiden. Ausnahmen bilden Marken wie Compass Cycles und WTB, deren Gravel-/Allroad-orientierte Portfolios sich über die gesamte Bandbreite erstrecken und auch Modelle zwischen unseren drei Kategorien bieten.

700C

Diese Reifen im klassischen Rennrad-Format finden sich am Großteil der Gravel-Bikes, sind meist zwischen 35 und 42 mm breit – in Ausnahmefällen jedoch auch breiter – und verfügen fast immer über eine gewisse Art von Profil. Das besteht im Vergleich zu klassischen Cyclocross-Reifen jedoch nicht aus aggressiven, hohen Stollen, sondern meist aus flachen Diamant- oder Schlitzmustern, oft auch mit unterschiedlichen Profilen für die Laufflächen und die Seitenbereiche. 700C-Reifen verfügen über einen eher geringen Rollwiderstand, sie lassen sich somit auch auf Asphalt noch sehr gut beschleunigen und durch Kurven zirkeln. Sie werden je nach Breite und Untergrund mit Luftdrücken zwischen 2,3 und 4 bar gefahren. Beispiele hierfür sind der Panaracer GravelKing (zum Test), der Schwalbe G-One Bite (zum Test) oder der WTB Riddler (zum Test). Unser Gravel-Reifen-Vergleichstest (zum Test) hat den besten Gravel-Allround-Reifen mit 700C identifiziert. Lesenswert! Im Laufe der Zeit hat sich für uns eine Reifenbreite von 700 x 40C bis 45C als idealer Kompromiss herausgestellt.

650B

Der Markt an 650B-Reifen wächst stetig und inzwischen sind auch einige Reifen in 650B erhältlich, die vorher nur als 700C-Version verfügbar waren. Wo in der Breite bei 700C Schluss ist, geht es bei 650B erst so richtig los – so gibt es den Schwalbe G-One Bite z. B. in einer extrabreiten Version mit 650 x 54B. Im Vergleich zu schmalen Reifen glänzen Pneus ab einer Breite von 40 mm mit mehr Komfort und Grip, da sie mit weniger Luftdruck gefahren werden können und eine größere Auflagefläche zum Untergrund bieten. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass bei unserem Bikepacking-Bike-Vergleichstest (hier klicken) gleich vier Räder mit 650B-Reifen ins Rennen geschickt wurden – beim Bikepacking steht Komfort deutlich höher im Kurs als maximale Geschwindigkeit oder der Performance-Gedanke. Falls ihr mit einem Pneu in dieser Dimension liebäugelt, solltet ihr vorher nachmessen, ob der Reifen überhaupt mit ausreichend seitlichem Platz für Schlamm und Dreck in Rahmen und Gabel passt und ob eure Felge für diese Reifenbreite geeignet ist. Eine anschauliche Tabelle mit praktischen Informationen zu Felgenbreiten, Reifenbreiten und Reifendrücken findet ihr bei DT SWISS (zum PDF).

650B (Semi-)Slicks

Oft auch „Road Plus“ genannt, finden sich diese wenig bis gar nicht profilierten Reifen mit Breiten von 42 bis 50 mm bisher nur an wenigen, speziell dafür konstruierten Bikes. Sie verfügen oft über eine hohe Fadenzahl in der Karkasse (TPI) und schmiegen sich dadurch und durch ihre Dimension sehr gut an den Boden an. Vibrationen und Unebenheiten werden dank des Volumens und des geringeren Luftdrucks hervorragend absorbiert und der Speed ist dadurch und aufgrund der breiteren Auflagefläche im Gelände höher als der Speed schmalerer Reifen. 650B (Semi-)Slicks bieten sehr hohen Komfort auf schlechtem Asphalt und Gravel, jedoch weniger Grip auf matschigem Waldboden oder (feuchtem) Gras als dünnere 700C-Reifen, die sich besser in die weichen Schichten des Bodens schneiden können. Sie werden mit Luftdrücken von 2 bis 3 bar gefahren und reagieren vergleichsweise stark auf kleine Druckänderungen. Der ideale Druck für Asphalt ist meist zu hoch für Gravel und der passende Luftdruck für Gravel ist für den Wiegetritt auf Teer oft zu gering. Es empfiehlt sich deshalb, den Luftdruck während der Fahrt auf den Untergrund anzupassen, um die maximale Performance zu erhalten. Auf dem Markt findet man in dieser Kategorie bisher nur wenige Reifen wie z. B. den Compass Switchback Hill TC, den Teravail Rampart oder WTBs Byway oder Horizon.

29”/27,5” Offroad

Diese Reifen kommen bis auf wenige Ausnahmen 1:1 aus dem Marathonbereich oder von XC-Mountainbikes und sind am Gravel-Bike meist in Breiten zwischen 1,9 und 2,2” bzw. 48 und 56 mm zu finden, in Ausnahmefällen aber auch noch breiter. Profil, Gewicht und Pannenschutz sind für Mountainbike-Verhältnisse eher gering, am Gravel-Bike ermöglichen sie aber ein deutliches Plus an Offroad-Vermögen – jedoch auf Kosten der Geschwindigkeit und des Rollwiderstands auf kompakten Untergründen. Bikes mit derartigen Reifen sind sehr oft in Richtung Adventure getrimmt und bieten maximalen Speed, Komfort und Sicherheit im unbefestigten Terrain. Typische Vertreter sind der Schwalbe Thunder Burt, der WTB Nano oder auch der MAXXIS IKON. Im Test hatten wir zuletzt das Gravel-Bike RONDO BOGAN (zum Test) mit 700 x 53C-Bereifung oder das Salsa Cutthroat GRX 600 (zum Test) mit 700 x 56C breiten Pneus.

Was ist der perfekte Antrieb fürs Gravel-Bike? 1-fach, 2-fach, mechanisch oder elektronisch?

Bei einem Blick auf das Testfeld unseres letzten Gravel-Bike-Vergleichstests erkennt man sofort, dass sich der 1-fach-Antrieb im Gravel-Sektor durchgesetzt hat und nur wenige Bikes mit 2-fach-Schaltgruppen ausgestattet werden. Auch an elektronischen Schaltgruppen geht zumindest im Performance-Bereich kein Weg mehr vorbei. Im Folgenden findet ihr alle Möglichkeiten, ihre Vor- und Nachteile sowie Beispiele und Einsatzgebiete.

1-fach

Am Mountainbike sind 1-fach-Antriebe mittlerweile und zu Recht die Norm, und auch die Mehrzahl der Gravel-Bikes verfügt darüber. Mit Kassetten in Dimensionen von bis zu 10–52 Zähnen – aktuell erreicht man das nur mit der elektronischen SRAM AXS-Schaltgruppe – bieten sie eine ähnliche Übersetzungsbandbreite wie ein 2-fach-Kompaktantrieb und vereinfachen das Schalten im Gelände deutlich. Zusätzlich reduzieren sich der Wartungsaufwand, die Fehleranfälligkeit, der Verschleiß sowie das Gesamtgewicht des Antriebs. Einen Nachteil hat dieser Antrieb jedoch: Die Schaltsprünge sind gerade bei riesigen 10–52er-Kassetten deutlich größer als bei Schaltgruppen mit zwei Kettenblättern.

2-fach

Der klassische Antrieb mit zwei Kettenblättern und kleiner Kassette hat auch am Gravel-Bike durchaus seine Berechtigung. Vor allem an Bikes, die mindesten zu 50 % auf Asphalt bewegt werden, sind die kleineren Gangsprünge absolut sinnvoll. Prinzipiell lassen sich hier alle Schaltungen einsetzen, die auch im Rennrad Verwendung finden. Wir empfehlen jedoch unbedingt eine Kompaktkurbel und am besten eine 32er-Kassette. Die Nachteile von 2-fach-Antrieben sind die erhöhte Schaltfrequenz, etwas mehr Wartungsaufwand sowie eine geringere Zuverlässigkeit beim Schalten der Kettenblätter offroad. Zudem werden manche Rahmen für maximale Reifenfreiheit konstruiert und verzichten dadurch komplett auf eine Umwerferaufnahme. Neu auf dem Markt ist die Classified-Getriebenabe, die ohne Umwerfer ein 2×11-fach-System simuliert – die perfekte Schaltgruppe fürs Gravel-Rad? Hier findet ihr unseren ausführlichen Test der Classified-Getriebenabe (einfach klicken).

Elektronisches vs. mechanisches Schalten

Eine der größten Erkenntnisse des letzten Gravel-Bike-Vergleichstests: Es darf gerne auch elektronisch geschaltet werden, in der heutigen Zeit führt an Schaltgruppen ohne Schaltzug kein Weg mehr vorbei! Wir können nach endlosen Kilometern auf Bikes mit elektronischen Schaltungen versichern, dass es in puncto Zuverlässigkeit und Robustheit keinerlei Probleme gibt und die Schaltvorgänge sehr komfortabel und einfach von der Hand gehen. Klar, man muss an das Laden der Akkus denken. Das ist bei Shimano aber sogar während der Fahrt mit einer Powerbank möglich, für SRAMs eTap-Schaltgruppen wird der Akku in ein separates Ladegerät gesteckt.

Rahmenmaterialien – Heavy Metal oder CFK?

Grundsätzlich gibt es Gravel-Bikes in allen gängigen Rahmenmaterialien. Aluminium ist jedoch eher rar gesät; der Großteil der erhältlichen Bikes setzt auf Carbon oder Stahl. Manche Hersteller bieten ein Modell auch in mehreren Materialien parallel an. Titanrahmen sind ausschließlich im hochpreisigen Segment zu finden und oft nur als Frameset oder Maßanfertigung zu haben. Was sind also die Vor- und Nachteile der jeweiligen Materialien?

Aluminium

Rahmen aus Aluminium sind zum Großteil sehr kosteneffektiv zu produzieren. Zwar sind sie nicht so leicht wie Carbon, aber dafür ähnlich steif. Kompromisslose Steifigkeit mag im Road- und CX-Segment von Vorteil sein, beim Graveln sind jedoch Dämpfungseigenschaften und ein gewisser Fahrkomfort wichtig. Beim letzten Bikepacking-Bike-Vergleichstest (zum Test) hat sich herausgestellt, dass Gravel-Bikes aus Alu zu steif sind und nur wenig Komfort generieren – wie z. B. das Canyon Grail AL (zum Test) und das Mason Bokeh (zum Test). In Kombination mit einer Carbongabel können sie dennoch viel Spaß bieten – für wenig Geld. Und wie jedes Material entwickelt sich auch Aluminium immer weiter und wird in seinen Eigenschaften durch neuartige Legierungen und innovative Fertigungsprozesse stetig besser. Ein heutiger Alurahmen kann daher besser sein als ein günstiger oder 10 Jahre alter Carbonrahmen.

Liteville 4-ONE MK1 (zum Test)

Carbon

Gravel-Bikes aus Carbon kann man mit wenig Material sehr steif bauen, daher sind sie definitiv die leichtesten. Weiterhin können die Fasern und das Harz je nach Sektion unterschiedlich verarbeitet bzw. sämtliche Streben individuell gefertigt werden. So kann z. B. der Tretlagerbereich sehr steif ausfallen, während die Sitzstreben dämpfen. Außerdem können besondere Features wie etwa eine große Reifenfreiheit durch abgesenkte Kettenstreben einfach oder sogar exklusiv implementiert werden. Die Nachteile von Carbonrahmen sind ihre höhere Empfindlichkeit sowie potenzielle unsichtbare Materialfehler. Außerdem ist der Fahrkomfort stark vom jeweiligen Layup des Rahmens abhängig und es bedarf sehr viel Know-hows, um den Dämpfungskomfort eines hochwertigen Stahl- oder Titanrahmens zu überbieten. Denn nur weil ein Rahmen aus Carbon ist, muss er nicht zwangsläufig gut oder dem Einsatzgebiet entsprechend sein.

MERIDA SILEX+ 8000-E (zum Test)

Stahl

Stahl ist ein sehr vielfältiges und vor allem zähes Material. Dämpfungseigenschaften, Gewicht, Robustheit und Steifigkeit variieren jedoch stark, je nach Rohrsatz und Kombination. Vom günstigen, robusten, aber schweren CroMo-Wasserrohr bis hin zum hauchdünnen, edlen, aber auch superteuren Reynolds 953 oder Columbus XCr gibt es für alle Geldbeutel und Einsatzzwecke die passende Version. An Kompletträdern größerer Hersteller werden eher robuste und etwas schwerere Rohre verbaut – daher finden sie sich meist in Adventure-lastigen Bikes mit dicken Offroad-Reifen. Highend-Material ist eher ein Thema für edle Custom-Rahmen oder Rahmensets.

Standert Pfadfinder (zum Test)

Titan

Titan ist zwar meist das teuerste Rahmenmaterial, aber dafür sieht es schick aus und trumpft mit einigen Eigenschaften, die es sehr begehrenswert machen. Es ist leichter als Stahl, aber genauso robust und bietet sogar noch bessere Dämpfungseigenschaften. Zudem ist es völlig resistent gegenüber Korrosion. Zwar finden sich einige Kompletträder aus dem edlen Material, am häufigsten sind allerdings Framesets oder Custom-Rahmen.

Aus welchem Material besteht die beste Gabel fürs Gravel-Bike?

Die Gabel beeinflusst das Handling, den Komfort und die Sicherheit des Bikes wesentlich. Da Kompletträder und auch die allermeisten Framesets bereits mit einer passenden Gabel versehen sind, ist dieses Kapitel hauptsächlich für den Custom-Aufbau oder Tuning-Projekte interessant. Mit einer neuen Gabel lässt sich das Feeling eines Bikes sehr stark verändern – insofern ist hier ein erweitertes Wissen über verschiedene Geometrien und ihr Fahrverhalten Voraussetzung. Falls ihr darüber nicht verfügt, aber dennoch die Gabel tauschen möchtet – z. B. gegen eine mit Flaschenhalteraufnahmen – solltet ihr sicherstellen, dass die Einbaulänge, die Vorbiegung (Fork Rake) und die Reifenfreiheit möglichst identisch mit der Originalgabel sind. Wie auch den Rahmen selbst gibt es Gabeln in den verschiedensten Materialien.

Aluminium

Aluminiumgabeln sind die günstigste Möglichkeit für einen Tausch. Aufgrund der schlechten Dämpfungseigenschaften und des nicht allzu geringen Gewichts ergeben sie jedoch nur Sinn, um die Reifenfreiheit zu erhöhen, das Handling eines günstigen Bikes zu verändern oder für spezielle Features wie Flaschenhalter- oder Schutzblechaufnahmen. Da Serien-Bikes mittlerweile fast ausschließlich mit Carbongabeln ausgestattet sind, ist das Aftermarket-Angebot hier jedoch eher gering.

Carbon

Das größte Tuningpotenzial bieten Carbongabeln. Es gibt sie im Aftermarket in allen erdenklichen Geometrien und mit zahllosen Features, wodurch jeder fündig werden sollte. Achtung: Finger weg von Carbongabeln mit Aluminiumschaft! Sie sind zwar sehr günstig, aber oft von minderwertiger Qualität. Die Zwei-Materialien-Gabeln bieten eine schlechte Dämpfung und sind meist auch nur minimal leichter als ein Modell komplett aus Alu.

Stahl

Stahlgabeln sind im Schnitt mindestens doppelt so schwer wie vergleichbare Modelle aus Carbon. Jedoch bieten sie Features, die sie trotzdem interessant machen. Je nach verwendetem Rohrsatz und Konstruktionsart können sie über hervorragende Dämpfungseigenschaften verfügen und dennoch exzellente Seitensteifigkeit aufweisen. Zusätzlich schützen sie den Rahmen bei einem Frontalcrash und können bei kleineren Verformungen auch wieder gerichtet werden. Stahlgabeln im Aftermarket sind zum größten Teil auf Robustheit und Features wie Flaschenhalteraufnahmen oder Befestigungspunkte für Gepäckträger und Schutzbleche ausgelegt. Wer es leichter möchte, spezielle Geometrien benötigt oder Sonderwünsche hat, wird beim Rahmenbauer seines Vertrauens fündig – und zahlt oft sogar weniger als für eine Highend-Carbongabel.

Titan

Gabeln aus Titan bieten den größten Komfort. Ihre Dämpfungseigenschaften sind nahezu unschlagbar, das Gewicht ist geringer als das von Stahlmodellen und dank der inhärenten Eigenschaften des Materials sind sie wohl die haltbarsten und unempfindlichsten Gabeln auf dem Markt – jedoch auch die teuersten. Denn zusätzlich zu den hohen Materialkosten ist das Aftermarket-Angebot sehr klein und man muss hier meist den Rahmenbauer aufsuchen.

Ebenfalls spannend für den Nachrüstmarkt sind gefederte Gabeln für Gravel-Bikes. Sie reichen von der klassischen Federgabel in allen Varianten bis zu ungedämpften Blattfederkonstruktionen. Dazu später mehr im Abschnitt „Federung am Gravel-Bike“.

Wie wichtig sind aerodynamische Features am Gravel-Bike?

Was wir bereits Anfang 2020 festgestellt haben, hat immer noch Bestand: Aero ist alles – nur eben nicht am Gravel-Bike. Zwar gibt es einige Bikes mit aerodynamischen Features, doch die eigentlichen Quellen des Luftwiderstands sind die Frontalflächen der Reifen mit 700 x 40C, die vielen Luftverwirbelungen durch Profilreifen, die außen liegenden Züge etc. und die oftmals aufrechtere Sitzposition. Macht euch also wegen der Aerodynamik weniger Sorgen und genießt lieber die frische Brise, die durchs Flanellhemd zieht!

Welcher Lenker ist am Gravel-Bike sinnvoll?

Wie eingangs erwähnt, lassen sich Gravel-Bikes keine festen Regeln vorschreiben und nicht in beschriftete Schubladen stecken. Vielmehr sind sie so vielseitig und wandelbar wie Optimus Prime und nicht nur mit verschiedenen Laufradgrößen und diversen Schaltgruppen, sondern auch mit unterschiedlichen Lenkern erhältlich. Selbst wenn die meisten Gravel-Bikes mit Rennrad-Lenker ausgerüstet sind, hat ein flacher Mountainbike-Lenker trotzdem seine Daseinsberechtigung.

Rennrad-Lenker (Dropbar)

Ein Gravel-Bike wird zum Großteil abseits perfekt geteerter Straßen bewegt. Dadurch spielen Faktoren wie Aerodynamik und Gewicht eine etwas geringere Rolle, und Kontrolle sowie Komfort rücken in den Vordergrund. Der Markt hat darauf recht schnell reagiert und bietet eine Vielzahl an entsprechenden Lenkern. Die meisten von ihnen weisen einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Flare des Unterlenkers sowie eine leichte Biegung der Drops nach außen auf. Das bedeutet, dass der Lenker im Untergriff nach außen gestellt und breiter als auf den Hoods ist. Die dadurch breitere Griffposition ermöglicht eine bessere Kontrolle des Bikes auf unebenen Untergründen und gibt so mehr Sicherheit. Oft werden aus dem gleichen Grund auch etwas breitere Lenker als am normalen Rennrad verbaut. Drop, Reach, Dämpfung, Steifigkeit und auch die Lenkerform im Klemmbereich der Schalthebel variieren jedoch von Produkt zu Produkt stark und hier muss jeder das Modell finden, das für ihn richtig ist. Beim Material scheiden sich ebenfalls die Geister: Carbonlenker bieten oft eine bessere Dämpfung, können durch zu viel Flex aber auch die Kontrolle verringern und sind meist etwas empfindlicher. Alulenker sind günstiger, weniger anfällig, bieten aber auch weniger Dämpfung. Typische Vertreter für Gravel-Lenker sind der Easton EC70 AX, der Ritchey WCS Butano, der Ritchey WCS Carbon VentureMax oder der Acros Gravel-Lenker.

Mountainbike-Lenker (Flatbar)

Für manche kann ein Mountainbike-Lenker eine sinnvolle Alternative zum weitverbreiteten Dropbar-Lenker am Gravel-Bike sein. Die Vorteile sind dabei vielfältig: Zum einen bietet ein Flatbar beim Bikepacking mehr Platz für breite Lenkertaschen. Zum anderen hat man im Gelände und während des Downhills mehr Kontrolle über das Bike und gleichzeitig haben die Hände auf ruppigen Passagen mehr Grip an den Bremsen und den Lenkergriffen. Außerdem ist es mit einem Flatbar möglich, Mountainbike-spezifische Komponenten wie Bremsen und Schalthebel ans Gravel-Bike zu schrauben. Beispiele für Gravel-Bikes, die direkt vom Hersteller auch in einer Version mit flachem Lenker angeboten werden, sind das Norco Search XR (zum Test), dann als Norco Search XR Flat Bar, und das ROSE BACKROAD (zum Test), mit Flatbar als ROSE BACKROAD MULTICROSS.

Die beste Gravel-Bike-Bremse

Bereits seit Jahren geht am Gravel-Bike kein Weg mehr an Scheibenbremsen vorbei, zu groß sind die Vorteile und der Mehrgewinn. Bremskraft, -modulation und Zuverlässigkeit sind nur drei Punkte, die für die Scheiben am Gravel-Rad sprechen. In den meisten Fällen werden die Scheibenbremsen hydraulisch vom Bremshebel bedient, nur wenige Ausnahmen wie das RONDO BOGAN (zum Test) bestätigen die Regel mit einer mechanischen Steuerung. Die Modulation ist hier jedoch gewöhnungsbedürftig und kommt nicht an das Niveau der hydraulischen Modelle ran. Wichtig sind nicht nur die passenden Bremsen, sondern auch dem Einsatzzweck entsprechend groß gewählte Bremsscheiben. Vorne und hinten sollten es in jedem Fall 160 mm sein, bei Bikepacking-Trips mit Zuladung dürfen es vorne gerne auch 180 mm sein.

Sattelstütze am Gravel-Bike – Klassisch, gefedert oder versenkbar?

Carbon-Sattelstütze

Ähnlich wie beim Lenker spielt Komfort auch bei der Sattelstütze eine stärkere Rolle. Der Fokus liegt auf Vibrationsdämpfung oder sogar Schlagabsorption – der Kernkompetenz von Carbonstützen. Aber nicht jede Stütze aus diesem Material bietet dieses Feature per se. Spezielle, extra beworbene Modelle verfügen über ein besonderes Layup der Fasern oder sogar über eine mehrteilige Konstruktion und ermöglichen so einen erhöhten Flex. Das heißt, die Stütze kann bei Belastung stärker nach hinten ausweichen – je nach Auszugslänge natürlich. Gerade auf langen oder groben Strecken ein nicht zu unterschätzendes Komfort-Plus! Die meisten Kompletträder der gehobeneren Preisklasse verfügen über derartige Stützen, oft direkt von der Eigenmarke des Herstellers. Typische Vertreter im Aftermarket sind die Ergon CF3 Pro, die Ritchey WCS Carbon Link FlexLogic oder die Syntace P6 Carbon HiFlex.

Aluminium-Sattelstütze

Wer jedoch plant, die meiste Zeit mit einer großen Satteltasche an der Stütze zu fahren, sollte trotz Komforteinbußen besser zu einem Aluminiummodell greifen. Das zusätzliche permanente Gewicht kann den Benefit flexender Carbonstützen negieren und die Reibungswirkung gerade in Kombination mit Matsch oder Staub ist nicht zu unterschätzen. Verlässliche Alu-Stützen gibt es am Markt zuhauf, leichte Modelle kommen z. B. von Thomson, Tune oder Syntace. Eine weitere Option sind gefederte Sattelstützen – dazu mehr im Abschnitt „Federung am Gravel-Bike“.

Versenkbare Sattelstütze

Je häufiger ihr mit dem Gravel-Bike Offroad-Einsätze plant, desto sinnvoller wird eine absenkbare Sattelstütze. Denn ist der Sattel aus dem Weg, und sei es nur ein bisschen im Bereich von 40 bis 70 mm, lassen sich technische Sektionen bergab deutlich sicherer und entspannter bewältigen – vom Mountainbike sind Dropperposts nicht mehr wegzudenken. Viele moderne Rahmen sind bereits für Dropperposts mit innenverlegter Zugführung vorbereitet. Ihre Nachteile sind der Anschaffungspreis, das hohe Gewicht und die fehlende Compliance von steifen versenkbaren Sattelstützen. Bikes, die bereits ab Werk mit einer versenkbaren Sattelstütze ausgeliefert werden, sind das Fustle Causeway GR1 (zum Test), das Norco Search XR C2 (zum Test), das Marin Headlands 2 (zum Test), das Evil Chamois Hagar (zum Test) und das Specialized S-Works Diverge (zum Test).

Fustle Causeway GR1 (zum Test)

Federung am Gravel-Bike – Welche Möglichkeiten gibt es?

Beim Thema Dämpfung ist mit dicken Reifen und speziellem Carboncockpit noch lange nicht Schluss. Neben gefederten Sattelstützen und richtigen Federgabeln wie am Mountainbike gibt es auch Rahmenkonzepte, in denen die Federung bereits integriert ist. Eine Übersicht über alle Systeme erhaltet ihr hier.

Gravel-Bike-Federgabeln

Eine Federgabel an einem Bike mit Rennrad-Lenker? Was sich auf den ersten Blick seltsam liest und auf den zweiten Blick auch seltsam aussieht, macht für bestimmte Fahrer durchaus Sinn. Droht bei großen Schlägen wie Wurzeln, Steinen, Ladungen und Absätzen mit einer steifen Gabel der plötzliche Kontrollverlust, entschärft eine Federgabel diese Situationen effektiv und sorgt für mehr Sicherheit. Das bekannteste Modell ist die Cannondale Lefty-Federgabel, die wir bereits im Cannondale Topstone Carbon Lefty 1 (zum Test) und im E-Gravel-Bike Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty 1 (zum Test) über Schotterpisten und Trails gejagt haben. Weitere Federgabeln fürs Gravel-Bike sind die FOX 32 AX oder die Lauf Grit (zum Test).

Gefederte Sattelstützen

Gefederte Sattelstützen bieten euch die Möglichkeit, den Komfort auf Gravel-Pisten zu erhöhen und eure Rücken zu entlasten – und funktionieren im Vergleich zu Carbon-Sattelstützen bei jeder Auszugslänge gleich. Die Parallelogramm-Sattelstütze eeSilk von Cane Creek (zum Test) glänzt mit einer wirkungsvollen Absorption von Minischlägen und Dauervibration. Wer noch mehr offroad unterwegs ist und maximalen Komfort sucht, sollte sich die ShockStop-Stütze von Redshift (zum Test) näher anschauen. Weil eine gefederte Sattelstütze die Sitzposition ändern kann, empfehlen wir euch auf jeden Fall eine Probefahrt.

Cane Creek eeSilk (zum Test)

Gefederte Vorbauten

Der Markt an gefederten Vorbauten ist zugegebenermaßen überschaubar. Der Redshift ShockStop-Vorbau (zum Test) ist das Pendant in der Front zur ShockStop-Parallelogramm-Sattelstütze im Heck und konnte im Test überzeugen. Wer also auf der Suche nach mehr Dämpfung für Hände und Arme ist und mit den Reifen, der Gabel und dem Lenker nicht das gewünschte Ergebnis erzielen konnte, ist mit einem gefederten Vorbau eventuell gut bedient.

ShockStop-Vorbau (zum Test)

Rahmenkonzepte für mehr Komfort

Inzwischen gibt es mehrere Hersteller, die eigene Dämpfungssysteme in ihre Rahmen integrieren. Im Vergleich zu einer Federgabel werden dabei nicht die Laufräder gedämpft, sondern der Fahrer auf dem Bike. Ein Vorteil dieser Systeme besteht darin, dass sie keinen Einfluss auf den Antrieb und das Handling des Bikes haben. In den Modellreihen Diverge (zum Test des Specialized S-Works Diverge) und Roubaix-Bikes (zum Test des Specialized S-Works Roubaix SRAM RED eTap AXS) verbaut Specialized seit Jahren das proprietäre Future Shock 2.0-System. Es kann reguliert werden und soll 20 mm Federweg zwischen Vorbau und Oberrohr generieren.Ein anderes Konzept ist die KingPin-Federung von Cannondale. Die Sitzstreben sind am Sitzrohr beweglich gelagert und ermöglichen laut Hersteller bis zu 30 mm Federweg – zu finden beim Cannondale Topstone Carbon Lefty 1 (zum Test). Das Team von Trek setzt beim Domane (zum Test des Trek Domane SLR 9 eTap) auf sein eigenes IsoSpeed-System, das sich aus zwei Bestandteilen zusammensetzt. Am Heck wird das Sattelrohr vom Oberrohr entkoppelt, kann durch seine Lagerung frei schwingen und ist in seiner Nachgiebigkeit einstellbar. An der Front macht sich Trek das gleiche Prinzip zunutze, entkoppelt den oberen Bereich des Gabelschafts vom Steuerrohr und räumt ihm so eine gewisse Bewegungsfreiheit ein. BMC möchte mit dem MTT-Elastomer-Element, das zwischen den Sitzstreben und dem Sitzrohr verbaut ist, beim BMC URS ONE (zum Test) dafür sorgen, dass bis zu 10 mm Federweg freigegeben werden und dadurch der Komfort gesteigert wird.

Specialized Future Shock 2.0/S-Works Diverge (zum Test)
BMC MTT/URS ONE (zum Test)

Ausrüstung und Equipment fürs Gravel-Bike

Mit dem Kauf eines Gravel-Bikes ist es (leider) noch nicht getan, denn ohne das passende Equipment seid ihr bei einer Panne unterwegs aufgeschmissen. Neben einem Multitool (zum Test in unserem Schwestermagazin ENDURO) und einer Minipumpe (zum Test in unserem Schwestermagazin ENDURO) sollten immer ein Reifen-Reparatur-Kit und ein Ersatzschlauch auf der Tour dabei sein. Verstaut wird die Ausrüstung am besten in einer Tasche direkt am Gravel-Bike. Einen Überblick über sämtliche Taschen erhaltet ihr in unserer allumfassenden Bikepacking-Taschen-Enzyklopädie (zum Artikel).

ROSE BACKROAD AXS Mullet Build (zum Test)

Die passende Kleidung fürs Gravel-Bike

Wie sagt man so schön? Für jedes Wetter gibt es die passende Kleidung – und damit keine Ausreden mehr, bei Regen und kalten Temperaturen auf der gemütlichen Couch liegen zu bleiben. Die Auswahl an Multifunktionskleidung ist schier endlos, da findet sich für jede Vorliebe das passende Outfit. Die Frage, ob auf dem Gravel-Bike Baggies oder Bibs getragen werden, ist komplett euch überlassen. Außerdem sind auf dem Gravel-Rad Performance-orientierte Schuhe mit steifer Carbonsohle genauso erlaubt wie ganz normale Turnschuhe. Das ist ja das Schöne am Graveln: Es gibt keine Gesetze, keine Grenzen, keine Schubladen und keine Schranken. Die Gravel-Welt ist endlos und jederzeit bereit, von euch erkundet zu werden! Also worauf wartet ihr noch?


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Text: Philipp Schwab, Andreas Maschke Fotos: GRAN FONDO-Team