Ist Singlespeed-Gravel ein Ding? Wer weiß. Mit dem Treck Checkpoint SL 7 und seinen einstellbaren Kettenstreben könnt ihr das immerhin herausfinden. Was das Gravel-Bike sonst noch zu bieten hat und wie gut seine Allround-Eigenschaften sind, erfahrt ihr in unserem Test.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Für 2021 bietet die US-amerikanische Bike-Brand Trek ihr Gravel-Topmodell zu einem attraktiven Preis von 5.653 € an. Berücksichtigt man die lange Liste an Rahmen-Features und die hochwertige Ausstattung, bekommt dieses Preisschild seinen notwendigen Kontext. Das Carbon-Rahmenset aus – wie Trek es nennt – OCLV 500 Series Carbon verfügt über das IsoSpeed-System am Heck und ist kompatibel mit Reifen von bis 700 x 45C. Das IsoSpeed-Gelenk „entkoppelt“ das Sitzrohr vom Oberrohr und ermöglicht dem Sitzrohr so, Vibrationen und Unebenheiten des Untergrundes „wegzuschwingen“. Gleichzeitig setzt Trek auf einen Sitzdom anstelle der herkömmlichen Sattelstütze. Der Sitzdomaufsatz wird direkt über das Sitzrohr geschoben und ist in einer kurzen und einer langen Version erhältlich. Beide weisen einen Versatz von 20 mm auf. Trotz der zwei Versionen ist der Einstellbereich stark limitiert. Fahrer mit überdurchschnittlichen langen Schrittlängen und einem kurzen Oberkörper können so zwischen zwei Größen „stecken bleiben“ und ihre optimale Sitzposition womöglich nur schwer realisieren. Die horizontal verschiebbaren Ausfallenden oder auch Stranglehold-Dropouts ermöglichen eine Anpassung der Kettenstrebenlänge und somit in der Theorie auch eine Nutzung des Checkpoint als Singlespeed-Gravel-Bike. Parallel zur Antriebsseite wird die Aufnahme des Bremssattels mit verschoben.
Trek Checkpoint SL 7
5.653 €
Ausstattung
Sattelstütze Bontrager Carbon 20 mm
Bremsen SRAM Force 160/160 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS mit Eagle AXS XX1-Schaltwerk 40 (10–50)
Vorbau Bontrager Pro 100 mm
Lenker Bontrager Pro IsoCore VR-CF 420 mm
Laufräder Bontrager Aeolus Pro 3V
Reifen Bontrager GR1 Team Issue 40C
Technische Daten
Größe 49 52 54 56 58 61
Gewicht 8,57 kg
Laufradgröße 700C
Besonderheiten
IsoSpeed-Technologie am Heck und integrierte Sitzdom-Bauweise
Verstellbare horizontale Ausfallenden
Anschraubpunkte für Schutzbleche und Gepäckträger
Anschraubpunkte an Oberseite Oberrohr und an Unterseite Unterrohr
Größe | 49 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 490 mm | 520 mm | 540 mm | 560 mm | 580 mm | 610 mm |
Oberrohr | 515 mm | 536 mm | 551 mm | 566 mm | 577 mm | 592 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 107 mm | 126 mm | 145 mm | 171 mm | 200 mm |
Lenkwinkel | 71,4° | 71,6° | 71,8° | 72,2° | 72,3° | 72,6° |
Sitzwinkel | 75,0° | 74,0° | 73,5° | 73,0° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
BB Drop | 78 mm | 78 mm | 76 mm | 76 mm | 74 mm | 74 mm |
Radstand | 995 mm | 1.005 mm | 1.014 mm | 1.020 mm | 1.032 mm | 1.044 mm |
Reach | 373 mm | 379 mm | 383 mm | 387 mm | 391 mm | 397 mm |
Stack | 532 mm | 549 mm | 567 mm | 586 mm | 609 mm | 638 mm |
Mit dem Checkpoint kann man auf Schotter die KOMs jagen. Der Kletterkönig im Vergleichstest!
Der Carbon-Rahmen verfügt über Anschraubpunkte für 5 Flaschenhalter, Schutzbleche und Gepäckträger. Die Gabel kommt dabei ohne Montagemöglichkeiten für Cages aus und führt auch die Bremsleitung extern. Trotz der zahlreichen Rahmen-Features ist es Trek gelungen, die schlanke Silhouette des Gravel-Bikes aufgeräumt wirken zu lassen. Das stimmige Ausstattungspaket setzt sich aus der 1×12 SRAM Force eTap AXS-Schaltgruppe mit Eagle AXS XX1-Schaltwerk und Bontrager Aeolus Pro 3V-Laufrädern mit Bontrager GR1 Team Issue-Reifen in 700 x 40C zusammen. Am Cockpit kommen der Bontrager Pro IsoCore VR-CF-Lenker und Bontrager Pro-Vorbau zum Einsatz. In Größe 56 bringt unser Test-Bike schlanke 8,57 kg auf die Waage.
Im Antritt kann das Trek mit den spritzigsten Bikes im Vergleichstest gut mithalten und beschleunigt aus jeder Situation leichtfüßig. Besonders am Berg spielt es seine Bereitwilligkeit voll aus und entpuppt sich als Kletterkönig des Vergleichstests. Die feine Verzahnung der leichten Laufräder und das angenehm niedrige Gesamtgewicht tragen hier ihren Teil bei. Gleichzeitig ist das Checkpoint in der Lage, den Schwung auch in der Ebene gut mitzunehmen. Hier sind es einzig die Pneus, die das Bike zurückhalten – sie fühlen sich vorwiegend auf kompakten Schotter richtig wohl.
Das Komfort-Level von Front und Heck ist gut aufeinander abgestimmt und glänzt mit einer sehr guten Dämpfung von feinen und schnellen Schlägen. Bei großen Kompressionen fehlt die Dämpfung am Heck. Hier hat das Trek Madone-Rennrad (zum Test) mit seinem gedämpften IsoSpeed-System einen entscheidenden Vorteil und wir hoffen sehr, dass diese Technologie auch ihren Weg in die nächste Generation des Checkpoint findet. Ein weiteres Komfort-Manko ist die sportlich gestreckte Sitzposition. Sie passt zwar sehr gut zum sportiven Charakter des Bikes, kann aber auf langen Touren ermüdend wirken. Wie auch der Komfort ist die Agilität von Front und Heck gut aufeinander abgestimmt. Hier nimmt sich das Trek in Sachen Handling-Balance nichts mit dem OPEN WI.DE. und dem S-Works Diverge. Während es bei niedrigen Geschwindigkeiten bereitwillig auch enge Kurvenradien einschlägt, erfordert es bei hohen Geschwindigkeiten dann jedoch sehr deutliche Lenkimpulse und gelegentliches Nachsteuern. Hauptverantwortlich dafür ist das Walk-Verhalten der Bontrager-Pneus mit ihren vergleichsweise flexiblen Karkassen. Hier ist es wichtig, den für euch passenden Druck zu finden oder im Extremfall auf einen alternativen Reifensatz wie den Vittoria Terreno Dry zu setzen, der unseren Gravel-Reifen-Vergleichstest gewinnen konnte. Abgesehen vom Lenkverhalten bei Highspeed trübt nur das ungedämpfte Heck, das den Fahrer bei großen Kompressionen aus dem Sattel hebt, das ansonsten hohe Sicherheitsgefühl auf dem Trek.
Tuning-Tipps: Lenker mit mehr Flare und kompakteren Drop
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das Trek Checkpoint SL 7 hat dank seines leichtfüßigen Antrittsverhaltens und den bereitwilligen Klettereigenschaften beste Voraussetzungen für knackige und spaßige Gravel-Ausritte, bei denen es um Performance geht. Sportliche Gravel-Fans bekommen hier ein durchdachtes Leichtgewicht mit stimmiger Ausstattung. Für Gravel-Tourer und -Genießer ist die Sitzposition zu gestreckt. Der limitierte Einstellbereich des Sitzdoms macht eine Probefahrt vor dem Kauf unabdingbar.
Tops
- Klettermeister
- leichtfüßiger Antritt
- stimmige Ausstattung
- viele Anschraubpunkte
Flops
- fehlende Dämpfung des Hinterbaus
- limitierter Einstellbereich des Sitzdoms
- Reifen erfordern Nachdruck bei Highspeed
Du brauchst noch Entscheidungshilfe? Dann wirf mal einen Blick in unsere Gravel-Bike-Kaufberatung. Solltest du noch auf der Suche nach dem perfekten Gravel-Reifen sein, dann hilft dir sicherlich unser Gravel-Reifen Vergleichstest.
Mehr Informationen findet ihr unter trekbikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Race EKAR 1X13 (Zum Test) | ARC8 Eero (Zum Test) | BMC URS 01 ONE (Zum Test) | Cannondale Topstone Carbon Lefty 3 (Zum Test) | Canyon Grail CF SLX 8 eTap (Zum Test) | Fustle Causeway GRX600 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | Ritte Satyr (Zum Test) | ROSE BACKROAD FORCE ETAP AXS LIMITED (Zum Test) | ROSE BACKROAD AL GRX RX600 1X11 (Zum Test) | Specialized S-Works Diverge (Zum Test) | Trek Checkpoint
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl