Das Ritte Satyr Gravel-Bike lebt nach einem Motto: Steel is real! Der hochwertige Stahlrahmen mit Reynolds 725-Rohrsatz wurde von Rahmenbauer-Legende Tom Kellogg designt. Kann die zeitlose Schönheit im Vergleichstest mit der hochkarätigen Konkurrenz bestehen?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Nachdem es in letzter Zeit etwas ruhig um die US-amerikanische Bike-Brand geworden ist, meldet sich Ritte mit dem Satyr Gravel-Bike zurück auf der Bildfläche. Tom Kellogg ist eine Legende im Stahlrahmenbau und hat sich mit seinen eigenen Bikes unter dem Namen Spectrum Cycles eine treue Fangemeinschaft aufgebaut. Zwar hat er das Schweißgerät endgültig beiseitegelegt, doch hat er sich nicht nehmen lassen, den Reynolds 725-Rohrsatz des Ritte seine Form zu geben und beim Design-Prozess maßgeblich mitzuwirken. Herausgekommen sind ansprechende Detaillösungen wie die Brücke zwischen den Sitzstreben, dem T47-kompatiblen Tretlagergehäuse und dem markanten Steuerrohr. Neben 3 Anschraubpunkten für Flaschenhalter, der Montagemöglichkeit für Schutzbleche und Umwerfer für 2-fach-Antriebe schmückt sich der Stahlrahmen mit der edlen ENVE G Series-Carbon-Gabel. Die Farbkombination unterstreicht die zeitlos schöne Optik des Bikes. Die Lackierung will jedoch auch mit Vorsicht genossen werden und neigte in unserem Test zu Lackplatzern.
Ritte Satyr
3.939 €
Ausstattung
Sattelstütze Easton EA70 0 mm
Bremsen Shimano GRX RX810 160/160 mm
Schaltung Shimano GRX RX800 40 (11–42)
Vorbau Easton EA50 90 mm
Lenker Easton EA50 AX 420 mm
Laufräder Hunt 4 Season Gravel Disc X-Wide
Reifen Teravail Rutland 42C
Technische Daten
Größe XS S M L XL XXL
Gewicht 8,9 kg
Laufradgröße 700C
Besonderheiten
Formschöne Details am Stahlrahmen mit Reynolds 725-Rohrsatz designt von Tom Kellogg
ENVE G Series-Carbongabel
Anschraubpunkte für Schutzbleche
Anschraubpunkte an Unterseite Unterrohr
Größe | XS | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 491 mm | 512 mm | 523 mm | 539 mm | 551 mm | 564 mm |
Oberrohr | 525 mm | 540 mm | 555 mm | 565 mm | 578 mm | 592 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 115 mm | 130 mm | 145 mm | 160 mm | 175 mm |
Lenkwinkel | 71,5° | 72,0° | 72,0° | 72,5° | 73,0° | 73,0° |
Sitzwinkel | 74,0° | 73,5° | 73,5° | 73,0° | 72,5° | 72,5° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
BB Drop | 80 mm | 80 mm | 78 mm | 78 mm | 74 mm | 74 mm |
Radstand | 1.002 mm | 1.009 mm | 1.025 mm | 1.023 mm | 1.028 mm | 1.042 mm |
Reach | 372 mm | 376 mm | 387 mm | 388 mm | 392 mm | 401 mm |
Stack | 530 mm | 551 mm | 563 mm | 580 mm | 592 mm | 606 mm |
Wenn man sich auf groben Schotter bewegt, sollte man es eher als abenteuerlichen Ausflug einordnen und nicht als Untergrund der Wahl für die lange Runde. Auf Hardpack ist das Ritte zu Hause!
An unserem 3.939 € teuren Test-Bike kommt eine 1×11 Shimano GRX RX800-Schaltgruppe mit 40 T-Kettenblatt und 11–42 T-Kassette zum Einsatz. Auf dem Hunt 4 Season Gravel Disc X-Wide-Laufradsatz sind Teravail Rutland in 700 x 42C montiert, die die Reifenfreiheit des Rahmensets gänzlich ausschöpfen. Vorbau, Lenker und Sattelstütze sind aus Aluminium gefertigt, stammen aus dem Hause Easton und runden die solide Sorglos-Ausstattung ab. Das Gewicht unseres Test-Bikes in Größe L kann sich mit 8,9 kg durchaus sehen lassen.
Im Vergleichstest präsentiert sich das Ritte mit einem quirligen, verspielten und direkten Handling. Während Bikes wie das Cannondale Topstone Lefty oder das Fustle ihre Mountainbike-DNA ins Spiel bringen, sind es beim Satyr besonders die Road-Gene, die hervorstechen. Die hohe Agilität von Front und Heck ist harmonisch aufeinander abgestimmt und so braucht das Bike nur feinfühlige Lenkimpulse, um selbst schnelle Richtungswechsel zu meistern. Bei engen Kurven mit sehr geringen Geschwindigkeiten machen wir Bekanntschaft mit einem alten, am Gravel-Bike vergessen geglaubten Bekannten: Toe Overlap. Bei keinem anderen Bike im Test war er derart stark ausgeprägt.
Trotz seines lebendigen Charakters weist das Satyr ein ausreichend hohes Maß an Laufruhe auf und wird auch bei Highspeed-Passagen nicht nervös. Sein Antrittsverhalten findet sich im Mittelfeld der Test-Bikes wieder, ist aber ausreichend direkt für den einen oder anderen Zielsprint. Auf der Straße und auf kompakten Schotter glänzt das Ritte durch seine gute Effizienz. Für längere Highspeed-Orgien haben die Reifen jedoch einen zu hohen Rollwiderstand und machen den Gravel-Time-Trail zur zähen Angelegenheit. Besonders überrascht hat uns der Komfort des Stahl-Bikes – beziehungsweise sein Nichtvorhandensein. Die überschaubare Compliance des Rahmens sorgt in Kombination mit den Alu-Komponenten an Cockpit und Sattelstütze für eine vergleichsweise direkte Weitergabe nahezu aller Unebenheiten. Hier beruht der Komfort in erster Linie auf den Teravail-Reifen, die jedoch aufgrund ihres geringen Volumens und der flexiblen Karkasse zu schnell durchsacken und über eine zu geringe Eigendämpfung verfügen. So bekommt der Fahrer selbst auf Hardpack und der Straße deutliches Feedback vom Untergrund – Schlaglöcher und Absätze steuert man so eher aus. Das quirlige Handling erlaubt derartige Manöver zwar, doch kommen die Reifen hier selbst bei trockenen Bedingungen zu schnell an ihr Grip-Limit. Wird der Untergrund ruppiger oder feucht, sinkt das Vertrauen in die Fähigkeit des Bikes entsprechend stark.
Tuning-Tipps: Reifen, z. B. Vittoria Terreno Dry, für höhere Effizienz und mehr Komfort | gefederte Sattelstütze und Vorbau für weiteres Plus an Komfort
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das Ritte Satyr bringt einiges mit, was ein gutes Gravel-Bike braucht. Jedoch ist es aufgrund seines sehr geringen Komforts, des deutlichen Toe Overlaps und der schlechten Reifen-Performance in seinen Allround-Eigenschaften derart eingeschränkt, dass kein richtiger Offroad-Fahrspaß aufkommen will. Wer sich aber überwiegend auf kompakten Untergründen und Asphalt bewegt, bekommt hier ein Allroad-Bike mit einem ausgewogenen und direkten Handling im tollen Look.
Tops
- ausgewogenes Handling
- Verarbeitung und Detaillösungen des Rahmensets
- zeitlose, schöne Optik
Flops
- deutlicher Toe Overlap
- vergleichsweise geringer Komfort
- deutlich limitierter Einsatzbereich
- schlechte Performance der Teravail-Pneus
Du brauchst noch Entscheidungshilfe? Dann wirf mal einen Blick in unsere Gravel-Bike-Kaufberatung. Solltest du noch auf der Suche nach dem perfekten Gravel-Reifen sein, dann hilft dir sicherlich unser Gravel-Reifen Vergleichstest.
Mehr Informationen findet ihr unter ritte.cc
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Race EKAR 1X13 (Zum Test) | ARC8 Eero (Zum Test) | BMC URS 01 ONE (Zum Test) | Cannondale Topstone Carbon Lefty 3 (Zum Test) | Canyon Grail CF SLX 8 eTap (Zum Test) | Fustle Causeway GRX600 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | Ritte Satyr | ROSE BACKROAD FORCE ETAP AXS LIMITED (Zum Test) | ROSE BACKROAD AL GRX RX600 1X11 (Zum Test) | Specialized S-Works Diverge (Zum Test) | Trek Checkpoint (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl