Das Specialized S-Works Diverge ist eines der wohl exklusivsten Gravel-Bikes. Als Innovationsträger vereint es eine Reihe von Technologien, die man in der Art an keinem anderen Bike wiederfindet. Doch macht es das Diverge automatisch zum besten Gravel-Allrounder 2021? In unserem Test erfahrt ihr es.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Entwickelt als perfektes Fluchtfahrzeug, um dem Stress des Alltags zu entfliehen. Specialized setzt beim S-Works Diverge auf ein gewisses Maß an Federung und Komfort, um damit Wohlbefinden, aber vor allem Speed zu generieren. Was bereits im Stillstand dank der aufwendigen Lackierung einem Kunstwerk gleichkommt, hat auch technisch einiges zu bieten. Beim Diverge kommt das in den Gabelschaft integrierte Future Shock 2.0-System zum Einsatz, das das gesamte Cockpit des Gravel-Bikes federt. Mit bis zu 20 mm vertikaler Nachgiebigkeit ist die Dämpfung des Systems während der Fahrt wortwörtlich im Handumdrehen über die drehbare Topcap über dem Vorbau einstellbar. Das Diverge bietet eine Reifenfreiheit von bis 700 x 47C (700 x 42C mit Schutzblechen) beziehungsweise 650 x 54B. Dabei bleibt auf beiden Seiten des Reifens 6 mm Platz frei für den Schlamm oder Dreck, der sich ansammelt. Selbst in Rahmengröße 49 kommt es dank des im Vergleich zum Vorgängermodells verlängerten vorderen Rahmendreiecks nicht zu Toe Overlap! Die Kettenstrebe ist auf der Antriebsseite im Bereich des Reifens massiv statt hohl. Dieser Kniff ermöglicht die große Reifenfreiheit trotz Kettenstreben, die nur 425 mm lang und im Vergleich zu Bikes wie dem OPEN WI.DE. oder 3T Exploro nicht heruntergezogen sind.
Specialized S-Works Diverge
10.999 €
Ausstattung
Sattelstütze X-Fusion Manic Dropper 0 mm
Bremsen SRAM RED 160/160 mm
Schaltung SRAM RED eTap AXS mit Eagle AXS XX1-Schaltwerk 42 (10–50)
Vorbau S-Works Future Stem 100 mm
Lenker Easton EC70 AX 420 mm
Laufräder Roval Terra CLX
Reifen Specialized Pathfinder Pro 38C
Technische Daten
Größe 49 52 54 56 58 61
Gewicht 8,66 kg
Laufradgröße 700C
Besonderheiten
Future Shock 2.0-Federung mit Dämpfer im Gabelschaft
SWAT-Box im Unterrohr
Anschraubpunkte für Schutzbleche und Gepäckträger
Anschraubpunkte an Oberseite Oberrohr, an Unterseite Unterrohr und an Gabel; 2 pro Gabelseite
Größe | 49 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 390 mm | 430 mm | 470 mm | 500 mm | 530 mm | 560 mm |
Oberrohr | 529 mm | 542 mm | 558 mm | 573 mm | 589 mm | 605 mm |
Steuerrohr | 99 mm | 104 mm | 116 mm | 133 mm | 159 mm | 185 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 70,5° | 71,3° | 71,8° | 71,8° | 71,8° |
Sitzwinkel | 74,0° | 73,8° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
BB Drop | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 80 mm |
Radstand | 1.019 mm | 1.026 mm | 1.032 mm | 1.042 mm | 1.059 mm | 1.076 mm |
Reach | 365 mm | 374 mm | 383 mm | 392 mm | 401 mm | 410 mm |
Stack | 571 mm | 577 mm | 592 mm | 610 mm | 634 mm | 659 mm |
Wenn es irgendwann mal so etwas wie Warp-Speed-Gravel gibt, dann ist das S-Works Diverge bereit dafür.
Im Unterrohr integriert ist die praktische SWAT-Box, um kleinere Gegenstände wie Jacke, Ersatzschlauch, Mini-Tool oder Gaskartusche verstauen zu können. Die SWAT-Box befindet sich unter dem Flaschenhalter im Unterrohr und lässt sich mit etwas Übung sogar während der Fahrt öffnen und schließen. In Sachen Gewichtsverteilung ist das Verstauen der Essentials hier weitaus sinnvoller als in der herkömmlichen Satteltasche. Die Ausstattung des 10.999 € teuren Edel-Gravellers ist konsequent auf Performance ausgerichtet und setzt sich aus einer 1×12 SRAM RED eTap AXS mit Eagle AXS XX1-Schaltwerk mit 42 T-Kettenblatt und 10–50 T-Kassette zusammen. Die versenkbare X-Fusion Manic Dropperpost bringt mit 50 mm Hub den Sattel in kniffligen Situationen gerade ausreichend weit aus der Schusslinie. Auf dem Roval Terra CLX-Laufradsatz sind Specialized Pathfinder Pro-Pneus in 700 x 38C montiert. In Größe 56 bringt unser Test-Bike 8,66 kg auf die Waage.
Spritzig-agil, wendig, direkt, präzise und dennoch ausreichend laufruhig auf der Geraden. So beschreiben unsere Tester einstimmig das sehr harmonische, ausbalancierte und einem Rennrad eng verwandte Handling des Diverge. Egal ob verwinkeltes Terrain oder offene Highspeed-Kurve, das S-Works folgt den Lenkimpulsen mit messerscharfer Präzision und Direktheit – auf Asphalt sowie auf Schotter.
Während geübte Gravel-Fans hier mit dem Terrain spielen können, kommen Einsteiger besonders im Downhill an ihre Grenzen, da das Bike hier keine groben Fehler kaschiert, sondern sie konsequent umsetzt. Der direkte Charakter des Bikes ist auch im absolut leichtfüßigen und bereitwilligen Antrittsverhalten präsent. Hier drängt das Diverge geradezu nach vorne und glänzt auch in der Ebene und am Berg mit sehr hoher Effizienz. Die einzigen Faktoren, die den Speed dieses Gravel-Bike limitieren können, sind der Grip der Reifen im sehr losen Gelände oder das fahrerische Können. Das Future Shock 2.0-System bringt ein hohes Maß an Komfort. Die Compliance des Hecks kann aufgrund der versenkbaren Sattelstütze hier nicht ganz mithalten. Die Komfort-Dysbalance ist zwar existent, aber lange nicht so offensichtlich, wie man es vermuten könnte. Es ist beeindruckend, wie gut das hintere Rahmendreieck nachgibt, ohne spezielle Komfort-Features aufzuweisen. Die Remote für die Dropperpost hatte beim Fahren immer wieder Kontakt mit den Daumen unserer Tester. Ob man sie an einem derart sportlichen Bike benötigt oder nicht, bleibt Geschmackssache. Denn das Diverge generiert auch ohne ihren Einsatz ein gehöriges Maß an Souveränität und Sicherheit.
Tuning-Tipps: Wer auf absolute Gravel-Race-Performance setzt, kann sich das Gewicht der versenkbaren Sattelstütze sparen und sie durch eine herkömmliche tauschen. Ansonsten ist das Bike stimmig, wie es ist.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das Specialized S-Works befindet sich genau am Sweetspot zwischen Asphalt- und Offroad-Performance. Seine Spritzigkeit und Antrittsstärke bleiben im Vergleichstest unerreicht und eignen sich perfekt für alle ambitionierten und erfahrenen Gravel-Fans. Während das Handling perfekt ausbalanciert ist, sind Einsteiger und Gravel-Tourer von der messerscharfen Präzision und Direktheit des S-Works überfordert. Letztlich ist es das gutmütigere Fahrverhalten des OPEN WI.DE., das dem S-Works Diverge den Testsieg streitig macht.
Tops
- spritziger Antritt und sehr hohe Effizienz
- top ausbalanciertes Handling
- Allround-Eigenschaften
- Storage-Box im Unterrohr
- maximaler Spaßfaktor für Könner
Flops
- Direktheit und Präzision können Einsteiger überfordern bzw. ermüden
- Positionierung der Dropper-Remote
Du brauchst noch Entscheidungshilfe? Dann wirf mal einen Blick in unsere Gravel-Bike-Kaufberatung. Solltest du noch auf der Suche nach dem perfekten Gravel-Reifen sein, dann hilft dir sicherlich unser Gravel-Reifen Vergleichstest.
Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Race EKAR 1X13 (Zum Test) | ARC8 Eero (Zum Test) | BMC URS 01 ONE (Zum Test) | Cannondale Topstone Carbon Lefty 3 (Zum Test) | Canyon Grail CF SLX 8 eTap (Zum Test) | Fustle Causeway GRX600 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | Ritte Satyr (Zum Test) | ROSE BACKROAD FORCE ETAP AXS LIMITED (Zum Test) | ROSE BACKROAD AL GRX RX600 1X11 (Zum Test) | Specialized S-Works Diverge | Trek Checkpoint (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
Text: Fotos: Valentin Rühl