Mit dem ARC8 Eero will das junge Unternehmen aus der Schweiz den Markt für Gravel-Bikes aufmischen. Bereits vor dem Launch des brandneuen Modells hatten wir die Möglichkeit, es ausgiebig zu testen. Wie schlägt es sich im Vergleich zur hochkarätigen Konkurrenz?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Das ARC8 Eero soll nicht nur mit seiner schicken Lackierung frischen Wind in den Gravel-Sektor bringen, auch technisch hat das Bike der Schweizer einiges zu bieten. So kommt das Carbon-Rahmenset mit einem geschraubten BSA-Tretlager, Montagemöglichkeiten für bis zu 4 Flaschen und Schutzblechen an Front und Heck und einem eigens entwickelten Cockpit-Design. Damit schafft die extra breite Lenkerklemmung Platz für den Kabel- und Zugeingang am ARC8 ICH-Vorbau. Aufgrund der 4 Innensechskantschrauben verlangt die Lenkermontage einen Tick mehr Fingerspitzengefühl als bei herkömmlichen Lösungen, weiß hingegen durch ihre perfekte Funktion und Optik zu überzeugen. Einmal im Vorbau verschwunden, bleiben sämtliche Kabel und Leitungen vor den Augen des Betrachters im Rahmen versteckt. Einzig auf sehr ruppigen Untergründen ist ein leichtes Klappern der Leitungen im Rahmen zu hören. Die montierte 1×11 Shimano GRX RX815 Di2-Schaltgruppe ist ein sehr guter Fit für das Eero. Das Kettenblatt mit 40 Zähnen verlangt in Kombination mit der 11–42 T-Kassette in steilen Anstiegen viel Körpereinsatz vom Fahrer, ist aber für die sportliche Grundausrichtung des Bikes in Ordnung.
ARC8 Eero
4.175 €
Ausstattung
Sattelstütze Faserwerk Seatpost 0 mm
Bremsen Shimano GRX RX810 160/160 mm
Schaltung Shimano GRX RX815 Di2 40 (11–42)
Vorbau ARC8 ICH Stem 100 mm
Lenker Zipp Service Course SL-70 XPLR 420 mm
Laufräder ARC8 C38
Reifen Schwalbe G-One Allround 40C
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 8,44 kg
Laufradgröße 700C
Besonderheiten
Eigens entwickelter Vorbau mit breiter Klemmung und Kabelintegration
Anschraubpunkte an Oberseite Oberrohr und an Unterseite Unterrohr
Anschraubpunkte für Schutzbleche
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 510 mm | 550 mm | 570 mm | 600 mm |
Oberrohr | 525 mm | 545 mm | 564 mm | 583 mm |
Steuerrohr | 137 mm | 157 mm | 170 mm | 197 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 71,0° | 71,0° | 71,0° |
Sitzwinkel | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
BB Drop | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm |
Radstand | 1.002 mm | 1.012 mm | 1.032 mm | 1.053 mm |
Reach | 364 mm | 376 mm | 388 mm | 400 mm |
Stack | 545 mm | 568 mm | 593 mm | 618 mm |
Ein richtig spaßiges Bike für knackige, schnelle Allroad- und Gravel-Ausfahrten! Für Langstreckeneinsätze fehlt es dem Eero in dieser Ausstattung aber an Komfort.
Für den Laufradsatz kommen DT Swiss 350-Naben und ARC8 C38-Carbon-Felgen zum Einsatz. An unserem Test-Bike waren Schwalbe G-One Allround-Reifen in 700 x 40C verbaut. Sie können aus unserer Sicht sehr gut durch schnellere Slicks bzw. Semi-Slick-Reifen mit einem größeren Volumen getauscht werden, um dem Gesamtsystem noch mehr Speed und Komfort zu verleihen. Die maximale Reifenfreiheit beträgt 700 x 50C. In Größe M bringt das Eero in dieser Ausstattung 8,44 kg auf die Waage und kostet 4.175 €.
Bereits im Antritt macht das Eero klar: Ich will los! Leichtfüßig und direkt ist es auf Geschwindigkeit gebracht und gibt sich sowohl in der Ebene als auch am Berg als sehr guter Speed-Allrounder. Einziges Manko hier: Wenn der Untergrund holprig wird, verlieren die Schwalbe-Reifen gelegentlich die Traktion und auch die vergleichsweise geringe Compliance des Rahmensets trägt dazu bei, dass man in diesen Situation die PS – und umgekehrt auch die Brems-Power – nicht perfekt auf den Schotter bringt.
Auch die breite Klemmung des Vorbaus, der Zipp Service Course SL-70 XPLR-Alu-Lenker und die Faserwerk-Carbon-Sattelstütze können kein deutliches Plus an Komfort generieren. Die Vibrationsdämpfung des Bikes geht somit in Ordnung, doch ist der Gesamtkomfort im Vergleich zu den anderen Test-Bikes überschaubar. Das Gute daran: Dank des ehrlichen Verhaltens im ruppigen Gelände weiß man sehr schnell, was man bekommt und kann sich so darauf einstellen. Hier gibt es keine Mogelpackung! Das Handling des ARC8 hat einen quirligen und verspielten Charakter, der mit zunehmender Geschwindigkeit immer laufruhiger wird. Bei geringen Geschwindigkeiten sind die Agilitäten von Front und Heck gut aufeinander abgestimmt. Bei Highspeed reagiert die Front einen Tick bereitwilliger auf Richtungsänderungen als das leicht nachziehende Heck. So braucht es bei hohen Geschwindigkeiten deutliche Lenkimpulse seitens des Fahrers, um den Kurvenradius ohne Nachsteuern durchfahren zu können. Für das Sicherheitsgefühl muss dieses Verhalten jedoch kein Kompromiss sein: In steilen Anstiegen und bei geringen Geschwindigkeiten kann man mit der agilen Front die eigenen Bewegungen gut ausbalancieren, während die hohe Laufruhe bei Highspeed Vertrauen vermittelt.
Tuning-Tipps: Reifen mit mehr Volumen und idealerweise (Semi-)Slick-Profilierung, die zum Speed des Bikes passen und etwas mehr Komfort generieren
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das ARC8 Eero ist ein sehr gutes Bike für die schnelle Feierabendrunde. Seine für manche Situationen zu hohe Sportlichkeit und der vergleichsweise geringe Komfort unseres Test-Bikes sind die einzigen Mankos, durch die sich das Eero nur bedingt für Langstreckeneinsätze eignet. Ambitionierte Gravel-Racer finden hier ein quirliges Bike mit viel Reifenfreiheit, einer cleveren Kabelintegration und einer frischen Optik. Wer vorwiegend cruisen möchte, findet bessere Bike-Alternativen.
Tops
- stimmiges, sportliches Gesamtkonzept
- Antrittsstärke
- spaßiges Handling bei Low- und Mid-Speed
- viel Reifenfreiheit
- saubere Kabelintegration
Flops
- Tendenz zum Toe Overlap bei großen Schuhen
- Front im Vergleich zum Heck eine Spur zu agil bei Highspeed
- geringes Komfortlevel
Du brauchst noch Entscheidungshilfe? Dann wirf mal einen Blick in unsere Gravel-Bike-Kaufberatung. Solltest du noch auf der Suche nach dem perfekten Gravel-Reifen sein, dann hilft dir sicherlich unser Gravel-Reifen Vergleichstest.
Mehr Informationen findet ihr unter arc8bicycles.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Race EKAR 1X13 (Zum Test) | ARC8 Eero | BMC URS 01 ONE (Zum Test) | Cannondale Topstone Carbon Lefty 3 (Zum Test) | Canyon Grail CF SLX 8 eTap (Zum Test) | Fustle Causeway GRX600 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | Ritte Satyr (Zum Test) | ROSE BACKROAD FORCE ETAP AXS LIMITED (Zum Test) | ROSE BACKROAD AL GRX RX600 1X11 (Zum Test) | Specialized S-Works Diverge (Zum Test) | Trek Checkpoint (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl