Das Canyon Grail CF SLX 8 eTap gehört seit seiner Vorstellung zu einer festen Größe im Komos für Gravel-Bikes und polarisiert seit jeher mit seinem eigenständigen Cockpit-Design. Wie schlägt sich das Bike in unseren großen Gravel-Bike-Vergleichstest 2021?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Das Canyon Grail CF SLX 8 eTap gehört ganz klar zu der Kategorie von Gravel-Bikes, die man entweder abgöttisch liebt oder auch nach Jahren nicht ins Herz schließen kann. Die Bike-Brand aus Koblenz macht sich das SRAM Force eTap AXS Wide-Schaltwerk zunutze und bietet so eine Gravel-freundliche 2×12-Übersetzung mit 10–36 T-Kassette und 46/33 T-Kettenblättern. Die Kombination aus riesiger Bandbreite und feiner Abstufung passt perfekt zum Bike. Weiteres Highlight der Ausstattung ist die Canyon S15 VCSL 2.0 CF-Sattelstütze. Denn sie verfügt über ein sehr hohes Maß an Komfort und kann wahlweise mit 13 oder 25 mm Versatz genutzt werden. Mit dem CP07 Gravelcockpit von Canyon und seinem Lenker in Doppeldecker-Bauweise verfügt das Grail CF SLX 8 eTap über eine außergewöhnliche Lösung, die im Oberlenker ein gewisses Mehr an Komfort generiert.
Durch die Doppeldecker-Bauweise treffen sich der obere und mittlere Lenker genau unter den Schalthebeln. Dadurch entsteht eine ungewöhnliche Ablagefläche für die Daumen, wenn man in den Drops fährt. #loveitorhateit Zwar lässt sich die Cockpithöhe dank der Spacer um einige Millimeter anpassen, der integrierte Look geht dann jedoch verloren.
Canyon Grail CF SLX 8 eTap
4.779 €
Ausstattung
Sattelstütze Canyon S15 VCSL 2.0 CF 13/25 mm
Bremsen SRAM Force 160/160 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS 46/33 (10–36)
Vorbau Canyon CP07 Gravel Cockpit CF 75 mm
Lenker Canyon CP07 Gravel Cockpit CF 440 mm
Laufräder DT Swiss GRC 1400
Reifen Schwalbe G-One Bite 40C
Technische Daten
Größe 2XS XS S M L XL 2XL
Gewicht 8,22 kg
Laufradgröße 700C
Besonderheiten
große Auswahl an Ausstattungspaketen
Proprietäres Cockpit und Sattelstütze
Anschraubpunkte für Schutzbleche
Lieferung direkt nach Hause
Größe | 2XS | XS | S | M | L | XL | 2XL |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 432 mm | 462 mm | 492 mm | 522 mm | 552 mm | 582 mm | 612 mm |
Lenkwinkel | 70,3° | 71,3° | 71,0° | 72,5° | 72,5° | 72,8° | 72,8° |
Sitzwinkel | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 415 mm | 415 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
BB Drop | 60 mm | 60 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm |
Radstand | 998 mm | 990 mm | 1.020 mm | 1.029 mm | 1.040 mm | 1.063 mm | 1.073 mm |
Reach | 404 mm | 425 mm | 442 mm | 461 mm | 478 mm | 497 mm | 516 mm |
Stack | 595 mm | 615 mm | 638 mm | 660 mm | 688 mm | 709 mm | 729 mm |
Das große Rahmendreieck lässt die Augen aller Bikepacking-Fans funkeln, die sich eine Custom-Tasche zulegen wollen. Als Konsequenz ist jedoch die Überstandshöhe riesig.
Außerdem kann das Cockpit in Sachen Kompatibilität mit Anbauteilen nur begrenzt punkten. Setzt man auf eigens designten, nicht im Lieferumfang enthaltenen Canyon-GPS-Mount, kann so beispielsweise eine Lenkertasche nur schlecht genutzt werden. Lampen und Klingeln, die eine runde Lenkerform zur Montage benötigen, sind gänzlich unbrauchbar. Ein Wechsel des Cockpits ist technisch zwar möglich, aber erscheint wenig sinnvoll – schließlich ist es eines der USPs des Bikes. Canyon montiert auf dem DT Swiss GRC 1400-Laufradsatz ein Paar Schwalbe G-One Bite in 700 x 40C. Das Rahmenset verfügt über eine vergleichsweise überschaubare maximale Reifenfreiheit von 700 x 42C. Unser Test-Bike in Größe M wiegt 8,22 kg und ist für 4.779 € erhältlich.
Auch dieses Jahr kann das Handling des Canyon überzeugen, da es sich durch ein intuitives Fahrverhalten, eine hohe Laufruhe und die ausgewogene Agilität für Gravel-Fans aller Könnerstufen eignet. Unabhängig von der Geschwindigkeit reagiert das Grail CF SLX 8 eTap berechenbar auf Lenkimpulse. Apropos Geschwindigkeit: Sowohl die Effizienz in der Ebene und am Berg als auch das direkte Antrittsverhalten des Gravel-Bikes können überzeugen. Zwar sind Modelle wie das ARC8 Eero oder das S-Works Diverge noch einen Tick spritziger, doch kann sich das Grail bereitwillig in den vorderen Bereich des Testfelds sprinten.
Die Sattelstütze am Canyon vermittelt bei feinen Vibrationen bis größeren Schlägen das Gefühl eines fliegenden Teppichs und verwöhnt den Fahrer so mit viel Komfort am Heck. In der Front bietet sich uns jedoch ein gänzlich anderes Bild. Denn das Cockpit-Konzept geht in Sachen Komfort nur im Oberlenker auf. Hier ist man aber bereits so aufrecht und hat so wenig Druck auf dem Lenker, dass er lediglich hochfrequente Vibrationen dämpfen kann. Alle anderen Griffpositionen sind dafür viel zu straff abgestimmt. Auch das vergleichsweise geringe Volumen der Schwalbe-Pneus kann hier kein nennenswertes Plus an Komfort generieren. Die Komfort-Dysbalance wirkt sich negativ auf das Sicherheitsgefühl auf dem Grail aus. In der komfortabelsten Griffposition – dem Oberlenker – ist man nicht bremsbereit. Beim Griffwechsel vom Unterlenker in die Hoods muss die Hand aufgrund der Lenkerverstrebung weiter als üblich geöffnet werden, was in kniffligen Situationen ebenfalls für einen kurzen Schreckmoment sorgen kann. Aufgrund des ruhigen Geradeauslaufs kann das Canyon – abgesehen von den Cockpit-Eigenheiten – auf kompakten Untergründen jedoch selbst bei Highspeed mit einem hohen Sicherheitsgefühl punkten.
Tuning-Tipps: schnellere Reifen mit mehr Eigendämpfung, um das Gesamtkonzept abzurunden und mehr Komfort zu generieren
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Wer überwiegend auf kompakten Schotterautobahnen mit weiten Kurven und auf brüchigen Asphaltstraßen unterwegs ist, findet mit dem Canyon Grail CF SLX 8 eTap ein effizientes Gravel-Bike zum fairen Preis. Die limitierte Offroad-Performance und die eingeschränkte Einstellbarkeit des Cockpits begrenzen die Allround-Eigenschaften des Bikes. Um sicherzustellen, ob ihr mit dem Cockpit-Setup eure Position realisieren könnt, solltet ihr die Geometrie des Bikes vor dem Kauf genau studieren oder es idealerweise testen. Letzteres ist bei einem Versender-Bike nur eingeschränkt möglich.
Tops
- intuitives Handling mit viel Laufruhe
- Effizienz in der Ebene und bei Langstrecken-Speed
- Komfort der Sattelstütze
Flops
- begrenzte Cockpit-Einstellmöglichkeiten und -Kompatibilität
- Komfort-Dysbalance
- limitierte Offroad-Performance
Du brauchst noch Entscheidungshilfe? Dann wirf mal einen Blick in unsere Gravel-Bike-Kaufberatung. Solltest du noch auf der Suche nach dem perfekten Gravel-Reifen sein, dann hilft dir sicherlich unser Gravel-Reifen Vergleichstest.
Mehr Informationen findet ihr unter canyon.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Race EKAR 1X13 (Zum Test) | ARC8 Eero (Zum Test) | BMC URS 01 ONE (Zum Test) | Cannondale Topstone Carbon Lefty 3 (Zum Test) | Canyon Grail CF SLX 8 eTap | Fustle Causeway GRX600 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | Ritte Satyr (Zum Test) | ROSE BACKROAD FORCE ETAP AXS LIMITED (Zum Test) | ROSE BACKROAD AL GRX RX600 1X11 (Zum Test) | Specialized S-Works Diverge (Zum Test) | Trek Checkpoint (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl