Ein vollgefedertes Gravel-Bike? Das Cannondale Topstone Carbon Lefty 1 verspricht durch das KingPin-System am Heck und die Lefty Oliver-Federgabel ein Plus an Kontrolle und Komfort. Wie sich das progressive Konzept im Vergleichstest schlägt, erfahrt ihr hier.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Mit dem Topstone Carbon Lefty 1 hat Cannondale eines der polarisierendsten Gravel-Bike-Konzepte der Saison 2020 vorgestellt. Dank der Lefty Oliver-Federgabel mit 30 mm Federweg und dem sogenannten KingPin-System mit ebenfalls 30 mm Federweg am Heck strotzt das Bike nur so vor Innovationen. Auch der ab Werk verbaute Garmin-Geschwindigkeitssensor mit ANT+ Standard und das proprietäre HollowGram SAVE-Cockpit tragen hierzu ihren Teil bei. Ein GPS-Mount ist im Cockpit-Paket enthalten, baut jedoch recht stark auf und fügt sich nicht perfekt in das Gesamtbild ein. Beim HollowGram SAVE SystemBar-Lenker hätten wir uns mehr Flair gewünscht, da er das Bike im technischen Downhill und beim Sprinten einschränkt. Ihn auszutauschen erfordert konstruktionsbedingt jedoch auch die Anschaffung eines herkömmlichen Vorbaus. Am Carbon-Rahmen in schicker Oil-Slick-Lackierung ist die Form jedes Rohrs aufwendig designt. Während die Zugeingänge am Unterrohr eine Kompatibilität mit allen herkömmlichen Schaltgruppen garantieren, wirken sie bei unserem Test-Bike mit SRAM AXS-Komponenten unnötig prominent. Auf Wunsch können eine Dropperpost verbaut und ihre Leitungen intern geführt werden. Zwar bietet Cannondale ab Werk eine solche Konfiguration nicht an, aber mit einem Sitzrohrdurchmesser von 27,2 mm gibt es hierfür zahlreiche Nachrüstoptionen auf dem Markt. Denn so viel sei direkt gesagt: Zum Bike würde eine versenkbare Stütze sehr gut passen!
Cannondale Topstone Carbon Lefty 1
7.499 €
Ausstattung
Sattelstütze HollowGram SAVE 15 mm
Bremsen SRAM Force 160/160 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS mit Eagle AXS X01-Schaltwerk 40 (10–50)
Vorbau HollowGram SAVE 100 mm
Lenker HollowGram SAVE SystemBar 420 mm
Laufräder Lefty 50- und HollowGram-Naben, HollowGram 23-Felgen
Reifen WTB Venture TCS Road Plus/WTB ByWay TCS Road Plus 47C
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 9,75 kg
Laufradgröße 650B
Besonderheiten
Cannondale Lefty Oliver-Federgabel mit 30 mm Federweg
KingPin-System
Anschraubpunkte für Schutzbleche nur hinten
Anschraubpunkte an Oberseite Oberrohr und an Unterseite Unterrohr
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 410 mm | 458 mm | 505 mm | 553 mm | 600 mm |
Oberrohr | 525 mm | 544 mm | 561 mm | 579 mm | 596 mm |
Steuerrohr | 97 mm | 131 mm | 165 mm | 198 mm | 232 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 71,2° | 71,2° | 71,2° | 71,2° |
Sitzwinkel | 73,1° | 73,1° | 73,1° | 73,1° | 73,1° |
Kettenstrebe | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm |
BB Drop | 69 mm | 64 mm | 61 mm | 61 mm | 59 mm |
Radstand | 999 mm | 1.010 mm | 1.030 mm | 1.049 mm | 1.068 mm |
Reach | 368 mm | 377 mm | 385 mm | 394 mm | 401 mm |
Stack | 518 mm | 550 mm | 579 mm | 610 mm | 641 mm |
Bei all unserer Kritik am Cannondale sei gesagt: Mit dem Bike offroad und auf dem Trail zu fahren macht richtig Laune!
Der Schaltgruppenmix aus SRAM RED eTap AXS und Eagle AXS X01-Schaltwerk ist perfekt gewählt. Das Schaltwerk aus dem MTB-Bereich kommt jedoch in bestimmten Situationen mit großen Schuhen (> Größe 45) in Kontakt. Ist der rechte Fuß parallel zum Boden und während der Abfahrt hinten, kann es auf die Ferse des Fahrers treffen. Beim Pedalieren hatten wir hingegen nie Probleme. Unser 7.499 € teures Test-Bike bringt in Größe M stolze 9,75 kg auf die Waage und gehört damit zu den Schwergewichten im Vergleichstest.
Im Test generiert das Topstone Carbon Lefty 1 mit seinem verspielten und quirligen Charakter einen hohen Offroad-Spaßfaktor und lädt dazu ein, bei jeder Gelegenheit die Schotterautobahn zu verlassen. Der Marketing-Claim des ebenfalls getesteten Fustle „Das ist ein Mountainbikers Gravel-Bike“ passt hier ebenso gut. Übersetzt man die beiden Bike-Konzepte in die Mountainbike-Welt, wäre das Fustle ein Enduro und das Cannondale ein Trail-Bike.
Dazu passend ist der direkte Antritt des Bikes. Zwar gibt es in unserem Testfeld leichtfüßigere Modelle, doch das ständige Beschleunigen nach Kurven und in kurzen knackigen Anstiegen macht auf dem Cannondale einfach richtig Laune. Am Berg und auf der Straße macht sich die fehlende Leichtfüßigkeit bemerkbar. Denn hier lässt es das Bike vergleichsweise gemütlich angehen. Die Effizienz im Gelände ist hingegen sehr hoch, da ein hoher Komfort die Haltemuskulatur auch auf langen Touren schont. Hier ist es vor allem das große Volumen der 650B-Pneus, die gedämpfte Lefty Oliver-Federgabel und die Compliance des Rahmensets, die uns vollends überzeugen. Allgemein kann uns die Funktion der Lefty Oliver-Gabel gänzlich überzeugen. Auch das KingPin-System schluckt feine Vibrationen sehr gut weg, wirkt aber bei großen Kompressionen wie ein Katapult. Die fehlende Dämpfung des Hinterbaus macht sich im Sitzen stark bemerkbar. Geht man aus dem Sattel, so ist die Dysbalance der Dämpfung weniger stark ausgeprägt. Abgesehen davon ist es nur der WTB ByWay-Hinterradreifen, der auf feuchten und losen Untergründen gelegentlich durchrutscht und so das ansonsten hohe Level an Vertrauen trübt. Der WTB Venture-Vorderreifen produziert in jeder Situation viel Grip und gibt Sicherheit.
Tuning-Tipps: Hinterreifen mit mehr Grip | Cockpit-Wechsel auf Standard-Vorbau und dann Lenker mit mehr Flare | Optional Dropperpost
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das Cannondale Topstone Lefty 1 ist ein reines Spaßgerät für alle, die sowohl einen Rennlenker als auch MTB-Feeling im Downhill und Offroad-Passagen in einem Paket genießen wollen. Mit seinem quirligen Handling macht es Lust auf knackige Feierabendrunden mit dem einen oder anderen Zwischensprint. Für Langstrecken und Commuting-Einsätze fehlt es dem Bike an Effizienz und Montagemöglichkeiten für Fender oder Gepäck. Auch die Ausstattung lässt für einen vorderen Platz im Testfeld an zu vielen Stellen Wünsche offen.
Tops
- sehr hoher Offroad-Spaßfaktor
- toller Komfort auf vielen Untergründen
- quirliges, ausgewogenes Handling
- hervorragende Funktion der Federgabel
Flops
- Ausstattung lässt an einigen Stellen Wünsche offen
- fehlende Dämpfung am Heck
- große Füße haben Kontakt mit Schaltwerk
Du brauchst noch Entscheidungshilfe? Dann wirf mal einen Blick in unsere Gravel-Bike-Kaufberatung. Solltest du noch auf der Suche nach dem perfekten Gravel-Reifen sein, dann hilft dir sicherlich unser Gravel-Reifen Vergleichstest.
Mehr Informationen findet ihr unter cannondale.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Gravel-Bike 2021 – 13 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Race EKAR 1X13 (Zum Test) | ARC8 Eero (Zum Test) | BMC URS 01 ONE (Zum Test) | Cannondale Topstone Carbon Lefty 3 | Canyon Grail CF SLX 8 eTap (Zum Test) | Fustle Causeway GRX600 (Zum Test) | OPEN WI.DE. (Zum Test) | Ridley Kanzo Fast (Zum Test) | Ritte Satyr (Zum Test) | ROSE BACKROAD FORCE ETAP AXS LIMITED (Zum Test) | ROSE BACKROAD AL GRX RX600 1X11 (Zum Test) | Specialized S-Works Diverge (Zum Test) | Trek Checkpoint (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl