Im größten Vergleichstest unserer Geschichte haben wir die 19 wichtigsten Gravel-Bikes der Saison 2022 direkt aufeinandertreffen lassen. Wie viel kostet ein gutes Gravel-Bike? Was ist der insgesamt beste Allrounder und wohin führt die Reise im Gravel-Segment? In Girona, auf spanischen Schotter-Träumen, haben wir Antworten gesucht und gefunden.

Inhaltsverzeichnis

Das ist er: Der größte Gravel-Bike-Test, den wir je gemacht haben – die Gravel-Weltmeisterschaft aller Gravel-Tests! Für uns sind Gravel-Bikes weitaus mehr als nur Rennräder für den Schotterweg und da ihr diese Worte gerade lest, besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihr das genauso seht. Gravel ist eine Einstellung zum Radfahren und zum Leben selbst! Für viele von uns sind Gravel-Bikes Freiheitsmaschinen, Psychologen, Expeditionsvehikel, Reiseveranstalter, Trainingsgerät und Alltagsbegleiter in einem. Als Multitalente, die nahezu keine Hindernisse kennen, schlagen sie eine Brücke zwischen asphaltierten Straßen und natürlichen Untergründen. Wir haben die 19 spannendsten Modelle für die Saisons 2022 und 2023 zum Test geladen und herausgefunden, welches Bike der beste Allrounder ist. In einem so vielfältigen Feld wie dem Gravel-Markt findet garantiert jeder ein passendes Modell – vorausgesetzt man weiß, was man will und man ist ehrlich zu sich in Sachen Selbsteinschätzung. Unser Vergleichstest soll euch die Kaufentscheidung erleichtern und erklärt verständlich, welches Bike zu welchem Fahrertyp passt. Vorhang auf!

Das Blatt hat sich gedreht – Gravel-Bikes haben die Macht

Der König ist tot, lang lebe der König – denn die GRAN FONDO-Gemeinde hat entschieden, dass unter euch mehr Gravel-Fans als Rennrad-Liebhaber sind. Wir haben euch gefragt, welche Bikes ihr fahrt und weit über 11.000 von euch haben geantwortet: Zum ersten Mal wird die Rangliste unserer internationalen Leserumfrage von Gravel-Bikes angeführt, die den beeindruckenden Trend der letzten Jahre zielstrebig fortsetzen und sich mit 5 Prozentpunkten Zuwachs und insgesamt 51 % an die Spitze setzen. Nach herben Verlusten im vorherigen Jahr halten sich Race-Bikes übrigens bei 43 % und Endurance-Bikes mit 34 % auf den Plätzen zwei und drei. Auch die Frage, welchen Typ von Bike ihr euch zulegen wollt, spiegelt im Grunde die Trends eurer aktuellen Bikes wider. Entsprechend liegen auch hier die Gravel-Bikes auf der Pole-Position und kommen auf 41 %. Für ein Race-Bike interessieren sich 31 %, während es für 23 % lieber ein Endurance-Bike sein darf.

Die Bike-Industrie hat das längst erkannt! Eine ganze Weile hat es Bike-Herstellern genügt, ein einziges Gravel-Bike im eigenen Portfolio zu haben. Allround-Eigenschaften hatten dabei scheinbar alle Modelle gleichermaßen. Zwar gab es bereits zu dieser Zeit gehörige Unterschiede zwischen den Gravel-Interpretationen der Marken, doch hat sich gerade in den vergangenen Monaten erneut einiges getan: Der Markt für Gravel-Bikes entfernt sich weiter von seinem „Ein-Bike-für-alles“-Ansatz hin zu einer feingliedrigen Segmentierung. Vom Gravel-Bike für den MTB-Light-Trail-Einsatz bis hin zur Zeitfahr-Schotter-Maschine gibt es kaum noch etwas, das es nicht gibt. Für den Gravel-Fan auf der Suche nach seinem perfekten Begleiter ist das natürlich Fluch und Segen zugleich! Denn scheinbar reicht es plötzlich nicht mehr aus, ein Rad fahren zu wollen, das einfach jedes Abenteuer mitmacht. Stattdessen hat man das Gefühl, man müsse sich als Gravel-Racer, -Genussfahrer, -Abenteurer oder -Pendler einordnen lassen. Gleichzeitig bieten speziell optimierte Fahrradmodelle natürlich deutliche Vorteile für spezialisierte Fahrer, die genau wissen, was sie wollen.

Die GRAN FONDO-Community hat entschieden: Die meisten von euch fahren Gravel-Bikes oder wollen sich eins kaufen. Gravel ist an der Macht!

Wirft man einen Blick auf den aktuellen Markt für Rennräder, erkennt man, dass hier immer mehr Kategorien zusammengefasst werden. Technische Innovationen machen Road-Bikes möglich, die immer mehr können – während die UCI unermüdlich reguliert und mit ihren Statuten genau definiert, was am Race-Bike sein darf und was nicht. Übrig bleiben letztlich zwei Arten von Rennrädern: hochgezüchtete und perfektionierte Rennmaschinen (unseren Vergleichstest dazu findet ihr hier) auf der einen Seite und das, was man als Jedermann-, Allroad-, Endurance- oder „Was auch immer“-Bike bezeichnet, auf der anderen Seite. Unseren Vergleichstest der besten Rennräder aus diesem Sektor findet ihr hier (zum Test).

In der Betriebswirtschaftslehre ist „Shelf Space“ eine wichtige Metrik und natürlich möchte keine Bike-Brand hier einbüßen. So scheint es, dass das, was sich auf der einen Seite kontrahiert, auf der anderen expandiert. Doch es sind nicht nur rein wirtschaftliche Interessen, die die Segmentation von Gravel-Bikes beschleunigt und begünstigt. Wo sich mehr Menschen aufhalten, wird der Wunsch nach und der Bedarf an Speziallösungen größer. Aus der Nische der Nische in das Zentrum des Mainstreams zieht es also Gravel-Race-Bikes, Alltagsräder, Abenteuermobile und Allroad-Verschnitte. Gravel-Bikes haben die Macht, ihre Stunde hat geschlagen und unser Testfeld spiegelt genau das wider!

Das Testfeld: Was haben wir getestet?

Mit dem Boom des Gravel-Segments nimmt auch die Auswahl an Gravel-Bikes kontinuierlich zu. Damit steigt die Herausforderung, ein Testfeld zusammenzustellen, das eine sinnvolle Balance hält aus Relevanz für euch, unsere Leser, und dem Blick über den Tellerrand und hin zu Trends oder spannenden Exoten. Trotzdem haben wir genau diesen Balanceakt gewagt und uns den Kopf darüber zerbrochen, welche Kandidaten unbedingt dabei sein müssen und welche eine spannende Perspektivenerweiterung sein könnten. Mit diesen Überlegungen haben wir ein spannendes und relevantes Testfeld aufgestellt, in dem sich nicht nur ein verdienter Testsieger versteckt, sondern in dem auch für jeden das passende Gravel-Bike dabei sein dürfte. Und was haben wir nicht getestet? Vor geringer Verfügbarkeit und eingeschränkter Lieferfähigkeit der Bike-Industrie sind auch wir als Magazin nicht gefeit. So fehlen im Test spannende und brandneue Bikes großer Hersteller wie Orbea und Trek, die es leider nicht rechtzeitig zu uns geschafft haben. Vor allem das Trek Checkpoint SLR hätte auf dem Papier gute Chancen gehabt, um ein Wörtchen im Titelrennen mitzusprechen. Hier sind wir besonders auf den ausstehenden Einzeltest gespannt und werden euch dann berichten. Die 19 Bikes, die es rechtzeitig für den Test zu uns geschafft haben, findet ihr hier im Überblick:

Modell Schaltgruppe Laufradsatz Gewicht Preis
3T Exploro Ultra
(Zum Test)
SRAM Force eTap AXS mit XX1 Eagle AXS-Schaltwerk 3T Discus 45|40 LTD 8,47 kg [56] 8.199 €
BMC URS LT ONE
(Zum Test)
SRAM Force eTap AXS mit X01 Eagle AXS-Schaltwerk CRD-400 SL Carbon 9,52 kg [L] 7.999 €
Cannondale SuperSix EVO SE
(Zum Test)
SRAM Rival eTap AXS DT Swiss CR1600 SPLINE 8,72 kg [56] 4.999 €
Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension
(Zum Test)
SRAM Force eTap AXS XPLR Reynolds ATR 9,42 kg [M] 4.999 €
Cervélo Áspero GRX Di2
(Zum Test)
Shimano GRX RX815 Di2 Reserve 32 8,37 kg [58] 6.699 €
CUBE Nuroad C:62 SLT (Zum Test) SRAM Force eTap AXS XPLR NEWMEN ADVANCED SL X.R.25 8,04 kg [56] 3.699 €
Curve Kevin of Steel III
(Zum Test)
Shimano GRX RX815 Di2 ENVE G27 10,55 kg [L] 5.500 €
Falkenjagd Aristos R
(Zum Test)
Campagnolo EKAR Parapera 9,00 kg [L] 8.484 €
Felt Breed 20
(Zum Test)
SRAM Force 1 Devox WheelRDS.A0 GXA 9,47 kg [56] 2.649 €
FOCUS ATLAS 6.8
(Zum Test)
Shimano GRX RX600 DT Swiss E 1800 SPLINE 32 10,65 kg [L] 2.199 €
GIANT Revolt Advanced 0
(Zum Test)
Shimano GRX RX810 GIANT CXR 2 Disc Carbon 8,76 kg [ML] 3.999 €
OPEN WI.DE.
(Zum Test)
SRAM Force eTap AXS mit XX1 Eagle AXS-Schaltwerk ENVE AG28 8,34 kg [L] 7.600 €
Ridley Kanzo Fast
(Zum Test)
Campagnolo EKAR Campagnolo Shamal Carbon C21 CB 8,24 kg [M] 5.399 €
ROSE BACKROAD EKAR LTD
(Zum Test)
Campagnolo EKAR Campagnolo Shamal Carbon C21 CB 8,39 kg [57] 5.599 €
SCOTT Addict Gravel Tuned
(Zum Test)
SRAM RED eTap AXS XPLR DT Swiss GRC1400 SPLINE 8,12 kg [L] 8.999 €
Specialized S-Works Crux
(Zum Test)
SRAM RED eTap AXS XPLR Roval Terra CLX 7,15 kg [56] 12.800 €
Stelbel Nina XCr
(Zum Test)
Campagnolo EKAR Campagnolo Shamal Carbon C21 CB 8,92 kg [Custom] 8.100 €
Storck GRIX.2 Platinum
(Zum Test)
SRAM Force eTap AXS XPLR DT Swiss GRC1400 SPLINE 8,18 kg [M] 6.299 €
Wilier Rave SLR
(Zum Test)
SRAM Force eTap AXS XPLR Miche Carbo Graff 7,70 kg [L] 8.400 €
Ø 8,74 kg Ø 6.454 €

Die Materialfrage bei den besten Gravel-Bikes scheint eindeutig beantwortet zu sein. Von den 19 Test-Bikes setzen 14 Modelle, also die große Mehrheit, auf Carbon und erhoffen sich davon eine gute Kombination aus geringem Gewicht und überlegenen Dämpfungseigenschaften. Unser Test zeigt aber auch, dass man aus anderen Werkstoffen gute Gravel-Bikes bauen kann. Mit dem FOCUS ATLAS 6.8 und dem Felt Breed 20 sind zwei Aluminium-Bikes im Vergleichstest vertreten. Dazu kommen mit dem Stelbel Nina XCr und dem Curve Kevin of Steel III zwei Stahl-Bikes sowie mit dem Falkenjagd Aristos R ein Gravel-Bike aus 3D-gedrucktem Titan. Doch nicht nur die Rahmenmaterialien unterscheiden sich, auch bei den Geometrien und Rahmenformen gibt es deutliche Unterschiede, was auch zu großen Differenzen bei Aerodynamik-, Steifigkeits- und Komfortwerten führt. Aufgrund der unterschiedlichen Rahmenmaterialien und Ausstattungen der Bikes ist auch beim Gewicht eine große Spanne zu beobachten: Zwischen dem Specialized S-Works Crux (7,15 kg) und dem FOCUS ATLAS 6.8 (10,65 kg) liegen ganze 3,5 kg. Ok, wir machen die Gewichtsdifferenz noch anschaulicher: Drei Specialized S-Works Crux wiegen nur 150 g mehr als zwei FOCUS ATLAS 6.8. Das Durchschnittsgewicht aller 19 Bikes liegt mit 8,74 kg ungefähr in der Mitte der beiden Extreme. Apropos Extreme: Deutliche Unterschiede gibt es auch bei den Preisen der Test-Bikes – und wieder sind das Specialized S-Works Crux und das FOCUS ATLAS 6.8 involviert. Während das FOCUS ATLAS 6.8 als schwerstes Bike mit 2.199 € auch das günstigste im Test ist, ist das Specialized S-Works Crux als leichtestes Bike auch das teuerste. Dabei kostet es mit 12.800 € fast sechsmal so viel wie das FOCUS ATLAS 6.8, knapp doppelt so viel wie der Durchschnittspreis aller Test-Bikes, der 6.454 € beträgt, und ganze 3.800 € mehr als das zweitteuerste Bike im Test (SCOTT Addict Gravel Tuned). Wie kommen solche Unterschiede zustande und sind sie durch die Performance gerechtfertigt?

Das teuerste Bike im Test kostet knapp sechsmal so viel wie das günstigste und doppelt so viel wie der Durchschnitt!

Preisfrage: Warum sind manche Bikes so teuer?

In diesem Vergleichstest geht es uns darum, das beste Allround-Gravel-Bike zu küren. Entsprechend haben sich viele Hersteller nicht lange bitten lassen und ihr Top-Modell geschickt. Andere Hersteller haben, auch aufgrund von Verfügbarkeiten, auf günstiger ausgestattete Bikes gesetzt. Dazwischen liegen die Hersteller, in deren Portfolio es keine Modellvarianten gibt, die mit den hochpreisigsten Komponenten, etwa bei Schaltung, Bremsen und Laufrädern, der jeweiligen Zulieferer ausgestattet sind. Trotzdem ist der Durchschnittspreis von 6.454 € der Bikes im diesjährigen Gravel-Vergleichstest im Vergleich zum letzten Jahr um knappe 800 € gestiegen. Zwar wollt ihr laut unserer letzten Leserumfrage für euer nächstes Bike mit 4.800 € im Schnitt auch gute 600 € mehr ausgeben als im Vorjahr. Es bleibt also festzuhalten, dass das Durchschnitts-Bike aus diesem Test für den Durchschnitts-Leser zu teuer ist. Gerade Gravel-Neulinge, die nicht vom Mountainbike oder Rennrad-Bereich, sondern gänzlich neu zum Radfahren kommen, dürften von den teils sehr hohen Preisen verunsichert sein. Wie kommen sie zustande und spiegeln sie tatsächlich die Performance des jeweiligen Bikes wider?

Wir finden nein! Denn während preistreibende Faktoren wie die derzeitige Inflation und die geringe Verfügbarkeit der letzten zwei Jahre alle Hersteller betreffen, glänzen manche Hersteller mit Aufschlägen auf Highend-Modelle, die höher sind als der Gesamtpreis der günstigsten Bikes im Test. Ob ein Bike den sechsfachen Nutzwert eines anderen haben kann? Darüber lässt sich wohl unendlich lange diskutieren! Wenn einem das Specialized S-Works Crux zum Gewinn der Cyclocross-WM verhilft, dann ist das sicherlich der Fall. Für den Großteil von euch hingegen höchstwahrscheinlich eher nicht. Obwohl das Crux ein Bike ist, das in die Extreme geht, (Spoiler-Alert) bei Gewicht, Performance und Speed Maßstäbe setzt und sich nicht dafür schämen muss, das teuerste Bike im Test zu sein, ist sein Preis eher durch Angebot und Nachfrage getrieben, als durch das reine Performance-Plus für den Durchschnitts-Fahrer. Und durch den Fakt, dass Specialized zu den Herstellern gehören dürfte, die sich bei der sprunghaft gestiegenen Nachfrage zu Beginn der Corona-Pandemie teuer die limitierten Produktionskapazitäten reserviert haben, sind die Preise entsprechend nur nach oben korrigiert worden.

Zum Glück gibt es zu nahezu jedem der teuren Bikes aus unserem Vergleichstest auch eine günstigere Ausstattungsvariante. Unsere Erkenntnisse aus dem Test lassen bis zu einem gewissen Grad Rückschlüsse auf das Fahrverhalten preisgünstiger Alternativen zu, denn die Geometrie bleibt unabhängig vom Preispunkt die gleiche. Allerdings solltet ihr dabei auf dem Schirm haben, dass einige Hersteller bei preiswerteren Modellen auf einen kostengünstigeren Carbon-Harz-Verbund zurückgreifen, der entsprechend andere Fahreigenschaften aufweisen kann. Gleichzeitig bieten Hersteller wie 3T, OPEN und BMC ihre Rahmen in der gleichen hochwertigen Qualität als Rahmenset an, sodass mit günstigeren Anbauteilen der Gesamtpreis gedrückt werden kann.

Und wie viel müsst ihr jetzt tatsächlich hinlegen, um zu bekommen, was ihr wollt? Auch wenn ihr an dieser Stelle eine konkrete Summe hören wollt: Ganz so einfach ist es leider nicht. Dafür sind die Ansprüche und Anforderungen an das jeweilige Gravel-Bike zu unterschiedlich. Wir können euch jedoch beruhigen – den oben genannten Durchschnittspreis müsst ihr nicht zwangsläufig ausgeben, um ein gutes Rad für (euren) Schotter zu erhalten. Wie hoch eure persönliche Einstiegssumme in die Gravel-Welt genau ist und was ihr beim Kauf noch alles beachten müsst, lest ihr hier in unserer ausführlichen Gravel-Bike-Kaufberatung.

Wo haben wir getestet?

Für unseren Gravel-Vergleichstest haben wir uns dieses Mal einen ganz besonderen Flecken Radsport-Erde ausgesucht: Girona! Für Kenner der Szene braucht es keine weitere Erklärung. Für alle anderen: Die katalanische Stadt Girona ist über die Jahre zum bevorzugten Domizil vieler internationaler Radsportler und Triathleten geworden. Vor allem über den Winter sind die Temperaturen hier für europäische Verhältnisse angenehmer und die Sonne lacht häufiger vom Himmel als anderswo. Hinzu kommt die Lage der Stadt im Einzugsgebiet von Barcelona und in Reichweite der Pyrenäen und des Mittelmeers. Mit den vielen Profisportlern – stellt man sich eine halbe Stunde an den Hausberg Els Angels, sind die Chancen hoch, mindestens einen WorldTour-Profi zu sehen – kam auch die Infrastruktur und das Bewusstsein für Radfahrer. Heute findet man in Girona mit dem La Fabrica eines der wohl besten Rad-Cafés der Welt und mit The Service Course einen kultigen Radladen, der von Girona aus die Welt erobert hat, um nur zwei Beispiele zu nennen – die Liste könnten wir noch lange fortsetzen! Diese Infrastruktur lockt wiederum viele Hobby-Athleten an, wodurch sich in Girona alles ums Radfahren dreht. Kein Zufall also, dass wir unseren Aufenthalt in Jan Frodenos Stadt-Oasen von La Comuna verbracht haben.

Auch für Gravel-Fans hält Girona endlose Möglichkeiten bereit. Die bewaldeten Hügel hinter der Stadt sind von sogenannten Fire-Roads durchzogen. Die sind mit Kurven unterschiedlicher Radien, Steigungen und Downhills gespickt und können von festgefahrenem bis losem, groben Schotter alles bieten. Dazwischen verlaufen hunderte Trails aller Schwierigkeitsgrade. In die andere Richtung führen flache, schnurgerade Schotterautobahnen und Sträßchen mit aufgebrochenem Asphalt in Richtung Küste. Damit ist auch alles vorhanden, was wir für einen Gravel-Vergleichstest benötigen, bei dem es nicht darum geht, die Grenzen des Machbaren auf den Testrädern zu verschieben, sondern die Bikes unter gleichbleibenden Bedingungen im direkten Vergleich zueinander zu fahren. In Girona noch mit dauer-blauem Himmel gesegnet, haben wir im winterlichen Pendelbetrieb zwischen unserem Leonberger Headquarter und Zuhause bekannte Strecken unter die Räder genommen und Eindrücke bei schlechter Witterung sammeln können. Da wir insgesamt auf unseren Pendelstrecken bereits unzählige Bikes getestet haben, wissen wir, was ein Rad auf diesen Strecken können oder eben nicht können muss. Dadurch hatten wir auch die Performance von Rädern als Referenz, die diesmal nicht im Testfeld aufgetaucht sind. Auf der Suche nach dem besten Allround-Gravel-Bike haben wir darauf geachtet, eine Streckencharakteristik zu wählen, wie sie bei vielen Touren auf dem Gravel-Bike wiederzufinden ist – egal ob in Girona, Leonberg oder dort, wo ihr wohnt.

Während unseres Tests haben wir in den Stadt-Oasen von La Comuna gewohnt. Mitten in der Altstadt von Girona schlägt das Herz des spanischen Radsport-Mekkas!

Unsere Testkriterien: Was macht ein gutes Gravel-Bike aus?

„I was born ready“, „do-it-all“, „no limits“ – ein gutes Gravel-Bike muss für vielerlei Schandtaten bereit sein, ohne Zögern, ohne Murren und ohne Überraschungen. Ein hohes Maß an Sicherheit und optimale Allround-Eigenschaften zeichnen ein gutes Gravel-Bike ebenso aus wie eine gehörige Portion Komfort für lange Tage im Sattel! Um für unterschiedlichste Einsatzgebiete gewappnet zu sein, sollte das Bike natürlich auch über eine gewisse Leichtfüßigkeit und Agilität für die schnelle Feierabendrunde und ausreichend Anpassungsfähigkeit für das mehrtägige Abenteuer oder den alltäglichen Commute verfügen. Außerdem funktioniert das ideale Gravel-Bike nicht nur tadellos, sondern punktet auch in Sachen Verarbeitung und Style. Denn wenn man schon mal etwas macht, kann man es auch gleich richtig machen. Die Summe aller vorangehenden Punkte ergibt letztlich das übergeordnete und wichtigste Kriterium: Fahrspaß! Laborwertfetischisten mögen sich jetzt stirnrunzelnd fragen, ob man das messen kann, und die Antwort ist ein klares Ja. Im Folgenden haben wir die einzelnen Kriterien zu diesem Zweck aufgeschlüsselt.

1. Handling

In Sachen Handling haben wir darauf geachtet, wie agil ein Bike auf einer Skala von quirlig/verspielt bis laufruhig/träge ist. Wird es bei schnellen Richtungswechseln unruhig oder schaukelt sich gar auf? Wie werden die Lenkimpulse des Fahrers umgesetzt und wie verändert sich das Kurvenverhalten des Bikes auf unterschiedlichen Untergründen? Ein gutes Gravel-Bike zeichnet sich durch eine perfekte Balance aus Agilität und Laufruhe aus. Die Impulse des Fahrers sollten direkt umgesetzt werden, ohne das Bike aus der Ruhe zu bringen. Das ideale Rezept für diesen Cocktail ist ein gut aufeinander abgestimmter Mix aus Geometrie, Gewichtsverteilung, Sitzposition und Verwindungssteifigkeit des Rahmensets. Denn bei einem guten Drink sollte man auch nicht nur eine Zutat herausschmecken können!

2. Sicherheit, Kontrolle und Vertrauen

… sind besonders dann wichtig, wenn man die perfekten Untergründe verlässt und sich auf Entdeckertour ins Unbekannte begibt. Dabei hilft ein einfach zu kontrollierendes Bike nicht nur, entspannter ans Ziel zu kommen, sondern auch, die Fahrt selbst mehr zu genießen und sich auf das Erlebnis statt auf die Bewältigung der nächsten Kurve zu konzentrieren. Ein intuitives Handling und einfach zu modulierende Bremsen sind dabei genauso wichtig wie eine ausbalancierte Gewichtsverteilung auf dem Bike und genügend Grip in jeder Situation. Außerdem sollte das Bike belastbar und zuverlässig sein. Denn nur wer sich zu 100 % auf sein Material verlassen kann, ist in der Lage, ohne Bedenken Neues zu entdecken und sicher ans Ziel zu kommen.

3. Komfort

Zu viel Compliance kann aus jeder noch so schönen Tour einen schwammigen Alptraum machen. Das Gleiche gilt allerdings auch für unnötig versteifte Bikes, die selbst die kleinste Unebenheit ungefiltert an den Fahrer weitergeben. Für uns war daher ausschlaggebend, das Komfortlevel des gesamten Bikes zu betrachten. Folglich ging es uns nicht um die Ergonomie von Kontaktpunkten wie dem Sattel, denn hier entscheiden persönliche Vorlieben. Vielmehr war uns das Dämpfungsverhalten des Systems wichtig – das Zusammenspiel aus der Eigendämpfung von Reifen sowie Rahmen-Set und der Compliance sämtlicher Anbauteile. Dabei ist nicht maximale Nachgiebigkeit Trumpf, sondern ein ausbalanciertes Maß an Komfort. So kann beispielsweise ein sehr steifes Rahmen-Set mit großvolumigen Reifen, einem Cockpit mit hoher Compliance und komfortablen Laufrädern harmonieren, während die gleiche Ausstattung bei einem Rahmen-Set mit viel Compliance zu einem undefinierten und schwammigen Fahrgefühl führt. Wichtig ist in diesem Kontext, dass der Komfort mehr als nur eine Quelle haben sollte. Trifft ein sonst sehr straffes Gesamt-Setup beispielsweise auf sehr nachgiebige Cockpit-Komponenten oder Laufräder, kann das einen negativen Einfluss auf das Handling des Bikes haben.

Außerdem sollten nachgebende Teile gedämpft sein. Folglich dämpft ein gutes Gravel-Bike effektiv, ohne dabei undefiniert zu sein – es „federt“ also gedämpft und schnippt nicht wie eine Sprungfeder in die Ausgangsposition zurück. Denn ungedämpfte Nachgiebigkeit führt dazu, dass sich das Bike eher aufschaukelt und den Fahrer mehr strapaziert, als ihn zu entlasten. Durch das richtige Maß an Komfort kommt man also entspannter ans Ziel, bleibt unterwegs frischer und hat in kniffligen Situationen mehr Körner zur Verfügung und mehr Kontrolle über das Bike. Damit hat das Kriterium Komfort direkten Einfluss auf das eigene Wohlbefinden und die bereits angesprochenen Punkte Sicherheit, Kontrolle und Vertrauen.

4. Beschleunigung und Speed

Egal ob beim Antritt vor dem Café, beim kurzen Sprint am Gegenhang oder bei der Highspeed-Attacke auf dem Feldweg: Ein leichtfüßiges Bike generiert Vortrieb und damit Glücksgefühle. Hier ist ein geringes Massenträgheitsmoment ebenso wichtig wie die Gewichtsverteilung. Auch das Profil der Reifen spielt eine bedeutende Rolle. Außerdem sollte sich das Rad nicht nur schnell beschleunigen, sondern auch effizient auf Geschwindigkeit halten lassen. Denn auf dem Gravel-Ride will man die Natur genießen, aber hin und wieder auch verschiedene Landstriche zügig durchqueren, wenn einem danach der Sinn steht. Ähnlich wie beim Rennrad wird das Gesamtpaket erst stimmig durch die richtige Balance aus Gewichtsverteilung der Komponenten und Sitzposition des Fahrers. Letztlich spielen persönliche Vorlieben bei der Wahl der Anbauteile eine große Rolle: Soll es ein bisschen mehr Carbon-Bling und sportliche Performance sein oder legt man den Fokus auf metallische Robustheit und Zuverlässigkeit?

5. Look und Verarbeitung

Hand aufs Herz: Wer hat auf einer Runde mit dem Bike noch nicht in eine spiegelnde Fensterfront geschaut und so geprüft, ob die Sitzposition stimmt und man gerade eine gute Figur macht? Die eigene Eitelkeit mag unterschiedlich starke Ausprägungen annehmen und natürlich setzt hier jeder seine eigenen Schwerpunkte, aber eines steht fest: Wer sein Rad gerne anschaut, ist eher gewillt es auszuführen und pfleglich zu behandeln. Es punktet also ein Bike, das einen nicht nur ästhetisch anspricht, sondern auch hochwertig verarbeitet und montiert ist und harmonisch aufeinander abgestimmte Komponenten besitzt! Unsere Hypothese lautet dementsprechend: Mehr Bike-Sexappeal ergibt eine höhere Laufleistung und allgemein eine vermehrte Ausschüttung von Glückshormonen. Das folgende Kriterium wird diesen Fakt wissenschaftlich belegen.

6. Fahrspaß

„Viel hilft viel“ passt als Credo wohl für kein Testkriterium so gut wie für dieses. Die Dimension Fahrspaß speist sich aus allen oben genannten Kriterien und ist letztlich für uns der Index schlechthin! Da wir eine ausführliche Analyse unserer Dopamin-, Serotonin- und Endorphin-Level nach jeder Testrunde für nicht umsetzbar hielt, haben wir uns wie bereits im vergangenen Jahr an der von uns aufgestellten Gravelitätstheorie orientiert. Also wieder Lupe und Rechenschieber raus und dann ab zur Kontrolle:

Anzahl der Lachfalten
+ Anzahl der Freudentränen
x Dreckspritzer auf den Zähnen²
÷ Fahrzeit
= Fahrspaß

Wer hat getestet und wie definieren unsere Tester Fahrspaß?

Ben, Chefredakteur GRAN FONDO, Hobby-Wikinger, Gravel-Commuter
Gravel? All day, every day! Mein Gravel-Bike muss beim täglichen Commute ins Büro genauso glänzen wie auf der ausgedehnten Fahrt am Wochenende. Ein ausbalanciertes Handling, Effizienz und Komfort lassen mich schwärmen.
Mike, Redakteur ENDURO, Land Rover-Fan, MTB-Tech-Nerd
Zwischen Arbeit und Ölwechsel am Land Rover Defender bringe ich normal Mountainbike-Fahrwerke ans Limit. Mein ideales Gravel-Bike verbindet daher Offroad-Performance mit dem Speed, den ich auf MTBs nicht finde.
Simon, Redakteur ENDURO, Körperkünstler, Gesundheitsbeauftragter
Um mein Optimum abrufen zu können, sorge ich dafür, dass mein Körper immer genügend Flüssigkeit und Mikronährstoffe bekommt. Dabei achte ich genauso auf die Details wie an den Gravel-Bikes. Für clevere Lösungen und Designmerkmale vergebe ich Pluspunkte.
Tobi, Redakteur GRAN FONDO, Bike-Racer, Wannabe-Yogi
Team-Kit und Powermeter sind meine Utensilien für Lizenzrennen auf der Straße. Im Training ist aber oft das Gravel-Bike die erste Wahl, um den Stuttgarter Blechlawinen zu entgehen. Auf Highspeed und messerscharfes Handling will ich trotzdem nicht verzichten.

Die Tops und Flops unseres Vergleichstests

Oft sind es die kleinen Details, die den Unterschied machen: innovative Technologien, gelungene Integration, erstklassige Verarbeitung und clever gewählte Komponenten. Hier findet ihr alle Tops und Flops der Bikes aus unserem großen Gravel-Vergleichstest.

Tops

Performance-Booster
Die RockShox Rudy Ultimate-Federgabel am Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension trägt wesentlich zum breiten Einsatzspektrum des Bikes bei. Sie hebt die Performance des Bikes bei Komfort, Effizienz und Sicherheit auf ein höheres Level.
Leichtbau ist Trumpf
Am Specialized S-Works Crux dominieren schlanke Rohrformen und die Leichtbautechnologie aus dem Specialized S-Works Aethos verhilft dem Bike zu einem Gewicht von sagenhaften 7,15 kg. Damit beschleunigt das Crux als gäbe es kein Morgen.
Schütze was du liebst
Unterrohr und Tretlagerbereich sind an Gravel-Bikes besonders gefährdet für Steinschläge oder Aufsetzer. Eine Schutzabdeckung wie hier am BMC URS LT ONE findet sich auch am Cérvelo Áspero GRX RX815 Di2 und am ROSE BACKROAD EKAR LTD – eine einfache Lösung, den Rahmen zu schützen.
Make it maxi!
Schaltungen im Mullet-Setup wie hier am OPEN WI.DE. kombinieren ein einfaches Kettenblatt mit übergroßen Kassetten aus dem Mountainbike-Bereich mit bis zu 520 % Übersetzungsbandbreite. Damit bieten sie für fast alle Situationen den richtigen Gang.
Gekommen, um zu bleiben
Die Schweißnähte am FOCUS ATLAS 6.8 sind wuchtig und glänzen nicht mit Ästhetik. Aber sie machen das Bike stabil und vermitteln das Gefühl, als würde es für immer bleiben. Das ist in einer schnelllebigen Zeit beruhigend und zeigt, dass es auch für kleines Geld solide Verarbeitung gibt.
Think outside the box
Manchmal lohnt es sich, Dinge zusammenbringen, die historisch gesehen nicht zusammenpassen. Eine Dropperpost am Gravel-Bike ist so ein Fall. Am 3T Exploro Ultra sorgt die versenkbare Crankbrothers-Sattelstütze für mehr Körperfederweg und erweitert den Einsatzbereich des Bikes deutlich.

Flops

Bis der Zorn uns scheidet
Die Campagnolo EKAR-Schaltung muss auch in diesem Vergleichstest wieder als Flop genannt werden – hakelige und schwammige Schaltvorgänge sorgen für Frust. Das Problem lässt sich nur durch eine komplizierte, korrekte Einstellung der Schaltung halbwegs in den Griff bekommen.
Schlauch ist out!
Das Ventil verrät es: Das CUBE Nuroad C:62 SLT ist das einzige Bike im Vergleichstest, das mit Schlauch daherkommt. Warum? Zu groß sind die Nachteile bei der Pannensicherheit, denen kaum Vorteile gegenüberstehen. Für Gravel-Fans gilt: Fahrt Tubeless!
Im freien Fall …
… ist die Sattelstütze des GIANT Revolt Advanced 0, die trotz korrektem Anziehdrehmoment immer wieder nach unten rutscht. Auch der Platzhalter, der nötig wird, wenn man die D-förmige Sattelstütze in der runden Klemmung fixieren will, fällt schneller ins Sitzrohr, als man gucken kann.
Keine Drops, keine Kontrolle
Es macht fast den Anschein, als wären die Drops am Lenker des Felt Breed 20 einfach abgesägt worden. Die Drops sind so kurz, dass man oft fast ins Leere greift und dann nachfassen muss. Eine derartige Schwäche am wichtigsten Kontaktpunkt für die Kontrolle des Bikes ist unerklärlich.
Nicht für Gravel gemacht
Die SRAM Rival eTap AXS bietet eine feine Abstufung und einen günstigen Einstieg zum elektronischen Schalten. Insgesamt überschneiden sich aber zu viele Gänge und die Übersetzungsbandbreite ist eher für die Straße konzipiert.
Das Auge isst mit
Wir feiern das Storck GRIX.2 Platinum für seine vielen Möglichkeiten, Gepäck anzubringen. Für die lustlose Integration der dazu nötigen Anschraubpunkte feiern wir es hingegen nicht, torpediert sie doch das sonst sehr aufgeräumte Erscheinungsbild des Bikes.

Was ist das beste Gravel-Bike?

Wer ist der neue Gravel-Weltmeister? Die Suche nach dem besten Allround-Gravel-Bike 2022 hat uns über spanische Schotter-Träume und schwäbische Pendelstrecken auf den Gravel-Thron geführt. Begleitet von und beendet mit heißen Diskussionsrunden – um am Ende einen klaren Sieger zu küren!

Das beste Gravel-Bike 2022:
Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension

Der Kampf um den Sieg im diesjährigen Gravel-Vergleichstest war auch ein Kampf der Konzepte. Zwischen hochgezüchteten Performance-Waffen, klassischen Gravel-Bikes, Vertretern der Metallfraktion und Bikes mit aktiven Federelementen lag die Wahrheit versteckt. Am Ende hat das Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension diesen Kampf um den Platz als besten Allrounder recht deutlich und souverän gewonnen. Der Einsatz der RockShox Rudy Ultimate-Federgabel macht den ohnehin breiten Einsatzbereich der Grizl-Plattform noch breiter und sorgt dafür, dass das Bike bei den meisten aller möglichen Szenarien Komfort, Effizienz, Sicherheit und nicht zuletzt Fahrspaß auf unschlagbare Weise kombiniert. Das Ergebnis ist grenzenlose Fahrfreude für Gravel-Neulinge und erfahrene Piloten auf maximal vielen Untergründen, die einem ein fettes Grinsen ins Gesicht meißelt. Breiter wird das Grinsen nur noch mit Blick auf das äußerst faire Canyon-Preisschild: Für 4.999 € gibt es die im Test ungeschlagene Allround-Performance des Testsiegers auch für euch. Gratulation, Canyon!

Canyon Grizl CF SLX 8 eTap Suspension | 9,42 kg in Größe M | 4.999 €

Unser Gravel-Kauftipp:
SCOTT Addict Gravel Tuned

Wem aktive Federelemente an Gravel-Bikes zu newschool sind und wer auf absoluten Komfort verzichten kann, der findet im SCOTT Addict Gravel Tuned ein Bike, das mit bester Ausstattung, breitem Einsatzspektrum, erstklassigem Handling und einer gehörigen Portion Fahrspaß zu überzeugen weiß. Deshalb räumt das Bike den begehrten GRAN FONDO Gravel-Bike-Kauftipp 2022 ab. Mit genügend Anschraubpunkten für Bidons und Equipment, Schutzblechbefestigungen und Powermeter stehen die Türen zum Long Distance Riding, Bikepacking, zu strukturiertem Training und zum Commuter-Einsatz offen. Das Herzstück bildet aber der HMX-Carbon-Rahmen, der ein geringes Gewicht mit guter Vibrationsdämpfung und Steifigkeit an den richtigen Stellen zusammenbringt. Wer keine 8.999 € für das Tuned-Modell hinlegen will, kann auf günstigere Modelle im SCOTT-Portfolio zurückgreifen, muss dann aber auf den HMX-Rahmen verzichten.

SCOTT Addict Gravel Tuned | 8,12 kg in Größe L | 4.999 €

Weitere spannende Bikes im Test

Auch wenn Carbon bei der großen Mehrheit der Test-Bikes der Werkstoff der Wahl ist – es ist längst nicht gesagt, dass es der einzig sinnvolle Werkstoff ist. Den perfekten Beweis dafür liefert das Falkenjagd Aristos R, mit seinem 3-D gedruckten Titan-Rahmen. Das Bike hat nicht nur betörend schöne Formen, die den organischen Formen moderner Carbon-Rahmen nachempfunden sind, sondern überzeugt auch mit durchdachten Details, makelloser Verarbeitung für die Ewigkeit und Fahrspaß auf einem breiten Einsatzspektrum. Chapeau!

Falkenjagd Aristos R | 9 kg in Größe L | 8.484 €

Ja, wir haben den perfekten Allrounder gesucht und nein, das Ridley Kanzo Fast kann nicht als solcher durchgehen. Wir proklamieren in unseren Erkenntnissen aber auch (Spoiler Alert), dass Allrounder in Spezialdisziplinen regelmäßig das Nachsehen gegen Spezialisten haben. Wenn man also genau weiß, was man will, ist man mit einem Spezialisten immer besser aufgehoben. Und wenn man absoluten Speed auf Hardpack und kompakten Untergründen will – also im American-Gravel-Style –, dann ist man mit dem Ridley Kanzo Fast ganz besonders gut bedient.

Ridley Kanzo Fast | 8,24 kg in Größe M | 5.399 €

Ein Bike sticht auf vielen Ebenen aus dem Testfeld heraus, wiegt am wenigsten und kostet mit Abstand am meisten: das Specialized S-Works Crux. Wischt man die Zahlen zur Seite und konzentriert sich auf die Performance des Bikes, verändert sich wenig. Denn das Crux sticht auch hier deutlich aus dem Testfeld heraus. Kein anderes Bike im Test ist so gnadenlos flink im Antritt und derart agil im Handling. Diese Eigenschaften verlangen nach einer erfahrenen Hand am Steuer. Wer die hat, kann sich mit dem Bike aufmachen, Rennsiege im Gravel- und Cyclocross-Bereich einzufahren – klare Empfehlung für alle Performance-Fans!

Specialized S-Works Crux | 7,15 kg in Größe 56 | 12.800 €

Die Konkurrenz

3T Exploro Ultra | 8,47 kg in Größe 56 | 8.199 €
BMC URS LT ONE | 20 mm (v) | 9,52 kg in Größe L | 7.999 €
Cannondale SuperSix EVO SE | 8,72 kg in Größe 56 | 4.999 €
Cervélo Áspero GRX Di2 | 8,37 kg in Größe 58 | 6.699 €
CUBE Nuroad C:62 SLT | 8,04 kg in Größe 56 | 3.699 €
Curve Kevin of Steel III | 10,55 kg in Größe L | 5.500 €
Felt Breed 20 | 9,47 kg in Größe 56 | 2.649 €
FOCUS ATLAS 6.8 | 10,65 kg in Größe L | 2.199 €
GIANT Revolt Advanced 0 | 8,76 kg in Größe ML | 3.999 €
OPEN WI.DE. | 8,34 kg in Größe L | 7.600 €
ROSE BACKROAD EKAR LTD | 8,39 kg in Größe 57 | 5.599 €
Stelbel Nina XCr | 8,92 kg in Größe Custom | 8.100 €
Storck GRIX.2 Platinum | 8,18 kg in Größe M | 6.299 €
Wilier Rave SLR | 7,7 kg in Größe L | 8.400 €

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Text: Benjamin Topf, Tobias Hörsch Fotos: Benjamin Topf, Peter Walker