Präzision, Geschwindigkeit und Ausdauer – kann das Falkenjagd Aristos R-Gravel-Bike mit einem 3D-gedruckten Titanrahmen, Carbon-Anbauteilen von der Schwestermarke Parapera und einer Campagnolo-Gruppe mit den gleichen Eigenschaften überzeugen, wie ein Falke? Das wollten wir herausfinden und sind damit auf die Jagd gegangen.

Falkenjagd Aristos R 2022 | 9,00 kg in Größe L | 8.484 € | Hersteller-Website

Die Falkenjagd, auch Beizjagd genannt, bezeichnet die Abrichtung von Falken, um mit ihnen Jagd auf Wildtiere zu machen. Ihren Ursprung hat diese Art der Jagd schon vor tausenden Jahren, als es noch keine Gewehre oder Flinten gab. Mit den Jagdwaffen ging die Falkenjagd zurück und ist heute meist nur noch Sport oder Freizeitbeschäftigung – vor allem im arabischen Raum. Doch keine Sorge: Bei uns geht es tierschutzrechtlich immer unbedenklich zu – auch wenn unser Office-Dog Henry vom ganzen Streicheln schon ganz dünnes Fell bekommt. Wir haben beim Test des Falkenjagd Aristos R weder einem Fuchs noch einem Hasen oder sonstigen Wildtieren Leid zugefügt, oder ihnen gar das Fell über die Ohren gezogen. Denn wir waren nicht mit einem Greifvogel bewaffnet, sondern mit dem Falkenjagd Aristos R. Und gejagt haben wir ausschließlich Gravel-KOMs. Ob wir dabei erfolgreich waren, lest ihr hier.

Bereit für die Jagd? Das Falkenjagd Aristos R im Detail

Wer sich für Titan-Bikes interessiert oder bereits eins sein Eigen nennt, dem dürfte Falkenjagd höchstwahrscheinlich ein Begriff sein. Für alle anderen: Falkenjagd entwickelt im bayerischen Garching Titan-Bikes – mit dem Fokus auf Allroad- und Gravel-Bikes. Der Firmenname soll dabei auf Eigenschaften verweisen, die auch einen Falken auf der Jagd erfolgreich machen: Präzision, Ausdauer und Geschwindigkeit. Mit dem Aristos R stellen die Bayern ein Gravel-Bike vor, das die Handwerkskunst von klassischen Titanrahmen mit dem Design und den technologischen Innovationen moderner Gravel-Bikes verbinden soll. Und das funktioniert sehr gut: Die Formen des Aristos R sind simpel und doch betörend schön. Das Besondere ist, dass das vordere und das hintere Rahmendreieck 3D-gedruckt sind und am Sitzrohr zusammengefügt werden. Die Formsprache erinnert an moderne Carbon-Bikes und ist für ein Titanrad außergewöhnlich. Ebenso außergewöhnlich ist die fast nahtlose Integration. Lediglich die Sattelstützklemmung ist traditionell außen angebracht und Schaltzug sowie Bremsleitungen verlaufen am Ende des Lenkerbands wenige Zentimeter frei, bevor sie direkt im ebenfalls 3D-gedruckten Titan-Vorbau verschwinden. Das ändert jedoch nichts am sehr aufgeräumten und schnörkellosen Design des Falkenjagd.

Gemischte Gefühle
Die Campagnolo Ekar-Gruppe überzeugt mit kräftigen Bremsen und einer ausreichenden Bandbreite. Die schwammigen Schaltvorgänge beim Runterschalten stören aber.
An alles Gedacht
Im Titan-Rahmen des Aristos R verstecken sich viele clevere Details: hier die Vorbereitung für Gepäckträger und Schutzblech. Dazu gibt es eine Vorbereitung für einen Nabendynamo.
Betörende Formen
Die 3D-gedruckten Rahmendreiecke werden am Sitzrohr verbunden. Dadurch kann Falkenjagd eine Rahmenform realisieren, die bei Titan-Bikes einzigartig ist.
Wie aus dem Lehrbuch
Beim Thema Integration spielt das Falkenjagd Aristos R in der ersten Liga. Die Kabel und Leitungen verschwinden direkt im Vorbau, was dem Bike eine sehr cleane Optik beschert.

Die moderne Interpretation des traditionellen Werkstoffs Titan ist gelungen: Das Aristos R zieht alle Blicke auf sich!

Im Rahmen selbst verbergen sich neben den Anschraubpunkten für zwei Flaschenhalterungen im Rahmendreieck Vorbereitungen für Schutzbleche, einen Gepäckträger, ein Frontlicht und sogar für die Verkabelung eines Nabendynamos. Bei Schaltung und Bremse vertraut Falkenjagd auf die Campagnolo Ekar, die mechanische Gravel-Gruppe der Italiener. Bei den Bremsen löst das große Freude aus, denn massive Bremspower treffen hier auf Standfestigkeit und feinfühlige Modulation. Bei der Schaltperformance ist die Freude hingegen eher gedämpft: Hier stehen eine feine Abstufung und eine große Bandbreite eher schwammigen Schaltvorgängen beim Runterschalten gegenüber. Die Übersetzung selbst ist mit 38T am Kettenblatt und einer 9–42T-Kassette für die meisten Situationen ausreichend. Nur schwer beladen an steilen Bergen könnte es noch etwas leichter gehen. Einen ausführlichen Testbericht zur Campagnolo Ekar findet ihr hier.

Drei Fliegen mit einer Klappe
Die 45 mm hohen Parapera-Carbon-Laufräder haben eine Innenmaulweite von 24 mm. Sie tragen damit zu einer guten Aerodynamik bei, bieten Platz für voluminöse Gravel-Reifen – und sehen verdammt gut aus.
Volle Kontrolle
Der Parapera-Carbon-Lenker überzeugt mit toller Ergonomie. Durch den spitzen Winkel am Übergang zu den Drops ist auch am Oberlenker eine breite Griffposition möglich.

Falkenjagd Aristos R 2022

Ausstattung

Sattelstütze Falkenjagd 27,2 mm
Bremsen Campagnolo Ekar 160/160 mm
Schaltung Campagnolo Ekar
Kettenblatt 42T
Vorbau Falkenjagd 100 mm
Lenker Parapera 440 mm, 15 mm Rise, 18° Flare
Laufräder Parapera 45 mm, 24 mm Innenmaulweite
Reifen Schwalbe G-One Bite TLE 40 mm

Technische Daten

Größe XS S M L XL XXL
Gewicht 9,00 kg

Größe XS S M L XL XXL
Sattelrohr 490 mm 510 mm 530 mm 550 mm 570 mm 600 mm
Oberrohr 520 mm 535 mm 555 mm 570 mm 585 mm 600 mm
Steuerrohr 110 mm 125 mm 145 mm 160 mm 185 mm 200 mm
Lenkwinkel 70.5 ° 71.5 ° 71.5 ° 71.5 ° 71.5 ° 71.5 °
Sitzwinkel 74.5° 77.5° 75° 75° 72.5° 72.5°
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
BB Drop 77,5 mm 77,5 mm 75 mm 75 mm 72,5 mm 72,5 mm
Radstand 1022mm 1024 mm 1035 mm 1050 mm 1061 mm 1076 mm
Reach 375 mm 374 mm 379 mm 390 mm 392 mm 403 mm
Stack 541 mm 560 mm 576 mm 591 mm 612 mm 629 mm

Heute muss kein Fuchs dran glauben – Das Falkenjagd Aristos R im Test

Muss ein Bike perfekt sein, damit wir damit Spaß haben? Nein! Aber es muss zwei grundlegende Voraussetzungen erfüllen: Mit seiner Ausstattung und seinem Charakter dem beabsichtigten Einsatzgebiet gerecht werden und – nicht weniger wichtig – als cool gelten. Denn wenn ein Bike cool ist, feiert man es trotz einer kleinen Schwäche ab, während man ein Bike, das uncool wirkt, schon bei der kleinsten Unzulänglichkeit links liegen lässt. Jep, das Falkenjagd strotzt nur so vor Coolness – und deshalb feiern wir es trotz des schwammigen Runterschaltens der Camapgnolo Ekar und seinem etwas hohen Gewicht. Am Rad-Café, wo es alle Blicke auf sich zieht, aber vor allem auf festgefahrenen Untergründen, wo es einen anstachelt, ordentlich auf das Pedal zu drücken und Strecke zu machen. Trotz seinem 3D-gedruckten Vorbau und der Titan-Sattelstütze, die für etwas Compliance an den Kontaktpunkten sorgen sollen, bleibt es ein eher straffes Bike, das auf Vortrieb ausgerichtet ist. Mit dieser Abstimmung fühlt es sich vor allem auf breiten Wegen mit festgefahrenen Untergründen wohl und mag es, hier ordentlich die Sporen zu bekommen. Die Schotter-Autobahn wird zum Jagdrevier. Lediglich die Schwalbe G-One Bite-Reifen bremsen den Vortrieb ein wenig. Hier gibt es selbst im Hause Schwalbe schnellere Alternativen, wie beispielsweise den G-One R (zum Test). Dafür sorgen die Reifen für gute Traktion beim Beschleunigen und Bremsen sowie für ein ordentliches Grip-Niveau, auch in Kurven mit engen Radien. Das Aristos R selbst steht dabei eher auf langgezogene Kurven, denn seine Laufruhe ist etwas dominanter als die Agilität des Handlings, meistert aber alle Radien präzise. Ausflüge in raueres Terrain sowie verwurzelte oder steinige Trails sind zwar möglich, hier kommt man aber schnell ins Under-Biking und das Bike an seine Grenzen.

Posen am Rad-Café und Strecke machen auf Hardpack – das Aristos R kann beides

Dabei hat man, selbst wenn es einmal ruppig zugeht, mit dem 440 mm breiten Parapera-Lenker, der mit sehr guter Ergonomie in allen Griffpositionen überzeugt, alles sicher im Griff. Das gilt umso mehr für Fahrten auf festgefahrenem Schotter und aufgebrochenem Asphalt. Das trägt genauso zu einem hohen Sicherheitsgefühl bei wie die sehr guten Campagnolo-Bremsen. Mit seinen nicht gerade leichten 9,00 kg ist das Falkenjagd Aristos R im Antritt etwas träge, was bei seinem bevorzugten Terrain auf breiten Schotterpisten jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt. Hier geht es eher darum, lange Zeit eine hohe Geschwindigkeit zu halten. Und das macht das Bike stoisch, gut. Dabei helfen ihm auch seine 45 mm hohen Carbon-Aero-Laufräder von Parapera, die mit 24 mm Innenmaulweite viel Raum für voluminöse Gravel-Reifen bieten und optisch sehr gut zum Aristos R passen. Auch die vielen Anschraubpunkte für Gepäckträger, Schutzbleche und Lichtanlage passen zu dem Einsatz als schneller Streckenmacher auf Hardpack und festen Untergründen.

Unser Fazit zum Falkenjagd Aristos R

Präzision, Ausdauer und Geschwindigkeit – mit den Tugenden eines Falken hat das Falkenjagd Aristos R zwar einen etwas spitzen Einsatzbereich auf breiten Schotterpisten. Schnellere Reifen würden diesen aber deutlich Richtung Allroad erweitern. Gravel-Abenteuern in technischem Gelände ist das Bike trotzdem aufgeschlossen. Wer Titan mag, findet hier ein starkes Konzept mit betörenden Formen, während Gewichtsfetischisten sich im Carbon-Portfolio der Schwestermarke Parapera umschauen sollten.

Tops

  • absolute Hammer-Optik
  • Integration auf Top-Niveau
  • intuitives Handling
  • zahlreiche Vorbereitungen für Gepäckträger, Schutzbleche und Nabendynamo
  • moderne Interpretation eines Titan-Bikes geht voll auf
  • kräftige Bremsen

Flops

  • limitierter Komfort auf ruppigem Untergrund
  • schwammige Campagnolo Ekar-Schaltung

Mehr Informationen zum Falkenjagd Aristos R gibt’s unter falkenjagd-bikes.de.


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Text: Tobias Hörsch Fotos: Robin Schmitt