Cervélo veröffentlicht mit dem Áspero-5 den Nachfolger des Áspero-Gravel-Bikes. Die Devise ist klar und deutlich: Performance und Geschwindigkeit statt Abenteuer und Bikepacking. Neben einem neuen Cockpit wurde auch das Rahmenset auf Diät gesetzt, um das schnellste Gravel-Bike der Welt ins Rennen zu schicken. Ob der Plan gelingt, erfahrt ihr in unserem Test des Áspero Force eTap AXS 1.
Speed und Gravel – die beiden Begriffe gehören für das Verständnis der Kanadier untrennbar zusammen. Warum sollte ein Bike für den Schotter nicht die gleichen Ambitionen haben wie ein reinrassiges Race-Bike und weshalb sollte es Rennrädern vorbehalten sein, nach Siegen, Trophäen und Podiumsplatzierungen zu streben? Für Cervélo steht eins fest: Das neue Áspero-5 ist nicht für Bummelfahrten oder Sonntagsausflüge mit der Familie gedacht. Während Bikepacking (hier geht es zu unserem allumfassenden Bikepacking-Crashkurs) boomt und viele Hersteller versuchen, auf den bereits ziemlich schnellen Zug aufzuspringen, gehen die Kanadier einen anderen Weg. Anschraubpunkte für Gepäck oder Schutzbleche? Fehlanzeige. Das Áspero-5 kommt mit zwei Flaschenhalteraufnahmen und zwei Anschraubpunkten am Oberrohr für eine kleine Tasche aus, viel weniger geht nicht.
In unserer Gravel-Bike-Kaufberatung findet ihr die Unterteilung der Bikes und Fahrer in verschiedene Typen. Kaum ein anderes Bike ist hier so eindeutig einer bestimmten Kategorie zuzuordnen wie das Cervélo Áspero-5: Im Geschwindigkeitsrausch – das Gravel-Bike als Rennrad-Alternative. Mit der neuen Version des Áspero möchte der Hersteller das Bike noch weiter in Richtung Race, Speed und absoluter Performance pushen. Das UCI-Label und die aerodynamischen Formen geben schon auf den ersten Blick zu erkennen: Hier geht die Post ab, ich will an die Startlinie und Gas geben! Trotz des Geschwindigkeitsrauschs, in dem sich vermutlich auch der ein oder andere Entwickler befunden hat, wurde ein wichtiges Merkmal moderner Gravel-Bikes nicht vernachlässigt: eine ausreichend hohe Reifenfreiheit. Das Áspero-5 nimmt Reifen bis zu einer Größe von 700 x 45C bzw. 650 x 51B auf und trifft damit genau den Bereich, den wir im Laufe der Zeit als den Sweet-Spot für Gravel-Bikes definiert haben. Mit welchen Neuigkeiten das Áspero-5 aufwarten kann und welche Varianten verfügbar sind, erfahrt ihr im folgenden Abschnitt.
Das Cervélo Áspero-5 im Detail
Das Cervélo-Áspero-5 gehört der Kategorie Bikes an, die bei vielen Bike-Enthusiasten sofort diesen Will-Haben-Reflex auslösen. Egal ob im etwas weniger auffälligen schwarzen Kleid, das unser Test-Bike trägt, oder den beiden anderen verfügbaren Lackierungen Lime Shimmer und Purple Sunset: Das Gravel-Bike ist eine Augenweide und zeigt dem Betrachter bereits vor der ersten Pedalumdrehung, wie es gefahren werden will: schnell, hart und bis über die physiologischen Grenzen des Fahrers hinweg. Im Vergleich zum Vorgänger hat der Carbon-Rahmen des neuen Cervélo Áspero-5 laut Hersteller 10 % an Gewicht abgespeckt, was einer Luftwiderstandseinsparung von 3 % entsprechen soll. Für Racer, die während eines Wettkampfs um jede Sekunde kämpfen, ist das ein nicht zu verachtender Punkt!
In Sachen Kabelintegration haben die kanadischen Tüftler ihre Hausaufgaben gemacht und dem Gravel-Bike ein cleanes Cockpit spendiert. Sämtliche Leitungen werden intern vom Lenker durch den Vorbau in den Gabelschaft geführt, der eine C-Shaped-Form aufweist. Der neue Cervélo ST32-Vorbau wurde vom Caledonia-5-Rennrad übernommen, das sich erst kürzlich in unserem großen Rennrad-Vergleichstest gegen die Konkurrenz behaupten musste. Ihr habt den Test noch nicht gelesen? Dann geht es hier direkt zu unserer neuesten Ausgabe, die natürlich wie immer kostenlos ist! Der Vorbau erlaubt einen einfachen Anbau von Accessoires wie GPS-Computern und Co. und ist je nach Rahmengröße zwischen 70 und 130 mm lang. Ebenfalls neu ist der Cervélo AB09F-Carbon-Lenker, der mit einem Semi-Aero-Profil weitere wertvolle Watt-Reserven einsparen soll und durch tiefe Kanäle die Bremsleitungen sauber in den Vorbau führt. Mit einem angenehmen Reach von 80 mm, einem Drop von 121 mm und 16° Flare hat er unsere Testfahrer auf Anhieb überzeugt. Je nach Rahmengröße wird ein 38–44 cm breites Modell verbaut. Welche Komponenten im Detail verbaut sind, erfahrt ihr im folgenden Kapitel.
Die Ausstattung des Cervélo Áspero-5
Das Cervélo Áspero-5 ist in insgesamt drei Versionen erhältlich. Den Einstieg macht das von uns getestete Áspero-5 Force eTap AXS 1 für 7.999 € mit – wie der Name schon verrät – SRAM Force eTap AXS-Ausstattung und 1×12-Antrieb. Wer gerne 2-fach fahren möchte, ist mit dem Áspero-5 GRX RX815 Di2 und der verbauten 2×11-fach-Schaltgruppe bestens bedient. Kostenpunkt: 8.499 €. Für das Premium-Modell müsst ihr euer Konto um 10.499 € erleichtern und erhaltet mit dem Áspero-5 RED eTAP AXS 1 SRAMs Top-Schaltgruppe. Alle drei Versionen werden mit montiertem Powermeter ausgeliefert, was bei dem Einsatzzweck und der Ausrichtung konsequent und absolut sinnvoll ist. Auch die verbauten Reserve 32 Carbon-Laufräder mit spendablen 24 mm Maulweite und montierten Panaracer GravelKing SK-Reifen in 700 x 38C finden sich an allen drei Bikes wieder, lediglich die Nabenwahl unterscheidet sich: Das Áspero-5 mit RED- und Di2-Schaltgruppe wird mit DT Swiss 350-Naben ausgeliefert, das Áspero-5 Force erhält die DT Swiss 370-Naben. Wer gerne mit 1-fach-Setup unterwegs ist, wird sich zwangsläufig fragen, ob es das Áspero-5 Force oder doch das Áspero-5 RED werden soll. Unserer Meinung nach könnt ihr euch den Aufpreis von 2.500 € getrost sparen. Der Performance-Unterschied ist für viele kaum zu spüren und auch der Gewichtsnachteil ist nicht sonderlich groß, da auch beim RED-Modell auf die Force 10–36-Kassette zurückgegriffen wird, die in Kombination mit den 36 Zähnen des Kettenblatts eine sinnvolle Kombination und auch für steile Anstiege ausreichend ist. Einen Gewichtsvergleich zwischen den jeweiligen SRAM eTap AXS-Komponenten findet ihr hier in unserem Artikel über die nagelneue SRAM Rival eTap AXS-Schaltgruppe.
Schaltgruppe SRAM Force eTap AXS, 1 x 12, 36T
Kassette SRAM Force, 10–36T
Bremsen SRAM Force HRD, 160/160 mm
Laufräder Reserve 32-Felgen mit DT Swiss DT350-Naben
Reifen Panaracer GravelKing SK 700 x 38C
Sattelstütze Cervélo SP19, 25 mm Versatz
Lenker Cervélo AB09F-Carbonlenker, 420 mm
Vorbau Cervélo ST32, 90 mm
Gewicht 8,2 kg in Größe 56
Preis 7.999 €
Verfügbarkeit ab sofort
Die Geometrie des Cervélo Áspero-5
Wie bereits beim Vorgänger findet sich auch beim Áspero-5-Gravel-Bike das sogenannte TrailMix-Insert an den Ausfallenden der Gabel. Mit Hilfe des ovalen Einsatzes kann der Nachlauf der Gabel um +/- 5 mm angepasst werden, um sowohl beim Setup mit 700C-Laufrädern als auch mit 650B-Bereifung gleichbleibendes Handling zu garantieren. Je nach Vorliebe kann der TrailMix aber auch zur Anpassung des Fahrverhaltens genutzt werden. Wie genau sich der Nachlauf der Gabel auf das Fahrverhalten eines Bikes auswirkt, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Laufrad-Know-How-Artikel in unserer aktuellen Ausgabe. Für den Umbau muss jedoch auch der Bremsadapter gewechselt werden, weshalb die Anpassung nicht auf die Schnelle unterwegs vorgenommen werden kann. Auffällig sind neben einem vergleichsweise steilen Lenkwinkel von 72° die kurzen Kettenstreben, die 420 mm messen. Ob das in der Praxis Vor- oder Nachteile hat, erfahrt ihr gleich.
| Größe | 48 | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
|---|---|---|---|---|---|---|
| Sattelrohr | 512 mm | 532 mm | 553 mm | 575 mm | 591 mm | 608 mm |
| Oberrohr | 512 mm | 532 mm | 553 mm | 575 mm | 591 mm | 608 mm |
| Steuerrohr | 83 mm | 107 mm | 133 mm | 159 mm | 188 mm | 214 mm |
| Lenkwinkel | 71,0° | 71,5° | 72,0° | 72,0° | 72,0° | 72,0° |
| Sitzwinkel | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,0° | 73,0° | 73,0° |
| Kettenstrebe | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
| Radstand | 990 mm | 1.000 mm | 1.010 mm | 1.027 mm | 1.046 mm | 1.063 mm |
| Reach | 370 mm | 379 mm | 388 mm | 397 mm | 406 mm | 415 mm |
| Stack | 505 mm | 530 mm | 555 mm | 580 mm | 605 mm | 630 mm |
Das Cervélo Áspero-5 Force eTap AXS 1 im Test
Eins steht bereits nach dem Aufsitzen und Losrollen fest: Das neue Cervélo Áspero-5 ist eines der sportlichsten Gravel-Bikes, dem wir je auf den Zahn gefühlt haben. Gemütliches Loscruisen und erst mal rechts und links schauen, was so los ist? Das Bike findet sich definitiv nicht auf Kaffeefahrten und fordert euch direkt auf, endlich mal kräftig in die Pedale zu treten. Das Áspero-5 beschleunigt sehr gut und ist schnell auf Reisegeschwindigkeit gebracht. Die liegt beim Cervélo-Gravel-Bike fast auf Rennrad-Niveau und genau hier findet sich direkt eine der größten Stärken des Bikes: Geschwindigkeit und Effizienz. Ohne große Kraftanstrengung hält das Rad den Speed und rauscht nur so von Kilometer zu Kilometer. Hier zeigt sich, dass sich die Cervélo-Entwickler viele Gedanken über die Reifenwahl gemacht haben und lobenswerterweise die richtige Wahl getroffen haben. Der Panarcer GravelKing SK, der auch bei unserem Gravel-Reifen-Vergleichstest mit von der Partie war, ist der perfekte Reifen für alle, die es abseits perfekter Asphalt-Straßen eilig haben.
Geht es von der schnurgeraden Ebene in die erste Steigung, präsentiert sich das Áspero-5 als guter Kletterer, der auch vor längeren Anstiegen keine Angst hat. Lediglich sehr steile Steigungen erfordern eine aktive Gewichtsverlagerung aufs Vorderrad, damit dieses nicht den Kontakt zum Boden verliert – eine Schattenseite der wirklich kurzen Kettenstreben. Auf der Abfahrt glänzt das Gravel-Bike mit einer riesigen Portion Agilität und zirkelt verspielt um jede Kurve. Dabei zeigt es eine Direktheit und Präzision, die geübten Fahrern ein Dauergrinsen aufs Gesicht zaubert. Setzt ihr vor der Abfahrt drei 5-Cent-Stücke in drei Kurven-Scheitelpunkte und steuert diese an – ihr werdet alle drei ohne Nachjustieren treffen! Gravel-Neulinge werden von dem hohen Maß an Agilität jedoch schnell überfordert sein und sollten sich ein ausgeglicheneres Bike suchen.
Setzt ihr vor der Abfahrt drei 5-Cent-Stücke in drei Kurven-Scheitelpunkte und steuert diese an – ihr werdet alle drei ohne Nachjustieren treffen!
In puncto Komfort kann das Cervélo Áspero-5 vor allem auf kompakten Untergründen und schlechten Straßen glänzen. Kleine Vibrationen werden effektiv geschluckt und kommen nicht beim Fahrer an und auch auf Schotter und aufgebrochenen Straßen zeigen Front und Heck ein ausgeglichenes Maß an Compliance. Erst auf gröberem Terrain ist Ende Gelände, hier stößt das Gravel-Bike an seine Grenzen und wird bei härteren Schlägen schnell nervös. Allerdings entspricht Letzteres auch nicht dem gedachten Einsatzzweck des Cervélo-Bikes und es sollte schnurstracks auf befestigte Wege gebracht werden, um auch weiterhin mit Windgeschwindigkeit dahinzufliegen.
Unser Fazit zum Cervélo Áspero-5 Force eTap AXS 1
Ohne zu übertreiben können wir sagen: Das Cervélo Áspero-5 geht ab wie eine Rakete! Mit Mach 3 über kompakte Untergründe düsen? Check! Im harten Wettkampf um den Sieg mitfahren? Check! Jede Kurve auf der 1.000-hm-Abfahrt auf den Millimeter genau nehmen? Ebenfalls check! Als Gravel-Neuling über unbefestigte Wege das nächste Bikepacking-Abenteuer planen? Da seid ihr hier falsch. Das Áspero-5 ist ein Bike für geübte und ambitionierte Gravel-Fahrer, die vor allem auf eins stehen: Geschwindigkeit! Wer neu auf diesem Gebiet ist und ein gutmütiges und ausgeglichenes Rad sucht, sollte lieber die Finger vom Áspero-5 lassen.
Tops
- sehr gute Beschleunigung
- Effizienz und Geschwindigkeit, die ihresgleichen sucht
- Direktheit und Präzision
- cleaner und anziehender Look
Flops
- mangelnder Komfort auf ruppigen Untergründen
Mehr Informationen zum Cervélo Áspero-5 findet ihr unter Cervélo.com
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