Trek setzt für unseren Vergleichstest auf ein E-Bike und traut dem Domane+ LT 9 zu, das beste Rennrad der Saison 2021 zu sein. Wie schlägt es sich mit der Zusatzpower des FAZUA Ride 50 Evation-Systems im Vergleich mit den 14 spannendsten Rennrädern der Saison 2021? Hier findet ihr die Antwort.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
Das Trek Domane+ LT 9 zieht unwiderstehlich alle Blicke auf sich. Der Grund dafür ist zunächst seine Lackierung im sogenannten Gloss Purple Flip – #Colorporn! Ist man fertig damit, sich an der Farbgebung zu ergötzen, fällt der wuchtige Auftritt des Trek auf und es wird klar, dass es sich hier um ein E-Bike handelt. Trek vertraut dabei auf das Ride 50 Evation-System von FAZUA, das aus einem fest ins Tretlager integrierten Getriebe und dem sogenannten Drivepack besteht. Das Getriebe verfügt über einen Drehmomentsensor und einen Trittfrequenzmesser. So weiß das System stets, wie viel Leistung der Fahrer einspeist, und kann ihn je nach gewählter Fahrstufe optimal unterstützen. Das Drivepack sitzt teilintegriert im Unterrohr, kann entnommen werden und beinhaltet einen 250 W und 55 Nm starken Motor sowie den 252-Wh-Akku, den man aus dem Drivepack herausnehmen kann. Das Antriebssystem einschalten und zwischen den drei Fahrstufen Breeze, River und Rocket wählen könnt ihr über die Bluetooth-Remote auf dem Oberrohr. Während Breeze euch unabhängig von eurer eigenen Leistung konstant mit 100 W unterstützt, steigert der progressive Modus River seine Leistung analog zur von euch erbrachten Leistung bis zu maximal 210 W Unterstützung. Rocket unterstützt euch dann wieder unabhängig von eurer eigenen Leistung – dieses Mal jedoch mit 250 W. Unterschiedliche Modi also für unterschiedliche Zwecke. Habt ihr schwere Beine und braucht etwas Support? Wählt Breeze! Ihr wollt euch selbst verausgaben, aber dabei schneller sein als normal? River ist euer Ding! Shuttle-Service gefällig? It’s Rocket time! Diese Angaben beziehen sich auf die Grundeinstellung vom Werk, die Modi könnt ihr aber auch individuell anpassen, wodurch Rocket beispielsweise kurzzeitig mit bis zu 400 W Spitzenleistung unterstützen kann.
Trek Domane+ LT 9 2021
10.999 €
Ausstattung
Motor FAZUA Evation Drivepack 60 Nm
Batterie FAZUA Evation 1.0 250 Wh
Sattelstütze Trek 20 mm
Bremsen Shimano DURA-ACE BR-R9170 160/160 mm
Schaltung Shimano DURA-ACE Di2 R9150 2 x 11
Vorbau Bontrager XXX Blendr 100 mm
Lenker Bontrager IsoCore Pro VR-CF 420 mm
Laufräder Bontrager Aeolus PRO 3V 12 x 100/12 x 148 mm Thru-Axle
Reifen Bontrager R3 32-622 (700x32C) 34
Kurbeln FSA SL-K Light 172,5 mm
Kassette Shimano DURA-ACE CS-R9100 11–30
Technische Daten
Größe 50 52 54 56 58 60 62
Gewicht 13,42 kg
Besonderheiten
Elektroantrieb
IsoSpeed-Feder
hochgezogene Sattelklemmung
Bei der Schaltgruppe kommt eine Shimano DURA-ACE Di2 mit 50/34 T-Kettenblättern und 11–30 T-Kassette zum Einsatz. Sie verzichtet auf die Standard-Kurbel zugunsten der FSA SL-K Light-Kurbel, die speziell für den FAZUA-Antrieb entwickelt wurde. Die Übersetzung ist ausreichend für flache Etappen und hügelige Touren, dürfte aber für längere Berge, die ohne oder mit wenig Motorunterstützung gefahren werden, gerne auch ein 34 T-Ritzel an Bord haben. Anstatt der DURA-ACE-Bremsscheiben kommen beim Domane+ LT 9 vorne und hinten 160 mm große XTR-Bremsscheiben aus dem MTB-Bereich zum Einsatz, was dem erhöhten Gewicht des E-Bikes Rechnung trägt. Das Cockpit besteht aus dem 100 mm langen Bontrager XXX Blendr-Carbon-Vorbau und dem 420 mm breiten Bontrager Pro IsoCore VR-CF-Lenker. Letzterer dämpft durch ein spezielles Carbon-Layup Vibrationen und leichte Stöße gut ab und macht das fehlende IsoSpeed an der Front des Trek vergessen. Das Bike rollt auf Bontrager R3-Reifen im Format 700 x 32C durchs Testfeld. Die Reifen sind schlauchlos auf Bontrager Aeolus Pro 3V TLR-Laufräder aufgezogen und werden dort dank der beachtlichen 25 mm Innenmaulweite der Felge 34 mm breit – eine ausgesprochen passende Reifen-Laufrad-Kombination für diesen Vergleichstest und dieses Bike-Konzept! Der Rahmen des Trek Domane+ LT 9 verfügt über Anschraubpunkte für Schutzbleche und ist für eine integrierte Lichtlösung vorbereitet. Das Trek Domane+ LT 9 kostet 10.999 €. Das Trek Domane+ LT 9 ist mit 13,42 kg in Größe 56 das schwerste Bike im Test und damit auch deutlich schwerer als die beiden anderen E-Rennräder. Dieses Gewicht kann es beim Handling nicht verbergen und so wird es zu dem Bike, das für Richtungswechsel die deutlichsten Lenkimpulse verlangt.
Größe | 50 | 52 | 54 | 56 | 58 | 60 | 62 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 450 mm | 475 mm | 500 mm | 525 mm | 548 mm | 567 mm | 586 mm |
Oberrohr | 519 mm | 530 mm | 542 mm | 554 mm | 567 mm | 579 mm | 593 mm |
Steuerrohr | 130 mm | 145 mm | 160 mm | 175 mm | 195 mm | 220 mm | 245 mm |
Lenkwinkel | 71,1° | 71,3° | 71,3° | 71,9° | 72,0° | 72,1° | 72,1° |
Sitzwinkel | 74,6° | 74,2° | 73,7° | 73,3° | 73,0° | 72,8° | 72,5° |
Kettenstrebe | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Tretlagerabsenkung | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 78 mm | 78 mm | 75 mm | 75 mm |
Radstand | 996 mm | 1.003 mm | 1.010 mm | 1.008 mm | 1.022 mm | 1.032 mm | 1.042 mm |
Reach | 368 mm | 371 mm | 374 mm | 377 mm | 380 mm | 383 mm | 386 mm |
Stack | 546 mm | 561 mm | 575 mm | 591 mm | 611 mm | 632 mm | 656 mm |
Das Trek Domane+ LT 9 im Test
Durch sein eher unpräzises und wenig direktes Einlenkverhalten wirkt es träge und reiht sich in der Hinsicht hinter SCOTT und auch Orbea ein. Dabei bleibt es aber stets gutmütig. Der gutmütige Charakter des Trek passt auch zu seiner mäßig gestreckten, langstreckentauglichen Sitzposition und dem besten Komfort der drei E-Bikes im Test. Das einstellbare IsoSpeed-System am Sitzrohr, die breiten Bontrager-Reifen und der IsoCore-Lenker leisten hier ganze Arbeit. Das IsoSpeed-System entkoppelt den L-förmigen Sitzdom vom Hauptrahmen und generiert dadurch hohen Komfort. Einen dicken Abzug gibt es jedoch für die IsoSpeed-bedingt sehr kurze Sattelstütze, die den Einstellungsbereich stark einschränkt. Fahrer mit verhältnismäßig langen Beinen werden hier nicht glücklich. Außerdem solltet ihr beachten, dass das Trek aufgrund des FAZUA-Getriebes im Tretlager einen breiteren Q-Faktor hat als ein herkömmliches Rennrad.
Das Trek Domane+ LT 9 ist zwar das schwerste E-Bike im Test, bietet dafür aber auch den breitesten Einsatzbereich unter den E-Road-Bikes. Ladet den Akku, baut Licht und Fender dran und ihr habt das Rundum-sorglos-Paket!
Sein steifer Rahmen verhilft dem Bike zu einem direkten Antritt, auch über dem Unterstützungsbereich des Motors, wobei es allerdings bedingt durch das hohe Gewicht an Leichtfüßigkeit fehlt. So kommt das Domane+ LT 9 hier nicht an das SCOTT Addict eRIDE Premium heran. Die Beschleunigung im Unterstützungsbereich des Motors ist hingegen sehr kraftvoll – man merkt, dass der FAZUA-Motor ein höheres Drehmoment hat als der MAHLE Ebikemotion-Antrieb. Das Zu- und Abschalten des Motors fühlt sich an der 25-km/h-Schwelle sehr natürlich an. Hat man sich an die vergleichsweise hohe Massenträgheit des Bikes gewöhnt, gibt es an der Fahrsicherheit nichts auszusetzen. Es liegt selbst auf unruhigen Untergründen ausgesprochen satt und vermittelt mit seiner hohen Laufruhe das beste Vertrauen aller E-Bikes im Test. Und dieses Vertrauen wird auch beim Bremsen nicht enttäuscht – hier stehen enorme Reserven zur Verfügung!
Tuning-Tipp: Fender und Lichter anbauen und nichts kann euch mehr stoppen!
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das Trek Domane+ LT 9 dehnt den Begriff Rennrad sehr weit in Richtung E-SUV mit Dropbar aus, überzeugt aber durch die höchste Alltagskompatibilität der E-Rennräder im Test. Seine Schutzblech-Mounts und die Vorbereitung zur Lichtmontage machen es zum idealen Bike für alle, die einen kraftvollen Cruiser für Strecken auch abseits des Asphalts suchen, gelegentlich aber gern selbst ambitioniert in die Pedale treten. Geringes Gewicht und Kurvenräuber-Qualitäten gibt es bei ihm allerdings nicht.
Tops
- Drehmomentsensor ermöglicht natürlichen Krafteinsatz des Motors
- guter Komfort durch IsoSpeed und Reifenwahl
- hohe Laufruhe und Effizienz
- breiter Einsatzbereich durch E-Motor, mögliche Schutzbleche und integrierbares Licht
Flops
- breiterer Q-Faktor als ein herkömmliches Rennrad
- um das FAZUA-System nach über 8 h Stillstand zu aktivieren, muss der Akku entnommen und wieder eingesetzt werden
- eingeschränkter Einstellbereich der Sattelhöhe durch sehr kurze Sattelstütze
Mehr Informationen findet ihr unter trekbikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: BMC Roadmachine 01 ONE (Zum Test) | Cannondale SuperSix EVO Hi-MOD Disc Ultegra (Zum Test) | Canyon Grail CF SLX 8 eTap (Zum Test) | Cervélo Caledonia-5 Dura Ace Di2 Disc (Zum Test) | Mason Resolution Ekar (Zum Test) | MERIDA REACTO TEAM-E CUSTOM (Zum Test) | MERIDA SCULTURA ENDURANCE CUSTOM (Zum Test) | OPEN MIN.D. (Zum Test) | Orbea Gain M20i (Zum Test) | ROSE REVEAL FOUR DISC Ultegra Di2 (Zum Test) | SCOTT Addict eRIDE Premium (Zum Test) | Specialized S-Works Aethos (Zum Test) | Storck Fascenario.3 Comp Disc Ultegra (Zum Test) | Trek Domane+ LT 9 | Wilier Filante SLR (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Robin Schmitt