Mit dem SCULTURA ENDURANCE CUSTOM stellt MERIDA ein speziell für diesen Test aufgebautes Unikat an den Start und bedient sich bei den Komponenten aus dem Gravel-Regal. Ist das spannende Konzept stark genug, um den Testsieg gegen die 14 besten Rennräder der Saison 2021 einzufahren? Hier findet ihr die Antwort!
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
MERIDA nimmt den Rahmen des SCULTURA ENDURANCE als Basis für diesen Spezialaufbau und will einen perfekten Begleiter für jedes Abenteuer auf dem Bike schaffen. Damit setzt einer der weltgrößten Bike-Hersteller mit seinem zweiten Modell im Test den Schwerpunkt deutlich mehr auf Komfort als mit dem ebenfalls getesteten REACTO TEAM-E CUSTOM. Doch genau wie das REACTO lotet auch das SCULTURA die Grenzen in unserem Rennrad-Test aus. Das zeigen vor allem die verbauten Komponenten, die bis auf die Shimano DURA-ACE-Schaltgruppe ihren Ursprung im Gravel-Segment haben. Auffällig ist hier vor allem der Easton Cycling EC70 AX-Lenker, der mit einem Flare von 16° seine Drops um jeweils 34 mm ausstellt und so mit 488 mm zum breitesten Lenker im Testfeld avanciert. Damit behaltet ihr auch auf ruppigem Untergrund immer alles im Griff. Nachdem dieser Lenker unsere Testcrew bereits an mehreren Gravel-Bikes begeistern konnte, bekommt er auch in diesem Test eine absolute Kaufempfehlung! Den Kontakt zum Untergrund stellen die 36 mm breiten WTB Exposure 36-Reifen her, die vom SCULTURA ENDURANCE-Rahmenset problemlos aufgenommen werden. Sie sind schlauchlos auf dem Reynolds Blacklabel ATR-Gravel-Laufradsatz montiert, der mit 23 mm Innenbreite ebenfalls sehr breit ausfällt, und sorgen mit ihrem großen Volumen für überragende Vibrationsdämpfung und Komfort. Für ambitionierte Road-Racing-Performance sind sie allerdings nicht gemacht. Dafür ist der Rollwiderstand zu hoch und der Kurvengrip auf Asphalt zu gering.
MERIDA SCULTURA ENDURANCE CUSTOM 2021
9.499 €
Ausstattung
Sattelstütze MERIDA Expert CC 15 mm
Bremsen Shimano DURA-ACE BR-R9170 180/160 mm
Schaltung Shimano DURA-ACE Di2 R9150 2 x 11
Vorbau FSA SMR System 100 mm
Lenker Easton EC70AX 420 mm
Laufräder Reynolds BLACKLABEL ATR 12 x 100/12 x 142 mm Thru-Axle
Reifen WTB Exposure 36 36-622 (700x36C) 36
Kurbeln Shimano DURA-ACE FC-R9100-P 172,5 mm
Kassette Shimano DURA-ACE CS-R9100 11–30
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 7,57 kg
Besonderheiten
3D-gedruckter Dosenbierhalter #betterthankingcage
ausgesprochen große Reifenfreiheit – 700 x 36C passt problemlos
180-mm-Bremsscheibe vorne (Shimano XTR)
beidseitig messender Shimano-Powermeter
In puncto Antrieb vertraut MERIDA für das SCULTURA ENDURANCE CUSTOM auf die Dienste der Shimano DURA-ACE-Schaltgruppe mit 50/34 T-Kettenblättern und einer 11–30 T-Kassette – das ergibt genügend Bandbreite für hügelige Fahrten auf Wald- und Wiesenwegen sowie für gelegentliche, nicht allzu schwere Kletterpartien. Durch die breiten Gravel-Komponenten wirkt das SCULTURA ENDURANCE sehr wuchtig. Deshalb ist man beim ersten Hochheben fast schon überrascht über die leichten 7,57 kg des Unikats in Größe M, das nach Kalkulation von MERIDA mit 9.499 € zu Buche schlägt – inklusive Rahmentasche und Dosenbierhalter, exklusive der 0,79 € für die 0,5-Liter-Dose Stuttgarter Hofbräu Pilsener und exklusive des Dosenpfands von 0,25 €.
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 470 mm | 490 mm | 510 mm | 530 mm | 560 mm |
Oberrohr | 524 mm | 538 mm | 553 mm | 568 mm | 583 mm |
Steuerrohr | 152 mm | 161 mm | 177 mm | 197 mm | 222 mm |
Lenkwinkel | 71,0° | 72,0° | 73,0° | 73,0° | 73,5° |
Sitzwinkel | 74,0° | 74,0° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 418 mm | 418 mm | 418 mm | 418 mm | 418 mm |
Tretlagerabsenkung | 66 mm | 66 mm | 66 mm | 66 mm | 66 mm |
Radstand | 997 mm | 1.001 mm | 1.001 mm | 1.017 mm | 1.026 mm |
Reach | 366 mm | 376 mm | 380 mm | 389 mm | 397 mm |
Stack | 552 mm | 565 mm | 584 mm | 603 mm | 629 mm |
Das MERIDA SCULTURA ENDURANCE CUSTOM im Test
MERIDA setzt mit dem SCULTURA ENDURANCE CUSTOM auf Komfort. Und tatsächlich ist es so komfortabel wie kein anderes Bike im Test, was neben der Geometrie des Carbonrahmensets und der bewährten MERIDA S-FLEX-Sattelstütze vor allem auf das Konto der voluminösen Reifen geht. Sie können dank ihres Volumens und der Tubeless-Installation mit sehr geringem Druck gefahren werden und walken sich so selbst um größere Hindernisse herum. Aber Vorsicht: Man sollte hier einen guten Mittelweg in Sachen Reifendruck finden, um den Komfort nicht zulasten der Präzision auf die Spitze zu treiben.
Spannend, wie weit MERIDA mit diesem Custom-Bike und Komponenten aus dem Gravel-Bereich die Definition des Rennrads über das Ende des Asphalts hinweg ausdehnt – eine echte Spaßgranate auf Hardpack!
Bei der Präzision rollt das SCULTURA ohnehin nur im hinteren Mittelfeld über unsere Teststrecke und lässt sich durch die breiten Reifen nicht so zielsicher um Schlaglöcher manövrieren wie das S-Works Aethos, das Wilier Filante oder das MERIDA REACTO. Ansonsten stellt sich das Bike ausbalanciert agil dar und lenkt willig und direkt in Kurven ein. Heiße Kurvenritte sind trotzdem nicht seine Sache. Durch die komfortorientierte Rahmengeometrie und die vergleichsweise aufrechte Sitzposition fehlt dazu der Druck auf der Vorderachse. Aber auch durch den mittelmäßigen Kurvengrip der WTB-Gummis kündigt sich hier der Grenzbereich früher an als bei der Konkurrenz auf reinen Straßenreifen. Dieses Manko kostet das MERIDA den Spitzenplatz in der Kategorie Sicherheit, die sonst mit der Power des 180-mm-Stoppers an der Front und der Kontrollierbarkeit durch den breiten Flare-Lenker über jeden Zweifel erhaben ist. Ohne mit absoluter Spritzigkeit im Antritt zu glänzen, beschleunigt das Bike ausreichend direkt und liegt hier im oberen Drittel des Testfelds. Im Gegensatz zum REACTO und den Effizienz-Spezialisten von BMC und Storck tut es sich aber merklich schwerer damit, die erreichte Geschwindigkeit zu halten. Die sehr breiten Reifen und der aufgrund des Lenkers breite Griff des Fahrers wirken hier wie ein Bremsfallschirm. Der SCULTURA ENDURANCE-Rahmen ist eine hervorragende Basis für spannende Aufbauten, wozu auch die vorhandenen Anschraubpunkte für Fender und Gepäckträger beitragen. Das von uns getestete Unikat zeigt, was hier möglich ist.
Tuning-Tipp: die extrem breite Reifenwahl etwas entschärfen und besser auf Pneus in 700 x 32C setzen, um die On-Road-Eigenschaften zu verbessern
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das MERIDA SCULTURA ENDURANCE CUSTOM wird durch den überragenden Komfort zur richtigen Wahl für alle, die hauptsächlich jenseits von Asphalt cruisen wollen und hin und wieder zum Bikepacking aufbrechen. Letztendlich verschieben seine Gravel-Komponenten den Einsatzbereich aber so weit in Richtung Schotter/Hardpack, dass man mit deutlichen Einbußen in Sachen On-Road-Performance leben muss. Sportliche Fahrer, die maximalen Speed auf Asphalt suchen, werden hier nicht fündig.
Tops
- sehr gute Offroad-Performance
- Anschraubpunkte für Fender vorhanden
- vielseitiges Rahmenset lässt ganz unterschiedliche Aufbauten zu
Flops
- großes Reifenvolumen trübt die On-Road-Performance
- Spritzigkeit fällt im Vergleich zum Testfeld ab
Mehr Informationen findet ihr unter merida-bikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: BMC Roadmachine 01 ONE (Zum Test) | Cannondale SuperSix EVO Hi-MOD Disc Ultegra (Zum Test) | Canyon Grail CF SLX 8 eTap (Zum Test) | Cervélo Caledonia-5 Dura Ace Di2 Disc (Zum Test) | Mason Resolution Ekar (Zum Test) | MERIDA REACTO TEAM-E CUSTOM (Zum Test) | MERIDA SCULTURA ENDURANCE CUSTOM | OPEN MIN.D. (Zum Test) | Orbea Gain M20i (Zum Test) | ROSE REVEAL FOUR DISC Ultegra Di2 (Zum Test) | SCOTT Addict eRIDE Premium (Zum Test) | Specialized S-Works Aethos (Zum Test) | Storck Fascenario.3 Comp Disc Ultegra (Zum Test) | Trek Domane+ LT 9 (Zum Test) | Wilier Filante SLR (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Aaron Steinke Fotos: Valentin Rühl