Ein Gravel-Bike im Rennrad-Vergleichstest? Ganz richtig! Mit dem Canyon Grail CF SLX 8 eTap schickt der Koblenzer Direktversender seinen Gravel-Dauerbrenner ins Testfeld. Ob das Tuning mit DT Aero-Laufrädern ausreicht, um gegen die Konkurrenz zu bestehen? Hier findet ihr alle Antworten.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
Täglich grüßt das Murmeltier? So ähnlich fühlte es sich an, als unsere Testcrew das Canyon Grail CF SLX 8 eTap sattelten, schließlich war das Rad ebenfalls in unserem aktuellen Gravel-Bike-Vergleichstest mit von der Partie. Was unser aktuelles Test-Bike mit einem Listenpreis von 4.899 € (ohne Upgrades) und einem Gewicht von 7,77 kg (ohne Fender, 8,17 kg mit Fender) jedoch deutlich vom vorherigen unterschied, war das Laufrad-Setup. Denn anstelle der serienmäßigen DT Swiss GRC 1400 kamen an diesem Modell DT Swiss ARC 1400 DICUT-Aero-Laufräder zum Einsatz. Auch wenn diese Kombination so nicht in den Canyon-Shops zur Verfügung steht, will die Marke damit zeigen, wie vielseitig ihr Grail CF sein kann, und schließlich ist der Markt für Aftermarket-Laufräder riesig. Obendrein gab es das Canyon Grail AL-/CF-Schutzblech-Set, das für 59,95 € erhältlich ist, sich einfach montieren und klapperfrei nutzen lässt und unsere Tester auch bei starkem Niederschlag effektiv vor Spritzwasser geschützt hat. Klare Empfehlung für alle Grail AL-/CF-Fans, und für Pneus mit bis zu 42 mm Breite freigegeben! Canyon nutzt das SRAM Force eTap AXS Wide-Schaltwerk und liefert dadurch eine sehr große Bandbreite mit kletterfreundlichen Gängen dank der 2 x 12-Übersetzung mit 10–33 T-Kassette und 46/33 T-Kettenblättern.
Canyon Grail CF SLX 8 eTap 2021
4.899 €
Ausstattung
Sattelstütze Canyon S15 25 mm
Bremsen SRAM Force AXS 160/160 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS GS-FRC-E-A1 2 x 12
Vorbau Canyon CP07 75 mm
Lenker Canyon CP07 440 mm
Laufräder DT Swiss ARC 1400 DICUT 12 x 100/12 x 142 mm Thru-Axle
Reifen Schwalbe Pro One TLE 30-622 (700x30C) 29
Kurbeln SRAM Force FC-FRC-D1 172,5 mm
Kassette SRAM RED CS-XG-1290-D1 10–33
Technische Daten
Größe 2XS XS S M L XL 2XL
Gewicht 7,77 kg
Besonderheiten
markantes Carbon-Cockpit im „Doppeldecker“-Style
DT Swiss ARC 1400 DICUT-Aero-Laufräder statt DT Swiss GRC 1400
SRAM Force eTap AXS Wide-Schaltwerk mit großer Bandbreite
Montage-Möglichkeiten für Schutzbleche
Das hohe Komfortlevel der Canyon S15 VCSL 2.0 CF-Sattelstütze trat auch in diesem Test sehr positiv hervor. Die Carbon-Stütze mit dem Fliegender-Teppich-Effekt überbietet den Komfort der Front etwas und ist wahlweise mit 13 oder 25 mm Versatz erhältlich. Nun zum Elefanten im Raum: dem Canyon CP07-Cockpit. Ein Manko des Systems bleiben die eingeschränkte Einstellbarkeit und die Tatsache, dass sich das Cockpit nur in einer einzigen Position vollwertig integrieren lässt. Gut gelungen sind die Drops für Sprints, die durch die Verstrebung vergleichsweise steif geraten sind, und der komfortable Oberlenker fürs Cruisen – beiden konnten wir in diesem Test deutlich mehr abgewinnen als im Gravel-Bereich. Die Vorteile des Cockpits sind im steten Wechsel der Straßenbeläge und kurzen Hardpack-Ausritte ungleich besser nutzbar. Während die Integration der Bremsleitungen eher durchschnittlich daherkommt, ist der Mount für Licht und GPS-Computer ein feines Feature.
Größe | 2XS | XS | S | M | L | XL | 2XL |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 432 mm | 462 mm | 492 mm | 522 mm | 552 mm | 582 mm | 612 mm |
Oberrohr | n/a | n/a | n/a | n/a | n/a | n/a | n/a |
Lenkwinkel | 70,3° | 71,3° | 71,0° | 72,5° | 72,5° | 72,8° | 72,8° |
Sitzwinkel | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 415 mm | 415 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Tretlagerabsenkung | 60 mm | 60 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm |
Radstand | 988 mm | 990 mm | 1.020 mm | 1.029 mm | 1.040 mm | 1.063 mm | 1.073 mm |
Reach | 404 mm | 425 mm | 442 mm | 461 mm | 478 mm | 497 mm | 516 mm |
Stack | 595 mm | 615 mm | 638 mm | 660 mm | 688 mm | 709 mm | 729 mm |
Das Canyon Grail CF SLX 8 eTap im Test
Im Antritt gibt sich das Grail CF angenehm direkt und mit dem Straßen-Laufradsatz deutlich spritziger als im Gravel-Setup. Im Vergleich zum Testfeld sind seine Beschleunigungswerte jedoch eher durchschnittlich. Die Effizienz in der Ebene ist gut und muss die Konkurrenz nicht scheuen. Einzig bei windigen Verhältnissen wirken die Schutzbleche wie ein Bremsfallschirm und machen das Bike zusammen mit den 62,5 mm tiefen Carbonfelgen anfällig für Seitenwind. Das wirkt sich auch negativ auf das Sicherheitsgefühl aus.
Bemerkenswert, wie gut dem Grail CF SLX 8 das Fahren zwischen perfektem Asphalt, aufgebrochenen Straßen und gelegentlichen Schotterpassagen steht! Auch das Cockpit-Konzept geht hier viel besser auf als im Gravel-Einsatz. #allroadeverydaygrail
Einen weiteren kleinen Dämpfer hat das Vertrauen unserer Tester durch die Schwalbe Pro One TLE-Reifen in 700 x 30C bekommen, die auf den DT Swiss ARC-Laufrädern mit 29 mm Reifenbreite vergleichsweise schmal ausfallen und somit auf fordernden Untergründen mit ihrem zu geringen Volumen zu schnell an ihr Komfortlimit kommen. Abgesehen von diesen zwei Punktabzügen ist die Confidence auf dem Grail CF hoch und mit seiner guten Laufruhe und dem insgesamt sehr ausgeglichenen Handling eignet es sich für alle Kenntnisstufen. Da der Unterschied zwischen den 42 mm breiten Standard-Pneus und den 29 mm schmalen Reifen unseres Sonderaufbaus verhältnismäßig groß ist, empfehlen wir 32–35 mm breite Optionen als gesundes Mittelmaß zwischen Direktheit und Präzision auf der einen Seite sowie Dämpfung und Offroad-Performance auf der anderen Seite. Das Level an Gesamtkomfort ist bereits in diesem Setup sehr hoch und kann sich im Vergleich zum Testfeld zweifelsohne sehen lassen. Die angenehm zentrierte Sitzposition ist nicht zu sportlich und durchaus langstreckenkompatibel. Man erreicht die Bremshebel im Oberlenker zwar nur, wenn man umgreift. Aber bei guter Voraussicht lässt es sich in dieser Position angenehm cruisen, während das Grail im Unterlenker deutlich direkter und sportlicher wird. Mit den sportlichsten Bikes im Testfeld kann es dennoch nicht ganz mithalten. Während sich das Cannondale dem Allround-Bereich von der Performance-Seite nähert, tut es das Grail CF vom Abenteuer- und Offroad-Bereich. Beide Bikes verlassen aufgrund der Ausstattung ihren ursprünglichen Einsatzbereich werden bedeutend facettenreicher; im Test gibt es jedoch noch vielseitigere Bikes.
Tuning-Tipp: Reifen in einer Breite von 32 bis 35 mm, die durch größeres Volumen offroad etwas mehr Reserven haben und den Sweetspot des Bikes bestärken
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
In der getesteten Sonderausstattung wird das Canyon Grail CF SLX 8 eTap zur perfekten Wahl für alle, die ein flexibles Bike fürs Genießen, Commuten und Bike-Touring suchen. Heute eine Gravel-Tour, morgen eine szenische RTF? Mit diesem Setup und zwei Laufradsätzen kein Problem. Hier fühlt sich das Canyon so wohl wie sonst nirgends! Wenn es auf der Straße sportlich zugeht, kommt es aber im Vergleich zum Testfeld an sein Limit und eignet sich damit weniger für ambitionierte und aktive Fahrertypen.
Tops
- vergleichsweise hohes Komfortlevel
- gut gewählte Übersetzung
- Schutzbleche ab Werk erhältlich und montierbar
- Einsatzbereich durch Upgrades sinnvoll erweitert
Flops
- hohe Seitenwindanfälligkeit
- eingeschränkte Einstellbarkeit des Cockpits
- limitierte On-Road-Performance in Richtung Sportlichkeit
Mehr Informationen findet ihr unter canyon.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
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Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl