MERIDA spendiert dem REACTO TEAM-E CUSTOM 32 mm breite Continental GP5000-Reifen und will das superschnelle Pro-Peloton-Aero-Bike dadurch Allroad-tauglich machen. Reicht der zusätzliche Komfort, um es auf ruppigen Schotterpisten mit den 14 Konkurrenten in unserem Vergleich aufzunehmen? Das erfahrt ihr hier.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
Mit dem REACTO TEAM-E CUSTOM schickt MERIDA ein Bike an den Start, das man im ersten Moment nicht in diesem Vergleichstest erwarten würde – und nähert sich dem ganzheitlichen Ansatz eines Rennrads von der sportlichen Seite. Offensichtlich soll das Aero-Bike in diesem Kontext provozieren und die Bike-Genres aufbrechen. Tuning-Parts, um das Basismodell REACTO TEAM-E Allroad-tauglich zu machen, sind sehr sparsam verbaut. Lediglich die schlauchlos montierten Continental GP5000 TL-Reifen in breiten 700 x 32C sollen für zusätzlichen Komfort sorgen. Die Gummis bringen es auf den Vision Metron SL TL-Laufrädern auf eine Breite von 31 mm. Zusammen mit der gut flexenden MERIDA TEAM CW-Sattelstütze verbessern sie den Gesamtkomfort des ansonsten straffen Sportlers auch auf ruppigen Straßen spürbar. MERIDA hat bei unserem Test-Bike auf die serienmäßige Shimano DURA-ACE Di2-Schaltgruppe mit 52/36 T-Kettenblättern, 11–30 T-Kassette und beidseitig messendem Powermeter gesetzt. Eine sinnvolle Entscheidung, denn dadurch kann man in der Paradedisziplin des Bikes, den Highspeed-Passagen, lange Druck auf der Kette halten und hat trotzdem genügend Reserven für kurze und nicht besonders steile Anstiege.
MERIDA REACTO TEAM-E CUSTOM 2021
10.299 €
Ausstattung
Sattelstütze MERIDA Team CW 15 mm
Bremsen Shimano DURA-ACE BR-R9170 160/160 mm
Schaltung Shimano DURA-ACE Di2 R9150 2 x 11
Vorbau Vision Metron 5D ACR Integrated 110 mm
Lenker Vision Metron 5D ACR Integrated 420 mm
Laufräder Vision Metron 55 SL TL 12 x 100/12 x 142 mm Thru-Axle
Reifen Continental GP5000 TL 32-622 (700x32C) 31
Kurbeln Shimano DURA-ACE FC-R9100-P 172,5 mm
Kassette Shimano DURA-ACE CS-R9100 11–30
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 7,69 kg
Besonderheiten
Rücklicht in Sattelstütze integriert
Aeroabdeckung Bremssattel
Vollintegriert / keine Kabel sichtbar
großzügige Reifenfreiheit bis 700 x 32C
Die volle Integration und das einteilige Vision Metron 5D ACR-Cockpit machen das REACTO neben dem Wilier Filante SLR zu den optisch aufgeräumtesten Vertretern in unserem Test. Obwohl der Rahmen komplett in Schwarz gehalten ist, wirkt er mit der Mischung aus Glanz- und Mattlack alles andere als langweilig. Lediglich die großen Logos und die grafische Gestaltung der Vision-Komponenten stören den perfekten Stealth-Look des 7,69 kg (Größe M) schweren Mittelgewichtes. Das Serien-Bike schlägt mit 10.349 € zu Buche. Dazu kommen 54,95 € für die montierte Rahmentasche und 149,80 € für einen Satz der 32 mm breiten Continental GP5000 TL-Reifen – die euch der Händler im Tausch gegen die serienmäßig montierten 25-mm-Reifen aber sicher erlässt.
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 500 mm | 520 mm | 540 mm | 560 mm | 590 mm |
Oberrohr | 536 mm | 545 mm | 560 mm | 575 mm | 590 mm |
Steuerrohr | 112 mm | 128 mm | 140 mm | 155 mm | 176 mm |
Lenkwinkel | 72,0° | 72,5° | 73,5° | 73,5° | 74,0° |
Sitzwinkel | 74,0° | 74,0° | 73,5° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm |
Tretlagerabsenkung | 70 mm | 66 mm | 66 mm | 66 mm | 66 mm |
Radstand | 983 mm | 990 mm | 990 mm | 999 mm | 1.010 mm |
Reach | 384 mm | 390 mm | 395 mm | 400 mm | 409 mm |
Stack | 529 mm | 542 mm | 557 mm | 571 mm | 593 mm |
Das MERIDA REACTO TEAM-E CUSTOM im Test
Das MERIDA REACTO TEAM-E CUSTOM ist ein echtes Renngerät und kann und will diese sportlichen Gene nicht verbergen. So überrascht es nicht, dass das Bike viel Druck auf dem Vorderrad generiert und im Vergleich zu anderen Rädern im Test mit präziserer Direktheit einlenkt. Dabei kommuniziert es den Grenzbereich jederzeit klar an seinen Piloten. Zusammen mit der insgesamt guten Laufruhe, die im Mittelfeld des Testfelds liegt, sorgt das für ein gutmütiges intuitives Fahrverhalten, mit dem auch weniger ambitionierte Fahrer gut zurechtkommen, und baut so viel Vertrauen auf.
Das Konzept mit breiten Reifen und Rahmentasche geht sehr gut auf und erweitert den Einsatzbereich des Bikes deutlich. Bikepacking zum Rennen, aufs Podium sprinten und wieder zurück – warum nicht?
Sportliche Fahrer können mit dem REACTO ohne viel Eingewöhnungszeit ans Limit gehen und müssen keine Überraschungen befürchten. Nur die im Vergleich zum Testfeld hohe Anfälligkeit für Seitenwind und die sehr sportliche Sitzposition trüben das sonst hohe Sicherheitsgefühl. Die breiten Continental GP5000 TL-Reifen entschärfen die Rennhärte des Bikes etwas und machen es durch die verbesserte Vibrationsdämpfung langstreckentauglich, auch auf ruppigen Untergründen mit gelegentlichen Hardpack-Ausritten. Im Vergleich zur Konkurrenz im Test bleibt das REACTO aber dennoch sehr straff und reiht sich vor dem Storck Fascenario.3 und dem BMC Roadmachine am hinteren Ende der Komfortskala ein. Der Geschwindigkeit tun die breiten Reifen keinen Abbruch. Überwindet man die mangelnde Leichtfüßigkeit beim Antritt aus dem Stand, überzeugt das Rennrad mit hoher Effizienz in der Ebene und bei niedrigen Steigungsraten auch am Berg. Mit guter Gasannahme und tollem Durchzug fährt es der Konkurrenz auf dieser welligen Topografie spielerisch davon. Obwohl das Bike letztendlich für diesen Vergleichstest zu sportlich-straff ist, zeigt es, wie man das Einsatzgebiet mit dem Tausch einer Komponente – in dem Fall dem Auswechseln der schmalen Reifen – sinnvoll erweitern kann. So sprintet das MERIDA REACTO TEAM-E CUSTOM letztlich nur knapp am Kauftipp vorbei.
Tuning-Tipp: Take it or leave it! Das Bike überzeugt konzeptionell und entweder seht ihr euch darauf oder eben nicht. Würden wir das beste Allround-Aero-Bike suchen, würde das REACTO vermutlich gewinnen.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das MERIDA REACTO TEAM-E CUSTOM auf seinen breiten Reifen hat uns mit gnadenloser Geschwindigkeit in seinen Bann gezogen – auf Asphalt wie auf Schotter/Hardpack. Hier werden alle Speed-Jünger fündig, die auf flachem und welligem Terrain Tempo machen und am Ende des Asphalts nicht damit aufhören wollen, auch wenn das einen Verzicht auf hohen Komfort bedeutet. Wer sich in ganz hohen Bergen wohlfühlt oder dauerhaft auf ruppigem Untergrund unterwegs ist, sollte sich aber besser anderweitig umsehen.
Tops
- vielseitiger Einsatzbereich für ein Aero-Race-Bike
- tolle Vibrationsdämpfung durch breite Reifen und flexende Sattelstütze
- maximale Effizienz in der Ebene dank sehr guter Aerodynamik
- volle Integration sorgt für aufgeräumten Look
Flops
- Rennhärte und sportliche Sitzposition machen das Bike eine Spur zu sportlich für einen waschechten Allrounder
Mehr Informationen findet ihr unter merida-bikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: BMC Roadmachine 01 ONE (Zum Test) | Cannondale SuperSix EVO Hi-MOD Disc Ultegra (Zum Test) | Canyon Grail CF SLX 8 eTap (Zum Test) | Cervélo Caledonia-5 Dura Ace Di2 Disc (Zum Test) | Mason Resolution Ekar (Zum Test) | MERIDA REACTO TEAM-E CUSTOM | MERIDA SCULTURA ENDURANCE CUSTOM (Zum Test) | OPEN MIN.D. (Zum Test) | Orbea Gain M20i (Zum Test) | ROSE REVEAL FOUR DISC Ultegra Di2 (Zum Test) | SCOTT Addict eRIDE Premium (Zum Test) | Specialized S-Works Aethos (Zum Test) | Storck Fascenario.3 Comp Disc Ultegra (Zum Test) | Trek Domane+ LT 9 (Zum Test) | Wilier Filante SLR (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl