Das günstigste Bike mit den schmalsten Reifen und der dicksten Übersetzung: Das preiswerte Storck Fascenario.3 Comp Disc scheint Superlative zu umarmen. Aber kann der mattschwarze Stealth-Bomber auch mit den 14 progressivsten Rennrädern 2021 mithalten? Wir haben seine Allround-Fähigkeiten auf die Probe gestellt.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
Das Storck Fascenario.3 Comp Disc-Rennrad hüllt sich in edles Mattschwarz und kann mit seinem glänzend schwarzen Branding die Blicke auf sich ziehen. Das seit 1986 bestehende Unternehmen aus Deutschland hat sich entschieden, sein 2.999 € teures Serienmodell in diesen Test zu schicken. Damit ist es das günstigste Modell im Testfeld, doch ist es auch nur ein Viertel so gut wie das mehr als viermal so teure S-Works? Herzstück der Ausstattung ist die 2×11 Shimano ULTEGRA R8020-Schaltgruppe mit 52/36 T-Kettenblättern und einer 11–28 T-Kassette – die „dickste“ Übersetzung im Test und für lange Rides im alpinen Gelände eine Spur zu sportlich. Auf die DT Swiss P1800 SPLINE-Laufräder sind Continental GP5000 TL-Pneus in 700 x 28C montiert, die aufgrund der schmalen Felgeninnenweite von gerade mal 18 mm auf lediglich 27 mm Breite kommen. Damit rollt das Storck auf dem schmalsten Laufrad-Reifen-System im Testfeld. Während die weit ausladenden Gabelholme auch ungleich breitere und voluminösere Pneus erlauben würden, ist die Reifenfreiheit zwischen den Sitzstreben mit den verbauten Dimensionen zu 99 % ausgereizt. Im Vergleich zu den restlichen Bikes im Test wirkt das nicht mehr ganz zeitgemäß. Die Bauweise der Carbongabel ist alles andere als optische Spielerei: Wenn Gabel und Laufrad zu eng aneinandergebaut werden, kann Storck zufolge Fahrtwind aufwirbeln und einen abbremsen, daher haben sich die Hessen für eine offene und weite Bauart entschieden.
Storck Fascenario.3 Comp Disc Ultegra 2021
2.999 €
Ausstattung
Sattelstütze Storck F.3 Carbon
Bremsen Shimano ULTEGRA BR-R8070 160/140 mm
Schaltung Shimano ULTEGRA R8020 2 x 11
Vorbau Storck RSBU 350 110 mm
Lenker Storck RSBU 350 420 mm
Laufräder DT Swiss P1800 SPLINE 12 x 100/12 x 142 mm Thru-Axle
Reifen Continental GP5000 TL 28-622 (700x28C) 27
Kurbeln Shimano ULTEGRA FC-R8000 172,5 mm
Kassette Shimano ULTEGRA CS-R8000 11–28
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 7,82 kg
Besonderheiten
einteiliges Carbon-Cockpit
Understatement pur durch Schwarz-auf-Schwarz-Finish
Aus den gleichen Gründen wurde auch die Gabelkrone am Steuerrohr aerodynamisch angepasst. Beim Thema Integration setzt Storck auf eine ins Oberrohr eingebundene Klemmung der Storck F.3 Carbon-Sattelstütze und ein einteiliges Cockpit. Die Storck RSBU 350-Einheit verfügt über einen 420 mm breiten Lenker und einen 110 mm langen Vorbau und unterstreicht mit den sportlichen Drops die Performance-Aspirationen des Fascenario.3. Die teilweise externe Zugführung geht in Ordnung, könnte jedoch mit einem einfachen Upgrade – Schrumpfschlauch – noch aufgeräumter wirken.
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 450 mm | 475 mm | 500 mm | 525 mm | 550 mm |
Oberrohr | 524 mm | 545 mm | 566 mm | 582 mm | 599 mm |
Steuerrohr | 106 mm | 132 mm | 158 mm | 182 mm | 206 mm |
Lenkwinkel | 71,5° | 72,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Sitzwinkel | 74,5° | 73,8° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm |
Reach | 381 mm | 388 mm | 397 mm | 404 mm | 417 mm |
Stack | 514 mm | 541 mm | 569 mm | 591 mm | 613 mm |
Das Storck Fascenario.3 Comp Disc Ultegra im Test
Der sehr straffe Rahmen des Storck reagiert ausgesprochen direkt auf Pedalumdrehungen. Es gibt jedoch bedeutend leichtfüßigere Bikes im Test und so ist das Beschleunigungsverhalten vergleichsweise zäh. Am Berg lässt es das Storck ähnlich gemütlich angehen wie die Bikes von ROSE und Mason. Bergab und in der Ebene spielt es dann jedoch seine Stärken voll aus: Egal wie stark der Gegenwind auch blasen mag – das Storck nimmt den Schwung sehr gut mit und überzeugt mit einer Menge Effizienz. Die aerodynamisch optimierte Front und das vergleichsweise hohe Massenträgheitsmoment des Laufrad-Reifen-Systems machen sich hier ebenso bezahlt wie die sportlich-gestreckte Sitzposition.
Schwarzer Asphalt, so samtig und smooth wie die Rahmenoberfläche des Fascenario.3 – hier fühlt sich das Storck bei Highspeed komplett zu Hause. Auch wenn der Wind mal mit voller Kraft von vorne blasen sollte.
Verlässt man perfekte Asphaltbeläge, wird die Sitzposition jedoch eher zum Hindernis. Denn das vom Storck generierte Level an Gesamtkomfort kann nicht mit dem Testfeld mithalten und lässt das Fahren auf ruppigen Untergründen zur unangenehmen Angelegenheit werden. Egal ob größere Schläge oder hochfrequente Vibrationen – an Bord des Storck bekommt man deutliches Feedback vom Untergrund und muss zu den hartgesottenen Racern gehören, um selbst auf langen Streckenabschnitten mit aufgebrochenem Asphalt nicht ans eigene Komfortlimit zu stoßen. Auch das Fahrverhalten tendiert auf derartigen Untergründen zu Nervosität und treibt den Fahrer auf kürzestem Wege zurück auf die glatte Asphaltdecke. Hier weiß das Storck mit seinem stabilen Geradeauslauf und der ausgeglichenen Agilität von Front und Heck absolut zu überzeugen. Gutmütig und berechenbar lässt es sich hier um Kurven und entlang der anvisierten Linie manövrieren. Sicherheitsgefühl und Spaßfaktor sind daher definitiv gegeben, wenn es darum geht, den vorhandenen Speed über Geraden oder kurviges Terrain auf glatten Untergründen zu halten. Für anspruchsvolle Untergründe bietet das Storck im Vergleich mit unserem Testfeld einfach zu geringe Reserven in Sachen Komfort und Fahrverhalten.
Tuning-Tipp: Reifen mit einer besseren Eigendämpfung – z. B. Vittoria Corsa 28 Graphene 2.0 TL – für mehr Komfort
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Ihr seid regelmäßig im Gegenwind unterwegs, bevorzugt flaches Terrain und fahrt ausschließlich auf gut gewarteten Asphaltstraßen? Dann findet ihr im Storck Fascenario.3 Comp Disc ein effizientes Bike, das mit seinem fairen Preis und unaufdringlichen Look punktet. Ihr braucht ein vielseitiges Bike? Oder wollt Abenteuer abseits perfekter Straßen erleben und legt dabei viel Wert auf Komfort und ein leichtfüßiges Antrittsverhalten? In dem Fall solltet ihr euch woanders umschauen.
Tops
- hoher Speed und sehr gute Effizienz in der Ebene
- gutmütiges Handling auf perfekten Untergründen
Flops
- sehr geringer Komfort
- schwerfällig im Antritt
- limitierte Reifenfreiheit
- eingeschränktes Einsatzgebiet
Mehr Informationen findet ihr unter storck-bikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
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Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Philipp Schwab