Mit dem SCOTT Addict eRIDE Premium-E-Rennrad bringt die Multisport-Marke aus der Schweiz ein E-Road-Bike auf dem Markt, das seinen Extra-Support so gut zu verstecken weiß wie kaum ein anderes aktuelles Modell. Sind sein geringes Gewicht und der Stealth-Look das Rezept für einen vorderen Platz im Vergleichstest?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
Wer den Namen des SCOTT Addict eRIDE Premium nicht kennt, bevor er das Rad an die Waage hängt, wundert sich über das Gewicht von 10,9 kg in Größe L/56. Realisiert er dann, dass es sich um ein E-Rennrad handelt, wird die Verwunderung nur noch größer, denn das SCOTT gehört zu den leichtesten Bikes seiner Art! Herzstück des SCOTT ist der MAHLE Ebikemotion X35+ Nabenmotor mit bis zu 40 Nm Drehmoment. Der X35+ ist über den iWoc ONE-Knopf auf dem Oberrohr sowie eine Smartphone-App steuerbar und wiegt inklusive Akku, Kabeln und Steuereinheit 3,5 kg. Die Kapazität des 252-Wh-Akkus, der unsichtbar ins Unterrohr integriert wurde, kann mit einem Range-Extender um 208 Wh auf insgesamt 460 Wh erweitert werden. Mit der Smartphone-App könnt ihr die Intensitäten der drei Unterstützungsstufen anpassen, eure Touren navigieren und die Historie eurer Fahrdaten inklusive Stromverbrauch auswerten. Praktisch ist auch die Möglichkeit, einen Pulsgurt mit der App zu verbinden und Herzfrequenzbereiche zu definieren, in denen euch der Motor mit bestimmten Intensitäten unterstützen soll. So wird das eRIDE zum perfekten Trainingspartner, um auch auf welligem Terrain Grundlagentraining zu absolvieren! Unser Test-Bike kam zu 100 % in der Serienausstattung, ist das Topmodell der Produktlinie und kostet 9.499 €. Es kommt mit kompletter Shimano DURA-ACE Di2-Schaltgruppe, einer Syncros Creston iC SL Vorbau-Lenker-Kombination – wie wir sie bereits am SCOTT Addict RC Ultimate (zum Test) gesehen haben – und Syncros Capital 1.0 40e Disc-Carbon-Laufrädern.
SCOTT Addict eRIDE Premium 2021
9.499 €
Ausstattung
Motor MAHLE Ebikemotion X35+ 40 Nm
Batterie Ebikemotion 36V/6.9A ANT+ 252 Wh
Sattelstütze Syncros Duncan SL Aero 20 mm
Bremsen Shimano DURA-ACE BR-R9170 160/160 mm
Schaltung Shimano DURA-ACE Di2 R9150 2 x 11
Vorbau Syncros Creston iC SL 110 mm
Lenker Syncros Creston iC SL 420 mm
Laufräder Syncros Capital 1.0 40e Disc 12 x 100/Nabenmotor mm Thru-Axle
Reifen Schwalbe Pro One TLE 30-622 (700x30C) 30
Kurbeln Shimano DURA-ACE FC-R9100 172,5 mm
Kassette Shimano DURA-ACE CS-R9100 11–30
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 10,9 kg
Besonderheiten
Magnet-gesicherte Ladeport-Abdeckung
12 g leicht Sattelklemme aus Carbon, wie auch am Pro-Tour-Bike
gleich hohes Level an Kabelintegration wie am High-Performance-Rennrad Addict RC
Range Extender mit 208 Wh zusätzlich erhältlich
Insgesamt übernimmt das E-Rennrad einige Features von seinem nicht motorisierten Bruder, dem Addict RC Ultimate: die Formsprache, die SCOTT-intern hochwertigste HMX-Carbon-Bauweise, die Syncros Duncan SL Aero-Carbonsattelstütze und die gerade mal 12 g leichte Carbonsattelklemme. Was sich im Look stark ähnelt, soll im Feel deutlich entspannter sein. Denn die Geometrie des Addict eRIDE soll im Vergleich zum Pro-Tour-Modell unter anderen durch den höheren Stack, den kürzeren Reach und die längeren Kettenstreben weniger aggressiv und deutlich tourentauglicher sein.
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 490 mm | 520 mm | 540 mm | 560 mm | 580 mm |
Oberrohr | 515 mm | 530 mm | 545 mm | 560 mm | 575 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 125 mm | 145 mm | 165 mm | 185 mm |
Lenkwinkel | 71,0° | 72,0° | 72,5° | 73,0° | 73,3° |
Sitzwinkel | 75,0° | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,1° |
Kettenstrebe | 422 mm | 422 mm | 422 mm | 422 mm | 422 mm |
Tretlagerabsenkung | 70 mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm |
Radstand | 995 mm | 997 mm | 1.003 mm | 1.008 mm | 1.015 mm |
Reach | 373 mm | 377 mm | 381 mm | 384 mm | 389 mm |
Stack | 529 mm | 552 mm | 572 mm | 593 mm | 614 mm |
Das SCOTT Addict eRIDE Premium im Test
Aus dem Stand beschleunigt das eRIDE je nach genutztem Modus angenehm dosiert und bietet Support auf einer Skala von sanft bis mittelstark. Der FAZUA-Antrieb am Trek ist besonders bei niedrigen Geschwindigkeiten und im steilen Gelände kraftvoller. Hier wird klar: Das eRIDE ist kein Bike, mit dem man sich die Anstiege hinauf shutteln lassen kann. Ein aktiver Fahrstil ist nach wie vor gefragt und der Sweetspot des Systems liegt bei einer Steigung von 5 bis 9 %. Darunter ist mit man in der Regel ohne Motor schneller und darüber fehlt es an Drehmoment. In der Standardeinstellung liegen die beiden unteren Fahrstufen des SCOTT recht nahe beieinander. In diesem Werks-Setup unterstützt erst die höchste Stufe dann mit deutlich mehr Kraft. Das eRIDE glänzt mit einem flüssigen Übergang an der 25-km/h-Schwelle und mit einer besonders hohen Effizienz in der Ebene.
Das E-Rennrad, das optisch keines ist. Selbst eingefleischte E-Bike-Hasser werden es mit dem SCOTT wahrlich schwer haben, nicht ins Schwärmen zu kommen.
Ist der Untergrund gut, lässt es sich hier auf Speed halten wie ein herkömmliches Rennrad. Um die Unterstützungsstufe zu wechseln, muss man wegen des iWoc ONE-Bedienelements im Oberrohr immer eine Hand vom Lenker nehmen, was im Test aber keine Probleme bereitete. Anders sieht es beim fehlenden Drehmomentsensor aus: Weil er fehlt, kann das System auch mal komplett ohne Pedaldruck anschieben, denn der E-Motor richtet sich nach der Geschwindigkeit, mit der sich die Kassette im Vergleich zur Nabe dreht. Alibi-Pedalieren mit einem Bein ist kein Problem – Moped-Feeling inklusive! Ein einfaches Anheben und Fallenlassen der Beine reicht hier schon aus, um vorwärts geschoben zu werden. Gerade bei engen Kurven auf engstem Raum kann das dem Vertrauen einen Dämpfer geben. Außerdem verlangt das SCOTT auf ruppigen Untergründen nach einer deutlichen Führung, da das Rahmenset vergleichsweise straff abgestimmt ist. Im Vergleich zum Testfeld sind es einzig die Schwalbe Pro One TLE-Pneus in 700 x 30C, die den Gesamtkomfort verbessern können. Im direkten Vergleich mit dem Orbea Gain M20i ist das SCOTT deutlich unkomfortabler. Auf perfekten Untergründen entfaltet das Addict hingegen sein volles Potenzial und liegt sehr satt auf dem Asphalt. Kleine Vibrationen weiß es hier effektiv zu dämpfen und überzeugt durch sein intuitives und ausgeglichenes Handling. Hier muss man keinerlei Lernkurve absolvieren und so kann man die angenehme Direktheit beim Einlenken ebenso genießen wie die hohe Laufruhe. Im Vergleich mit den E-Rennrädern von Trek und Orbea kommt das SCOTT dem Handling eines „normalen“ Rennrads definitiv am nächsten.
Tuning-Tipp: Take it or leave it! Das SCOTT ist stimmig so, wie es ist. Entweder erkennt ihr euch im Bike wieder oder es ist insgesamt nichts für euch.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das SCOTT Addict eRIDE Premium ist ein perfektes Fahrrad für alle Bike-Fans die im hügeligen Terrain leben, die das sportlich intuitive Fahrverhalten und den eingebauten elektronischen Rückenwind ausschließlich auf Asphalt genießen wollen. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, aber auf den Motor-Support verzichten möchte, findet mit dem SCOTT Addict RC Ultimate eine spannende Alternative. Wer viel Wert auf hohen Komfort oder geballte E-Power legt, sollte sich woanders umsehen.
Tops
- Ebikemotion-App als Trainingspartner
- sportlich-intuitives Handling auf perfekten Untergründen
- sehr hohes Level an Integration, Rennrad-Optik
- vergleichsweise geringes Gewicht
Flops
- eingeschränktes Komfortlevel im Vergleich zum Testfeld
- fehlender Drehmomentsensor
- limitierter Einsatzbereich
Mehr Informationen findet ihr unter scott-sports.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2021 – 15 Modelle im Test
Alle Bikes im Test: BMC Roadmachine 01 ONE (Zum Test) | Cannondale SuperSix EVO Hi-MOD Disc Ultegra (Zum Test) | Canyon Grail CF SLX 8 eTap (Zum Test) | Cervélo Caledonia-5 Dura Ace Di2 Disc (Zum Test) | Mason Resolution Ekar (Zum Test) | MERIDA REACTO TEAM-E CUSTOM (Zum Test) | MERIDA SCULTURA ENDURANCE CUSTOM (Zum Test) | OPEN MIN.D. (Zum Test) | Orbea Gain M20i (Zum Test) | ROSE REVEAL FOUR DISC Ultegra Di2 (Zum Test) | SCOTT Addict eRIDE Premium | Specialized S-Works Aethos (Zum Test) | Storck Fascenario.3 Comp Disc Ultegra (Zum Test) | Trek Domane+ LT 9 (Zum Test) | Wilier Filante SLR (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Tobias Hörsch