Den optimalen Ausgleich zum Alltag zu finden, der einerseits die Seele beruhigt und andererseits den Körper fit hält, ist nicht leicht – und doch gibt es ihn: Bikepacking! Aber was ist das eigentlich und was braucht man dafür? Hier findet ihr alle Infos zu Bikes, Bikepacking-Taschen, Equipment und zur Planung eures ersten Trips.

Übersicht

Bikepacking ist eine hervorragende Möglichkeit, Land und Leute näher kennenzulernen. In diesem Artikel erfahrt ihr alles, was ihr wissen müsst, um euren eigenen Trip in die Tat umzusetzen.

Blauer Himmel, kühler Fahrtwind, das Knirschen des Schotters unter den Reifen, die Vögel im Parallelflug und die Unterkunft immer griffbereit … Es gibt wenig, das sowohl Körper als auch Seele so einzigartig guttut und dennoch so einfach zu erreichen ist wie ein Bikepacking-Trip, egal ob allein, als Paar oder in der Gruppe mit den besten Freunden. Das Jahr 2020 hat deutlich gezeigt, wie wichtig Freiheitsgefühl, Selbstbestimmung und mentaler Ausgleich sind. Viele Menschen weltweit haben nicht zuletzt durch die Einschränkungen in der Pandemie realisiert, wie viel uns allein schon die Natur bei all diesen Punkten helfen kann und dass das Finden dieser Balance gerade mit so simplen Mitteln wie einem Fahrrad möglich und vor allem erstaunlich einfach erreichbar ist. Fügt man dem (neu) gefundenen Interesse nun noch etwas Abenteuerlust, Neugier oder Entdeckerdrang hinzu, stolpert man fast zwangsläufig über das Thema Bikepacking.

Egal ob ein entspannter Trip als Pärchen …
… oder ein Abenteuer mit den besten Kumpels, …
… das Ziel ist, die Seele baumeln zu lassen und die Natur zu genießen.
Wo und wie ihr bikepacken geht, ist vollkommen eure Entscheidung. Ob alpines Abenteuer, …
… kurzer Wochenendtrip durch die heimischen Wälder, …
… Flucht aus der Stadt nach Feierabend, …
… oder Ultra-Endurance-Rennen auf fernen Kontinenten.
Atemberaubende Erfahrungen sind oft näher, als ihr denkt, und hinterlassen bleibende Eindrücke, von denen ihr lange zehren könnt.

Was genau ist eigentlich Bikepacking – unsere Definition

Im eigentlichen Sinne ist Bikepacking die Kombination aus zwei klassischen Outdoor-Sportarten. Das lässt sich auch mehr oder weniger vom Namen ablesen, nämlich aus der Mischung von Mountainbiken und Backpacking – also unabhängigem (Berg)wandern mit Schlafsack, Zelt und Kocher. Im Gegensatz zum klassischen Reiserad mit Gepäckträgern und großen Packtaschen liegt der Fokus beim Bikepacking auf dem Fahrspaß und dem Biken selbst und weniger auf dem Reisen. Daher wird beim Bikepacking das Gepäck auf ein Minimum reduziert und in speziellen Bikepacking-Taschen am ganzen Bike verteilt, um möglichst viel von der Performance des Bikes zu erhalten. So kann man einerseits sportlichere Routen fahren, die mit dem Reiserad nur schwer oder schlichtweg gar nicht machbar wären, oder andererseits einfach nur den Fahrspaß und das Erlebnis besser genießen. Neben dem Spaß am Fahren ist das Entdecken der Welt aus eigener Kraft ein wichtiger Antrieb hinter dem Bikepacking. So unabhängig wie möglich, mit allem im Gepäck, das man dafür benötigt.

Der Fokus beim Bikepacking liegt auf dem Fahrspaß, dem Biken selbst und dem Entdecken der Welt aus eigener Kraft.

Der Fokus beim Bikepacking liegt auf dem Biken. Die Ausrüstung dient nur dazu, das selbstbestimmter und länger als nur einen Tag machen zu können.

Bikepacking-Bikes und entsprechendes Equipment lassen euch Routen fahren …
… und Fahrspaß erleben, wie es ein klassisches Reiserad nicht kann.
Reduziertes Equipment und geringes Gewicht sind nicht nur für Racer hilfreich, sondern lenken weniger vom eigentlichen Erlebnis ab. Um den gelegentlichen Navigations-Check kommt man jedoch auch hier nicht herum …

Mit der wachsenden Popularität wird der Begriff mittlerweile auf ein viel größeres Spektrum an Bikes und Einsatzgebieten angewendet. Doch egal ob Fatbike-Expeditionen in die abgelegensten Winkel der Erde, Ultra-Langstreckenrennen, die entspannte Gravel-Tour durchs lokale Umfeld oder der Credit-Card-Camping-Urlaub mit dem E-Bike – die grundlegende Motivation bleibt überall die gleiche: Spaß am Biken und Entdecken der Welt, egal auf welcher Art von Zweirad.

Wo ist der Weg? Herausforderungen zu meistern und daran zu wachsen ist immer ein Teil vom Bikepacking. Und das macht auch irgendwie den Reiz aus.

Was ist das beste Bike für’s Bikepacking?

Falls ihr euch noch rein gar nicht mit dem Thema Bikepacking beschäftigt habt und einfach mal reinschnuppern wollt, ist die Antwort erstaunlich einfach: Das Bike, das ihr schon besitzt. Denn grundsätzlich ist jedes Bike mindestens für einen einfachen Overnighter geeignet – also den Zwei-Tages-Trip mit Übernachtung. Schnallt einfach euer Gepäck ans Bike und los geht’s!. Weiter unten im Text findet ihr alles zum Thema Bikepacking-Taschen sowie Tipps und Tricks für den günstigen Einstieg, wie ihr übernachten könnt und was ihr überhaupt an Equipment fürs Bikepacking benötigt.

Je nachdem, was ihr hauptsächlich fahrt oder fahren möchtet, gibt es jedoch Bikes, die sich optimal dafür eignen und den Fahrspaß bzw. das Erlebnis spürbar verbessern. Egal ob Gravel-, Mountain-, Fat- oder E-Bike – der Markt bietet aktuell ein unglaubliches Angebot an Produkten. Vom soliden, günstigen und vielseitigen Einsteiger-Bike bis hin zum ultraleichten, spezialisierten Modell für Rennfahrer gibt es für jeden Geldbeutel und Einsatzzweck ein passendes Bike.

Das beste Bikepacking-Bike ist das, welches ihr schon besitzt. Speziell optimierte Bikes bieten jedoch deutlich mehr Komfort und Fahrspaß mit Gepäck.

Das beste Bikepacking-Bike – unser Vergleichstest

Natürlich gibt es inzwischen Bikes, die speziell fürs Bikepacking konstruiert sind. Für alle, die das Thema mehr interessiert, gibt es auch gute Gründe, sich diese Bikes etwas näher anzuschauen. Sie sind die optimale Kombination aus Gravel- und Mountainbike und bieten neben viel Platz und Befestigungsmöglichkeiten fürs Gepäck komfortable Geometrien und Komponenten für lange Tage im Sattel. In unserem Vergleichstest haben wir uns die 12 spannendsten Bikepacking-Bikes vorgeknüpft und das Salsa Cutthroat V2 als besten Allrounder zum Testsieger gekürt.

Mit seiner souveränen Laufruhe, dem ausbalancierten Handling und dem hohen Maß an Komfort hat sich das Salsa Cutthroat (zum Test) ohne Umwege in die Herzen unseres Testteams gefahren. Die großzügige Reifenfreiheit, die cleveren Rahmen-Features und massig Montagemöglichkeiten für Gepäck und Gear machen es zum perfekten Bikepacking-Bike!
Das Bombtrack Hook 2 (zum Test) hat uns überrascht: Trotz vergleichsweise schmaler Reifen bietet es ein angenehmes Komfortlevel – besonders auf kompakten Untergründen und Asphalt. Wer um Wurzelpassagen ohnehin einen Bogen macht, bekommt hier ein ausbalanciertes Handling, eine robuste Ausstattung und viele Anschraubpunkte zum fairen Preis. Unser Kauftipp!
Den Vergleichstest haben die beiden oben genannten Räder als beste Allrounder gewonnen. Es gab jedoch noch viele weitere spannende Bikes für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete und Fahrertypen. Lest den ganzen Vergleichstest hier.

Schnell und leicht – Gravel-Bikes

Gravel-Bikes sind die perfekten Allrounder, denn sie schlagen die Brücke zwischen reinem Spaß- und Sportgerät und Alltagstauglichkeit. Sehr viele Modelle eignen sich hervorragend für kürzere oder sportlichere Bikepacking-Trips. Auf gröberen Routen ist der Komfort im Vergleich zu den Spezialisten zwar etwas geringer und auch die Befestigungsmöglichkeiten für Equipment fallen spartanischer aus. Dafür sind sie jedoch meistens ein gutes Stück leichter und bieten so eine gute Portion mehr Speed und Lebendigkeit. Sehr viele Gravel-Bikes können sowohl mit 700C- als auch 650B-Laufrädern genutzt werden und erhöhen so ihre Vielseitigkeit. Falls auch das Thema Gravel für euch komplett neu sein sollte, lest am besten unsere große Gravel-Bike-Kaufberatung. In unserem Gravel-Bike-Vergleichstest findet ihr die 14 spannendsten Modelle, von denen sich sehr viele hervorragend zum Bikepacking eignen. Gute, erschwingliche Gravel-Bikes gibt’s z. B. von Canyon, ROSE oder Bombtrack. Im gehobenen Preissegment können wir das unglaublich vielseitige OPEN U.P. bzw. U.P.P.E.R. voll empfehlen.

In unserem großen Gravel-Bike-Vergleichstest findet ihr 14 spannende Modelle, von denen sich einige sehr gut zum Bikepacking eignen.

Die Ursprünge – Bikepacking mit dem Mountainbike

Ein MTB-Hardtail mit Feder- oder Starrgabel ist zweifelsohne der Klassiker beim Bikepacking. Das Angebot ist unglaublich riesig, deshalb solltet ihr am besten schon vor dem Kauf einige Fragen für euch klären: Wie soll die Geometrie grob aussehen? Welche Gabelart wollt ihr haben? Fahrt ihr lieber mit oder ohne Dropper-Post? Welches Rahmenmaterial ist für euch das richtige? Das erleichtert die Auswahl deutlich. Beim Rahmen aus Metall empfiehlt sich ein Blick auf die erschwinglichen, robusten und vielseitigen Modelle von Surly, wer es etwas progressiver mag, wird sicher im Test der besten Hardcore-Hardtails bei unserem Schwestermagazin ENDURO fündig, und wer lieber richtig dicke Reifen unter sich haben möchte schaut bei den Spezialisten wie z. B. Jones oder Tumbleweed. Titan-Rahmen feiern nicht nur an Gravel-Bikes gerade ein großes Comeback. Unser Redakteur Andi hat sich z. B. letztes Jahr seinen Traum vom Titan-Bikepacking-Hardtail erfüllt. Aber auch Carbon-Rahmen sind mittlerweile eine hervorragende Option für’s Bikepacking solange man keine mehrmonatige Tour durch die entlegensten Winkel der Erde plant. Sehr gute Carbon-Modelle sind z. B. das Santa Cruz Chameleon oder das Specialized Epic.

Ein MTB mit Feder- oder Starrgabel ist der Klassiker beim Bikepacking.
Manches Modell lässt sich mit superbreiten Dropbars für mehr Langstreckenkomfort umrüsten.
Für alle, die direkt auf große Expedition gehen wollen, sind Fatbikes die erste Wahl.
Ein Fully bietet viel Komfort bergauf und höchsten Fahrspaß bergab. Das Platzangebot ist jedoch begrenzt und ihr werdet um einen Rucksack nicht herumkommen.

Auch viele Full-Suspension-Bikes eignen sich sehr gut zum Bikepacking, gerade wenn man etwas anspruchsvollere Trails bzw. Touren fahren möchte oder sich schlichtweg mehr Komfort als auf einem Hardtail wünscht. Prinzipiell lässt sich hier von Marathon- bis Enduro-Bike fast jedes Modell nutzen, wir empfehlen jedoch ein effizientes, potentes Trail-Bike als Mittelweg zwischen effizienter Uphill-Performance und Fahrspaß bergab. Entscheidend sind vor allem die Sitzposition und der Langstrecken-Komfort. Bewegt man sich viel im alpinen Gelände mit steilen Rampen, empfehlen sich Bikes mit relativ steilem Sitzwinkel wie z. B das Norco Optic eine gute Wahl. Für flacheres Gelände eignen sich Bikes mit flacherem Winkel hervorragend, z. B. das Trek Fuel EX oder das SCOTT Genius hervorragend. Der Platz für Taschen am Bike ist hier jedoch je nach Rahmenform mehr oder weniger stark limitiert und man wird wohl kaum um einen zusätzlichen Rucksack herumkommen. Idealerweise fällt der jedoch so klein wie möglich aus. Unser Tipp: Nutzt einen Rucksack mit 3-Liter-Trinkblase und etwas zusätzlichem Stauraum fürs Essen und eine Regenjacke. So könnt ihr den vorhandenen Platz im Rahmen bzw. am Bike mit Taschen füllen und den Platz effektiver nutzen als mit einer einzelnen Trinkflasche. Mehr zum Thema Bikepacking-Taschen findet ihr weiter unten im Text sowie in unserem separaten Kaufberatungs-Artikel.

Keine Kompromisse bergab! Wer Wert auf Fahrspaß legt, ist mit einem Fully bestens bedient.
Abseits der Trails und auf langen Strecken kostet ein Fully allerdings einiges mehr an Kraft.

Bikepacking mit dem E-Bike?

Die Faktenlage ist zunächst einmal erdrückend: limitierte Reichweite, zu lange Ladezeiten selbst für eine ausgedehnte Mittagspause, oftmals geringe Zuladung aufgrund des hohen Grundgewichts, Motorgeräusche, hohes Gesamtgewicht … In der Theorie eignet sich somit jegliche Art von E-Bike wenig bis gar nicht zum traditionellen Bikepacking, vor allem nicht über mehrere Tage. In der Praxis lassen sich jedoch auch an einem E-Gravel-Bike wie z.B. dem Specialized Turbo Creo SL Expert EVO, dem Moustache Dimanche 29 oder dem Cannondale Carbon Neo Lefty ganz einfach Bikepacking-Taschen befestigen, und so kann man durchaus einen kurzen, entspannten Overnighter bewältigen.

Und auch im E-(Mountain-)Bike-Bereich gibt es Möglichkeiten für ein kurzes Wochenendabenteuer. 200 km Reichweite sind keine Seltenheit an Doppelakku-E-SUVs mit über 1.000 Wh – wie z. B. aus unserem Trekking-E-Bike-Vergleichstest. Einige klassische abfahrtsorientiertere E-Mountainbikes verfügen ebenfalls über bis zu 700 Wh Akkukapazität. Reißt man sich mit der Unterstützungsstufe etwas am Riemen, lässt sich eine adäquate Reichweite realisieren, ohne dass ein schweres Ladegerät im Gepäck sein muss. Im Vergleichstest unseres Schwestermagazins E-MOUNTAINBIKE findet ihr eine Übersicht über die 25 aktuell besten Modelle auf dem Markt. Solltet ihr das Schlafen im Freien ohnehin lieber zugunsten einer Hotelübernachtung tauschen, könnt ihr eure E-Bikes natürlich ohne Probleme wieder laden, während ihr dem morgendlichen Buffet entgegenschlummert.

E-Bikes mit Doppelakku, wie z. B. das Riese & Müller Supercharger2 (zum Test) aus unserem Trekking-E-Bike-Vergleich, verfügen über 1.000+ Wh und erhöhen die Reichweite deutlich.

Für alle, die schon eine Weile vom Vanlife träumen, können auch E-Cargo-Bikes eine spannende Alternative sein. Zwar sind diese Bikes am weitesten von der klassischen Bikepacking-Definition entfernt, bieten aber aufgrund ihres riesigen Fassungsvermögens und einer erlaubten Zuladung von häufig mehr als 100 kg eine super Basis für eine schnelle und komfortable Flucht aus der Stadt. Für unser neu aufgelegtes Magazin DOWNTOWN haben wir genau das für euch ausprobiert.

Auch mit einem E-Cargo-Bike lässt sich problemlos ein entspannter Overnighter machen und man hat sogar Platz für den geliebten Perserteppich …

3. Welche Schaltung am Bikepacking-Bike?

Die neben Sattel und Griffen wohl wichtigste Komponente an Bikepacking-Bikes ist der Antrieb – oder besser sein Übersetzungsverhältnis und die Übersetzungsbandbreite. Da ihr in den allermeisten Fällen eine gute Portion Extragewicht durch euer Gepäck mit euch herumfahrt, solltet ihr unbedingt darauf achten, dass ihr damit auch noch komfortabel die Berge hinaufkommt.

1-fach, 2-fach, elektronisch, manuell: Je nach Strecken gibt es individuelle Vor- und Nachteile für jedes System, aber generell funktionieren alle Arten von Schaltungen am Bikepacking-Bike. Achten sollte ihr jedoch immer auf ein möglichst geringes Übersetzungsverhältnis im kleinsten Gang sowie eine große Übersetzungsbandbreite.

Übersetzungsverhältnis

Generell lässt sich für Offroad-orientierte Räder wie Gravel-Bikes und MTBs sagen, dass der kleinste Gang idealerweise ein Übersetzungsverhältnis von 0,75 oder weniger haben sollte. Zum Verständnis braucht ihr gar kein großes Hintergrundwissen: Ein Übersetzungsverhältnis von 1 bedeutet, dass euer Kettenblatt und euer größtes Ritzel an der Kassette gleich groß sind. Ein Übersetzungsverhältnis unter 1 lässt den Gang leichter werden, über 1 schwerer. Das lässt sich dementsprechend ganz einfach berechnen: Das Kettenblatt (bei 2-fach das kleinere) geteilt durch das größte Ritzel ergibt das Übersetzungsverhältnis für den kleinsten Gang.

Beispiel mit 10–42-Kassette und 30er-Kettenblatt: 30 : 42 = 0,71
Beispiel mit 10–50-Kassette und 32er-Kettenblatt: 32 : 50 = 0,64

Mit einem kleineren Kettenblatt lässt sich ein zu großes Verhältnis einfach nach unten korrigieren – vorausgesetzt, die Kurbel lässt es zu. Ältere, günstigere aber auch viele Road-Kurbeln besitzen feste Arme, an denen das Kettenblatt verschraubt wird. Dementsprechend ist die Mindestgröße limitiert. Neuere Kurbel besitzen meist eine sogenannte Direct-Mount-Aufnahme, bei der das Kettenblatt sehr nah an der Achse befestigt wird und die Arme im Kettenblatt integriert sind. Somit kann das Kettenblatt beliebig klein ausfallen.

Beispiel mit 10–50-Kassette und 28er-Kettenblatt: 28 : 50 = 0,56

Da das zusätzliche Gepäck das Gesamtgewicht erhöht, solltet ihr auf ein möglichst geringes Übersetzungsverhältnis eures kleinsten Gangs achten.

Übersetzungsbandbreite

Damit ihr trotz kleinem leichtem Gang in der Ebene nicht auf der Stelle tretet, solltet ihr schauen, eine Kassette mit möglichst großer Übersetzungsbandbreite zu haben. Diese wird immer in Prozent angegeben und lässt sich ebenfalls einfach berechnen. Teilt bei 1-fach-Antrieben die Anzahl der Zähne des größten Ritzels an der Kassette durch die Anzahl der Zähne des kleinsten Ritzels und multipliziert das Ergebnis mit 100.

Beispiel für einen 1-fach-Antrieb mit 10–42-Kassette:
(42 : 10) x 100 = 420 %

Bei 2-fach-Antrieben multipliziert ihr das Ergebnis der Kassette noch mit dem Quotienten der beiden Kettenblätter, bevor ihr das Ergebnis mit 100 multipliziert.

Beispiel für einen 2-fach-Antrieb mit 11–34-Kassette und 48/31-Kurbel:
(34 : 11) x (48 : 31) x 100 = 478 %

Die Übersetzungsbandbreite sollte für Bikepacking-Bikes generell so groß wie möglich ausfallen. So seid ihr für steile Rampen gewappnet und könnt in der Ebene trotzdem noch ordentlich Geschwindigkeit erzeugen.

Die perfekten Zahlen für jeden Einzelnen von euch variieren natürlich je nach Art des Bikes, der Schwierigkeit der Steigungen, der Länge der Tour, der persönlichen Fitness, der Menge an Gepäck und zahllosen weiteren Variablen. Hier muss jeder selbst fündig werden. Unsere pauschalen Empfehlungen für den Start sind am Gravel-Bike mindestens eine 10–42-Kassette bei 1-fach-Antrieben, bei 2-fach-Antrieben mindestens eine 11–36-Kassette und am MTB eine Kassette mit 500 % und mehr Bandbreite, wie sie aktuelle 12-fach-Antriebe bieten. Beim Kettenblatt solltet ihr bei allen Versionen die 30 Zähne nicht überschreiten, solange ihr fähig sein wollt, jeden Berg zu bezwingen.

2-fach-Antriebe bieten geringere Gangsprünge als der Antrieb mit nur einem Kettenblatt und somit eine bessere Anpassung an eure präferierte Trittfrequenz. Aufgrund der begrenzten Kapazität der Schaltwerke ist die Bandbreite der Kassette jedoch geringer. Mit Gepäck ist der kleinste Gang dadurch oft nicht klein genug für lange, steile Rampen.

2-fach-Antriebe eignen sich beim Bikepacking vor allem für weniger steile Touren und einen erhöhten Straßen-/Schotterpistenanteil, da sie zwar über eine relativ große Übersetzungsbandbreite verfügen, ihr kleinstmöglicher Gang jedoch häufig schwerer ausfällt als bei 1-fach-Antrieben. Dafür bieten sie geringere Gangsprünge und dadurch eine bessere Anpassung an eure präferierte Trittfrequenz. Leider bieten aktuelle 2-fach-Schaltgruppen für den Gravel-Bereich wie die Shimano GRX nur offiziellen Support für Kassetten bis 34 Zähne. Selbst mit dem kleinstmöglichen Kettenblatt (30 Zähne) ist der kleinste Gang für ein beladenes Bike immer noch relativ knackig. Mit speziellen Adaptern wie dem Wolf Tooth GoatLink lassen sich jedoch auch größere Kassetten am 2-fach-Antrieb fahren. Mit einer 11–42-Kassette und einer 46/30-Kurbel kommt ihr z. B. auf eine Bandbreite von riesigen 585 % und hab trotzdem ein geringes Übersetzungsverhältnis von 0,71 im kleinsten Gang. Garantieansprüche habt ihr dann natürlich nicht mehr.

Elektronische Schaltwerke wie SRAM AXS oder Shimano Di2 ermöglichen die Kombination von MTB-Antrieben mit einer riesigen Übersetzungsbandbreite …
… und Dropbar-Hebeln. Das ist jedoch die Speerspitze der aktuellen Schalttechnologie und nur im mittel- bis hochpreisigen Segment zu finden.

An Gravel-Bikes und speziellen Bikepacking-Bikes sieht man aktuell immer mehr sogenannte „Mullet“-Antriebe wie z. B. am Rose Backroad oder am Specialized S-Works Epic Custom-Aufbau in unserem Vergleichstest. Sie kombinieren eine MTB-Kassette mit großer 500-%-Bandbreite samt zugehörigem Schaltwerk mit klassischen Dropbar-Shiftern. Ab Werk gibt’s diese 1×12-fach Antriebe aktuell nur in Bikes, die mit SRAM AXS ausgerüstet sind, der Aftermarket ist jedoch voll von Nachrüstprodukten und Umbaulösungen für bestehende Antriebe.

Getriebeschaltungen wie Pinion oder Rohloff sind deutlich verschleißärmer und robuster als klassische Kettenschaltungen. Das Gewicht ist im Vergleich dafür etwas höher und im Falle der Pinion wird ein spezieller Rahmen benötigt. Für Expeditions-Bikes oder mehrmonatige Touren sind sie jedoch eine bewährte Alternative.

Für expeditionsorientiertere Bikes lohnt sich ein Blick auf Getriebeschaltungen. Der Markt ist überschaubar, da es nur zwei Systeme gibt, die über eine entsprechende Bandbreite verfügen: Rohloff und Pinion. Die Rohloff als Nabenschaltung lässt sich mit einem Kettenspanner in fast jedes bestehende Bike nachrüsten, ist jedoch besser in einem Rahmen mit verschiebbarem Ausfallende bzw. Exzenter-Tretlager aufgehoben. Das erhöht die Lebensdauer einer Kette deutlich und ermöglicht außerdem den Einsatz eines Antriebsriemens statt einer Kette. Die Pinion sitzt an der Stelle eines Tretlagers und benötigt dementsprechend einen speziellen Rahmen. Auch hier ist die Verwendung eines Riemenantriebs möglich. Beide Systeme sind insgesamt schwerer als klassische Kettenschaltungen, dafür jedoch wenig anfällig gegen äußere Einwirkungen und deutlich langlebiger bzw. verschleißärmer.

Egal ob am 1-fach- oder 2-fach-Antrieb, ovale Kettenblätter sorgen für einen effizienteren Tritt.

Tipp: Nutzt ovale Kettenblätter wie z. B. von Wolf Tooth oder Absolute Black. Sie verringern die Lastspitzen, gleichen die je nach Pedalstellung unterschiedlich starken Kräfte aus und sorgen so für einen runderen, effizienteren Tritt. Das spart gerade auf beladenen Bikes bzw. langen, harten Anstiegen etwas Kraft, da die Last auf mehr Muskelgruppen verteilt wird, und schont zudem noch die Knie. Der Effekt ist erst mal gering, zahlt sich am Tagesende aber aus, weil man weniger Ermüdungserscheinungen zeigt und weniger Schmerzen hat.

Die besten Taschen zum Bikepacking

Der Gepäcktransport ist ein grundlegendes Thema beim Bikepacking. Wie auch bei den Bikes müsst ihr keine Unsummen für das volle Custom-Kit auf die (virtuelle) Ladentheke legen, sondern könnt mit einfachen Mitteln wie Packsäcken, Riemen und Cargo-Flaschenhaltern ein günstiges Grundsetup zusammenstellen. Und auch, was ihr wo und wie befestigt, bleibt erst mal vollkommen eurer Kreativität überlassen. Oft lohnt es sich, die ersten Male ein einfaches selbstgebasteltes Setup zu nutzen und so schon nach kurzer Zeit zu wissen, was man genau braucht und wo man sein Geld investieren sollte. Über die Jahre haben sich bestimmte Taschenarten und Packkonzepte bewährt und durchgesetzt, da sie einfach am effektivsten funktionieren. Das Grundsetup besteht eigentlich fast immer aus einer Rahmentasche, einer Lenkertasche und einer großen Satteltasche. Ob Leichtbau oder komplett wasserfest – hier bietet der Markt von kleinen Full-Custom-Manufakturen wie Gramm oder DITW über gewachsene Marken wie Bedrock Bags, Revelate Designs, Restrap oder Apidura bis hin zu großen Brands wie Ortlieb alles, was das Herz begehrt und/oder der Geldbeutel hergibt. Viele Bike-Hersteller wie z. B. Salsa bieten inzwischen auch perfekt auf ihre Modelle abgestimmte Taschen an.

Um hier nicht den Rahmen zu sprengen würde, haben wir einen separaten Artikel erstellt mit allem, was ihr über Bikepacking-Taschen wissen müsst. Dort vertiefen wir das Thema.

Sterne-Hotel oder Sternenhimmel – wo und wie soll ich schlafen?

Einen großen Reiz am Bikepacking macht das Übernachten aus. Was gibt es Schöneres, als nach einem langen Tag auf dem Bike die Eindrücke unter einem klaren Sternenhimmel vor dem Zelt in sich sinken zu lassen oder bei einem Bier vor der Berghütte mit seinen Reisegenossen zu philosophieren? Wie ihr schon seht, ist die Art der Übernachtung nicht vorgeschrieben. Natürlich empfehlen wir die freie Natur, aber auch eine Übernachtung unter festem Dach kann eine spannende Abwechslung darstellen und die Seele beflügeln.

Egal ob im Zelt oder Biwaksack, das Übernachten im Freien ist ein großer Reiz des Bikepacking.

Zurück zu den Wurzeln – unabhängig mit Bikepacking-Zelt und -Schlafsack

Das reinste Erlebnis von Freiheit und Entkopplung bietet zweifelsohne die Übernachtung im Zelt oder Biwaksack. Nichts schafft es besser, euch den Alltag vergessen zu lassen und den Kopf zurückzusetzen! Eine einzige Nacht im Freien nach einem ganzen Tag auf dem Bike oder dem Stress im Job lässt das Wochenende plötzlich doppelt so lang erscheinen. Leider ist Wildcampen oder zumindest Zelten in den meisten europäischen Ländern gesetzlich verboten und selbst das teilweise erlaubte Biwakieren ist mit einer Vielzahl an lokalen Ausnahmen und undurchsichtigen Regeln gespickt, was das ganze Thema zu einer großen Grauzone werden lässt. Ausnahmen sind hier die baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen), außerdem Schottland sowie einige skandinavische Länder (Norwegen, Schweden, Finnland). Dort ist Wildcampen grundsätzlich erlaubt, wobei Nationalparks oft spezifische Regeln haben, an die man sich unbedingt halten sollte.

Wollt ihr euch in den anderen Ländern dennoch in der Grauzone bewegen, solltet ihr unbedingt darauf achten, euch möglichst weit von bewohnten Gebieten oder touristischen Gegenden fernzuhalten. Wenn ihr das beherzigt und durch euer Verhalten niemanden gefährdet oder nichts beschädigt bzw. verunreinigt, dann werdet ihr, falls ihr doch mal erwischt werden solltet, meistens nur des Platzes verwiesen. Generell wird das ganze Thema toleranter betrachtet, je höher man sich über dem Meeresspiegel befindet … Naturschutzgebiete sind jedoch immer tabu und das Übernachten dort kann empfindliche Strafen nach sich ziehen, egal in welchem Land. Ein sehr großer Teil der Ländereien ist übrigens Privatgrund. Hier kann das Übernachten je nach Eigentümer entweder problemlos oder überhaupt nicht möglich sein – idealerweise macht ihr ihn ausfindig und fragt um Erlaubnis. Im Notfall könnt ihr immer noch auf einen Camping- oder Zeltplatz ausweichen – Romantik kommt hier jedoch in den seltensten Fällen auf.

Unabhängig vom Ort eurer Übernachtung braucht ihr jedenfalls ein Grundsetup an Ausrüstung: Zelt oder Biwaksack, Schlafsack und Isomatte. Hier geben wir euch einige Tipps, worauf ihr beim Kauf und bei der Benutzung achten solltet.

Freistehende doppelwandige Zelte können in warmen Nächten ohne Außenhaut als Mückenschutz genutzt werden und sind dann auch sehr schnell aufgebaut. Mehr Material bedeutet jedoch auch in den allermeisten Fällen mehr Gewicht und ein größeres Packmaß.
Einwandige Leichtbauzelte sind oft nicht freistehend, was die Camping-Spot-Suche und den Aufbau etwas in die Länge ziehen kann.
Über Nacht wird jedes Zelt mehr oder weniger nass. Lasst es am Morgen so gut wie möglich trocknen, bevor ihr es wieder verpackt.

Zelt: Prinzipiell könnt ihr jedes Zelt verwenden, mit speziellen Leichtbauzelten wie z.B. von Tarptent, Big Agnes oder MSR könnt ihr jedoch jede Menge Packvolumen und Gewicht einsparen. Um auf das geringe Gewicht von 1 bis 1,5 kg zu kommen, sind viele dieser Zelte jedoch nicht freistehend, das heißt, ihr solltet bei der Zeltplatzwahl darauf achten, dass ihr die Heringe dort in den Boden bekommt. Die meisten superleichten Zelte sind außerdem nur Einwandzelte, sie sind also etwas weniger warm und ihr habt direkten Kontakt zum Kondenswasser an den Wänden. Teilt man sich zu zweit ein Zelt, kann man das Packvolumen und Gewicht auf zwei Bikes verteilen. Zwei Tipps für die Praxis: Lasst den Morgentau oder Regen auf dem Zelt idealerweise komplett trocknen, bevor ihr das Zelt wieder verpackt. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, mit feuchtem oder nassem Zelt loszufahren, packt es zur Mittagspause wieder aus und lasst es in der Sonne bzw. an der Luft trocknen. Besorgt euch außerdem eine Zeltunterlage, falls euer Modell über keine verfügt. Die Böden von Leichtbauzelten sind oft nicht allzu dick und ein kleines scharfes Steinchen schafft es auch gern mal, eine Isomatte durch den Boden zu durchlöchern. Zwei günstige, leichte und komplett wasserfeste Möglichkeiten sind das einfach zurechtschneidbare Tyvek oder das superleichte Polycryo.

Eine Zeltunterlage macht auch ohne Zelt Sinn. Sie schützt eure Isomatte vor Durchstichen und sorgt dafür, dass ihr keine Kleinteile im hohen Gras verliert.
Perfekt für den Overnighter: Ein Biwaksack ist schnell ausgebreitet, benötigt wenig Platz und erhöht die Wärmeleistung des Schlafsacks spürbar durch Windschutz und Reflektion.
Die Atmung ist essenziell. Tau und Regen sollen draußen bleiben, die Feuchtigkeit aus dem Inneren soll aber schnell entweichen können. Das ist kein einfaches Unterfangen und entsprechend sind gut funktionierende Modelle meist nicht günstig und kompakt.

Biwaksack: Alternativ zum Zelt könnt ihr auch einen Biwaksack verwenden. Der ist nicht nur unauffälliger, sondern auch schneller auf- und abgebaut. Ein guter Biwaksack sollte komplett wasserdicht sein und vor allem sehr gut atmen, um Kondensation und einen nassen Schlafsack zu vermeiden. Mit ihm kann man im Vergleich zu einem Leichtbauzelt hauptsächlich beim Gewicht sparen. Packmaß und Preise hingegen sind bei guten, wasserdichten Modellen fast auf Zeltniveau. Ist gutes Wetter zu erwarten, reicht jedoch auch ein leichtes Modell für den Windschutz, und man kann dann in allen drei Punkten deutlich einsparen. Eine gute Auswahl an verschiedenen Modellen aller Arten bieten neben vielen anderen z. B. Outdoor Research oder Carinthia. Vergesst auf jeden Fall nicht, euch auch eine Unterlage für die Isomatte zu besorgen. Für etwas mehr Komfort und Wetterschutz könnt ihr auch zusätzlich noch ein leichtes Tarp einpacken. Versucht außerdem einen leicht erhabenen Spot zum Schlafen zu finden und legt euch niemals neben einen Bach oder in Feuchtgebiete. Eine leichte Brise ist das beste Mittel gegen Mücken und Feuchtigkeit.

Ein Daunenschlafsack ist nicht günstig, aber spart gut die Hälfte an Gewicht und Packmaß.

Ein Daunenschlafsack bietet den besten Kompromiss aus Wärme, Packmaß und Gewicht.
Hängt euren Schlafsack am Morgen unbedingt in den Wind bzw. die Sonne, damit die Feuchtigkeit der Nacht entweichen kann.
Schön, aber unangenehm … Direkt neben Gewässern zu übernachten, garantiert juckende Stiche am nächsten Morgen.

Schlafsack: Hier lohnt es sich, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, denn nichts zehrt stärker an der Moral als eine durchfrorene Nacht. Grundsätzlich könnt ihr hier zwischen zwei Füllungen wählen: Daune oder Synthetikfasern. Schlafsäcke mit synthetischer Füllung sind günstiger, robuster, weniger anfällig gegenüber Feuchtigkeit und pflegeleichter. Dafür bieten sie bei vergleichbarem Gewicht aber auch eine geringere Wärmeleistung und ein deutlich größeres Packvolumen.

Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse führt daher langfristig fast kein Weg an einem Daunenschlafsack vorbei. Beim Packmaß sind sie bei gleicher Wärmeleistung im Schnitt nur halb so schwer und benötigen nur die Hälfte des Platzes, den ein Kunstfasermodell braucht. Beim Füllgewicht kommt es stark auf eure Anfälligkeit für Kälte an. Modelle mit ca. 350 g an 90/10 Daunen – also 90 % Daunen, 10 % Federn – mit 700 cuin Bauschkraft sind jedoch für die meisten Leute einwandfreie 3-Jahreszeiten-Allrounder. Steigt der Anteil an Daunen (z. B. 95/5) und/oder die Bauschkraft (bis über 800 cuin), kann das Füllgewicht auch geringer ausfallen. Derartige Highend-Modelle sind zudem aus leichteren Außenmaterialien gefertigt und dadurch insgesamt leichter – jedoch dementsprechend auch sehr teuer. Alternativ könnt ihr euren Schlafsack jederzeit mit einem Inlet aus leichter und kompakter Seide oder COOLMAX pimpen. Das bietet außerdem den Vorteil einer besseren Reinigung, denn ein Insert ist deutlich schneller und einfacher gewaschen als der Daunenschlafsack. Obwohl es inzwischen auch wasserabweisend beschichtete Daunen gibt, solltet ihr nicht nur darauf achten, dass der Schlafsack keinen Kontakt zur nassen Zeltwand hat, sondern ihn morgens auch direkt nach dem Aufstehen in den Wind oder die Sonne hängen, damit die gefangene Körperfeuchtigkeit so gut wie möglich entweichen kann. Das erhält die Wärmeleistung und erhöht vor allem die Lebensdauer enorm. Schlafsäcke mit Daunenfüllung sollten außerdem nie eingerollt, sondern immer in den Sack gestopft werden. Denn beim Einrollen können die Daunen auseinanderreißen, worunter die Wärmeleistung leidet. Wir empfehlen euch, auf den häufig im Lieferumfang enthaltenen Packsack zu verzichten und euren Schlafsack direkt in eine eurer Bikepacking-Taschen zu knüllen. Robuste, bequeme Daunenschlafsäcke gibt es z. B. von Mammut, besonders leichte Modelle z. B. von Mountain Equipment, Yeti (Nordisk) oder Montbell.

Wichtiger Hinweis: Die meisten Frauen kühlen deutlich schneller aus oder verfügen über ein stärkeres Kälteempfinden als Männer – im Schnitt gute 5 °C Unterschied. Viele Hersteller bieten entsprechend wärmere Frauenmodelle ihrer Schlafsäcke an, die zudem noch etwas kompakter geschnitten sind und so besser wärmen können. Bei Unisex-Modellen sollten Frauen im Zweifelsfall immer zum wärmeren Modell greifen.

Als Sonderform eines Schlafsacks ist hier noch der Quilt zu erwähnen. Als eine Art Hybrid zwischen Decke und Schlafsack verfügt er generell über keine Kapuze. Im Detail gibt es eine Vielzahl an Ausführungen und Interpretation. So lassen sich manche zur Decke umwandeln oder direkt mit der Isomatte verbinden. Die Vorteile sind ein nochmals reduziertes Packmaß und ein geringeres Gewicht. Interessante Quilts sowie sehr gute Schlafsäcke gibts von Western Mountaineering, Sea to Summit oder Enlightened Equipment.

Egal ob im Zelt oder unter freiem Himmel – eine Isomatte ist essenzieller Bestandteil der Ausrüstung fürs Bikepacking. Wie bei den Schlafsäcken gilt es auch hier, den optimalen Kompromiss zu finden. Packmaß, Gewicht und Wärmeleistung sind die Faktoren.

Isomatte: Auch bei den Isomatten werdet ihr immer den schmalen Grat zwischen Packmaß, Gewicht und Komfort (Dicke, Wärme) im Auge behalten müssen. Selbstaufblasende Matten sind zwar komfortabel, aber fast immer viel zu schwer oder zu voluminös, um sie auf dem Bike zu transportieren. Faltbare Schaumstoffmatten sind zwar sehr leicht, isolieren aber nur wenig und nehmen sehr viel Platz ein – daher sind sie zum Bikepacking ebenfalls wenig geeignet. Die beste Option ist hier die klassische Luftmatratze zum selbst Aufblasen. Mit dem 5-€-Modell aus dem Baumarkt haben die Highend-Outdoor-Modelle allerdings bis auf das Grundprinzip nichts gemein. Die leichtesten und kompaktesten Vertreter wie die Therm-a-Rest NeoAir UberLite oder XLite, die Exped Airmat HL M oder die Sea To Summit Ultralight Sleeping Mat sind vor allem im Sommer meist warm und komfortabel genug für ein paar Tage auf dem Boden. Für etwas mehr Wärmereflektion gibt es dann Modelle, die entweder mit Kunstfaser-Flocken oder sogar mit Daunen gefüllt sind. Für kälteempfindlichere Leute sollte der R-Wert (Wärmedurchgangswiderstand) der Isomatte generell nicht unter 4 liegen.

Vorteile vom Campen im Freien:

  • selbstbestimmt, unabhängig
  • volle Dosis Natur

Nachteile:

  • geht nicht überall (Naturschutzgebiete, Nationalparks) oder ist zumindest nur halblegal
  • mehr Gepäck (Zelt, Isomatte und Schlafsack machen selbst bei leichtem Setup knapp 2 kg aus und brauchen Platz am Bike)
  • Wasch-/Kochmöglichkeiten begrenzt

Tipp 1: In Europa finden sich in fast allen Wäldern und Gebirgen unzählige Schutzhütten, Unterstände oder Bothies. Sie sind oft in Karten verzeichnet oder lassen sich über die lokale Bevölkerung ausfindig machen. Sie erleichtern das Leben etwas, da ihr dort einfach eure Isomatte ausbreiten könnt und kein Zelt aufstellen müsst. Oft findet sich dort auch eine Grillstelle, wodurch ihr ein kleines Feuer zum Kochen oder fürs Gemüt machen könnt. Goldene Regel: Verlasst den Platz so, wie ihr ihn vorgefunden habt, oder für den kleinen Karma-Boost noch sauberer, als er war.

Tipp 2: Ein paar Ohrstöpsel oder eine gesunde Dosis Alkohol am Abend lassen euch die ungewohnten Geräusche der Natur und Tiere um euch herum vergessen und entspannt schlafen. Für noch mehr Schlafkomfort besorgt euch ein kleines aufblasbares Kopfkissen oder zweckentfremdet eine zusammengerollte Jacke.

Tipp 3: Testet euer Schlaf-Setup vor dem ersten richtigen Bikepacking-Trip unbedingt eine Nacht im Garten, auf dem Balkon oder irgendwo, wo ihr jederzeit abbrechen könnt, falls etwas nicht funktionieren sollte.

Unterkunft mit festem Dach – Hütten, Pensionen, Eco-Lodges, Bike-Hotels

So schön die Nacht im Zelt ist, kann man zur Abwechslung natürlich auch einmal feste Wände in seine Übernachtungsstrategie einplanen. So könnt ihr stressfrei die elektronischen Geräte aufladen, Ausrüstung und Klamotten wieder auf Vordermann bringen und die lokale Küche entdecken. Das bedeutet jedoch nicht, dass ihr in irgendwelchen riesigen anonymen Hotels absteigen müsst. Wir empfehlen, nach kleinen Eco-Lodges oder Familienbetrieben Ausschau zu halten, wie z. B. dem Pure Mountains in Spanien, dem Bikehotel Massa Vecchia oder dem Brauhaus 3. Sie sind eine hervorragende Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen. Wer es etwas rustikaler mag, kann gerade in den Alpen bei vielen Bauern und Hütten für wenig oder gar kein Geld im Heu übernachten, z. B. in der Saltner Schwaige auf der Seiser Alm.

Eco-Lodges oder familiäre kleine Bike-Hotels wie Massa Vecchia in der Toskana bieten alles, was ihr von einem Hotel erwartet – jedoch in entspannter und lockerer Atmosphäre.

Nutzt Berghütten, Eco-Lodges und kleine Pensionen. So tut ihr nicht nur euch sondern auch der Region etwas Gutes.

Bei Pure Mountains in der spanischen Sierra Nevada gibt es ein hausgemachtes Festmahl, leckeren Wein und vom Besitzer persönlich gebrautes Bier.
Bei Kaminfeuer und netten Gesprächen in super entspannter Atmosphäre finden sich schnell neue Freunde.
Viele Almhütten bieten Zimmer oder eine Übernachtung im Heu. Wenn ihr im Internet nicht fündig werden, fragt die Locals. Hier kennt jeder jeden.
Schutzhütten wie die Bothies in Schottland bieten meist nicht viel mehr als vier Wände und ein Dach.
Aber am Feuer mit den besten Buddys einen Whisky zu trinken und alte Storys auszupacken erschafft ein ganz eigenes Feeling.
Nach Tagen im Freien gibt es nichts Schöneres als eine heiße Dusche und ein weiches Bett. Gönnt euch auf längeren Touren ruhig ab und zu mal etwas Luxus!

Falls ihr doch etwas mehr Komfort benötigt und ein klassisches Hotel bevorzugt, lohnt es sich, nach sogenannten Bike-Hotels wie z. B. den BikeHotels Südtirol oder dem Hotel Tanne im Schwarzwald Ausschau zu halten. Die Leute dort sind den Umgang mit Bikern jeder Art gewöhnt und bieten sicheren Unterstand fürs Bike, oft eine kleine Werkstatt und Waschmöglichkeiten für Klamotten und Ausrüstung. Sie können euch außerdem Tipps zu spannenden Zielen in der Region geben oder bei der Routenplanung helfen.

Bike-Hotels wie das Excelsior in Südtirol sind auf Bike-Gäste vorbereitet …
… und bieten dennoch jeden erdenklichen Hotel-Luxus.

Vorteile einer festen Unterkunft:

  • warm, trocken, bequem
  • Waschmöglichkeit und oft warmes Essen in Reichweite
  • hohe Chance auf interessante Gespräche und neue Kontakte
  • einfache Lademöglichkeit für sämtliche Geräte

Nachteile:

  • kostet meistens Geld
  • soziale Interaktion nötig 😉
  • erfordert etwas Vorausplanung/ fixere Routenwahl

Tipp: Eine hervorragende Möglichkeit für Radreisende alle Art bietet die Plattform warmshowers.org. Ähnlich wie beim Couchsurfing gibt die Website weltweiten Kontakt zu Hosts, die euch bei sich zu Hause übernachten lassen oder bei denen ihr euer Zelt im Garten aufschlagen könnt. Gerade auf längeren Touren mit dem Zelt ist das eine willkommene Abwechslung mit viel Potenzial für interessante Gespräche mit Gleichgesinnten. Das System ist komplett gemeinnützig und kostenfrei – daher sind Toleranz, Höflichkeit, Dankbarkeit und Zurückhaltung definitiv Attribute, über die ihr verfügen solltet.

Warmshowers.org ist eine weltweite kostenlose Plattform, auf der ihr private Übernachtungen für Radreisende aller Art anbieten und nutzen könnt. Wir können sie aus eigener Erfahrung wärmstens empfehlen!

Essenzielles Equipment für euer Bikepacking-Abenteuer

Bikepacking-Taschen bieten nur begrenzt Platz und auch das Gewicht eurer gesamten Ausrüstung ist, vor allem an Gravel-Bikes, ein wichtiger Faktor, wie gut und spaßig sich euer Bike vollbeladen noch fahren lässt. Ein guter Zielwert für die komplette Ausrüstung – ohne Wasser/Essen bzw. die Kleidung, die ihr tragt – sind ca. 5 kg für die wärmere Hälfte des Jahres. Diese Faustregel ist sehr einfach, aber auch sehr schwer umzusetzen. Ihr werdet am Anfang sicherlich hoffnungslos überladen losziehen, jedoch garantiert mit jeder Tour immer besser herausfinden, was ihr wirklich braucht und was getrost zu Hause bleiben kann. Es ist erstaunlich, mit wie wenig man tatsächlich auskommen kann. Dennoch gibt es gewisse Dinge, die ihr unbedingt dabeihaben solltet. Generell ist es von Vorteil, wenn so viele Dinge wie möglich mehr als einen Zweck erfüllen. So ist z. B. eine Regenjacke nicht nur Schutz vor dem feuchten Nass, sondern fungiert gleichzeitig auch als Windjacke und zusätzliche warme Schicht. Falls ihr noch rätselt, was genau ihr einpacken sollt, stellt euch einfach eure Wohnung vor und was ihr dort für verschiedene Räume habt und nutzt. Prinzipiell braucht ihr genau die im übertragenen Sinn auch in eurem Gepäck. Das „Schlafzimmer“ haben wir bereits im Kapitel zuvor ausführlich behandelt; hier kommt der Rest der Wohnung.

Der Umfang eurer Ausrüstung ist natürlich stark regions- und witterungsabhängig. Wirklich viel braucht ihr jedoch nicht und es ist jedes Mal erstaunlich, mit wie wenig man tatsächlich auskommt.

Es braucht weniger Ausrüstung als ihr denkt. Habt ihr jedes Teil mindestens einmal auf der Tour benutzt, ist es das perfekte Setup.

Natürlich könnt ihr auch eure Lieblingsdecke mitschleppen, es gibt jedoch einige essenziellere Dinge, die ihr auf jeden Fall nicht vergessen solltet.

Die Küche – Unterwegs Essen und Trinken

Gerade Bikepacking-Bikes bieten unzählige Möglichkeiten für den Flüssigkeitstransport, wie das Salsa Cutthroat V1 hier eindrucksvoll demonstriert. Man braucht zwar in den allermeisten Fällen nur zwei Halter; es ist jedoch nie verkehrt, Optionen zu haben.
Wasser aus schnell fließenden Gewässern ist meistens bedenkenlos trinkbar, solange keine Viehweide oder Felder in der Nähe sind. Geheimtipp: So gut wie jeder Friedhof, auch auf dem kleinsten Dorf, hat einen Wasserhahn.

Bei der Verpflegung und Zubereitung hab ihr den größten Spielraum. Die einzige Grundlage ist Wasser. Wie viel ihr ständig mit euch führt, hängt sehr stark von eurer Routenwahl und der Jahreszeit ab. Habt ihr mehrere Auffüllmöglichkeiten pro Tag, kommt ihr sehr gut mit 1,5 l Kapazität – also zwei großen Trinkflaschen – zurecht. Sind es weniger oder seid ihr im Hochsommer unterwegs, sollten es mindestens 2,5 l sein. Beim Transport habt ihr verschiedene Möglichkeiten, je nachdem, was für ein Bike bzw. Setup ihr habt. Nutzt ihr nur eine halbe Rahmentasche, könnt ihr einwandfrei die vorhandenen Flaschenhalter nutzen. Viele Bikepacking-orientierte Bikes haben außerdem Flaschenhalteraufnahmen links und rechts an der Gabel bzw. unter dem Unterrohr. Alternativ könnt ihr auch eine Trinkblase im Rucksack oder der Rahmentasche nutzen, generell sind normale Trinkflaschen jedoch deutlich entspannter zu benutzen bzw. aufzufüllen. Der Zubehörmarkt ist hier außerdem riesig und ihr könnt Trinkflaschen an allen erdenklichen Ecken und Enden eures Bikes nachrüsten und erweitern, z. B. mit dem Wolftooth B-RAD System.

Ein gutes Porridge zum Frühstück ist genau der richtige Start für einen langen Tag im Sattel.
Vitamine gibt’s auf dem Wochenmarkt …
… oder direkt am Wegesrand.
Nach einem Tag im Sattel sind die wenigsten wählerisch, was am Abend auf dem Tisch (oder Eimer) steht …
Aber auch bei wenig Platz …
… lassen sich mit dem Kocher …
… mit wenig Aufwand leckere Essen zubereiten.

Die Gestaltung der Hauptmahlzeiten ist euch dann komplett selbst überlassen. Einige präferieren hier die klassische Brotzeit mit Wurst und Käse, was den Vorteil einer hohen Energiedichte für den benötigten Platzbedarf bzw. das Gewicht bietet und außer einem Messer keinerlei sonstige Utensilien erfordert. Andere möchten auf das Porridge und den selbst gekochten Kaffee am Morgen oder eine warme Mahlzeit am Abend nicht verzichten und sollten dann auf jeden Fall genügend Platz für einen Kartuschen-, Spiritus- oder Feststoffkocher einplanen – wobei hier das benötigte Koch-/Essgeschirr eigentlich den meisten Platz beansprucht. Außerdem braucht ihr für viele Gerichte zusätzliches Wasser, das solltet ihr auch einplanen. Dafür könnt ihr euch täglich einer kreativen Herausforderung stellen, indem ihr einen Abstecher auf die lokalen Wochenmärkte macht und schaut, was ihr aus dem dortigen Angebot so zaubern könnt. Je nach Routenplanung könnt ihr bis auf die Snacks auch komplett auf eigenes Essen verzichten und einfach am Wegesrand einkehren, was außerdem die Möglichkeit bietet, Land und Leute besser kennenzulernen. Das ist auf Dauer jedoch nicht die günstigste Möglichkeit.

Unterwegs einkehren ist natürlich die einfachste, aber auch teuerste Möglichkeit, Kalorien zu tanken. Neben netten Gesprächen mit den Wirten lassen sich hier auch Informationen zu lokalen Besonderheiten jeglicher Art einholen.
Wer mag, kann natürlich auch jederzeit auf Metzger …
… und Bäcker zurückgreifen. Gerade kleine Dorfbetriebe bieten oft kulinarische Köstlichkeiten.
Keine falsche Bescheidenheit – die Kalorien sind beim Bikepacking schneller wieder verbrannt, als ihr nachlegen könnt.
Da geht auch mal eine Pizza oder ein Döner zum Mittag.
Früher oder später landet jedoch jeder im Supermarkt …
… und derartig paradiesische Aussichten gibt’s dann auch nur dort (zumindest zu vernünftigen Preisen).

Unabhängig von Tour und Bike solltet ihr auf jeden Fall stets ein gutes Sortiment an Gummibärchen, Müsliriegeln, Beef Jerky oder dergleichen mit euch führen. Das hilft nicht nur über das plötzliche Hungerloch hinweg, sondern bietet auch einen nicht zu unterschätzenden Moral-Boost.

Essenziell:

  • mindestens 1,5 Liter Wasser
  • Messer und Löffel/Göffel/Spork
  • Snacks
  • ausreichend Bargeld

Optional:

  • Kocher mit Windschutz und Geschirr
Kaffee ist beim begrenzten Platzangebot Luxus – aber je nachdem, wen man fragt, ist er auch einfach essenziell.

Der Kleiderschrank – was soll ich zum Bikepacking anziehen?

Auch hier ist der Umfang natürlich stark davon abhängig, wo, wann und wie lange ihr unterwegs seid. Ein Paar Langfinger-Handschuhe, eine wasserdichte Jacke mit Kapuze sowie eine wärmende Zwischenschicht wie ein Fleece oder eine PrimaLoft-/Daunenjacke sollten jedoch immer dabei sein, egal auf welchem Bike ihr unterwegs seid. Denn auch im Hochsommer gibt es kalte Nächte und gerade in den Bergen sind die Temperaturunterschiede teils drastisch bzw. Wetterumschwünge nicht immer vorhersehbar.

Hochsitz = 1-a-Wäscheleine
Ohne Sonnenbrille geht nichts.
Style ist nach wie vor Geschmackssache, aber was sich für euch gut anfühlt, ist genau richtig. Völlig Wurst, was andere davon halten.
Eine warme Schicht oder zumindest eine entsprechende Jacke gehört zur Grundausrüstung, auch im Sommer. Im Notfall erhöht sie die Wärmeleistung eures Schlafsacks deutlich.
Die richtige Unterwäsche macht’s – Baumwolle und Kunstfasern halten nicht lange durch. Merino hingegen stinkt nach kurzem Lüften auch nach Tagen nicht zum Himmel.

Auch eine – dem Wetter entsprechend – mehr oder weniger getönte Brille sollte definitiv dabei sein. Für alle Kleidungsstücke, die direkt auf der Haut getragen werden (Socken, Unterwäsche, Shirt), empfiehlt es sich außerdem, Produkte mit hohem Merino-Anteil zu tragen. Sie sind sehr robust gegen Gerüche und wärmen auch noch im feuchten Zustand. Obwohl Produkte aus Kunstfasern deutlich schneller trocknen, entwickeln sehr viele davon bereits am zweiten Tag schon eine wahrnehmbare Dunstwolke, und Waschmöglichkeiten sind unterwegs nicht immer überall gegeben.

Essenziell:

  • eure präferierte Radbekleidung
  • Lange Handschuhe
  • Brille mit UV Schutz
  • wasserabweisende Jacke mit Kapuze
  • warme, gut komprimierbare Jacke (Fleece, PrimaLoft, Daune)
  • ein Satz Wechsel-Unterwäsche/-Socken/-T-Shirt, wenn ihr mehr als eine Nacht wegbleibt
  • Buff oder dünne Mütze

Optional:

  • Merino-Unterwäsche
  • wasserdichte Überhose (kann auch einfach nur für etwas mehr Wärme angezogen werden)
  • dünnes Shirt/lange Hose und Flip Flops o.Ä. für den zivilen Stadtbummel am Ruhetag
Weniger ist mehr – es ist immer wieder erstaunlich, wie klein der Kleiderschrank beim Bikepacking ausfallen kann, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.
Eine Regenjacke schützt nicht nur vor Nässe, sondern auch vor Wind und sorgt für zusätzliche Wärme.
Leichte kompakte Schuhe zum Campen oder für den Stadtbummel sind super praktisch und dürfen durchaus auch Style haben.

Der Keller – welche Tools und Ersatzteile brauch ich?

Sobald ihr keinen Bikeshop in Reichweite habt, solltet ihr auf jeden Fall einen gewissen Grundstock an Werkzeug bzw. Ersatzteilen mit euch führen. Je nach persönlicher Vorliebe und Bike kann die Liste natürlich länger ausfallen. Die Basics wie Minitool, Pumpe und Flickzeug sollten jedoch immer dabei sein.

Euer spezifisches Bike, die Länge und Schwierigkeit der Route sowie eure Skills verändern den Umfang der mobilen Werkstatt. Einen Grundstock an Tools und Ersatzteilen solltet ihr jedoch immer dabeihaben.

Ihr solltet natürlich auch fähig sein, die gängigsten Reparaturen bzw. Wartungsarbeiten selbst durchzuführen, z. B. Reifen/Schlauch flicken, Kette kürzen, Bremsbeläge wechseln und Schaltung einstellen. Falls ihr euch das nicht zutraut und niemanden kennt, der darin versiert ist, fragt einfach mal den Mechaniker aus eurem lokalen Bikeshop, ob er euch für einen Kasten Bier nach Feierabend einen Crashkurs gibt.

Essenziell:

  • Minitool, das alle Schrauben am Bike abdeckt (einen 8-mm-Inbus wie ihn viele Pedale nutzen, bietet z. B. nicht jedes Tool)
  • Kettennieter falls nicht am Minitool
  • einen Satz Kettenschlösser
  • Reifenpumpe bzw. zusätzliche Dämpferpumpe falls ihr eine Federgabel oder ein Fully habt
  • Reifenheber
  • Schlauch + Tire-Plugs + Tire-Boot (z. B. ein Stück Tyvek)
  • Ventilkernschlüssel, falls nicht am Minitool
  • ein paar Kabelbinder und etwas Panzertape um die Pumpe gewickelt

Optional:

  • je eine Ersatzschraube für die wichtigsten Schrauben am Bike
  • auf längeren Touren ein Satz Bremsbeläge, ein Schaltzug, Ersatz-Schaltauge
  • und 2 Ersatzspeichen mit Speichennippeln
  • ein Leatherman mit Zange, Schere und Messer ist generell nie verkehrt und findet nicht nur bei der Reparatur Anwendung
  • Kettenöl + Lappen – eine saubere Kette ist nicht nur leiser, sondern hält auch länger

Das Wohnzimmer – das Smartphone als Tool

So paradox es klingt: Selbst wenn ihr die Flucht vor der virtuellen Welt ergreifen wollt – ein Smartphone ist aus dem Bikepacking genauso wenig wegzudenken wie aus unserem restlichen Alltag. Natürlich könnt ihr auch nur mit Papierkarten und Schildern navigieren, aber der Komfortgewinn, das mit dem Smartphone zu tun, ist enorm. Hinzu kommt, dass ihr schnell und einfach Infos über das Wetter, den nächsten Unterschlupf oder Supermarkt findet, ihr damit qualitativ hochwertige Fotos schießen und Videos drehen könnt und außerdem noch eine Taschenlampe am Start habt.

Ein Smartphone ist ein unersetzliches Tool, nicht nur zum Routenplanen. Musik und Podcasts lenken von monotonen Streckenabschnitten ab …
… und die Kamera ist auch direkt dabei.
Wobei ihr natürlich auch immer klassisch drangehen und eine richtige Kamera einpacken könnt, wenn ihr den Platz dafür habt …

Nicht zu vergessen ist, dass ihr damit auch mit eurer Lieblingsmusik, Podcasts und Serien versorgt seid – falls ihr unterwegs mal genug von der Natur haben solltet. Solange ihr es schafft, unterwegs nicht jede Stunde Bilder auf Instagram hochzuladen oder die Welt über Twitter wissen zu lassen, dass ihr gerade seit einer Stunde keinen Menschen mehr gesehen habt, ist ein Smartphone ein hervorragendes Tool fürs Bikepacking. Könnt ihr euch auch unterwegs nicht von eurer Lieblingsserie loslösen oder seid länger unterwegs, kann es sich lohnen, zusätzlich ein kleines Tablet einzupacken. Wer lieber liest, greift am besten zum E-Reader – der Stromverbrauch ist deutlich geringer als beim Tablet.

Ein E-Reader oder ein Buch sorgt für Abwechslung. Letzteres kann man einfach unterwegs verschenken, sobald man durch ist.
Ohne Strom nix los. Wenn ihr länger als einen Tag von jeglicher Zivilisation entfernt seid, solltet ihr definitiv eine Powerbank im Gepäck haben, um euer Handy und die anderen elektronischen Gadgets am Leben zu erhalten.

Besorgt euch auf jeden Fall eine Batterybank mit mindestens 10.000 mAh. Kompakte, zuverlässige Modelle gibt’s z. B. von Anker. Ein modernes Smartphone mit großem Akku hält nicht wesentlich länger als einen Tag falls es zum Navigieren benutzt wird.

Wo zum Teufel ist …? Sobald die Sonne weg ist, geht nichts mehr ohne eine Stirnlampe. Sie gehört definitiv zum essenziellen Equipment.

Wir empfehlen euch außerdem unbedingt, eine separate Stirnlampe einzupacken. Das erhöht den Komfort beim Camping spürbar und dient zusammen mit einem kleinen Blink-Rücklicht als Notfallbeleuchtung, falls ihr bis zum Sonnenuntergang keinen Camping-Spot gefunden habt. USB-Versionen lassen sich ganz einfach an der Batterybank aufladen. Unser Tipp ist die super kompakte, vielseitig einsetzbare Petzl BINDI. Wer von Grund auf plant, auch bei Dunkelheit zu fahren, sollte sich definitiv etwas näher mit Nabendynamos und einer fest installierten Beleuchtung auseinandersetzen. Bewährte Marken hierfür sind SON, Supernova und Sinewave.

Ein Nabendynamo sorgt nicht nur für unabhängige Beleuchtung, sondern kann mit einem speziellen Ladegerät auch Handy und Co. mit Strom versorgen.

Essenziell:

  • Smartphone (Navigation, Notruf, Entertainment)
  • Batterybank (kein Handy hält wesentlich länger als einen Tag wenn man es zur Navigation benutzt)
  • Ladegerät/e
  • Stirnlampe (Komfort beim Campen, Notfall-Beleuchtung beim Fahren, USB-Modelle lassen sich an der Batterybank aufladen)
  • einfaches Rücklicht

Optional:

  • separater Bike-Computer bzw. GPS-Gerät
  • Nabendynamo mit fester Lichtanlage bzw. zum Laden
  • separate Kamera
  • Tablet (für längere Trips)
  • E-Reader oder ein Buch (günstige Taschenbücher kann man einfach unterwegs verschenken, sobald man durch ist)

Das Badezimmer – Körperpflege und Hygiene beim Bikepacking

Auch wenn es sich beim Bikepacking um Abenteuer dreht und ein gewisses Maß an Dreck und Schweiß einfach dazugehört, gibt es keinen Grund, bereits nach einem Tag wie ein verwahrloster Landstreicher auszusehen. Vor allem im Sommer ist prinzipiell jeder See und Fluss eine Badewanne und zudem noch eine angenehme Abkühlung und Auflockerung. Wenn nach 100 km die ersten Ermüdungserscheinungen auftauchen, fühlt ihr euch nach einem Sprung ins kühle Nass garantiert wie neu geboren. Packt euch auf jeden Fall ein kleines Mikrofaser-Handtuch ein. Das dient nicht nur zum Trocknen, falls die Sonne mal nicht genug Kraft haben sollte, mit ihm lässt sich auch die Katzenwäsche am Abend bewältigen und die Schweißkruste entfernen, bevor ihr in den Schlafsack schlüpft. Praktisch sind hier auch ein paar Feuchttücher – entsorgt sie jedoch niemals in der Natur.

Jeder See und jeder Fluss ist eine Badewanne. So verschwindet die Schweißkruste, und Körper und Geist sind in 5 Minuten gleich wieder 3 Stunden frischer.
Ein kleines Mikrofaser-Handtuch ist vielseitig verwendbar und nimmt nicht viel Platz weg.
Zähneputzen nicht vergessen …
Vor dem Campen den Schweiß und den groben Dreck abzuwaschen verlängert die Lebensdauer eures Schlafsacks und das allgemeine Wohlgefühl enorm.

So wie eine Zahnbürste selbstverständlich ist, sollte unbedingt auch mindesten eine halbe Rolle Klopapier an Bord sein. Neben dem üblichen Verwendungszweck lässt sich damit auch hervorragend eventuelles Kochgeschirr reinigen oder die Nase putzen. Zudem verrottet es deutlich schneller als Taschentücher. Packt die Rolle auf jeden Fall in einen Frischhaltebeutel oder Ähnliches, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen. Ebenfalls wichtig ist ein kleines Notfallkit bzw. eine Apotheke mit Pflaster, Verband, Desinfektionstüchern und Schmerztabletten. Im Hochsommer oder in großer Höhe solltet ihr definitiv auch Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor einpacken – am besten wasserfeste, denn der Schweiß wäscht alles andere schneller wieder weg, als ihr nachlegen könnt. Das wären die Basics, die ihr auf jeden Fall dabeihaben solltet. Was ihr sonst noch braucht, um euch wohlzufühlen, wisst ihr selber.

Essenziell:

  • Toilettenpapier/Taschentücher
  • kleines Mikrofaser-Handtuch
  • Zahnbürste
  • kleines Notfallkit mit Pflaster/Verband/Schmerztabletten
  • Sonnencreme im Hochsommer oder in großen Höhen

Optional:

  • Nagelschere/-knipser
  • Feuchtücher oder komprimierte Trockentücher zum groben Reinigen, falls wenig oder kein Wasser verfügbar – euer Schlafsack wirds euch danken)
  • Dr. Bronner’s Naturseife – damit lässt sich von Körper über Zähne bis zum Geschirr alles reinigen und sie ist 100 % biologisch abbaubar
Im Sommer und Gebirge so essenziell wie Snacks: Sonnencreme.
Ohne Worte …

Die schönsten Bikepacking-Regionen und -Routen in Europa

Ihr habt jetzt schon bis zu diesem Punkt gelesen und seid über Bikes und Ausrüstung bestens informiert. Mindestens genauso wichtig wie das Equipment ist aber eine geeignete Route! Hier findet ihr die wichtigsten Tipps und Tricks, damit dem perfekten Bikepacking-Trip nichts mehr im Wege steht.

Wo soll’s hingehen? Tourenplanung und Navigation ist mit den richtigen Tools kein Hexenwerk.

Wo kann man Bikepacken?

Die gute Nachricht lautet: Für ein unvergessliches Bikepacking-Abenteuer müsst ihr nicht um die halbe Welt jetten. In der Kürze liegt die Würze! Warum in den Flieger steigen, wenn das Gute oft so nah liegt? Man kann in der eigenen Region so viel erkunden, ohne dabei unnötige Freizeit mit langen An- und Abreisen zu verprassen. Mikroabenteuer statt Klimavortrag! Mittelgebirge eignen sich in der Regel immer ganz hervorragend für Bikepacking-Routen aller Art und sind in Europa in einer Vielzahl vorhanden. Für die meisten von euch ist der Startpunkt innerhalb kurzer Zeit mit dem Zug, Bus oder Pkw erreichbar – oder befindet sich im Idealfall sogar direkt bei euch vor der Haustür! Der Vorteil von Schwarzwald, Erzgebirge, Vogesen, Ardennen und Co. liegt darin, dass für jeden Bikepacking-Typ das Richtige dabei ist. Egal ob Höhenmeter im drei-, vier- oder fünfstelligen Bereich, ob Ein- oder Mehrtagestouren – die Möglichkeiten der Tourenplanung sind unbegrenzt.

Neben einer angemessenen Zahl an Hügeln und Bergen zeichnet eine perfekte Bikepacking-Region auch die Existenz von Süßwasservorräten aus. Dabei sind sowohl Seen zum Baden und Erfrischen als auch sprudelnde Bäche zum Nachfüllen der Trinkwasservorräte wichtige Aspekte bei der Routenplanung. Natürlich sollte auch die Natur, die ihr mit eurem Bike durchstreift, abwechslungsreich und im Idealfall weniger dicht besiedelt sein. An diesem Punkt der Planung gilt es, die richtige Balance aus Zivilisation und Wildnis zu finden und mit einer sinnvollen Frequenz durch Ortschaften zu fahren, um Einkäufe erledigen zu können. Je nach bevorzugtem Camping-Ort solltet ihr darauf achten, in Naturschutzgebieten und auf privaten Grundstücken kein Lager aufzuschlagen und in der Jagdsaison Absperrungen tunlichst zu respektieren. Lichtungen abseits von feuchten Gebieten und Moosen stellen oft ein sehr lauschiges Örtchen mit freier Sicht auf Mond und Sterne dar. In der Hauptsaison ist es außerdem ratsam, bei der Übernachtung auf Campingplätzen vorher einen freien Platz per Telefon zu reservieren. Nach einem langen Tag macht es wenig Freude, am Abend noch die örtlichen und teilweise überlaufenen Campingplätze abzuklappern.

Wie lang sollte eine Tour sein?

Eine Tour auf dem Bikepacking-Bike ist nicht vergleichbar mit einer Fahrt auf dem Rennrad. Stellen euch 200 km und 2.000 hm auf Asphalt vor keine große Herausforderung, so kann euch schon die Hälfte der Distanz auf Gravel-Pisten mit schwerem Gepäck, schlechten Untergründen und teilweise starken Steigungen ans Limit bringen. Weniger ist manchmal mehr, plant bei der Routenplanung deshalb ausreichend Puffer und Ruhetage ein. Und wer beschwert sich schon, wenn man früher als geplant am Tagesziel ankommt und noch ein Eis in der Sonne schlecken kann? 🙂 Allgemein ist es ratsam, früh genug am Schlafplatz einzutreffen, um noch bei Tageslicht das Camp aufzubauen. Eine andere Option für ein Höchstmaß an Flexibilität ist der vollständige Verzicht auf eine feste Route und bestimmte Orte. Getreu dem Motto: Immer der Nase nach, wohin euch der Wind am Morgen führt und so weit euch die Beine tragen. Allgemein solltet ihr bei Mehrtagestouren das Pensum langsam steigern – der dritte Tag ist meistens der härteste, danach rollt es sich in der Regel einfacher. Fahrt niemals am Limit! Der ideale Gang ist gefunden, wenn ihr locker treten könnt und dann noch mal einen Gang runterschaltet. Um großen Herden an Touristen aus dem Weg zu gehen, lohnt es sich, Sehenswürdigkeiten antizyklisch zu besuchen.

Unsere Routenempfehlung

Um euch ein paar Beispiele vorangegangener Heldentaten zu präsentieren, haben wir exemplarisch eine Auswahl an Routen auf Komoot geladen und Collections erstellt. Hier findet ihr die besten Gravel-Routen in den bayerischen Haßbergen oder die schönsten Allroad-Touren in den Dolomiten. Das reicht euch nicht aus? Bei Komoot gibt es für viele Regionen ausgewählte Routenvorschläge. Auch die Portale gps-tour.info oder bikemap.net bieten eine riesige Menge an Touren, die ihr auf euer GPS-Gerät oder euer Smartphone übertragen könnt.

Bikepacking-Routen planen mit Komoot

Mithilfe des Outdoor-Navigations-Spezialisten Komoot sind die Routenplanung und Navigation für das nächste Bikepacking-Abenteuer ein Kinderspiel. Die Basis von Komoot bilden größtenteils optimierte OpenStreetMap-Karten in Kombination mit der mittlerweile über 16 Millionen Mitglieder großen Community. Die Karten kennen die Wege und dank der Community und einiger cleverer Algorithmen weiß die App, welche sich wirklich lohnen. Öffnet man Komoot am Desktop, hat man drei Möglichkeiten: Entweder man lässt sich inspirieren von den vorgeschlagenen Kollektionen, die zum Teil von Tourismusregionen selbst erstellt werden. Oder man schaut sich von Komoot erstellte Touren an, ändert sie gegebenenfalls ab und speichert sie. Oder man stellt im Routenplaner sein eigenes Bikepacking-Abenteuer zusammen. Wie Komoot im Detail funktioniert, welche Funktionen zur Verfügung stehen und wie ihr die perfekte Bikepacking-Route erstellt, erfahrt ihr hier.

Wie navigiere ich während meiner Bikepacking-Tour?

Nichts nervt mehr, als bei jedem Abzweig das Smartphone oder – noch schlimmer – die Papierkarte aus der Tasche zu ziehen und nach dem Weg zu sehen. Die Lösung bieten hier moderne GPS-Computer, die entweder vorher mit den geplanten Touren gefüttert werden oder unterwegs offline navigieren können. Wer im Duell der beiden Branchenriesen Garmin vs. Wahoo die Oberhand behält, lest ihr in unserem ausführlichen Vergleichstest. Wenn ihr ein Smartphone oder einen GPS-Computer mitnehmt, dann denkt bitte unbedingt daran, auch eine Powerbank einzupacken, falls ihr keinen Nabendynamo mit USB-Ladefunktion besitzt.

GRAN FONDO Bikepacking Mindset und Ethics

Zum Schluss möchten wir euch noch ein paar Verhaltenstipps und Ideen zur Einstellung geben, mit der Bikepacking zu dem Spaß wird der es ist.

Zuallererst: You do you! Geht das Thema so an wie ihr es euch vorstellt und macht einfach das, worauf ihr Bock habt. Die Abenteuer und Trips anderer können euch natürlich als Inspiration dienen aber niemand erwartet dasselbe von euch. Wenn ihr einfach nur eine lockere Runde durch die lokalen Wälder drehen wollt und keine Himalaya-Durchquerung, ist das in keinster Weise weniger Bikepacking. Findet einfach das, was euch am Bikepacking am meisten interessiert und habt keine Angst es zu probieren. Ihr werdet dann sehr schnell feststellen was euch wirklich gefällt, was euch keinen Spaß macht und wie euer Selbstvertrauen in die Höhe schnellt.

Bikepacking ist das was du draus machst und es ist völlig egal was andere darüber denken.

Seid ihr zu zweit oder in der Gruppe unterwegs, redet miteinander über Emotionen und Dinge die aufkommen. Körperliche Belastung lässt die meisten von uns emotionaler reagieren als im Alltag und gerade auf längeren Touren kommt man gern mal an den Punkt, an dem man sich gegenseitig auf die Nerven geht. Sprecht die Reibungspunkte an und löst sie in einem entspannten Gespräch anstatt sie in euch hineinzufressen und grummelnd hinterher oder vorweg zurollen.

Bei zwei und mehr Leuten kann es gerade auf längeren Touren mal zu Verstimmungen kommen. Redet darüber und klärt die Situation, bevor sie eskaliert.

Steckt eure Erwartungen und Ziele nicht allzu hoch aber steckt sie euch. Wenn auch ein gesundes Maß an Planung im Vorfeld sinnvoll und gut ist, bleibt spontan und flexibel anstatt alles bis ins allerletzte letzte Detail durchzutakten, so werdet ihr nicht plötzlich überrascht oder enttäuscht. In den meisten Fällen geht alles gut und ihr werdet eine bessere Zeit haben als ihr es euch vorher hättet ausmalen können. Dennoch wird es auch Tiefschläge geben mit denen ihr zurechtkommen müsst. Ein gesundes Maß an Kompromissbereitschaft und Entspanntheit hilft hier viel. Sei es, einfach nur Abstriche an die eigenen Ansprüche machen zu müssen weil der Platz im Gepäck nicht reicht oder zu realisieren dass ihr nach einem halben Tag doch schon fertiger seid als ihr es wahrhaben wollt und euer gestecktes Tagesziel nicht erreicht. Auch einfache Dinge wie der geschlossene Supermarkt auf den ihr euch seit 30 km gefreut habt, wollen bewältigt werden.

Ein freundliches Hallo öffnet Wege und Herzen und ist auch noch nach 200 km Strecke am Tag machbar.

Seid offenherzig und -geistig und behandelt eure Mitmenschen und die Natur wie eure Familie und beherzigt die 7 Prinzipien des “Leave no Trace”. Ihr seid gewissermaßen Botschafter für eine bewussteres und nachhaltigeres Miteinander.

Wir hoffen, dass ihr nun einen guten Überblick über alles bekommen habt, was mit dem Thema Bikepacking zu tun hat und nun wisst was der Begriff bedeutet. Natürlich können wir nicht alles bis ins letzte Detail abdecken aber mit diesem Artikel sollten alle Grundlagen für euer erstes Bikepacking-Abenteuer abgedeckt sein. Viel Spaß beim Entdecken.

Mehr Infos: Wer sich mit dem Thema intensiver auseinandersetzen möchten, dem empfehlen wir einen Besuch auf bikepacking.com – dort findet ihr tiefergehende Infos, unzählige Tourenempfehlung, Bike- und Komponenten-Tests sowie jede Menge Inspiration für euer eigenes Abenteuer.

Jeder Trip – und sei er noch so kurz – verschafft euch unvergessliche Erinnerungen. Sammelt sie, genießt sie und teilt sie. Safe travels!

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Text: Andreas Maschke, Benjamin Topf, Philipp Schwab Fotos: Diverse