Mit dem attraktiven Alu-Modell Canyon Grail AL 7.0 vervollständigt der Koblenzer Direktversender sein Gravel-Portfolio. Glänzt das Grail AL nur mit seinem günstigen Preis von 1.499 € oder kann auch seine Performance überzeugen?
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
Nach unserem ersten Test des Canyon Grail AL, das auch beim Bikepacking eine gute Figur abgibt– hier geht es zu unserem umfangreichen Bikepacking-Crashkurs – waren unsere Tester so angetan von seiner Performance, dass wir es noch mal im direkten Vergleich mit dem „Who’s who“ der Gravel-Bikes antreten lassen wollten. Der 6061-Alu-Rahmen setzt auf eine klare Linienführung, zahlreiche Anschraubpunkte und eine Carbon-Gabel. Dem aufmerksamen Betrachter werden die Schweißnähte in unterschiedlichen Qualitäten nicht entgehen: Die Schweißnähte am Steuerrohr und den oberen Anschweißpunkten des Sitzrohrs sind sichtlich breiter und weisen organischere Übergänge auf, während die restlichen Nähte rustikaler sind. Ein Wink in Richtung Preis-Leistung und Praktikabilität, da die aufwendiger gearbeiteten Nähte die gleiche Stabilität besitzen, jedoch für viele ästhetischer wirken. Canyon setzt außerdem auf ein herkömmliches Cockpit – anders als bei der Highend-Modellreihe Grail CF, wo die Cockpits mit der polarisierenden Hover Bar-Bauweise aufwarten. So kommt ein 80 mm langer Canyon V13 Alu-Vorbau und ein Canyon Gravel HB50 Alu-Lenker in 440 mm Breite zum Einsatz. Neben den DT Swiss C1850 SPLINE DB-Laufrädern setzt Canyon außerdem auf die komplette Shimano 105 R7000-Schaltgruppe mit 50/34 T-Kompaktkurbelgarnitur und 11–34 T-Kassette. Mit 9,46 kg in Größe M ist das Grail AL eines der schwereren Bikes im Test – nur das Specialized Turbo Creo und das Kona Libre AL bringen mehr auf die Waage. In Anbetracht des Preises von 1.499 € ist das aber vollkommen akzeptabel. Canyon hält insgesamt sieben Größen von XXS bis XXL in einer Preisspanne von 1.199 € bis 1.599 € bereit. Besonders erwähnenswert sind dabei nicht nur die gruppenreine Komponentenwahl, sondern auch die Laufräder in 650B, die bei den Größen XXS und XS zum Einsatz kommen und eine gleichbleibende Fahr-Performance auch für kleingewachsene Gravel-Fans garantieren sollen.
Das Canyon Grail AL 7 im Detail
Antrieb Shimano 105 R7000
Schaltung 50/34 T und 11–34 T, 2 x 11
Bremsen Shimano 105 R7000 hydraulisch, 160/160 mm
Lenker Canyon Gravel HB50, 440 mm
Vorbau Canyon V13, 80 mm
Sattelstütze Canyon SP 43, 20 mm Versatz
Laufräder DT Swiss C 1850 SPLINE DB
Reifen Schwalbe G-One Bite TLE 700 x 40C
Größe | 2XS | XS | S | M | L | XL | 2XL |
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Sattelrohr | 432 mm | 462 mm | 492 mm | 522 mm | 552 mm | 582 mm | 612 mm |
Oberrohr | 516 mm | 531 mm | 555 mm | 577 mm | 591 mm | 613 mm | 631 mm |
Steuerrohr | 117 mm | 133 mm | 124 mm | 143 mm | 169 mm | 190 mm | 209 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 71,0° | 70,3° | 72,3° | 72,5° | 73,5° | 71,5° |
Sitzwinkel | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 415 mm | 415 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Radstand | 984 mm | 990 mm | 1.027 mm | 1.035 mm | 1.047 mm | 1.070 mm | 1.085 mm |
Reach | 384 mm | 373 mm | 390 mm | 405 mm | 412 mm | 431 mm | 440 mm |
Stack | 514 mm | 533 mm | 556 mm | 579 mm | 605 mm | 626 mm | 644 mm |
Das Canyon Grail AL 7 im Test
In der Beschleunigung gibt sich das Canyon direkt, kann jedoch nicht ganz mit der Leichtfüßigkeit vieler Bikes im Test mithalten. Einmal auf Schwung, sorgt die vergleichsweise hohe rotierende Masse jedoch dafür, dass der Schwung in der Ebene gut mitgenommen werden kann. Im Uphill machen sich das vergleichsweise hohe Gewicht und die großen Kettenblätter deutlich bemerkbar und verlangen viel Krafteinsatz. Die kompakte und sehr entspannte Sitzposition ist absolut langstreckentauglich, während die Compliance der Carbon-Sattelstütze, der Carbon-Gabel und die Schwalbe G-One Bite TLE-Reifen die größten Komfortquellen sind.
Wer genügend Druck auf dem Pedal hat, um die Kompaktkurbel auch in steilen Anstiegen flott zu drehen, findet hier alles, was es für das Gravel-Abenteuer braucht.
Während die Carbon-Gabel für gute Compliance in der Front sorgt, geht es am Heck etwas straffer zu. Bei gemäßigtem Auszug der Stütze geht das Gesamtlevel an Komfort aber in Ordnung. Im Gegensatz dazu überzeugt das Handling des Grail AL ohne Abstriche in jeder Situation mit seiner Laufruhe und ausbalancierten Agilität. Es reagiert lebendig auf Richtungsänderungen und vermittelt dem Fahrer viel Vertrauen bei jeder Geschwindigkeit. Dank der zahlreichen Anschraubpunkte finden außer drei Flaschenhaltern auch Schutzbleche und ein Heckgepäckträger ihren Platz am Rahmenset.
Fazit
Mit dem Grail AL liefert Canyon ein vielseitiges Gravel-Bike, das vor allem mit seinem ausgewogenen Handling und seiner hohen Laufruhe überzeugt. Das vergleichsweise behäbige Beschleunigungsverhalten wird durch die Vielseitigkeit des Rahmensets und die langstreckentaugliche Sitzposition wettgemacht. Gravel-Einsteiger finden hier ein zuverlässiges Gesamtpaket mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis und schicker Optik, das auf dem gelegentlichen Schotter-Ausflug genauso viel Spaß macht wie auf der mehrtägigen Bikepacking-Tour. Unser Gravel-Kauftipp 2020!
Tops
- ausbalanciertes Handling
- hohe Laufruhe
- zahlreiche Montagemöglichkeiten für Accessoires
Flops
- Kompaktkurbel in steilen Rampen kräftezehrend
- vergleichsweise schwerfällige Beschleunigung
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Mehr Info unter: canyon.com
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | Cannondale Topstone Carbon Ultegra RX | Canyon Grail AL 7.0 | Cervélo Áspero | Giant Revolt Advanced Pro Force | Kona Libre AL | Liteville 4-ONE MK1 | OPEN WI.DE. | Pivot Vault Team Force | ROSE BACKROAD GRX RX810 Di2 | Santa Cruz Stigmata CC | Specialized Turbo Creo SL Expert EVO | Standert Pfadfinder | Trek Domane SLR 9 eTap
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: GRAN FONDO-Team