Das Trek Fuel EX 9.9 ist ein absoluter Mountainbike-Klassiker im Trail-Bike-Segment. Doch kann es mit seiner modernen Geometrie und der Box für Ersatzteile im Unterrohr auch das perfekte Bike für die nächste Bikepacking-Tour sein? Wir verraten euch hier, wie sich das Fuel EX im Test geschlagen hat.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepacking-Bike im Test

Trek Fuel EX 9.9 XTR Project One | 13,18 kg in Größe L | Hersteller-Website

„Was machen die GRAN FONDO-Jungs da mit einem Fullsuspension-Mountainbike?“ Diese Frage muss gestattet sein. Wirft man einen Blick in die Bikepacking-Szene, stellt man fest, dass vollgefederte Mountainbikes durchaus weit verbreitet sind und mit den zwei ehemaligen Downhill-Racern Robin und Ben im Test-Team wollten wir auch einfach mal wieder schauen, was von den Skills von einst noch übrig geblieben ist. 😉 Im Test unseres Schwestermagazins ENDURO wurde dem Trek Fuel EX 9.9 eine sehr gute Tourentauglichkeit attestiert. Gründe genug also, das Fully als Referenz mit in den Test aufzunehmen. Ihr wollt alles über Bikepacking und Bikes, Equipment, Tourenplanung und Übernachtung wissen? Dann klickt hier für unseren ausführlichen Bikepacking-Crashkurs.

Trek spendiert dem Fuel EX neben dem reichhaltigen Angebot an Custom-Lackierungen einen Bontrager Line Pro 30-Laufradsatz in 29”, 140 mm Federweg in Front und 130 mm am Heck. Letzterer wird von einer FOX 36 Factory-Federgabel mit GRIP2-Kartusche und einem speziell entwickelten RockShox Deluxe RT3-Dämpfer mit RE:aktiv-Dämpfung und Thru Shaft-Technologie kontrolliert. Bei Thru Shaft kann die Kolbenstange beim Einfedern aus dem Dämpferkörper austreten, wodurch kein Öl in ein Extra-IFP-Reservoir (Internal Floating Piston) verdrängt wird. Durch den Verzicht auf die zusätzliche Dichtung des IFP, die für extra Reibung sorgt, soll das Fahrwerk besser ansprechen und schneller auf Schläge reagieren können. Die restliche Ausstattung des 8.899 € teuren Project One-Bikes lässt fast keine Wünsche offen: Eine 1 x 12 Shimano XTR M9100-Schaltgruppe wird kombiniert mit den XTR M9120-Vierkolben-Bremskörpern und einem hochwertigen Cockpit aus dem 50 mm kurzen Bontrager Line Pro 35-Vorbau und dem Bontrager Line Pro Carbon-Lenker in 800 mm Breite. In Größe L bringt das Trek so 13,18 kg auf die Waage und ist damit zwar das Schwergewicht im Testfeld, aber gleichzeitig nur 1,73 kg schwerer als das RONDO. Ein Gewichtsunterschied, der in Anbetracht der verschiedenen Potenziale der Bikes beinahe lächerlich erscheint.

Goldstandard
Das FOX-Fahrwerk beschert dem Trek einen Spaßfaktor bergab, der im Testfeld unerreicht bleibt.
Platzangst
Der Dämpfer am Trek macht das ohnehin überschaubare Rahmendreieck noch kleiner. Eine sinnvolle Rahmentasche passt generell in die wenigsten Fullys. Versöhnungsangebot: Unter dem Flaschenhalter finden Kleinteile Platz.
Dreht nicht durch
Dank des Steuersatzes mit Knock Block besitzt das Trek einen Lenkanschlag. Die Gabelkrone bzw. die Brems-/Schalthebel sollen den Rahmen so bei einem Sturz nicht beschädigen können.
Lässt sogar die Zeit stillstehen
Die Brems-Performance der Shimano XTR-Bremsanlage mit vier Kolben ist mit den restlichen Stoppern nicht vergleichbar. Dank des hohen Grips der Reifen kommt man hier selbst im anspruchsvollsten Gelände sicher zum Stehen.

Trek Fuel EX 9.9 XTR Project One

8.899 €

Ausstattung

Sattelstütze Bontrager Line Elite
Bremsen Shimano XTR BR/BL M9120 203/180 mm
Schaltung Shimano XTR 32 (10–51)
Vorbau Bontrager Line Pro 35 50 mm
Lenker Bontrager Line Pro, OCLV Carbon 800 mm
Laufräder Bontrager Line Pro 30, OCLV Mountain Carbon
Reifen Bontrager XR4 Team Issue 66C

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 13,18 kg
Laufradgröße 700C

Besonderheiten

vollgefedert
Storage-Box im Unterrohr
individualisierbare Project-One-Lackierung
verstellbare Geometrie


Bedrock Bags
Moab Handlebar Bag (13 l, 160 $) | Black Dragon Dropper Seat Bag (5–7 l, 175 $)
Dakota Tank Bag (ca. 1 l, 70 $) und Kayenta Rear Tank Bag (ca. 0,5 l, 70 $)
Rucksack
ORTLIEB Atrack BP (25 l, 179,99 €)
Größe XS S M L XL
Sattelrohr 356 mm 395 mm 420 mm 450 mm 500 mm
Oberrohr 546 mm 567 mm 603 mm 634 mm 663 mm
Steuerrohr 90 mm 100 mm 100 mm 105 mm 120 mm
Lenkwinkel 66,0° 66,0° 66,0° 66,0° 66,0°
Sitzwinkel 67,5° 67,5° 67,5° 67,5° 67,5°
Tretlagerabsenkung 34 mm 34 mm 34 mm 34 mm 34 mm
Kettenstrebe 437 mm 437 mm 437 mm 437 mm 437 mm
Radstand 1.120 mm 1.144 mm 1.179 mm 1.211 mm 1.242 mm
Reach 395 mm 415 mm 440 mm 470 mm 495 mm
Stack 563 mm 572 mm 609 mm 613 mm 627 mm

Mit dem Trek findet Bikepacking zurück zu den Wurzeln. Wortwörtlich und im übertragenen Sinn!

Helm iXS TrailRS | Jersey Hurley One & Only | Shorts Fox Flexair Short | Schuhe ION Raid Select

Aufgrund des – für ein Bike seiner Klasse – gemäßigten Sitzwinkels von 75° erlaubt das Trek eine leicht gestreckte Sitzposition, die sich nicht allzu fremd anfühlt. Im Verhältnis zu anderen Bikes seiner Klasse fällt die Front tief aus, was die Vertrautheit zum gewohnten Gravel-Bike ebenfalls unterstreicht. Natürlich hat das Trek im Vergleich zum Testfeld in Sachen Beschleunigung und Speed keine Chance. Überraschend ist jedoch, wie klein der Kompromiss ist, den man beim Klettern eingehen muss. Dem relativ straffen Fahrwerk sei Dank! An sehr steilen Rampen ist man mit dem Trek genau so schnell bzw. langsam wie mit anderen Bikes aus dem Vergleichstest. Das hohe Level an Traktion und die große Bandbreite der XTR-Schaltgruppe machen es möglich. Ist der Winkel des Anstiegs einstellig, ziehen die Bikes mit Rennlenker jedoch nur so davon.

Die Stunde des Fullys schlägt dann im Downhill. Egal ob Schotterpiste, einfacher Singletrail oder anspruchsvolles Gelände: Das maximale Level an Komfort, Sicherheit und Abfahrtspotenz bleibt im Testfeld unerreicht. Die Position auf dem Rad ist zentral und das Handling ausgesprochen intuitiv. Das macht es leicht, das Trek Fuel EX schnell durch enge Kurven zu zirkeln. Hat man sich an den 800 mm breiten Lenker gewöhnt oder ihn entsprechend gekürzt, gelingen Richtungswechsel im Handumdrehen und an Kanten und bei Wellen motiviert das Rad förmlich zum Manual oder Bunny-Hop. Das Staufach im Unterrohr bietet ausreichend Platz für CO2-Kartuschen, Werkzeug und Ersatzschläuche. Abgesehen davon gibt es im kleinen Rahmendreieck kaum Platz und auch die gänzlich fehlenden Anschraubpunkte an Rahmen und Gabel machen den Rucksack quasi zur Pflicht. Aufgrund der versenkbaren Sattelstütze ist man außerdem bei der Wahl der Satteltasche deutlich eingeschränkt.

Tuning-Tipps: mehr dämpfendes Tape auf die Kettenstrebe

Fazit

Das Trek Fuel EX 9.9 XTR Project One überzeugt mit seinem intuitiven und gutmütigen Handling. Bergab punktet es mit seinem großen Spieltrieb und verwöhnt einen in jedem Terrain mit viel Komfort und einem enormen Sicherheitsgefühl. Wer sich ausschließlich im alpinen Gelände bewegt und das Mitführen eines Rucksacks nicht scheut, sollte sich ein Fully wie das Trek einmal genauer anschauen. Wer auch mal im einfachen Gelände oder auf der Straße Strecke machen möchte, findet bedeutend vielseitigere Bikes.

Tops

  • maximaler Spaßfaktor bergab
  • intuitives und gutmütiges Handling
  • Fach im Unterrohr für Tools oder Essen

Flops

  • im einfachen Gelände zu träge
  • auf der Geraden unterfordert
  • Kette schlägt auf Strebe

Mehr Informationen findet ihr unter trekbikes.com.

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepacking-Bike im Test

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Text: Fotos: Benjamin Topf, Robin Schmitt, Valentin Rühl