Was passiert, wenn man eines der leichtesten Mountainbike-Hardtails einfach mit einem Rennlenker versieht und es auf einen Bikepacking-Trip schickt? Wir haben genau das mit dem Specialized S-Works Epic HT AXS Custom gemacht und verraten euch hier, ob das Konzept aufgeht.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepacking-Bike im Test

Specialized S-Works Epic Hardtail AXS Mullett Build | 8,95 kg in Größe L | Hersteller-Website

Geboren als Mountainbike, getestet als Bikepacking-Bike: Das Specialized S-Works Epic HT AXS Custom will den Spagat zwischen Cross-Country-Worldcup-Rennzirkus und Abenteuermobil schaffen. So abwegig der Ansatz auch klingen mag, so logisch erscheint er in Anbetracht von Bikepacking-Events wie dem Atlas Mountain Race, die den Teilnehmern über Hunderte Kilometer auf schroffen Untergründen alles abverlangen. Juliane Boetel, Specialized PR Leader für die DACH-Region, hat das Rennen mit einem Epic-Custom-Setup bestritten und wir haben herausgefunden, ob ein solcher Sonderaufbau eines Mountainbikes mit Rennlenker auch für euch eine spannende Alternative sein könnte. Im Grunde basiert unser Test-Bike zu 90 % auf dem handelsüblichen S-Works Epic HT AXS mit 29” Roval Control Carbon-Laufradsatz. Ihr wollt alles über Bikepacking und Bikes, Equipment, Tourenplanung und Übernachtung wissen? Dann klickt hier für unseren ausführlichen Bikepacking-Crashkurs.

Geändert wurde einzig das Cockpit: Der 40 mm kurze Specialized XC-Vorbau gleicht den langen Reach des Rahmens aus, der für Cockpits mit Flatbars designt ist, und wird mit dem Specialized Adventure Gear Hover-Lenker kombiniert. Als i-Tüpfelchen gibt es das SWAT Conceal Carry MTB-Werkzeug im Gabelschaft gleich mit dazu. Dank der SRAM AXS-Schaltkomponenten können die MTB-Shifter problemlos durch die SRAM RED eTap AXS-Schalthebel ersetzt und bequem via App mit dem SRAM XX1 Eagle AXS-Schaltwerk gekoppelt werden. Der Quarq-Wattmesser in der Kurbel ist ebenso Teil der Serienausstattung wie die RockShox SID Brain-Federgabel mit 100 mm Federweg und spezieller Dämpfungstechnologie. Die konsequente Ausstattung ist auf höchstem Niveau und stellt ein stimmiges Gesamtkonzept da. Obendrein ist das Specialized Epic mit 8,95 kg in Größe L das zweitleichteste Bike im Testfeld. An dieser Stelle bereit eins vorab: Für klassische Bikepacking-Touren und Abenteuer in entlegene Destinationen ist es eine Spur zu fragil und fehleranfällig. Denn wer möchte schon die Fahrt beenden, weil das bis ins Letzte ausgereizte, voll beladene Bike gegen eine Steinkante gekippt ist?

All inclusive
Den Quarq-Wattmesser gibt es am Epic direkt ab Werk. Ein sinnvolles Update für alle, die sich bei ihrem Bikepacking-Rennen pacen wollen.
Versteckter Helfer
Im Gabelschaft befindet sich das SWAT Conceal Carry MTB-Werkzeug inklusive Kettenschloss, Multitool und Chainbreaker. Clever!
5 müssen reichen
Bis auf den Triple-Mount am Unterrohr und die herkömmlichen Anschraubpunkte am Sitzrohr bietet das Epic keine Möglichkeit, Flaschen oder Gear direkt am Rahmenset zu befestigen.
Doch nicht ganz so brainy?
Die RockShox SID Brain-Federgabel mit 100 mm Federweg verfügt über eine ausgeklügelte Dämpfung, die nicht auf den Druck des Fahrers, sondern ausschließlich auf Unebenheiten reagiert und damit den Federweg freigeben soll. In der Praxis funktionierte das System nur bedingt.

Specialized S-Works Epic Hardtail AXS Mullett Build

2.999 €

Ausstattung

Sattelstütze Specialized S-Works Carbon
Bremsen SRAM Level TLM 180/160 mm
Schaltung SRAM RED eTap AXS-Hebel / SRAM XX1 Eagle AXS-Schaltwerk 32 (10–50)
Vorbau Specialized XC 40 mm
Lenker Specialized Adventure Gear Hover 420 mm
Laufräder Roval Control Carbon
Reifen Specialized Renegade 58C

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 8,95 kg
Laufradgröße 700C

Besonderheiten

Federgabel
SWAT Conceal Carry MTB-Werkzeug im Gabelschaft
Quarq-Wattmesser in der Kurbel
großzügige Reifenfreiheit


ORTLIEB
Handlebar Pack (9 l, 99,99€) und Accessory Pack (3,5 l, 54,99€) | Frame Pack (6 l, 119,99 €)
Seat Pack (16,5 l, 139,99 €) | Cockpit Pack (0,8 l, 49,99 €)
Größe XS S M L XL
Sattelrohr 367 mm 400 mm 430 mm 470 mm 520 mm
Oberrohr 555 mm 579 mm 604 mm 633 mm 662 mm
Steuerrohr 95 mm 95 mm 95 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 68,5° 68,5° 68,5° 68,5° 68,5°
Sitzwinkel 74,0° 74,0° 74,0° 74,0° 74,0°
Tretlagerabsenkung 63 mm 63 mm 63 mm 63 mm 63 mm
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Radstand 1.062 mm 1.090 mm 1.115 mm 1.146 mm 1.176 mm
Reach 385 mm 405 mm 430 mm 455 mm 480 mm
Stack 594 mm 608 mm 608 mm 622 mm 636 mm

Auf den ersten Blick sieht es zwar so aus, als hätte man hier einfach wahllos alle Teile zusammengeschraubt, die richtig viel Geld kosten. Aber das Epic HT macht als Bikepacking-Bike unter bestimmten Umständen definitiv Sinn! Das Cockpit-Setup bleibt Geschmackssache.

Helm iXS Trigger AM | Brille POC Aspire Clarity | Jersey GRAN FONDO Crew-Shirt
Shorts Sweet Protection Hunter Light | Socken VOID Socks 16 | Schuhe FiveTen Kestrel Lace Carbon

Das Epic ist sowohl im Antritt als auch am Berg eine echte Rakete – geringes Gewicht und maximale Traktion lassen es auch steilste Rampen nur so hochfliegen! Für seine großvolumigen Reifen rollt es gut, ordnet sich jedoch in Sachen Effizienz im hinteren Mittelfeld ein. Grund dafür? Die leichten Komponenten und breiten Reifen können den Schwung einfach nicht so gut mitnehmen. Die erneute Beschleunigung gelingt dafür umso einfacher. Das Handling findet eine gesunde Balance aus quirligem Kurvenverhalten und angenehmer Laufruhe. Die MTB-Gene sind offensichtlich und dank ihnen kann man vor allem bergab die Bremsen eine ganze Weile länger offen lassen. Weil man schnell viel Vertrauen in das Bike fasst, fühlt man sich auf dem Epic absolut jeder Situation gewachsen.

Wie auch das ROSE verfügt das Epic HT über eine 180-mm-Bremsscheibe vorne und die SRAM-Stopper glänzen mit geballter und gut dosierbarer Brems-Power. Eine Überraschung ist die RockShox SID Brain-Federgabel: Sie funktioniert an diesem Bike sehr gut. Leider gibt es hier dennoch einen Wermutstropfen, denn die Gabel sackt im Wiegetritt gelegentlich zu stark ab. Üblicherweise fährt man auf einem Hardtail besonders ruppige Passagen im Stehen und genau das muss man auf dem Epic auch tun. Fährt man klassisch im Sattel, tritt die offensichtliche Disbalance im Komfort stärker in den Vordergrund. Denn die Specialized S-Works Carbon-Sattelstütze bietet aufgrund des größeren Durchmessers von 30,9 mm leider unerwartet wenig Komfort. Diese konstruktionsbedingte Ungleichheit wird jedoch ausgeblendet von der Freude, dass große Schläge zumindest in der Front nahezu gänzlich geschluckt werden. Ist das Epic mit Dropbar also das Bikepacking-Bike der Zukunft? Nicht unbedingt. Schließlich funktioniert das besondere Konzept nur, weil es so leicht ist. Ein Hardtail mit Rennlenker verliert sofort seinen Mehrwert, wenn es schwerer ist als ein vergleichbares Gravel-Bike. Vielmehr ist das Specialized S-Works Epic mit Rennlenker also ein eigenständiges Konzept und kein Stellvertreter einer neuen Gattung.

Tuning-Tipps: Custom-Taschen aus Dyneema und dann ab zur Startnummernausgabe

Fazit

Das Specialized S-Works Epic HT AXS Custom ist ein perfekter Begleiter für alle „Fast and light“-Abenteuer und spielt besonders im alpinen Gelände mit steilen Rampen und anspruchsvollen Downhills sein volles Potenzial aus. Während es sich perfekt für ambitionierte Bikepacking-Racer eignet, findet der abenteuerlustige Erlebnis-Biker anderswo passendere Modelle. Für einen der vorderen Plätze im Vergleichstest war der Einsatzbereich einfach zu spezifisch.

Tops

  • Antrittsstärke
  • Spec – mehr geht nicht
  • Confidence/Fahrverhalten
  • geiles Gesamtkonzept für Racer

Flops

  • Rahmen sollte wie ein rohes Ei behandelt werden
  • Gabel sackt im Wiegetritt weg

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com.

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepacking-Bike im Test

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Text: Fotos: Benjamin Topf, Robin Schmitt, Valentin Rühl