Winners only? Auf der Suche nach dem besten, schnellsten und heißesten Gravel-Race-Bike 2024 haben wir die drei aktuell spannendsten Gravel-Racer gegeneinander antreten lassen. Erfahre hier, wie krass die Unterschiede auch auf dem Siegertreppchen noch sind und welches dieser drei neuen Gravel-Race-Bikes am besten zu dir passt!

Keinen Bock auf Mittelmaß? Wir auch nicht! Auf der Suche nach der Frage, was das ultimative Gravel-Race-Bike können muss, sind wir mit den drei spannendsten Bikes dieser Gattung zum Shootout gestartet. Hochdekoriert stehen sie da. Der Gravel-WM-Sieger 2023, die UNBOUND-Siegerin 2023 und der Testsieger des größten Gravel-Race-Bike-Vergleichstests 2023 – aus dem Hause GRAN FONDO natürlich!

Das MERIDA SILEX 10K 2024, das Canyon Grail CFR Di2 2024 und das Ridley Kanzo Fast 2024: Drei Bikes, die bereits bewiesen haben, dass sie Racing können. Aber wie groß sind die Unterschiede auf diesem Niveau? Welches Gravel-Race-Bike ist das richtige für dich? Und worauf kommt es im Detail an? Aufmerksame Leser unseres Gravel-Race-Bike-Vergleichstests 2023 wissen: Gravel-Racing ≠ Gravel-Racing!

Gravel-Race-Bike Champions League! – Shootout der Meisterklasse

Gravel-Racing – Der Hype ist real

2023 war ein krasses Jahr für Gravel-Racer. Als Amateur kurz mal für die Tour de France qualifizieren? Unmöglich! Auch wenn das Niveau im Gravel-Racing sich keinesfalls vor Tour de France & Co. verstecken muss, ist die Königsklasse des Gravel-Racings nach wie vor für Amateure zugänglich. Die jungen Trek UCI Gravel World Championships haben erst zum zweiten Mal stattgefunden und ermöglichen es allen ambitionierten Hobby-Racern, sich in einem der internationalen Trek UCI Gravel World Series-Rennen für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren.

Die WM-Quali ist nicht nur der Traum vieler Bikefluencer. Gravel-Aficionados aus der ganzen Welt gehen an die Startlinie, um sich mit sich selbst und den Profis zu messen. Auch große US-Gravel-Rennen wie UNBOUND (ehemals Dirty Kanza), Belgian Waffle Ride oder Grinduro sind schnell ausgebucht, und selbst extreme Gravel-Rennen der Ultra-Distanz schleichen sich immer mehr aus der Nische in den Mainstream. UNBOUND XL, Badlands und Atlas Mountain Race locken Gravel-Verrückte an, um auf bis zu 1.300 km das Maximum aus sich herauszuholen. Oder eben die letzten Körner!

Auch wenn diese Events alle unter die Kategorie „Gravel-Racing“ fallen, sind die Anforderungen an Mensch und Maschine extrem unterschiedlich. Das perfekte Do-it-All Gravel-Race-Bike kann es also nicht geben. Wir haben uns drei der momentan heißesten Gravel-Racer geschnappt und herausgefunden, welches Bike wo die Nase vorn hat und welches der Bikes am besten zu deinen Race-Ambitionen passt. Dafür waren wir an der Côte d’Azur und haben uns im inoffiziellen GRAN FONDO-Trainingslager ausgetobt.

Canyon Grail CFR Di2 2024

Canyon bewirbt die zweite Generation des Gravel-Race-Bikes „Grail“ als Langstrecken-Gravel-Racer für jedes Terrain. Das klingt nach UNBOUND! Und tatsächlich konnte das neue Grail beim UNBOUND Gravel Race 2023 überzeugen. Unter extremen Wetterbedingungen und Regen, der die Prärie in Kansas zur Matsch-Piste verwandelt hatte, konnte Carolin Schiff aus Deutschland mit ihrem Canyon Grail über 320 km den Sieg einfahren. Fast doppelt so lang wie die Strecke der UCI Gravel WM und durch die Witterung und Strecken-Eigenschaften deutlich härter für Bike und Rider. Zufall? Oder ist das Canyon Grail tatsächlich besonders gut für die Langstrecke und extreme Bedingungen geeignet? Einige Details sprechen dafür. Der Fakt, dass Katarzyna Niewiadoma den Sieg bei der UCI Gravel WM 2023 ebenfalls auf einem Canyon Grail eingefahren hat, lässt aber vermuten, dass das Bike kein reiner Langstrecken-Spezialist ist.

Das Canyon Grail CFR Di2 im Detail

Canyon-typisch kommt das Grail CFR Di2 mit einigen innovativen Features, die das Einsatzgebiet unterstreichen: Das Canyon-eigene CP0039-Cockpit kann an der „Gear Groove“ genannten Schnittstelle einfach um Aero Bars erweitert werden. Die sind zwar bei immer weniger Events erlaubt, lassen sich so aber easy transportieren und anbringen.

Das Rahmenfach bietet Platz für Multitool, Pumpe, CO2-Kartusche und Ersatzschlauch. Zusätzlich lässt sich per FIDLOCK-Magnetverschluss die Canyon-eigene AERO-LOAD-Rahmentasche anbringen. Während des Rennens lässt sich diese mit einem Handgriff gegen eine zweite frisch gefüllte Rahmentasche tauschen. Außerdem schließt sie bündig mit dem Rahmen ab und bietet so einen kleinen Aero-Vorteil.

Die Zweifach-Übersetzung der Shimano GRX Di2-Schaltgruppe bietet eine ausreichend hohe Bandbreite. Das 48 Zähne große Kettenblatt sorgt gerade bei hohen Geschwindigkeiten für Reserven. Inklusive Ersatzschlauch, Pumpe, Minitool und CO2-Kartusche im Rahmenfach wiegt das Canyon Grail CFR Di2 8,58 kg in Größe M und kostet 6.999 €. Damit ist es gleichzeitig das leichteste und günstigste Gravel-Race-Bike im Shootout!

Interesse geweckt? Wir haben das Canyon Grail CFR Di2 natürlich auch ausführlich im Einzeltest unter die Lupe genommen!

Das Canyon Grail CFR Di2 auf dem Racetrack

Die zweite Generation des Canyon Grail verfolgt einen klaren roten Faden: Topspeed. Um auch jenseits der 30 km/h effizient unterwegs zu sein, braucht es aerodynamische Optimierungen. Den größten Unterschied macht hier die Sitzposition. Diese ist kompakt, zentral und sportlich, allerdings bei weitem nicht so gestreckt wie bei traditionellen Race-Bikes. Das verbessert die Kontrolle und den Komfort, was besonders auf langen Strecken immer wichtiger wird, um nicht zu ermüden. Die Reifenwahl ist ebenfalls voll auf Effizienz getrimmt. Canyon verbaut die Schwalbe G-One RS in 40 mm Breite. Diese haben in unserem großen Gravel-Reifen-Vergleichstest den ersten Platz in Sachen Effizienz eingefahren und können auch durch einen guten Pannenschutz überzeugen.

Gute Wahl! Solange es nicht zu feucht oder lose wird, denn dann verlieren die schnellen Reifen oft Traktion und brauchen eine erfahrene Hand, um nicht aus der Kurve zu fliegen.

Das Handling des Canyon Grail CFR Di2 ist ausgewogen und bewegt sich eher auf der laufruhigen Seite. Das MERIDA SILEX 10K und vor allem das Ridley Kanzo Fast fahren deutlich verspielter. Ein Vorteil für das Canyon auf schnellen Geraden, ein Nachteil auf verwinkelten Strecken mit schnellen Richtungswechseln. Der CFR-Rahmen, das Cockpit, die D-Shape-Sattelstütze und die 24 mm breiten Felgen der DT Swiss-Laufräder sorgen für ausreichend Compliance und nehmen Vibrationen effektiv auf. Das schont Gelenke und Haltemuskulatur, was – je länger das Race – immer mehr zum Vorteil wird. Die Reifenfreiheit von 42 mm schränkt das Canyon etwas ein, was grobe Untergründe angeht. Reizt man diese voll aus, bleibt nur wenig Platz für Matsch am Reifen, was bei so manchem Gravel-Race zum echten Problem werden kann.

MERIDA SILEX 10K 2024

Eigentlich ist das MERIDA SILEX 10K gar nicht das Race-Bike im MERIDA Gravel-Line-Up. Dafür gibt es das MERIDA SCULTURA GR, das wiederum das MERIDA Allroad-Bike mit Gravel-Reifen und anderen Anbauteilen ist – verwirrend.

Matej Mohorič ließ sich davon aber nicht beirren und fuhr mit dem MERIDA SILEX den Sieg bei den Trek UCI Gravel World Championships 2023 ein. Natürlich war sein SILEX nicht mit dem Standard-Spec ausgestattet, aber das sind auch andere Profi-Race-Bikes nur selten. Um aus dem MERIDA SILEX 10K einen echten Gravel-Racer zu machen, sollten aber auch Nicht-Profis ein paar Teile tauschen. Was jedoch definitiv nicht getauscht werden muss, ist die racey Optik, die durch auffälligen Effektlack und glänzende Anbauteile Race-Bike-Vibes versprüht. In unserem großen Adventure-Gravel-Vergleichstest konnte das MERIDA SILEX 10K bereits überzeugen, doch wie schlägt es sich gegen die beiden Racer Canyon Grail CFR Di2 und Ridley Kanzo Fast?

Das MERIDA SILEX 10K 2024 im Detail

Die Ausstattung des MERIDA SILEX 10K zeigt, wie viel Adventure-Gravel-Bike in ihm steckt. Die MAXXIS Rambler sind die griffigsten Reifen in unserem Gravel-Reifen-Vergleichstest und alles andere als racey. Auch die Dropper Post und Mullet-Schaltung ergeben zwar im Gelände Sinn und verbessern Kontrolle und Kletter-Performance auf steilen Strecken, bringen aber auch zusätzliches Gewicht ans Bike. So ausgestattet bringt es „nur“ 9,08 kg in Größe M auf die Waage, kostet allerdings auch 9.599 €. Das schwerste und gleichzeitig teuerste Bike im Shootout! Ist es dafür auch das vielseitigste?

Mehr Infos zum Merida Silex 10K 2024 findest du in unserem ausführlichen Einzeltest

Das MERIDA SILEX 10K auf dem Racetrack

Trotz der Gravel-Adventure-Ausrichtung erstaunt das MERIDA SILEX 10K mit seinem spritzigen Antritt und macht sofort klar: Hier geht noch mehr als Bikepacking! Der 1.350 Gramm leichte Reynolds BLG700-Laufradsatz kompensiert das Mehr an Gewicht und Rollwiderstand der 45 mm breiten MAXXIS Rambler-Reifen. Kurze Sprints und Kletterpassagen machen so richtig Spaß, für hohe Geschwindigkeiten auf Hardpack und Asphalt sind die Reifen allerdings nicht gemacht. Racer sollten hier definitiv umrüsten.

Die Sitzposition ist im Vergleich die komfortabelste und somit auch die aerodynamisch ineffizienteste, für ein Adventure-Gravel-Bike allerdings sportlich und nicht weit vom Canyon Grail entfernt. Der nur 80 mm lange und nicht fest im Lenker integrierte Vorbau lässt hier noch Spielraum für Anpassungen. Ein längerer Vorbau würde allerdings auch das Handling verändern. Im originalen Setup besticht dieses durch viel Laufruhe bei gleichzeitig hoher Wendigkeit und einem verspielteren Fahrverhalten als beim Canyon Grail CFR Di2. Nur das Ridley Kanzo Fast ist an Wendigkeit und Präzision nicht zu überbieten. Gerade offroad auf technischen Gravel-Strecken und engen Trails kann das MERIDA SILEX 10K die Kombination aus Wendigkeit, Kontrolle und Laufruhe voll ausspielen und hat hier definitiv die Nase vorn. Die versenkbare Sattelstütze trägt zwar ebenfalls zur Kontrolle auf Abfahrten bei, sollte im Race-Setup jedoch gegen eine leichtere Carbon-Sattelstütze mit etwas mehr Flex getauscht werden. Die Gewichtsersparnis und der Komfortgewinn sind im Renneinsatz mehr wert als etwas mehr Bewegungsfreiheit in der Abfahrt. Außer ihr heißt Matej Mohorič, der gewann nämlich 2022 das Rennen Mailand–Sanremo mit einer Dropper Post am Rennrad.

Selbst ohne den Flex einer Carbon-Sattelstütze bietet der Rahmen in Kombination mit den breiten Reifen und dem Cockpit ausreichend Compliance für’s Gravel-Racing selbst auf anspruchsvollen Strecken. Auch die Reifenfreiheit von 45 mm ermöglicht es dem MERIDA SILEX 10K, auf gröberen Strecken unterwegs zu sein oder später wegen eines mit Schlamm zugesetzten Rahmens anhalten zu müssen. Out-of-the-box bekommt man so einen sportlichen Allrounder, der bereits vieles kann und durch ein bisschen Tuning definitiv zum vollwertigen Race-Bike umgebaut werden kann.

Ridley Kanzo Fast 2024

Das Ridley Kanzo Fast ist ein reinrassiges Race-Bike ohne Allround-Anspruch. Ein Spezialist für genau eine Aufgabe: Gravel-Rennen gewinnen! In unserem großen Gravel-Race-Bike-Vergleichstest 2023 konnte uns das Ridley Kanzo Fast bereits von sich und seiner kompromisslosen Race-Ausrichtung überzeugen und hat sich so den ersten Platz des Vergleichstests erstritten. Gleichzeitig war Florian Vermeersch als Zweitplatzierter der Trek UCI Gravel World Championships 2023 ebenfalls auf einem Ridley Kanzo Fast unterwegs. Was macht das Ridley Kanzo Fast besonders und wo liegen die Unterschiede zu den beiden anderen Racern?

Das Ridley Kanzo Fast im Detail

Racing bis in die Haarspitzen. Die F-Wings genannten Flügel am Ende der Gabel sollen die Aerodynamik verbessern. Genauso wie das One-Piece Aero-Cockpit, die D-Shape-Sattelstütze und der tiefgezogene Rahmen mit Ridley-typischem Katzenbuckel.

Die 38 mm breiten Vittoria Terreno Dry-Reifen bieten ähnlich den G-One RS im Canyon Grail CFR nur wenig Profil auf der Lauffläche, um den Rollwiderstand zu minimieren. In unserem Gravel-Reifen-Vergleichstest konnten die Vittoria Terreno Dry allerdings nicht voll überzeugen und lagen sowohl im Labor als auch im Fahrtest weiter hinter dem Pendant von Schwalbe. Die Reifenfreiheit von 42 mm gleicht der des Canyon Grail CFR und schließt somit die gröbsten Gravel-Strecken vom Einsatzgebiet des Ridley Kanzo Fast aus.

Mit dem 50 Zähne großen Kettenblatt an der SRAM Rival 1×12-Schaltung sorgt das Ridley Kanzo Fast definitiv für Aufsehen. Was man erst auf den zweiten Blick erkennt: In der Hinterradnabe versteckt sich zusätzlich die elektronische Classified-Nabenschaltung, die wie ein Umwerfer zwischen einer schweren und einer leichten Übersetzung schalten kann und so für massig Bandbreite sorgt.

Befestigungsösen, Werkzeug oder ein Rahmenfach sucht man am Ridley Kanzo Fast vergeblich. Zwei Flaschenhalter – that’s it. Der Rest muss im Trikot Platz finden.
Für 7.398 € lässt sich das Kanzo Fast im Konfigurator mit Classified-Nabenschaltung und Classified G30-Carbon-Laufrädern zusammenstellen. Das ergibt einen 8,66 kg (Größe M) leichten, puristischen Racer, der sowohl preislich als auch vom Gewicht in der Mitte der beiden anderen Bikes liegt.

Du möchtest mehr über das Ridley Kanzo Fast wissen? Lies hier wie es sich den ersten Platz im Vergleichstest gesichert hat.

Das Ridley Kanzo Fast auf dem Racetrack

Das zaubert ein Lächeln ins Gesicht! Der Antritt des Ridley Kanzo Fast macht Laune. Im Vergleich lässt es sich am schnellsten auf Geschwindigkeit bringen und behält diese – einmal in Fahrt – mühelos bei. Der im Tretlagerbereich sehr steife Rahmen erzeugt das Gefühl, die getretenen Watt direkt in Vortrieb umzuwandeln. Die Sitzposition ist im Vergleich am sportlichsten, aber nicht unangenehm. Das sorgt für ein hohes Grundtempo, kann aber auf gröberen Untergründen über die Zeit zu Ermüdungen führen. Die Compliance ist für einen so steifen Rahmen beachtlich und ausreichend für schnelle Gravel-Rennen. Für die Langstrecke ist man je nach Physis auf einem der anderen Bikes besser unterwegs.

Das extrem präzise und direkte Lenkverhalten macht das Ridley Kanzo Fast verspielt und sorgt für einen hohen Fahrspaß. Dabei wird es zwar in keinem Fall nervös, im Vergleich muss man jedoch beim Ridley am meisten darauf achten, keinen Fahrfehler zu machen. Perfekt für enge Kurven, gefolgt von Sprints und Ausweichmanövern im Peloton, nicht optimal, um sich nach 350 km noch auf Spur zu halten.

Was ist das beste Gravel-Race-Bike für mich?

Wovon träumst du nachts? Einem Trikot in Regenbogenfarbe, einer überdimensionierten „UNBOUND Gravel Champion“Gürtelschnalle oder dem einen Do-it-All-Bike in deiner Garage? Je nachdem, worauf man den Fokus legt, sind andere Eigenschaften bei einem Gravel-Race-Bike besonders wichtig. Super direktes Handling oder Laufruhe, um auf der Langstrecke keinen Fehler zu machen? Ein absolut steifer Rahmen oder Compliance für extra Komfort? Feature-beladen oder puristischer Racer? Your Choice! Um es euch einfacher zu machen, hier drei beispielhafte Race-Typen und das beste Bike für den Job:

Kurvenreiche Kurzstrecken mit Sprint Finish

30–130 km über einen Mix aus Gravel und Asphalt, enge Kurven, Ellbogeneinsatz und Sprint Finish? Für kompromisslosen Speed bietet das Ridley Kanzo Fast den besten Mix aus Antritt, Handling, Präzision, Aero-Optimierung und Sitzposition. Ein auf Racing spezialisiertes Bike mit eher engem Einsatzgebiet. Hier kann das Ridley Kanzo Fast aber voll punkten: Enge Kurven, schnelle Sprints und knackige Climbs fühlen sich intuitiv gut an, erzeugen Fahrspaß und Selbstbewusstsein und motivieren dazu, alles zu geben. Für längere Distanzen auf hunderten von Kilometern durch forderndes Gelände ist es allerdings zu verspielt, bietet zu wenig Anschraubpunkte und keine nützlichen Features, die einem das Leben leichter machen.

Das Ridley Kanzo Fast ist kein Bike, mit dem man nach dem Race Day zur Bikepacking-Tour fährt.

Das Gravel-Adventure mit Race Potential

Egal, ob kurzes Gravel-Adventure oder mehrtägige Bikepacking-Tour, das MERIDA SILEX 10K bietet Allround-Eigenschaften aus direktem Handling, Laufruhe, Compliance und ausgeglichener Sitzposition für hohen Fahrspaß über verschiedene Einsatzgebiete.

Cool, aber ist das auch race-tauglich? Im Setup mit Dropper Post, Mullet-Schaltung, kurzem Vorbau und MAXXIS Rambler-Reifen ist das MERIDA SILEX 10K als Gravel-Adventure-Bike aufgebaut und am besten geeignet für lange Tage im Sattel mit steilen Climbs auf losen Untergründen und Abfahrten mit schnellen Richtungswechseln. Sein verspieltes, agiles Handling und der spritzige Antritt sind die Eigenschaften, die es ebenfalls als Grundlage für ein sehr gutes Race-Bike qualifizieren. Out-of-the-box kommt, mal abgesehen von der Optik, noch kein richtiges Race-Feeling auf, dafür ist die Sitzposition zu aufrecht. Wer aus dem SILEX 10K einen Gravel-Racer machen möchte, sollte also auf jeden Fall Cockpit, Sattelstütze und Reifen gegen sportlichere, leichtere Alternativen tauschen. Was und wie viel, kommt dabei auf die Strecke und die eigenen Vorlieben an.

Um aus dem Adventure-Buddy einen Gravel-Racer zu machen, braucht das MERIDA SILEX 10K noch ein paar Tuningmaßnahmen.

Effizienz und Features für Highspeed auf langen Strecken

Ein Race-Bike zum Kilometer schrubben! Auf der Langstrecke konnte uns das Canyon Grail am meisten überzeugen. Die Sitzposition ist effizient genug für hohe Geschwindigkeiten, aber nicht zu gestreckt, um nach vielen Stunden auf rauen Untergründen nicht zu stark zu ermüden. Das ausgewogene Handling und das hohe Maß an Laufruhe passen zur Ausrichtung, so lässt sich das Grail auch nach vielen Stunden mit müdem Kopf auf Spur halten. Andererseits heißt das: Für schnelle Richtungswechsel auf verwinkelten Strecken benötigt das Canyon im Vergleich mehr Fahrer-Input.

In Sachen Compliance liefert das Canyon Grail CFR ab und schluckt Vibrationen von groben und feinen Unebenheiten ohne spürbare Verluste in der Kraftübertragung. Ausschlaggebend, um nach über 11 Stunden die Race Pace halten zu können. Die verbauten Features sind ebenfalls gut an die Anforderungen von längeren Gravel-Rennen angepasst. Die mit einem Griff herausnehmbare Tasche spart Zeit in der Feeding Zone und 1,5 Watt bei 45 km/h 😉 Die abnehmbaren Aero Bars und das Rahmenfach mit allen Essentials runden das Paket ab.

Das Canyon Grail CFR bietet ein stimmiges Gesamtkonzept, das so wirkt, als wäre es speziell für den UNBOUND-Sieg designt worden.

Fazit

Auch Race-Bikes auf höchstem Niveau sind immer noch sehr unterschiedlich! Je nach Art des Rennens, der Strecke und der eigenen Vorlieben sind andere Eigenschaften wichtig. Wer sich vor dem Gravel-Race-Bike-Kauf gut informiert, geht mit einem Vorteil an die Startlinie. Im direkten Vergleich sticht das Ridley Kanzo Fast als kompromissloser Gravel-Racer heraus: spritzig, agil, steif. Für längere Rennen wäre das Canyon Grail CFR unser Bike der Wahl, da es Komfort, Laufruhe, Effizienz und Praktikabilität vereint. Allen Alltagsracern empfehlen wir das vielseitige MERIDA SILEX 10K, das ein breites Einsatzgebiet abdeckt und mit ein paar sportlicheren Anbauteilen auch am Race Day überzeugt.


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Text: Jan Richter Fotos: Antonia Feder