Geschwindigkeit ist nichts ohne Kontrolle, deshalb kommt das Aero-Monster aus dem Hause Canyon nun mit Scheibenbremsen. Wie schlägt sich das Canyon Aeroad CF SLX Disc 9.0 Di2 im Vergleich zu den Kletterspezialisten und Allroundern dieses Racebike-Vergleichstests? Ebnet Aerodynamik dem Aeroad den Weg aufs GRAN FONDO Podium?

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad 2018? – 12 Race-Bikes im Test

Canyon Aeroad CF SLX Disc 9.0 Di2 | 7,52 kg | 6.999 €

Das Canyon Aeroad CF SLX Disc 9.0 Di2 ist das Aero-Flaggschiff der Koblenzer und bietet für 6.999 € ein spannendes Gesamtpaket mit einem Kampfgewicht von 7,52 kg und vielen Highlights. Das Thema Integration beherrscht Canyon perfekt: Die Di2 Junction-Box verschwindet im Canyon H11 Carbon-Aerocockpit, das nicht nur schnell aussieht, sondern auch extrem komfortabel ist. Die Shimano Dura Ace Di2 mit den großen 160-mm-Scheiben an Front und Heck mit schwarzen Kühlrippen passt perfekt in das Gesamtbild des Canyon. Ein weiteres schönes Detail sind die drei Anschraubpunkte für den Flaschenhalter, wodurch man ihn noch tiefer im Rahmen platzieren kann, um das letzte Quäntchen Aerodynamik herauszukitzeln – bereit für den nächsten Triathlon. Überrascht hat uns aber die Kabelführung am Steuerrohr, die ein störendes Kabelklappern und bereits nach kurzer Zeit deutlichen Abrieb am Lack mit sich brachte. Mit der bereits vielfach getesteten und von uns gelobten Shimano Dura Ace Di2 und 160er-Bremsscheiben vorne und hinten, den 64 mm tiefen Mavic Comete Pro Carbon SL UST-Laufrädern und Highend-Canyon-Komponenten wie dem Aero-Cockpit verspricht die Spec-Liste viel.

Tuning-Tipps:
Reifen mit mehr Komfort und Grip, z. B. Vittoria Corsa
LRS mit geringerer Tiefe (35–45 mm)

Schon die Formsprache des Canyon Aeroad schreit nach Speed. Die tiefen Mavic-Felgen, der voluminöse Aero-Rahmen und auch die Farbgebung lassen die Herzen von Laktatjunkies höher schlagen. Beim ersten Antritt spürt man sofort die Effizienz des Rahmens, der extrem antrittssteif ist und jedes bisschen Druck auf das Pedal in Vortrieb umsetzt, was viel Freude im Sprint bereitet. Die relativ schweren Aerolaufräder dämpfen die Freude allerdings, da sie etwas behäbig wirken und Zeit brauchen, um auf Geschwindigkeit zu kommen. Sobald man das aber geschafft hat, rollt das Canyon Aeroad super dahin und lädt zu Höchstgeschwindigkeiten ein – solange es keinen Seitenwind gibt. Hier spürt man jede Böe, die am Vorderrad zerrt, was bei 64 mm Felgentiefe auch nicht verwunderlich ist. Das erfordert die ständige Wachsamkeit des Fahrers und sorgt auf Dauer für mehr Ermüdung.

Im Uphill klettert das Aeroad für seine Gewichtsklasse erstaunlich gut, was auch am steifen und effizienten Tretlagerbereich des Rahmens liegt. Das Thema Komfort stand jedoch nicht wirklich weit oben auf der Prioritätenliste von Canyon, da man jede Unebenheit der Straße direkt über den steifen Rahmen zurückgemeldet bekommt. Das Canyon H11 Carbon-Aerocockpit wiederum gefällt in Sachen Ergonomie und ist spürbar komfortabler als alle seine Konkurrenten im Test. In Downhills mit langgezogenen Kurven und Highspeedsektionen begeistert das Canyon Aeroad mit präzisem Handling. Auf Abfahrten mit welligem Asphalt und bei stärkeren Bremsungen wird das Bike unruhig. Einerseits, weil Unebenheiten durch den komfortarmen Rahmen ungefiltert zum Fahrer durchdringen. Andererseits, weil das Bike sich durch die starken Bremskräfte der 160 mm Scheiben leicht aufschaukelt. Zudem können die Mavic Yksion Pro UST-Reifen in Sachen Grip nicht überzeugen, insbesondere bei feuchtem oder nassem Untergrund kommen sie schnell ans Limit. Dadurch reduziert sich das Vertrauen in das Bike, was sich auch an der Platzierung im hinteren Mittelfeld in der GRAN FONDO Race Session zeigt.

Helm ABUS GameChanger | Brille 100% Speedcraft | Trikot Rapha Core Jersey | Gilet Rapha Pro Team Lightweight Gilet | Bibshorts Rapha Pro Team Bibshorts | Socken Rapha Pro Team Socks | Schuhe Mavic Comete Ultimate

Die Performance der Dura Ace-Scheibenbremsen überzeugt auf ganzer Linie mit super Dosierbarkeit und tollem Biss. Die Bremsbalance mit 160-mm-Scheiben vorne und hinten ist allerdings nicht ideal, da dadurch das Heck bei dem steifen Rahmen und der aggressiven Sitzposition relativ leicht überbremst. Mit 160/140 mm würde sich nicht nur dieses Thema, sondern auch der ästhetisch fragwürdige Adapter am Flat-Mount in Luft auflösen.

  Das Canyon H11 Carbon-Aerocockpit ist spürbar komfortabler als alle seine Konkurrenten im Test

Das Canyon Aeroad CF SLX Disc 9.0 Di2 im Detail

Schaltung Shimano Dura Ace Di2
Laufradsatz Mavic Comete Pro Carbon SL Disc
Bremsen Shimano Dura Ace
Reifen Mavic Yksion
Gewicht 7,52 kg
Preis 6.999 €

Cleaner Look dank interner Zugverlegung und elektronischer Schaltung. Etwas enttäuschend war das Kabelklappern am Steuerrohr.
Die Bremsperformance der Dura Ace-Scheibenbremsen überzeugt auf ganzer Linie durch super Dosierbarkeit und tollen Biss
Die tiefen Mavic-Felgen, der voluminöse Aero-Rahmen und die Farbgebung lassen die Herzen von Laktatjunkies höher schlagen
Super cleaner Look auch am Hinterbau dank interner Zugführung und elektronischer Schaltung
Die Mavic Yksion Pro UST-Reifen können in Sachen Grip nicht überzeugen, da sie vor allem bei feuchtem oder nassem Untergrund wenig Grip bieten
Das Thema Integration beherrscht Canyon perfekt: Die Di2 Junction-Box verschwindet im Canyon H11 Carbon-Aerocockpit, das nicht nur schnell aussieht, sondern auch extrem komfortabel ist.
Effizienz pur – jedes bisschen Druck auf das Pedal wird direkt in Vortrieb umsetzt, was viel Freude im Sprint bereitet

Die Geometrie des Canyon Aeroad CF SLX Disc 9.0 Di2

Fazit

Für Aero-Fans, Speed-Addicts oder Flachland-Racer ist das Canyon Aeroad CF SLX 9.0 Disc Di2 genau das Richtige. Auch für hügelige Triathlon- oder Timetrial-Etappen scheint das Aeroad bestens geeignet und mit 6.999 € bekommt man tatsächlich viel Bike für sein Geld. Im hart umkämpften Vergleichstest bleibt das Canyon aufgrund seiner Behäbigkeit, des geringen Komforts und Vertrauens in der Abfahrt im hinteren Mittelfeld zurück.

Stärken

– Effizienz des Rahmens im Antritt
– Ergonomie und Performance des Cockpits
– Integration Di2

Schwächen

– Reifen (v. a. bei Nässe)
– Kabelklappern und Abrieb am Steuerrohr
– Laufradsatz im Sprint träge und windanfällig

Uphill
Downhill
Sprint


Mehr Infos findet ihr unter: canyon.com

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad 2018? – 12 Race-Bikes im Test

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Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #008

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Text: Manuel Buck, Robin Schmitt, Benjamin Fotos: Noah Haxel