Das 3T STRADA ist mit seinen radikalen und innovativen Features eines der am heißesten diskutierten Bikes der Saison. Im Pro-Peloton konnte Team Aqua Blue bereits erste Siege mit dem Racebike einfahren, aber wie schlägt sich der 1×11 Aero-Disc-Racer gegen die internationale Konkurrenz?

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad 2018? – 12 Race-Bikes im Test

3T Strada | 7,71 kg | 6.950 €

Bereits beim ersten Blick auf das 3T STRADA erkennt man, dass Rahmen und Gabel voll auf Aero getrimmt sind. „Realfast Arcfoil“ nennt 3T die Formgebung des Rahmens, bei der das Sattelrohr weit über das Hinterrad wandert. Das Design erinnert stark an die von Zeitfahrrädern. Extrem eng schmiegen sich Rahmen und Gabel um die 28 mm breiten Continental 4-Season. Die 3T Fundi Aero-Gabel wurde komplett auf Disc-only ausgelegt, wodurch die Gabelkrone extrem schlank und flach ausfällt und das Vorderrad noch enger an den Rahmen wandert; laut 3T optimiert das die aerodynamische Anströmung des Rahmens. Die gleiche Motivation steckt 3T zufolge hinter der quasi senkrechten Sattelstütze sowie dem Hide-Ration-Konzept, bei dem sogar die Positionierung der Wasserflasche voll auf Aero ausgelegt wurde. Mit breiter werdendem Unterrohr und zwei Anschraubpunkten soll sich die Flasche im Windschatten „verstecken“ dürfen – Bidon-Drafting quasi. Gleiches gilt für die Kabelführung: Die Schalt- und Bremskabel verschwinden fast senkrecht im Oberrohr, was aerodynamisch sein mag, aber ästhetisch nicht wirklich von Vorteil ist.

Tuning-Tipps:
Lenker mit ergonomischerer Form
Reifen mit mehr Komfort

Das Testbike des 3T STRADA kommt für 6.950 € mit SRAM Force 1×11-Disc, 58 mm tiefem 3T Discus C60 Team Aero-Laufradsatz mit 28 mm Continental Grand Prix 4000S II-Reifen. In Sachen Komponenten greift 3T auf das eigene Portfolio zurück: 3T ARX II Team Stealth-Vorbau, 3T Aerotundo-Lenker und 3T Charlie Squaero STRADA-Sattelstütze, außerdem ein WTB-Koda-Sattel. Mit 7,71 kg in Größe L ist das STRADA der schwerste unter den Carbonrennern im Test und im hinteren Mittelfeld, wenn man die Stahl-Racer miteinbezieht.

Mit dem 1×11-Setup ist das 3T STRADA ein Vorreiter im Road-Segment. Funktioniert es? Ja und nein, denn beim Klettern und im Flachen vermisst man mit dem richtigen Kettenblatt nichts. Mit der verbauten SRAM 10–36-Kassette und dem 44e- Kettenblatt – dem Kletter-Setup – hat man bis auf ein paar Prozent fast die gleiche Range (360 % vs. 368 %) wie eine Semi-Kompakt-Kurbel mit 52–36-Kettenblatt und 11–28-Kassette. Ein ähnliches Spektrum bieten auch die neuen 1×11-spezifischen Overdrive- und Bailout-Kassetten von 3T, die mit dem Design & Innovation Award 2018 ausgezeichnet wurden. Gerade auf mittleren Steigungen wie dem Els Angels, dem Hausberg Gironas mit Steigungen zwischen 2 und 6 %, sind die Sprünge zwischen den Gängen dann aber recht groß, so ist die Trittfrequenz schnell zu hoch oder zu niedrig. Hier hat die Konkurrenz mit 2×11-Setup dank feinerer Abstufungen klar die Nase vorne. Generell klettert das 3T STRADA jedoch erstaunlich gut, wobei die Leichtfüßigkeit fehlt. Das liegt unter anderem am Gesamtgewicht. Im Flachen zeigt das 3T seine Stärke; denn dank Aerokonzept läuft das STRADA extrem gut geradeaus und macht richtig Lust auf Speed. Beim Sprint zeigt sich dann aber die fehlende Seitensteifigkeit. Der Rahmen und der 3T Aerotundo-Lenker haben zu viel Flex, um im Sprint wirklich zu überzeugen. Außerdem hat die Form des Lenkers mit großem Reach und abgeflachtem Oberlenker einen bleibenden Eindruck hinterlassen: blaue Flecken auf den Unterarmen.

Helm ABUS GameChanger | Brille Alba Optics DELTA | Jersey Rapha Brevet Jersey | Gilet Rapha Pro Team Insulated Gilet | Bibshorts Rapha Pro Team Bibshorts | Socken Rapha Pro Team Socks | Schuhe Specialized S-Works Sub6

In der Abfahrt ist das 3T auf der Geraden super schnell – in der Higspeed-Wertung der GRAN FONDO Race Session war es sogar das schnellste Bike des Vergleichstests! Doch in Kurven ist das Strada aufgrund der fehlenden torsionalen Seitensteifigkeit unpräzise und schwammig. Die SRAM Force-Bremsen sind zwar gut dosierbar, können aufgrund fehlender Power und Bissigkeit aber nicht mit der Konkurrenz mithalten.
Die theoretisch 28 mm aber real gemessen 30,5 mm breiten Continental GP 4000S II-Reifen bieten guten Grip und bringen etwas Komfort in das sonst sehr unkomfortable und steife Rahmenset. Im direkten Vergleich behalten aber sowohl der Specialized 26 mm Turbo Cotton als auch der 25 mm Vittoria Corsa die Oberhand in Sachen Grip, Traktion und Komfort. Ein Nachteil der breiten Reifen und des kompromisslosen Aerokonzepts ist die extrem geringe Reifenfreiheit. Am Testbike zeigten sich bereits die ersten tiefen Spuren im Lack durch aufgewirbelte Kieselsteine.

  Im Flachen zeigt das 3T seine Stärke; denn dank Aerokonzept läuft das STRADA extrem gut geradeaus und macht richtig Lust auf Speed.

Das 3T Strada im Detail

Schaltung SRAM Force 1
Laufradsatz 3T Discus Team
Bremsen SRAM Force
Reifen Continental GP 4000 SII
Gewicht 7,71 kg
Preis 6.950 €

Die 3T Fundi Aero-Gabel wurde komplett auf Disc-only ausgelegt, wodurch die Gabelkrone extrem schlank und flach ausfällt
Der 3T Aerotundo-Lenker ist voll auf Aero getrimmt, hat aber viel Flex und kann dadurch im Sprint nicht überzeugen
Ein Nachteil der breiten Reifen und des kompromisslosen Aerokonzepts ist die extrem geringe Reifenfreiheit. Am Testbike zeigten sich bereits die ersten tiefen Spuren im Lack durch mitgenommene Kieselsteine.
Mit dem verbauten 44er-Kettenblatt und der SRAM 10–36-Kassette – dem Kletter-Setup – hat man bis auf ein paar Prozent fast die gleiche Range (360 % vs. 368 %) wie eine Semi-Kompakt-Kurbel mit 52–36-Kettenblatt und 11–28-Kassette.
Sogar die Positionierung der Wasserflasche wurde in das Aerokonzept integriert. Mit breiter werdendem Unterrohr und zwei Anschraubpunkten soll sich die Flasche im Windschatten „verstecken“ dürfen – fast schon Bidon-Drafting.
Die Schalt- und Bremskabel verschwinden beinahe senkrecht im Oberrohr, was aerodynamisch sein mag, aber ästhetisch nicht wirklich von Vorteil ist

Die Geometrie des Das3T Strada

Fazit

Das 3T STRADA beschreitet neue Wege und überrascht mit innovativen Features. Auf der Geraden top, in Kurven flop – aufgrund fehlender Seitensteifigkeit fehlt dem Bike Präzision und dem Fahrer dadurch Vertrauen im Handling. Ein weiteres Manko ist der fehlende Komfort, der nur durch die breiten 28-mm-Reifen und den sehr weichen Sattel teilweise gerettet werden kann. Das STRADA verfügt in der Theorie über ein spannendes und radikales Konzept, das uns gefällt; in der Praxis wird es jedoch mit zu vielen Kompromissen erkauft. Für Flachetappen, Time-Trial oder Triathlon-Fans ist das STRADA dank seines hundertprozentigen Aerokonzepts eine gute Option.

Stärken

– schneller Geradeauslauf
– innovatives 1×11-Konzept

Schwächen

– fehlende Torsions- und Seitensteifigkeit
– Bremsen
– fehlender Komfort
– Lenkerform

Uphill
Downhill
Sprint


Mehr Infos findet ihr unter: 3t.bike

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad 2018? – 12 Race-Bikes im Test

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Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #008

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Text: Manuel Buck, Robin Schmitt, Benjamin Topf Fotos: Noah Haxel