Mit einem sagenhaften Rahmengewicht von nur 695 g will das Fuji SL 1.1 der Traum aller Höhenmeter-Fans sein. Aber Leichtigkeit bedeutet nicht immer, als Erster über die Ziellinie zu rollen. Wie schneidet das Fuji SL 1.1 gegen die anderen Kletterspezialisten im Vergleichstest ab?
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad 2018? – 12 Race-Bikes im Test
Ihre Gründung im Jahr 1899 macht die japanische Bikeschmiede Fuji quasi zu einem der Urgesteine der Bikebranche. Fujis Slogan ist „Conquer your Mountain“ und das Firmenlogo hat seinen Ursprung im 3.776 m hohen Mount Fuji – da verwundert kaum, dass die Japaner mit dem Fuji SL 1.1 einen Kletterkünstler designt haben.
Ein Blick auf den 7.999 € teuren Kletterer macht klar, worum es hier geht: um Leichtigkeit. Mit seinen sehr filigranen, ovalen Sitzstreben, den schlanken, 28 mm hohen Oval Concepts 928-Laufrädern und einem Gesamtgewicht von gerade einmal 6,46 kg in Größe 54 spielt es in Sachen Gewicht ganz vorne im Testfeld mit. Dieses Traumgewicht kann dank feinster Carbontechnik mit deutlich reduzierter Anzahl an Verbindungsstellen – quasi den „Schweißnähten des Carbons“ – erreicht werden. Das soll neben der Gewichtsersparnis auch Steifigkeit bringen. Zudem bietet das Fuji ein auf jede Rahmengröße optimiertes Carbon-Layup und auch die Geometrie wird größenspezifisch optimiert: Das soll gleichen Fahrspaß für alle Größen garantieren.
Seinen cleanen Look verdankt das Fuji auch der kabellosen SRAM RED eTap sowie der schön gelösten internen Zugführung. Das Farbkonzept ist stimmig und zeigt viel Liebe zum Detail. Die roten Akzente reichen von Lenkerstopfen bis zu den Schaltzughülsen. In Kombination mit den Grafiken wirkt das Ganze gut gemeint, aber etwas überladen – hier ist weniger mehr. Und auch die Oval Concepts-Anbauteile wie Vorbau, Lenker und Sattelstütze wollen nicht ganz zum hochwertigen Rahmenset passen. Ein tolles Detail ist der schön integrierte Kettenfänger.
Wie erwartet, klettert das Fuji SL 1.1 leichtfüßig wie eine Bergziege selbst steilste Anstiege hinauf und begeistert durch seine Effizienz, bleibt aber minimal hinter dem Kletterkönig Specialized S-Works Tarmac zurück. Das Handling ist sehr agil und macht in engen Kurven richtig Spaß, wirkt aber auf flachen Passagen im TT-Mode etwas unruhig. Im Sprint spürt man die Klettergene und es fehlt an Systemsteifigkeit, was sich auch am gelegentlichen Streifen der Bremsen zeigt. Die SRAM RED-Bremsen lassen sich gut dosieren und liefern eine solide Performance im Trockenen – bei Nässe leider weniger. Der etwas zu weiche Lenker lässt in der schnellen Abfahrt Präzision vermissen. Der Komfort wiederum ist einwandfrei und lädt zu langen Touren ein. Die Kombination aus gut dämpfenden Carbonkomponenten und den bereits vielfach von uns gepriesenen Vittoria Corsa in 25 mm Breite macht Spaß und schluckt Unebenheiten und Vibrationen des Untergrunds.
Wie erwartet, klettert das Fuji SL 1.1 leichtfüßig wie eine Bergziege selbst steilste Anstiege hinauf und begeistert durch seine Effizienz
Das Fuji SL 1.1 im Detail
Schaltung SRAM RED eTap
Laufradsatz Oval Concepts 928
Bremsen SRAM RED Rim
Reifen Vittoria Corsa
Gewicht 6,46 kg
Preis 7.999 €
Die Geometrie des Fuji SL 1.1
Fazit
Das Fuji SL 1.1 ist ohne Frage ein wahrer Kletterkönig und der Traum eines jeden KOM-Jägers. Im Sprint und Downhill vermisst man allerdings etwas Steifigkeit und Präzision. Wer drauf aus ist, das Polka-Dot-Jersey zu tragen, dem wird das egal sein. Wer in der Abfahrt rasanten Fahrspaß sucht, dem nicht. Der gerade einmal 6,46 kg schwere Racer erleichtert nicht nur die Brieftasche um 7.999 €, er macht auch so manchen Anstieg leichter. Wir sehen uns auf dem Gipfel des Mount Fuji!
Stärken
– schön gelöste Zugführung
– Kletter-Performance und Bergziegen-Look
– Vittoria Corsa-Reifen
Schwächen
– Finish der Anbauteile
– Knacken im Freilauf
Uphill
Downhill
Sprint
Mehr Infos findet ihr unter: fujibikes.com
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad 2018? – 12 Race-Bikes im Test
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Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #008
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Text: Manuel Buck, Robin Schmitt, Benjamin Topf Fotos: Noah Haxel