Allroad ist eine so weit gefasste Bike-Kategorie, dass zwischen den Interpretationen Meilen liegen. Eins haben die Bikes jedoch gemeinsam: Das Potenzial für Rennrad-Abenteuer abseits von glattem Teer und Asphalt. Wir haben uns die zehn spannendsten Allroad-Bikes geschnappt und damit in ein Abenteuer gestürzt. Zurückgekehrt sind wir mit allen Infos, die ihr braucht, um das beste Allroad-Bike für euch zu finden.

Schroffer Fels, einsame Straßen, Olivenhaine, böiger Ostwind und ein freier Blick auf das Meer. Der kleine Fischerort Cadaqués an der katalanischen Mittelmeerküste war für uns der perfekte Ort, um die heißesten Allroad-Bikes 2023 im direkten Vergleich zu testen. Und natürlich auch, um Neues zu entdecken, Abenteuer zu erleben und das spanische Dolce Vita in vollen Zügen zu genießen. Ein inspirierender Fleck Erde, dem man schnell ansieht, wieso sich Salvador Dali vor knapp 100 Jahren dazu entschied, hier seinen Lebensmittelpunkt zu haben. Ein international gefeierter Künstler des Surrealismus, der vor allem für seine exzentrische Art und wilden Feiern bekannt war, trifft auf ein traditionelles Fischerdorf.

Wirft man einen Blick auf die Allroad-Bikes unseres Testfelds, erkennt man einen ähnlichen Bruch mit Traditionen. Es treffen Feature-beladene Rennräder mit bis zu 50 mm Reifenfreiheit, 650B-Laufrädern, E-Motor-Unterstützung und Feder-Elementen auf Rennrad-Ressentiments. Ein Zusammenstoß der Kulturen, der an die wilden Künstler-Partys in der beschaulichen Bucht erinnert. Doch Fortschritt entsteht nur durch das Überschreiten von Grenzen, dem Ausprobieren von Neuem und dem Hinterfragen der Norm. Inspiriert von der Landschaft am Cap de Creus und dem Geist des Surrealismus haben wir für unseren großen Vergleichstest zehn heiße Allroad-Bikes gegeneinander antreten lassen, die das Thema Allroad auf sehr verschiedene Arten angehen. Schnappt euch einen Aperitivo, lehnt euch zurück und findet heraus, wie sich das Allroad-Segment geändert hat und welches Bike das richtige für euch ist!

Was ist ein Allroad-Bike?

Das Dropbar-Segment zwischen „normalem” Rennrad und Gravel-Bike? Ein Blick auf die Bikes dieser Kategorien lässt einen schnell daran zweifeln, wie klar diese Segmente voneinander differenziert werden können. UCI-Gravel-WM? – Auf einem modifizierten Race-Roadbike gewonnen. Es scheint, als wäre der letzte verbleibende Unterschied die ab Werk verbauten Reifen. Innerhalb der Segmente entstehen Nischen und selbst innerhalb dieser Nischen gibt es riesige Unterschiede zwischen den Bikes, wie ihr in unserem Gravel-Race-Bike-Vergleichstest sehen konntet. Während der Einsatzzweck bei Race-Bikes recht klar ist, sind Allroad-Bikes für sehr viele Zwecke optimiert. Woran macht man ein Allroad-Bike dann fest? Ein Blick in das heterogene Testfeld genügt, um diese Frage aufzuwerfen, denn die verschiedenen Hersteller interpretieren das Segment teils deutlich unterschiedlich. Und auch die Geschichte gibt wenig Aufschluss: Sind nun Marathon-, Endurance- oder doch Touren-Rennräder die Vorfahren? Egal! Allroad muss sich nicht historisch begründen lassen, sondern kann klar mit den Bedürfnissen moderner Roadies definiert werden, welche sich in den letzten Jahren deutlich verändert haben: Neues Terrain, neuer Entdeckergeist, neue Universalität und eine neue Offenheit und Begeisterung für Technologie fordern ein Roadbike, das sich zum einen spritzig auf der Straße fahren lässt und zum anderen genug Komfort und Versatilität für Abenteuer auf unebenen Untergründen bereithält. Eine engere Definition ist nicht notwendig, denn ihr entscheidet euch nicht für eine Kategorie, ihr entscheidet euch für ein Bike! Was letztlich auf dem Label steht, ist egal. Es muss zu eurer Fahrweise und eurem Einsatzzweck passen. Die einzelnen Kategorien sind dabei nicht mehr als grobe Wegweiser und die Bikes innerhalb einer Kategorie können sehr unterschiedlich sein. Zudem sind die Bike-Kategorien genauso in einem stetigen Wandel wie die Bedürfnisse der Rider und die verwendeten Technologien. So gab es immer – und wird es auch immer – gute und schlechte Bikes innerhalb aller Segmente geben. Bikes, die zu euch eurem Fahrstil und dem Terrain, in dem ihr euch bewegt, passen – und solche, mit denen es ein reiner Kampf wird!

Die Suche nach diesem einen richtigen Bike kann schnell überfordern. Zwar gibt die Kategorie Allroad bereits ein paar Rahmenbedingungen vor, von hier an ist man allerdings häufig auf sich allein gestellt, muss entweder viel testen, Vertrauen haben oder nach Bauchgefühl kaufen. Schätzt man sich oder die eigene Fahrweise nicht richtig ein, kann es schnell frustrierend werden. Vielversprechende Marketing-Texte gepaart mit coolen Action-Shots helfen nicht wirklich weiter und verleiten eher zum High-Performance-Race-Bike. Ein Trugschluss, der dazu führen kann, dass sich ambitionierte Rennrad-Neulinge lieber das Race-Bike kaufen und durch die extreme Sitzposition und den supersteifen Rahmen schnell über Schmerzen klagen. Wenn man am Ende selbst mit maximal vielen Spacern unter dem Vorbau nicht glücklich wird und im schlimmsten Fall den Spaß am Radfahren verliert, nützt einem der Rennrad-Ferrari wenig. Allroad-Bikes erfahren zwar nicht die Aufmerksamkeit der Race-Waffen des Tour-de-France-Peloton, sind aber sehr wahrscheinlich die richtige Wahl für die meisten Roadies.

Der Allroad-Bike-Vergleichstest im Überblick:

Modell Schaltgruppe Laufradsatz Gewicht Preis
Argon 18 Krypton Sram Force aTap AXS HUNT Four Season Disc 8,56 kg 6.175 €
Merida Scultura Endurance 9000 Shimano Ultegra Di2 R8100 Reynolds ATR DB 7,90 kg 6.399 €
Parapera Atmos^2 Campagnolo Corus Parapera Carbon SLS 30 7,32 kg 5.390 €
Pinarello x Shimano 105 Di2 R7100 Fulcrum Racing 800 9,04 kg 5.660 €
Rondo Ratt CF Shimano GRX RX810 Rondo X Hunt Gravel X-Wide 8,98 kg 4.699 €
Rose Reveal Plus Shimano Ultegra Di2 R8100 Rose RC Fifty Disc 11,24 kg 6.499 €
Scott Solace eRide 10 Shimano Dura-Ace Di2 R9200 ZIPP 303 Firecrest 12,36 kg 11.999 €
Specialized Roubaix Comp SRAM Rival eTap AXS dt swiss r470 8,74 kg 5.600 €
Trek Domane SLR 7 AXS Gen 4 SRAM Force eTap AXS Bontrager Aeolus Pro 37 8,54 kg 10.999 €
Wilier Granturismo SLR Shimano Dura-Ace Di2 R9200 Wilier Triestina SLR38KC 7,56 kg 10.300 €
Ø 9,02 kg 7.372 €
Kein Asphalt, kein Problem. Mit dem Allroad-Bike geht der Spaß auch abseits der Straße weiter.

Die wichtigsten Tech-Features am Allroad-Bike

First up:
Allroad-Bikes sind Road-Bikes und Road-Bikes müssen auf der Straße laufen. Ohne das spritzige Fahrgefühl auf Asphalt kommt kein Fahrspaß auf und der steht für uns an erster Stelle. Ebenfalls essenziell für den Fahrspaß ist, dass das gewählte Bike zum eigenen Fahrstil passt. Das schnellste, leichteste und sportlichste Allroad-Bike wird keinen Spaß machen, wenn man am liebsten gemütliche Wochenendtouren fährt und viel Wert auf Komfort legt – das sollte man sich eingestehen, auch wenn die sportliche Optik einem schnell den Kopf verdreht. Neben diesen, auf alle Road-Bikes anwendbaren, Grundregeln haben Allroad-Bikes einige Besonderheiten, die den Fahrspaß auch auf unebenen Seitenstraßen und Pflasterwegen im feinsten Roubaix-Stil hochhalten und dabei Komfort und Geschwindigkeit vereinen. Diese technischen Details sind für Allroad-Bikes ausschlaggebend:

Der beste Allroad-Reifen

Mit einer durchschnittlichen Reifenbreite von 34 mm spiegelt unser Testfeld den aktuellen Stand der Dinge im Bereich Allroad wider. Mit Ausnahme von zwei Ausreißern: Das SCOTT Solace eRIDE 10 mit 38 mm und das RONDO Ratt CF mit 47 mm fetten Reifen stechen aus der Menge heraus. Die breiten Reifen dämpfen Vibrationen, bieten mehr Traktion und vergrößern somit den möglichen Einsatzbereich des Bikes. Weniger als 30 mm würden wir an keinem Allroad-Bike verbauen. Um Traktion, Langlebigkeit und Pannenschutz zu erhöhen, setzen die meisten Hersteller auf spezielle Reifen mit glatter Lauffläche und leichtem Profil zur Reifenflanke hin, Tubeless-Setup und einer Karkasse mit erhöhtem Pannenschutz. Ein guter Kompromiss aus Gewicht, Traktion und Pannenschutz.

Speed in the middle, traction on the sides. Der Reifen-Vokuhila macht am Allroad-Bike eine super Figur.

Wie viel Reifenfreiheit braucht ein Allroad-Bike?

Die immer breiter werdenden Pneus benötigen natürlich auch Platz im Rahmen, zudem bieten viele Allroad-Bikes die Möglichkeit, Schutzbleche zu montieren. So bleibt man beim Pendeln oder auf Radreisen sauber, benötigt aber zusätzlichen Platz im Rahmen. Wer diesen Trend auch längerfristig weiter mitgehen möchte, benötigt einen Rahmen mit ausreichend Reifenfreiheit. Im Schnitt hatten die Bikes im Test Platz für 37 mm breite Reifen ohne Schutzbleche. Weniger als 32 mm ist nicht mehr zeitgemäß, wird aber auch von keinem der Allroad-Bikes im Test unterschritten. Das SCOTT Solace eRIDE 10 schafft bis zu 50 mm Reifenbreite. Hier muss man schon zum extrabreiten Gravel-Reifen greifen, um diese voll auszureizen.

Die Dämpfung am Allroad-Bike

Je nach Untergrund reichen die breiten Reifen nicht aus, um starke Vibrationen und Schläge zu dämpfen. Dies führt mit der Zeit zu allerlei Problemen, kostet Kraft, kann Schmerzen verursachen und ist auf jeden Fall ein echter Dämpfer für den Fahrspaß ;).
Um dem entgegenzuwirken, sind viele Hersteller kreativ geworden und haben technische Lösungen entwickelt, um den Komfort auch auf unebenem Untergrund zu gewährleisten.
Von Compliance im Carbonrahmen zum einstellbaren Dämpfer im Vorbau, Elastomer-Federungen an der Sitzstrebe, extrem breiten Reifen auf 27,5”-Felgen oder Flex in der Carbon-Sattelstütze. Aufwändiger heißt hier nicht in jedem Fall besser. Auch richtig designte Carbonrahmen können sehr komfortabel sein.

Minimalistisch und effektiv. Die Elastomer-Federung an der Sitzstrebe des Wilier GranTurismo SLR mindert Vibrationen, ohne im Antritt zu wippen.
Gravel-Bike-würdig! Der einstellbare Dämpfer im Steuerrohr des Specialized Roubaix schluckt nicht nur Vibrationen, sondern entkoppelt auch von Stößen und Schlägen.

Das Allroad-E-Bike

E-Antrieb am Rennrad. Ein Must-have? – Kontrovers. Für viele ist die Unterstützung durch einen E-Motor jedoch die einzige Möglichkeit, den Sport auszuüben. Der größte Kritikpunkt – das hohe Gewicht – wird von den Herstellern Jahr für Jahr geschmälert. So haben wir mit dem MAHLE X20-Nabenmotor im ROSE REVEAL PLUS und dem TQ HPR50-Mittelmotor im SCOTT Solace eRIDE die leichtesten Antriebssysteme ihrer Klassen mit im Testfeld.
Ausreichend Unterstützung, um Leistungsunterschiede am Berg auszugleichen, kaum negative Effekte auf das Handling und auch jenseits der 25-km/h-Grenze spritzig zu fahren? Wir haben den E-Allroad-Bikes auf den Zahn gefühlt und herausgefunden, ob sie weitere Abenteuer ermöglichen oder doch eher beschränken.

War das gerade ein E-Bike? Schwer zu sagen! Das ROSE REVEAL PLUS ist im Stealth-Modus unterwegs.

Das Do-it-all-Roadbike

Um für alle Straßen gewappnet zu sein, sollte ein Allroad-Bike vielseitig anpassbar sein:
Anschraubpunkte für Taschen und Schutzbleche vergrößern den Einsatzbereich enorm. Egal, ob zum Pendeln, Radreisen oder im Winter. Das Bike kann so für verschiedene Einsatzzwecke optimiert werden. Das Argon 18 Krypton überzeugt hier auf ganzer Linie und bietet neben der enormen Reifenfreiheit von 40 mm und allen notwendigen Anschraubpunkten auch noch ein praktisches Staufach im Rahmen.
Der Hohlraum im Unterrohr wird genutzt, um Werkzeug, Ersatzreifen und Notfall-Snacks immer mit dabei zu haben – praktisch!

Wer hat getestet?

Martin
Martin sucht in einem Allroad-Bike den perfekten Alleskönner. Das Bike, die verbauten Features und die Erweiterungsmöglichkeiten müssen ein stimmiges Gesamtkonzept ergeben. Vielseitigkeit ist für Martin besonders wichtig, denn ein Do-it-all-Bike will er auch auskosten. Als ehemaliger Triathlet und Dropbar-Aficionado bringt Martin eine Menge Erfahrung im Sattel mit und steht auf Bikes mit ausgewogenem Handling.
Calvin
Wer die 1.000-Höhenmeter-Marke bereits auf dem morgendlichen Commute zur Arbeit knackt und im Jahr gut und gerne 20.000 km auf dem Rad sitzt, kann Vibrationen mit der eigenen Physis ausgleichen. Aufwändige Komfort-Features sind für Calvin nur Ballast. Er steht auf Leichtbau, Agilität und eine aggressive Sitzposition. Das schnellste Bike ist ihm das Liebste.
Juli
Als Mountainbiker fährt Juli abseits der Straße auf Stollen-Reifen mit 29 Zoll. Ein Allroad-Bike braucht für ihn keine ausgefallenen Federelemente. Der Komfort entsteht für ihn durch eine entspannte Sitzposition sowie den Spaß durch ein verspieltes Bike, das auf dem Sprint zur Eisdiele genauso eine gute Figur macht wie auf dem gemütlichen Ride-Out. Besonders wichtig ist ihm hierbei die Zuverlässigkeit, denn platte Reifen und zerstörte Felgen hat er auf dem Mountainbike schon genug.
Jan
Jan steht auf rasante Abfahrten und lange Touren. Hierbei sind ihm ein berechenbares Handling und eine hohe Laufruhe besonders wichtig. Für lange Tage im Sattel sollte sein Allroad-Bike ein durchdachtes Ergonomiekonzept, ausreichend Komfort und Montagepunkte für das Bikepacking-Gear bieten. Spontane Abstecher über Stock und Stein muss sein Allroad-Bike ebenso gut mitmachen wie lange Anstiege mit Gepäck und den täglichen Commute ins Office.
Aina
Aina ist eigentlich professionelle Läuferin und neu auf dem Rennrad. Durch ihr jahrelanges Training ist sie zwar sehr fit, aber nicht an die Belastungen des Rennradfahrens gewöhnt. Ihr perfektes Allroad-Bike sollte daher einfach im Handling sein und viel Sicherheit auf Abfahrten vermitteln. Top Speed steht an zweiter Stelle, stattdessen zählt die gute Zeit auf dem Bike. Aus diesem Grund wünscht sie sich möglichst viel Komfort, Übersetzungsbandbreite und Zuverlässigkeit.
Robin
Für Robin zählt das Abenteuer: Das für ihn perfekte Allroad-Bike ermöglicht die spontane Abzweigung bis zum Gipfel, die Schotterpiste zum Strand oder den extra Anstieg, weil die Beine noch gut sind. Vielseitigkeit, Verlässlichkeit und ein möglichst hoher Fahrspaß sind für ihn ausschlaggebend. Bestzeiten sind nicht das Ziel, der Fokus liegt auf einer guten Zeit und die darf gerne auch mal ein wenig länger dauern.

Welches Allroad-Bike passt zu euch?

Ein gutes Bike ist wie ein guter Schuh – er muss dem Träger passen. Das heißt aber auch: Das beste Bike ist nur so gut, wie es den individuellen Anforderungen und Fahrskills entspricht. Um euch die Suche zu erleichtern, möchten wir euch ein paar Fahrertypen und die passenden Allroad-Bikes aus dem Testfeld vorstellen. Mit diesen könnt ihr euch mehr oder auch weniger identifizieren und wisst so, worauf ihr beim Kauf achten solltet.

Der geübte Rider mit Ambitionen

Im Herzen ein Racer, aber auf der Suche nach mehr Komfort, Traktion und Pannensicherheit? In unserem Testfeld finden sich mit dem Wilier GranTurismo SLR, Parapera Atmos² und MERIDA SCULTURA ENDURANCE 9000 ein paar Allroad-Bikes, die klar auf Geschwindigkeit getrimmt sind und trotzdem ihrer Bezeichnung als Allroad-Bike gerecht werden. Mit einer sportlicheren Sitzposition, auf Geschwindigkeit ausgelegten Übersetzung, viel Carbon und möglichst wenig Zusatzgewicht in Form von Anschraubpunkten oder sonstiger Features bringt keines dieser Bikes mehr als 8 kg auf die Waage. Die schnelle Optik der Bikes macht Lust auf mehr: Das direkte Handling braucht eine erfahrene Hand, um das volle Potenzial auf die Straße zu bringen. In puncto Komfort sind diese Allroad-Bikes auf die notwendige Vibrationsdämpfung reduziert und konzentrieren sich mehr auf die effiziente Kraftübertragung.

Der Entdecker

Jeder Abenteurer braucht einen sicheren Hafen, jede Reise ins Ungewisse ein zuverlässiges Vehikel. Deshalb braucht der Entdecker-Roadie einen treuen Begleiter, ein Allroad-Bike, das einen überallhin bringt: verlässlich, bequem, sicher, vielseitig und auf alles vorbereitet. Hier sind viele Anschraubpunkte, wie am Argon 18 Krypton, eine aufrechte Sitzposition und ein hoher Komfort-Faktor, wie am Trek Domane SLR 7 AXS Gen 4, absolut von Vorteil. Definitiv ist das Allroad-Bike für Entdecker nicht das leichteste oder schnellste Bike, dafür ist es robust genug für schlechte Straßen und Abwege – und auch nach einem langen Tag im Sattel ist es bequem genug, um die geschundenen Glieder zu trösten. Die Übersetzung sollte ausreichend Reserven bieten, um auch mit Gepäck steile Anstiege zu meistern. Nützliche Features, wie Rahmenfächer, integrierte Multitools und ein extra Flaschenhalter, sind ebenfalls immer gerne gesehen.

Der Bergkönig mit Rückenwind

Ein Bike zum Seele baumeln lassen, um Unterschiede in der Fitness auszugleichen oder einfach längere Touren mit mehr Höhenmetern fahren zu können. Allroad-E-Bikes, wie das SCOTT Solace eRIDE und das ROSE REVEAL PLUS, ermöglichen neue Abenteuer für all jene, die etwas Unterstützung brauchen oder wollen. Um das Fahrgefühl möglichst wenig zu beeinflussen, setzen die Hersteller auf leichte E-Antriebe, wie den MAHLE X20 oder TQ HPR 50, mit Akkukapazitäten zwischen 250 und 500 Wh sowie kleineren Motoren mit reduzierter Leistung und dementsprechend geringerem Verbrauch. Ein positiver Nebeneffekt: Die kleineren Antriebssysteme lassen sich mittlerweile fast unsichtbar im Bike integrieren, so sieht man erst auf den zweiten Blick, dass hier ein Motor mitarbeitet. Um auch lange Touren fahren zu können, bieten alle E-Bikes im Test die Möglichkeit, einen Range-Extender zu installieren.

Der Neueinsteiger

Wer neu in den Rennradsport einsteigt, nicht wirklich weiß was die Zukunft auf dem Rad noch so bringen wird und sich möglichst viele Optionen offen halten möchte, ist mit einem Allroad-Bike ebenfalls gut beraten. Der breite Einsatzbereich, der Fokus auf Komfort und die aufrechte Sitzposition machen den Einstieg in den Sport möglichst angenehm. Am besten eignen sich Allroad-Bikes mit einem ruhigen Geradeauslauf und einer berechenbaren Lenkung, um Fahrfehlern vorzubeugen. Die Übersetzungsbandbreite sollte ausreichend Reserven am Berg bieten, um auch in steilen Anstiegen nicht schieben zu müssen. Wer als Einsteiger nicht das Geld für ein High-End-Modell ausgeben möchte, sollte auf einen hochwertigen Rahmen als Ausgangsbasis achten. Günstigere Komponenten können im Laufe der Zeit geupgradet werden. Das Pinarello X erfüllt all diese Anforderungen und konnte im Test vor allem durch den hohen Komfort und das ausgeglichene Handling überzeugen.

Eine traumhaft tückische Teststrecke

Die Berge und das Meer leuchten im Licht der tief stehenden Sonne. Die Oberschenkel brennen und der Kopf ist schon längst bei der Speisekarte des kleinen Lokals am Ende der Straße. Eine kräftige Böe von links reißt das Bike zu Boden und die Gedanken los von Croquetas und Cerveza. – Autsch, der Test-Track hat es wirklich in sich.

Die Wahl der Teststrecke für Allroad-Bikes ist nicht ganz so trivial, wie es klingt, denn es muss einiges an Varianz geboten werden und das auch noch in den richtigen Verhältnissen. Wir haben uns für einen 80/20-Split entschieden: 80 % Asphalt – mal glatt und neu, mal grob und löchrig. Die restlichen 20 % ergeben sich aus Gravel, Pflastersteinen und Hardpack. Steile Anstiege, rasante Abfahrten und schnelle Kurven inklusive. Eine Herausforderung für Mensch und Material, gepaart mit einer traumhaften Aussicht über Berge und Meer. Für uns bedeutet Allroad ebenso: Good Times, Seele baumeln lassen, Abenteuer und Dolce Vita. Das darf auf der Teststrecke natürlich auch nicht zu kurz kommen. Eine einsame Straße, die sich am ehemaligen Haus Dalis vorbei die Olivenhaine hinauf schlängelt, den Blick auf das Mittelmeer freigibt und schließlich über schnelle Auf- und Abfahrten im östlichsten Punkt Spaniens in einem entlegenen Leuchtturm-Restaurant gipfelt. Famos! Für den Nervenkitzel sorgen zusätzlich kräftige Seitenwinde, spitze Steine, loser Schotter und die nächtliche Rückfahrt nach Wein und Paella. Eine Strecke, so abwechslungsreich wie die Bikes im Testfeld.

Was ist das beste Allroad-Bike?

Das beste Allroad-Bike zu küren ist keine leichte Aufgabe. Zu unterschiedlich sind die verschiedenen Einsatzgebiete, Fahrstile und Streckenbeschaffenheiten. Dennoch gibt es viele sinnvolle Features, innovative Neuerungen und gut durchdachte Gesamtkonzepte, die sich vergleichen lassen. Ebenso wichtig ist für uns der Fahrspaß! Bikes, die optimal für ihren Einsatzzweck konzipiert und ausgestattet wurden und durch ihre Fahreigenschaften dazu motivieren, die extra Meile zu machen, sorgen am Ende für die beste Zeit im Sattel.

Testsieger: SCOTT Solace eRide

Scott Solace eRide 10 | Zum Test

Das breiteste Grinsen, die vielfältigsten Einsatzmöglichkeiten und das hochwertigste Gesamtpaket. Kein anderes Bike im Test konnte auf so viele verschiedene Arten glänzen.
Das SCOTT Solace eRide überzeugt mit seiner Vielseitigkeit, durchdachten Features, scharfen Optik und enormen Fahrspaß selbst die E-Bike Skeptiker und holt sich den verdienten Sieg. Herzlichen Glückwunsch!

Kauftipp: MERIDA SCULTURA ENDURANCE 9000

MERIDA SCULTURA ENDURANCE 9000 | Zum Test

Merida interpretiert Allroad sportlich und das steht dem SCULTURA ENDURANCE 9000 verdammt gut. Eine High-End Ausstattung kombiniert mit enormen Vortrieb, reaktiven Handling, schicker Optik und einem überdurchschnittlichen Fahrspaß zum unterdurchschnittlichen Preis machen das SCULTURA ENDURANCE 9000 eindeutig zum Kauftipp.

All roads lead to Rome

Kein Allroad-Bike gleicht dem anderen. Die verschiedenen Brands gehen das Thema Allroad-Bike sehr unterschiedlich an. Sie verwenden ausgefallene technische Lösungen, um ein Plus an Komfort zu generieren, integrieren kompakte E-Antriebe und interpretieren das breit gefasste Segment aus vielen verschiedenen Perspektiven. Klasse für uns! Denn die Vielfalt an Roadies und deren Bedürfnisse verlangen nach einer bunten Auswahl. Damit ihr euch in dieser Flut von unterschiedlichen Bikes nicht alleine zurechtfinden müsst, haben wir euch in diesem Vergleichstest Orientierungshilfen bereitgestellt. So findet ihr das beste Allroad-Bike für euch.

Alle Bikes im Test: Argon 18 Krypton | Merida Scultura Endurance 9000 | Parapera Atmos^2 | Pinarello x | Rondo Ratt CF | Rose Reveal Plus | Scott Solace eRide 10 | Specialized Roubaix Comp | Trek Domane SLR 7 AXS Gen 4


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Text: Jan Richter Fotos: Jan Richter Robin Schmitt