Specialized Roubaix steht als Synonym für Allroad schlechthin. Doch der Allroad-Opi aus dem Jahr 2019 hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Kann sich die gefederte Front und das flexende Heck weiterhin in unserem Allroad-Vergleichstest behaupten? Wir zeigen es euch!
Dieses Bike wurde im Rahmen des Allroad-Vergleichstests 2023 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Allroad-Bikes erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2023 – 10 Allroad-Bikes im Test
Beim Specialized Roubaix Comp sagt der Name schon alles. Das vom Klassiker Paris-Roubaix und den markanten Kopfsteinpflastern inspirierte Bike setzt mit der integrierten Federung voll auf Komfort und geht hier weiter als jedes andere Bike im Test.
Dabei setzt Specialized nicht nur mit dem Roubaix Maßstäbe im Dropbar-Segment. Auch das Specialized Diverge STR-Gravel-Bike mit aktiver Federung am Heck verschiebt die Grenzen des Möglichen und teilt sich ganz nebenbei die gefederte Front mit unserem Testbike Roubaix Comp.
Specialized hat es verstanden, dass Komfort nicht allein durch breitere Reifen mit geringerem Luftdruck zu lösen ist und geht neue Wege. Für 5.600 € ist das Roubaix zwar das zweitgünstigste Bike im Test, setzt dabei aber auch auf eine drittklassige Ausstattung.
Wie sich das Specialized Roubaix Comp in unserem Vergleichstest auf katalanischen Küstenstraßen und steilen Leuchtturm-Climbs schlägt, erfahrt ihr hier.
Federung mal anders – Das Specialized Roubaix dreht die Teleskopfederung um
Specialized legt beim Roubaix den Fokus auf Funktion, vernachlässigt dabei aber die bei Specialized so wichtige Optik des Rades. Aber das ist nicht weiter schlimm, denn das Bike, das schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, ist bis obenhin mit Features vollgestopft. Dabei bestimmen vor allem die Federung an der Front und der erweiterte Flex am Heck die Optik maßgeblich.
Durch die integrierte Teleskopfederung und die Positionierung des Federungsbereichs über dem Gabelschaft ist die Front hoch und wenig sportlich. Einen aggressiven Look ohne Spacerturm lässt sich am Roubaix leider nicht erzielen. Auch das Verstellrädchen über dem Vorbau raubt der Front den sportlichen Look. Passend zu der bereits hohen Front setzt Specialized, wie übrigens auch ROSE am REVEAL PLUS, auf einen Lenker mit zusätzlichem Rise. Die funktionale Optik macht dabei durchaus Sinn und zeigt, was das Bike kann. Doch auch ein Allroad darf sexy aussehen und Lust auf Radfahren machen.
Am Heck setzt Specialized auf eine clevere Lösung, um den Klemmbereich der Sattelstütze nach unten zu versetzen und den flexenden Bereich der Stütze zu vergrößern. Leider mangelt es hier etwas an der Ausführung. Die Klemmung ist unhandlich und etwas schwer zu erreichen, mit der organischen Abdeckung ist sie zwar gut geschützt, aber optisch ist es dennoch nicht schön gelöst. Hier ist die Lösung von ROSE mit runtergesetzter Klemmung besser gelungen.
Davon abgesehen, hält sich das Specialized optisch zurück. Dazu trägt auch die dezente dunkelrote, leicht durchsichtige Lackierung bei. Bei direkter Sonneneinstrahlung und richtigen Bedingungen sieht man sogar leicht die Carbonstruktur durchscheinen.
Doch genug zum Design, die Ausstattung des Roubaix hat auch die ein oder andere Zeile verdient. Der Preis von 5.600 € ist für Specialized eher Mittelklasse und entsprechend ist auch die Ausstattung.
Der Laufradsatz von DT Swiss mit R470-Felgen ist eher mittelmäßig, passt aber zu den Specialized Turbo Pro-Reifen in 32C. Diese treiben die Reifenfreiheit auch schon fast ans Maximum von 33C. Für zuverlässige Gangwechsel setzt Specialized auf eine SRAM Rival AXS-Gruppe in 2-fach-Ausführung. Die 46/33 sowie 11–36-Übersetzung bieten ausreichend Bandbreite für steile Anstiege und sind für den Preis absolut passend. Trotzdem bekommt man für etwas mehr Geld von Argon 18 und MERIDA besser gespecte Bikes. Auch das etwa gleichpreisige Bike von Pinarello bekommt mit der Shimano 105 Di2 eine zwar ähnlich bepreiste, aber funktionalere Schaltgruppe.
Specialized Roubaix Comp
5.600 €
Ausstattung
Sattelstütze S-Works Pave
Bremsen SRAM Rival eTap AXS 160 mm
Schaltung SRAM Rival eTap AXS 2x12
Vorbau Specialized 100 mm
Lenker Specialized Hover Comp 420 mm
Laufräder dt swiss r470
Reifen Specialized Turbo Pro 700x32c
Technische Daten
Größe 44 49 52 54 56 58 61 64
Gewicht 8,74 kg
Besonderheiten
Rot schimmernde Lackierung mit Carbon-Optik
Clever gedämpfter Gabelschaft für extra Komfort
Viel Flex in der Sattelstütze durch individuelle Klemmung
Specialized Turbo Pro als coole Allroad-Bereifung
Technische Wunderkiste – Specialized Roubaix Comp
Was die Optik vermissen lässt, hat Specialized in das Fahrverhalten und die Umsetzung der Federung gesteckt. Die Dämpfung an der Front bügelt nicht nur jede Unebenheit glatt, sie ist auch einfach zu bedienen und ohne Probleme während der Fahrt einzustellen. Leider ist die Einstellbarkeit etwas begrenzt, denn für manche Situationen wünscht man sich einen kompletten Lockout für ein direkteres Feeling. Zudem neigt die Federung zum Schmatzen, was auf Dauer etwas nervig sein kann.
Auch wenn die Compliance am Heck nicht an das ausgeklügelte System von Wilier oder Trek heranreichen kann, überzeugt der Flex in der Sattelstütze. Im Vergleich ist das Roubaix sogar viel komfortabler als das ROSE REVEAL PLUS mit ähnlicher Lösung.
Specialized ist es gelungen, mit den beiden Federelementen ein passendes Gleichgewicht zu schaffen: Der Komfort am Heck passt ideal zur Front und bügelt Schläge und Vibrationen sauber glatt.
Auch das restliche Fahrverhalten macht einen durchdachten und ausgereiften Eindruck. Die hohe Front sorgt für viel Sicherheitsgefühl und eine zentrale Sitzposition. Gepaart mit dem berechenbaren, aber trotzdem agilen Lenkverhalten ergibt sich ein Bike, das dem Fahrer schnell viel Selbstvertrauen und Fahrsicherheit vermittelt. In manchen Situationen täuscht das allerdings etwas über die natürlichen Limitationen des Bikes hinweg, man wird schnell übermütig und mutet dem Bike mehr zu, als am Allroad möglich ist. Auch wir haben das Bike etwas überschätzt und uns einen Platten auf der Gravelpiste geholt.
Auch wenn bei Allroad der Fokus nicht auf einem spritzigen und reaktiven Antritt liegt, haben wir am Roubaix etwas Fahrspaß vermisst. Gerade in schnellem Gelände sind Bikes wie das MERIDA SCULTURA ENDURANCE 9000 oder das Wilier GranTurismo SLR die bessere Wahl.
Wie auf Wolken, so ist das Fahrverhalten am Specialized Roubaix Comp.
Für wen ist das Specialized Roubaix Comp?
Das Specialized Roubaix Comp ist ein solides Bike mit vielen Einsatzzwecken. Von Daily-Driver und Commuter bis Langstrecken-Renner ist mit dem Roubaix alles möglich. Das einsteigerfreundliche Bike ist ideal, wenn Komfort und Sicherheitsgefühl an erster Stelle stehen. Vortrieb und Speed bleiben dabei jedoch etwas auf der Strecke, was aber für ein Allroad-Bike mit solchen Features zu erwarten ist. Limitiert wird das Bike leider durch die fehlenden Anschraubpunkte für Tasche und Schutzbleche sowie die geringe Reifenfreiheit von 33 mm.
Tuning-Tipp:Schutzbleche zum Anstecken / Clip-on für Fahrspaß bei jedem Wetter
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit zum Specialized Roubaix Comp
Auch wenn das Specialized Roubaix Comp schon etwas in die Jahre gekommen ist, schlägt es sich durchaus wacker im Vergleich zu den anderen Allroad-Bikes. Vor allem der hohe Komfort und die clevere Integration der Dämpfungselemente zeichnen das Bike aus. Leider nimmt die geringe Reifenfreiheit dem Bike etwas Vielseitigkeit. Doch selbst die Einschränkung auf Asphalt und leichtem Gravel qualifizieren das Roubaix für einen Platz auf jeder Wunschliste.
Tops
- Bike mit der besten Federung an der Front
- fehlerverzeihendes langstreckentaugliches Fahrverhalten
Flops
- unauffällige, in die Jahre gekommene Optik
Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2023 – 10 Allroad-Bikes im Test
Alle Bikes im Test: Argon 18 Krypton (Zum Test) | Merida Scultura Endurance 9000 (Zum Test) | Parapera Atmos² (Zum Test) | Pinarello x (Zum Test) | Rondo Ratt CF (Zum Test) | Rose Reveal Plus (Zum Test) | Scott Solace eRide 10 (Zum Test) | Specialized Roubaix Comp | Trek Domane SLR 7 AXS Gen 4 (Zum Test) | Wilier Granturismo SLR (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
Text: Calvin Zajac Fotos: Robin Schmitt