RONDO Ratt 2023 im Allroad-Vergleichstest

RONDO und markantes Design gehören zusammen wie Currywurst und Pommes. Doch hat es RONDO mit den poolnudelgroßen Reifen am Allroad-Bike Ratt CF zu weit getrieben? In unserem Vergleichstest muss sich das Ratt gegen gestandene und ausgereifte Allroad-Bikes behaupten und wird auf Herz und Nieren getestet.

Dieses Bike wurde im Rahmen des Allroad-Vergleichstests 2023 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Allroad-Bikes erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2023 – 10 Allroad-Bikes im Test

RONDO, der polnische Hersteller von Dropbar-Bikes, kann und will nicht klassisch. Wer einen Blick in das Portfolio wirft, stellt fest, keines der Bikes ist auch nur ansatzweise gewöhnlich. Der Hersteller versucht das Thema Bike neu zu denken und das sieht man. Die Bikes stechen durch optisch wie technisch neue Ansätze hervor. Mit dem HVRT haben sie ein wildes Road- bzw. Gravelbike mit Flip-Chip und krasser Reifenfreiheit im Programm – und das Ganze natürlich Aero. Ähnlich versucht auch unser Testbike Ratt CF Allroad neu zu erfinden. Das Bike vereint nicht nur ein polarisierendes, unorthodoxes Design, technische Spielereien und durchdachte Lösungen, nein, auch verrückte Ideen, wie die großen Reifen und die aggressive Sitzposition, lassen das Ratt aus dem Testfeld herausstechen. In dem Testfeld aus eher konventionellen Allroad-Bikes, die wenig Anlass für Kritik bieten, überrascht das RONDO Ratt mit spannenden Ansätzen, polarisiert mit einem außergewöhnlichen Look und einem eigenwilligen Charakter.

RONDO Ratt CF – Gottesanbeterin oder Allroad-Bike?

Auf den ersten Blick fragen wir uns immer, was fällt am Bike auf, doch beim RONDO Ratt ist das anders und stattdessen stellt man sich die Frage, was an dem verrückten Bike eigentlich nicht auffällt? Klar, als Erstes springt das Design ins Auge: Das Bike ist grazil, aber trotzdem massiv, kantig, aber organisch und wirkt wie ein Gefährt aus einer anderen Welt. Mit dem abgeflachten, eckigen Steuerrohr, dem Knick in der Gabel und dem extrem filigranen Hinterbau wirkt das Ratt schon fast wie ein Insekt – der Vergleich zur Gottesanbeterein geht uns hier nicht mehr aus dem Kopf. In sich ist das Design aber stimmig und passt zum Image des polnischen Herstellers. Passend ist auch der massive Vorbau, ebenfalls eine Eigenentwicklung von RONDO, passt er doch perfekt in das Design und ermöglicht eine interne Zugverlegung. Besonders sportlich macht unser Bike natürlich auch der Verzicht auf Spacer unter dem Vorbau. Was zwar nicht unbedingt einer komfortablen Sitzposition zuträgt, lässt das Bike jedoch aggressiv und schnell wirken.

Der montierte Easton EC 70 SL-Carbonlenker mit einer Breite von 440 mm überzeugt sowohl durch Ergonomie und Haptik als auch die Materialwahl. Zu dem Preis von 4.699 € ist ein Carbonlenker auf jeden Fall ein Pluspunkt. Eines der Erkennungsmerkmale des Ratt sind die 47C breiten Vittoria Terreno Zero-Reifen in 650B. Montiert auf den RONDO x Hunt-Laufrädern bringt die Kombination das Ratt in Sachen Reifenfreiheit an die Grenzen des Möglichen. Als einziges Bike im Testfeld setzt RONDO auf eine mechanische Schaltung und eine Gravel-Gruppe. Die analoge Shimano GRX r810-2-fach-Gruppe bietet eine perfekte Übersetzung, um die steilsten Anstiege zu erklimmen. Doch selbst hier kann RONDO es nicht lassen und bringt die eigene Würze mit ins Spiel. Die 11–32-Kassette am Heck ist, anders als erwartet, nicht aus dem Hause Shimano. Das RONDO Ratt kommt stilecht mit schwarzem SunRace-Ritzelpaket. Eine interessante Wahl: Wir konnten darin keinen Vor- bzw. Nachteil gegenüber Shimano-Teilen erkennen. Ein paar nette Details verstecken sich noch an der Gabel. Der Flip-Chip am vorderen Ausfallende lässt die Position und das Lenkverhalten individualisieren. Zusätzlich ist die Gabel für einen Nabendynamo und eine passende Kabelverlegung vorbereitet.

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Größe	S	M	L	XL
Sattelrohr	490 mm	520 mm	540 mm	570 mm
Oberrohr	532 mm	550 mm	565 mm	586 mm
Steuerrohr	110 mm	135 mm	160 mm	190 mm
Lenkwinkel	72,2°	72,2°	72,2°	72,2°
Sitzwinkel	73,0°	73,0°	73,0°	73,0°
Kettenstrebe	415 mm	415 mm	415 mm	415 mm
BB Drop	70 mm	70 mm	70 mm	70 mm
Radstand	986 mm	1.005 mm	1.021 mm	1.037 mm
Reach	369 mm	380 mm	388 mm	400 mm
Stack	534 mm	557 mm	581 mm	610 mm

RONDO Ratt – Wild, ungezähmt, unbequem, aber unglaublich spaßig

Das RONDO Ratt sticht nicht nur durch sein außergewöhnliches Auftreten heraus. Auch in Sachen Fahrverhalten ist es ein Bike, das aus dem wenig überraschenden Einheitsbrei solider Allroad-Bikes hervorsticht. Es kann nicht alles perfekt, ist bei Weitem nicht das schnellste Bike im Anstieg und nicht das komfortabelste auf grobem Asphalt. Es hat Ecken und Kanten, doch das ist es gerade, was das Ratt besonders macht. Die sehr sportliche Sitzposition, mit der agilen und präzisen Front, ist perfekt, um die schnellsten und wendigsten Abfahrten herunterzurauschen. Mit den fetten Vittoria-Reifen klebt das Bike auch in dreckigen Kurven und auf grobem Asphalt auf der Straße. Doch nicht nur hier überzeugt die Reifenbreite. Das bisschen Komfort, das das Bike bietet, kommt nahezu komplett aus den überdimensionierten Reifen. Im Anstieg und bei schneller Fahrt in der Ebene steht der große Pneu dem Bike allerdings im Weg. Man merkt deutlich die Performanceeinbuße und am Berg wünscht man sich am liebsten einen Motor ans Bike. Was hier schadet, bringt einiges an Potenzial für Offroad-Ausflüge und Trips abseits der Straße, macht es aber noch nicht zum Gravel-Bike. Denn selbst in unserem Gravel-Race-Vergleichstest 2023 wäre das RONDO Ratt mit 47C-Reifen ein Exot. Im direkten Allroad-Vergleich steht dem Bike vor allem die aggressive Sitzposition im Weg. Eine höhere Front und zurückhaltende schmalere Reifen würden dem Ratt mehr Allroad-Charakter verleihen. Doch damit nimmt man dem Bike, was es ausmacht und was es definiert. Es ist ein wildes Bike, das auf Geschwindigkeit und Grip steht, nicht über den nächsten Anstieg nachdenkt und einfach Spaß haben will. Und so soll es auch bleiben.

So viel Chaos und Spaß machen das Bike am Ende rund und faszinierend.

Für wen ist das RONDO Ratt?

Das RONDO Ratt ist für alle mit einem Road- und Gravelbike im Keller, denn ersetzen kann es keines von beiden. Es ist kein klassisches Allroad, ersetzt weder bekannte Formate, noch möchte es das. Es ist für alle, die sich auf das Konzept Ratt einlassen wollen, auf gewagtes innovatives Design stehen und auf der Suche nach Extremen sind. Klar muss sein: Das RONDO Ratt kommt ohne großes Alltags-Potenzial, es ist weder ein Commuter noch das Bike fürs Training oder die Langstrecke. In seinem schmalen Einsatzbereich kann das RONDO Ratt allerdings glänzen. Es steht auf schnelle, kurvenreiche Abfahrten, stört sich nicht an Schotter auf der Straße, lässt 650B auferstehen – und bringt dabei einfach nur puren Fahrspaß.

Tuning-Tipp: mit Flip-Chip und Reifendruck experimentieren

Fazit zum RONDO Ratt

RONDO hat mit dem Ratt ein spezielles Bike im Test, das aus dem zurückhaltenden Allroad-Testfeld heraussticht. Es überzeugt durch das außergewöhnliche Design und das wilde Fahrverhalten – sei es auf schnellen Abfahrten oder Schotterpisten. Durch den Hang zu Extremen macht es auch seine Schwächen wieder wett. Ein spezielles Bike, das – wenn man sich darauf einlässt – ins Herz schließt und dann nicht wieder hergeben möchte. Kein Bike für alle, aber definitiv ein Bike zum Spaß haben.

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Mehr Informationen findet ihr unter rondo.cc

Das Testfeld

Dieses Bike wurde im Rahmen des Allroad-Vergleichstests 2023 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Allroad-Bikes erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2023 – 10 Allroad-Bikes im Test

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Text: czajac Fotos: Jan Richter