„Argonaut Road Bike“ – in einer Zeit zunehmend kryptischer Modellbezeichnungen ein erfrischend simpler Name. Der opal-grüne und maßgeschneiderte Edel-Exot aus Oregon ist mit 13.500 € das teuerste Rad im Test. Eine überhypte Luftblase aus Carbon oder das begehrenswerteste Traum-Bike aller Zeiten?

Das Rad ist Teil eines alten Vergleichstests. Hier findest du den aktuellen GRAN FONDO-Rennrad-Vergleichstest.

Argonaut Road Bike | 6,85 kg | 13.500 €

Klassische Rahmenformen, traditionelle Ästhetik und moderne Highend-Komponenten: Von Weitem mag es den Anschein erwecken, als stünde hier ein moderner Stahlklassiker. Doch aus der Nähe betrachtet, ist das Argonaut eines der schönsten Carbon-Bikes, das wir seit Langem getestet haben. Der glänzend-grüne Lack des maßgefertigten Rahmens erlaubt dem Betrachter den Blick auf die schemenhaft erkennbaren Carbon-Fasern und zieht sich ebenfalls über Gabel und Vorbau des Argonaut. Chris King-Komponenten in frischem Pink an Steuersatz, Naben und Tretlager sorgen für Kontrast und verleihen dem Gesamtpaket das gewisse Etwas. Die SES 3.4 Carbon-Felgen stammen wie das Cockpit und die Sattelstütze aus dem Hause ENVE.

Auf dieses Bike kann man absolut jeden setzen. Wer damit keinen Spaß hat, sollte sich ein anderes Hobby suchen

Argonaut montiert die komplette Shimano Dura-Ace R9170 Di2-Schaltgruppe mit 140-mm-Rotoren an Front und Heck und rundet das Gesamtpaket mit Continental GP 4000 S II ab. Einzig die extern montierte Di2-Junction-Box unter dem Vorbau ist ein, wenn auch kleiner, optischer Fauxpas. In der getesteten Konfiguration bringt das Argonaut gerade einmal 6,85 kg in Größe 56 auf die Waage und wird seinen zukünftigen Eigentümer beachtliche 13.500 € kosten – dabei ist die Ausstattung nicht festgelegt und kann frei konfiguriert werden. Wer lediglich das Rahmenset erwerben möchte, sollte ca. 6.350 € (je nach Wechselkurs) angespart haben.

Das Argonaut Road Bike im Detail

Schaltung Shimano Dura-Ace Di2 R9170 2 x 11
Übersetzung 52/36T und 11–30T
Bremsen Shimano Dura-Ace BR-917 140/140 mm
Sattelstütze ENVE Road Carbon 25 mm Setback
Vorbau ENVE Road Stem Carbon 110 mm
Lenker ENVE Road Bar Compact 420 mm
Laufräder ENVE SES 3.4 Disc
Reifen Continental GP 4000 SII 25C

Rundum eckig
Rund kann jeder! Um die gewünschten Rohreigenschaften zu erlangen, hat Argonaut die Rohrsätze für das Road Bike leicht viereckig geformt.
Ausgeklügelt
Die Sitzstreben sind mit Alu-Einsätzen in den Ausfallenden verschraubt. Das sorgt für mehr Haltbarkeit der Ausfallenden und gibt Spielraum für die Konfiguration: Thru-Axle oder Schnellspanner?
Das Beste aus beiden Welten
Der T47-Tretlagerstandard kombiniert die Vorzüge eines Pressfitlagers mit denen eines BSA-Innenlagers.
ENVE-Schönheitsfehler
Auch wenn die Di2-Junction-Box sauber mit Spacern montiert wurde, würde sie uns ins Lenkerende integriert besser gefallen. Mit den derzeit erhältlichen ENVE-Lenkern ist das jedoch leider nicht möglich.

Die Geometrie des Argonaut Road Bike

Das Argonaut Road Bike im Test

Das Argonaut beschleunigt solide und ausreichend leichtfüßig. Im Antritt zeigt es sich zwar flink, aber mit eher zurückhaltender Agilität. Einmal auf Geschwindigkeit, verhält es sich ausgesprochen effizient in der Ebene und profitiert in Anstiegen von seinem niedrigen Gewicht. Der wirkliche Wow-Faktor erwartet uns jedoch am ersten Kurveneingang: Aufgrund des perfekt ausbalancierten Handlings wird man auf dem Argonaut zum Kurvenkönig. Dabei zeigt sich das Rad agil, aber nicht unruhig; direkt, aber nicht nervös; laufruhig, aber nicht träge. Da man die Kurvenlage kinderleicht dosieren kann, vermittelt das Argonaut ein unglaublich hohes Maß an Vertrauen und Sicherheit.

Tuning-Tipp 160-mm-Bremsscheibe vorne
Helm POC Ventral Air SPIN | Brille Oakley Flight Jacket | Jersey Café du Cycliste Marine | Bibs Café du Cycliste Josephine | Socken Rapha Pro Team Socks Long | Schuhe Shimano S-PHYRE RC9

Wie bei einem Auto mit Parksensor kann man sich mit dem Argonaut spielerisch an den Grenzbereich herantasten. Apropos Grenzen: Die lediglich 140 mm kleine Bremsscheibe an der Front kann bei langen Abfahrten und bei Fahrern mit etwas höherem Gewicht schneller überhitzen. Hier empfehlen wir sicherheitshalber einen 160-mm-Rotor.

Seinen Komfort verdankt das Argonaut nicht nur einem Faktor, sondern allen Komponenten. So verfügt jede Komponente über ein gewisses Maß an Compliance, wodurch das gesamte System an Komfort gewinnt: Vibrationen werden gedämpft und große Schläge verlieren ihren Schrecken, ohne dass das Bike schwammig wirkt. Wir haben uns an den Komfort und die Langstreckentauglichkeit hochwertiger Stahlrahmen erinnert gefühlt.

Fazit

Das Argonaut Road Bike ist der Carbon gewordene Traum aller Stahlrahmen-Fans. Mit seinem äußerst harmonischen und ausbalancierten Handling ist es die perfekte Wahl für Einsteiger, für Wochenendhelden oder für Profis, die in ihrer Freizeit einfach eine gute Zeit wollen. Es ist beinahe bedauerlich, dass aufgrund des Preises nicht jeder in den Genuss eines Argonaut-Bikes kommen kann. Für den Testsieg fehlt dem Bike einzig das letzte Quäntchen Spritzigkeit im Antritt.

Tops

  • perfekt ausbalanciertes Handling
  • sehr hohes Sicherheitsgefühl
  • „Draufsetzen-und-vergessen“-Gefühl
  • Maßanfertigung mit grenzenlosen Möglichkeiten zur Individualisierung

Flops

  • 140-mm-Bremsscheibe vorne ist für Einsteiger etwas unterdimensioniert
  • Shimano Di2-Junction-Box unter dem Vorbau

Mehr Infos unter: argonautcycles.com

Das Rad ist Teil eines alten Vergleichstests. Hier findest du den aktuellen GRAN FONDO-Rennrad-Vergleichstest.

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Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #011

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Text: Fotos: Valentin Rühl