GHOST hat mit dem ASKET Advanced ein erschwingliches und robustes Gravel-Bike im Angebot, das aufs Wesentliche reduziert ist. Alu-Rahmen, aufrechte Sitzposition, dazu ein Haufen Anschraubpunkte über den Rahmen verteilt und ein verrückter Teile-Mix. Ist das alles zu wenig oder genau das, worauf es ankommt?
Dieses Bike wurde im Rahmen des Adventure-Gravel-Vergleichstests 2024 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Adventure-Bikes erhaltet ihr hier:
Es sind die einfachen Dinge im Leben, die glücklich machen: Raus in die Natur, Radfahren, die Hängematte irgendwo zwischen zwei Bäume klemmen und die Baked Beans überm Lagerfeuer in der Dose verbrennen lassen, weil die Mücken einen ärgern. In Sachen Gravel-Bike kann es für solche Abenteuer ebenfalls richtig puristisch zugehen. Ein Bike ohne Schnickschnack wie High-End-Carbon und Suspension, dafür eins, was viel abkann, an das viel dran kann, auf dem man überall durchkommt und bei dem die Teile vor allem funktionieren sollen. Das GHOST ASKET Advanced ist genau so ein Bike. Kann das günstigste und schwerste Bio-Bike im Test mit dieser Simplizität die High-End-Kontrahenten ausstechen?
GHOST ASKET Advanced – Bloß nicht zu viel ist zu wenig?
Gleich auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass es beim GHOST ASKET Advanced nicht um die äußeren Werte geht, denn das Design kommt komplett ohne Glamour aus. Anders gesagt, ist es einfach ein richtig ehrlicher Look, der gar nicht erst versucht, den verhältnismäßig günstigen Preis von 2.199 € zu verstecken. Dicke Schweißnähte, fette Schrauben in den Ösen, keine filigranen Designdetails, keine Cockpit-Kabelintegration: einfach ein funktionales Erscheinungsbild. Immerhin gibt es den ASKET-Signatur-Knick in den Sitzstreben, der den langen Radstand noch ein wenig mindert. Auch die Lackierung wirkt wenig glamourös. Der Farbton „Metallic rusted dark red“ weckt wenig Emotionen, kann aber Kratzer und Dreck gut verstecken. Richtig glänzen kann das GHOST ASKET Advanced allerdings bei den Anschraubpunkten. Davon gibt es nämlich eine ganze Menge: drei für Flaschenhalter (zwei im Rahmen, einer am Tretlager), auf dem Oberrohr und darunter sowie an der Gabel. Sogar eine Ständer- und Gepäckträgermontage ist damit möglich. Damit bietet es deutlich mehr Gewindeösen als der Rest des Testfeldes.
Tuning-Tipp: Dropper Post und breitere Reifen für mehr Offroad-Einsätze
Die Komponenten preist GHOST beim ASKET Advanced als „High-End-Ausstattung“ an. In Wirklichkeit ist es aber eine wilde Mischung verschiedener Gruppen der Shimano GRX-Serie. Die hydraulischen Shimano GRX BR-RX400-Scheibenbremsen beispielsweise sind gemixt mit Shimano GRX ST-RX600-Bremshebeln. Kurbelsatz und Schaltwerk kommen hingegen aus der Shimano GRX 800er-Familie. Auch der Laufradsatz ist „bunt“ gemischt. Dieser besteht aus einer Shimano 105er-Nabe – die ja eigentlich zur Road-Sparte gehört – und einer günstigen WTB ST i25-Mountainbike-Felge. Irgendwie nicht ganz stimmig, aber vor allem nicht High-End. Viel wichtiger als das Label sollte aber natürlich die Funktion sein, die bei der gesamten Shimano GRX-Familie gegeben ist. Die restlichen Anbauteile sind, ebenso wie der Rahmen, aus Alu und kommen entweder direkt von GHOST oder sind ohne Label. Dabei sticht besonders der Lenker mit einer Breite von 480 mm heraus. Die Drops sind dabei extrem tief und unergonomisch, da sie nicht waagerecht, sondern schräg nach unten auslaufen. Mit 10,98 kg ist das GHOST ASKET Advanced das schwerste Bio-Bike im Test bei einem Kostenpunkt von 2.199 €. Für 200 € mehr gibt es die EQ (Equipped)-Variante mit dreiteiligem Taschen-Setup von ACEPAC.
Tuning-Tipp: kleineres Kettenblatt für Abenteuerfahrten
Ghost Asket Advanced
2.199 €
Ausstattung
Gabel Starrgabel
Sattelstütze GNO 51
Bremsen Shimano GRX 160/160 mm
Schaltung Shimano GRX Mix 1x11
Vorbau Deda 70 mm
Lenker 480 mm
Reifen Maxxis Ravager 28"
Technische Daten
Größe XS S M L XL
Gewicht 10,98 kg
Besonderheiten
robustes Alu-Bike mit fetten Schweißnähten
Mix aus verschiedenen GRX-Gruppen beim Antrieb
starke Offroad-Performance
sehr starkes Preis-Abenteuer-Verhältnis
Größe | XS | S | M | L | XL |
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Oberrohr | 535 mm | 563 mm | 586 mm | 515 mm | 639 mm |
Sattelrohr | 410 mm | 450 mm | 485 mm | 525 mm | 560 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 130 mm | 160 mm | 190 mm | 220 mm |
Lenkwinkel | 69,5° | 69,8° | 70,1° | 70,4° | 70,7° |
Sitzwinkel | 73,8° | 73,7° | 73,7° | 73,6° | 73,6° |
Kettenstrebe | 440 mm | 440 mm | 440 mm | 440 mm | 440 mm |
Tretlagerabsenkung | 71,6 mm | 71,5 mm | 66,5 mm | 66,5 mm | 61,5 mm |
Radstand | 1.049 mm | 1.076 mm | 1.098 mm | 1.126 mm | 1.150 mm |
Reach | 373 mm | 392 mm | 407 mm | 427 mm | 444 mm |
Stack | 558 mm | 587 mm | 612 mm | 641 mm | 666 mm |
GHOST ASKET Advanced – Easy Adventure Rider
Auf(recht) geht es ins Abenteuer! Auf dem GHOST ASKET Advanced sitzt es sich sehr komfortabel und entspannt. Das lange Steuerrohr und der kurze Vorbau laden zum Cruisen ein. Das sorgt für ein richtig entspanntes Fahrgefühl und vermittelt gute Laune beim Dahinrollen. Überraschenderweise ist das Gravel-Bike dennoch sehr wendig. Biegt man auf den Trail ab, sind auch schnelle Rides kein Problem. Die aufrechte Sitzposition in Verbindung mit dem breiten Lenker und kurzen Vorbau resultiert in viel Kontrolle ergo einem großen Sicherheitsgefühl, fast wie auf einem MTB. Das Gefühl, alles im Griff zu haben, verlässt einen so fast nie. Nur in sehr steilen Anstiegen wird das GHOST ASKET Advanced etwas nervös, vor allem im Wiegetritt.
Aber das ist sowieso nicht die bevorzugte Disziplin des GHOST ASKET Advanced. Die viel zu geringe Bandbreite der Schaltung mit einer 11–42-Kassette und 40er-Kettenblatt machen steile Anstiege schnell zur Schiebepassage, was natürlich auch mit dem hohen Eigengewicht zu tun hat. Schnallt man nun noch Gepäck ans Bike, wofür es ja eigentlich prädestiniert ist, werden selbst leichtere Steigungen zur Challenge. Eine Mullet-Schaltung wäre hier ein ideales Match für das GHOST ASKET Advanced. Überraschend gut ist hingegen die Compliance. Die Kombination aus Rahmen und breiten Felgen dämpft ganz ordentlich, trotz mit 40 mm relativ schmalen MAXXIS Ravager EXO-Reifen. Gut, dass noch 10 mm mehr Reifen in den Rahmen passen. Die Ravager rollen auf der Straße eher schlecht, im Gelände dafür ziemlich gut. Genügend Grip gibt es obendrauf.
Ohne Hokuspokus, aber dafür mit richtig viel Adventure-Genen.
Für welche Abenteuer ist das GHOST ASKET Advanced?
Ihr sucht ein Bike für Lagerfeuer-Bikepacking-Trips, um mit Gepäck und im Wald zu schlafen? Gleichzeitig möchtet ihr aber die Gewissheit haben, nicht sofort das teure High-End-Carbon zu zerstören, wenn mal was schiefgeht? Dann ist das GHOST ASKET Advanced ein passender Kandidat für euch. Es vereint Abenteuer-Bereitschaft für Erkundungstouren sowie Bikepacking-Abenteuer mit allem möglichen Equipment und über alle möglichen Untergründe. Dazu ist es noch ziemlich robust, wodurch es absolut alltagstauglich wird. Das reicht vom Pendeln bis zur Mitnahme im Zug. Es ist genau das Richtige für alle, die die Lösung „keep it simple“ verfolgen. Aber auch wer großen Offroad-Fahrspaß zum kleinen Preis sucht, wird hier fündig.
Fazit zum GHOST ASKET Advanced
Das GHOST ASKET Advanced ist ein einfaches, unkompliziertes und robustes Bike, was man ihm auch ansieht. Für einen verhältnismäßig günstigen Preis gibt es neben einem wilden Teile-Mix ein robustes Fahrrad mit vielen Einsatzmöglichkeiten. Der Fokus liegt aber auf Offroad-Abenteuern mit Gepäck und Gitarre spielen am Lagerfeuer. Wenn Rekorde sowie High-End-Komponenten eine untergeordnete Rolle spielen und Simplizität und Fahrspaß umso wichtiger sind, kann das GHOST ASKET Advanced allerdings als Adventure-Buddy auftrumpfen.
Tops
- sehr hohes Preis-Leistungs-Abenteuer-Verhältnis
- robuste Teile und Rahmen, perfekt für jedes Abenteuer
- starke Offroad-Performance für Wege abseits der Straßen
Flops
- versprochene High-End-Ausstattung nicht reell
- keine optischen Highlights
Für mehr Infos besucht ghost-bikes.com
Das Testfeld
Dieses Bike wurde im Rahmen des Adventure-Gravel-Vergleichstests 2024 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Adventure-Bikes erhaltet ihr hier:
Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | BMC URS 01 ONE | Cannondale Topstone Carbon 1 Lefty | Canyon Grizl CF SLX 8 Force AXS Trail | Falkenjagd ARISTOS TRAIL GRAVEL | Focus Atlas 8.8 | Ghost Asket Advanced | Giant Revolt X | Merida Silex 10k | Mondraker Dusty XR | Orbea Terra M21e Team Custom M | Ridley Kanzo Adventure | Rose Backroad AL Plus | Santa Cruz Stigmata | Scott Solace Gravel eRIDE 10 | Specialized Diverge STR Pro | Trek Checkpoint SL 7 AXS | Wilier Adlar | YT Industries Szepter Core 4
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Text: Martin Staffa Fotos: Jan Richter