Schickes Bike zum kleinen Preis und durchgehend Rückenwind? Das klingt doch eigentlich nach Perfektion pur, oder? Genau das soll das ROSE BACKROAD AL+ auf dem Kasten haben und damit auch allen Hobby-Abenteurern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Doch überträgt sich das auch in unserem Gravel-Vergleichstest?

Dieses Bike wurde im Rahmen des Adventure-Gravel-Vergleichstests 2024 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Adventure-Bikes erhaltet ihr hier:

Rose Backroad AL Plus | 14,02 kg in Größe L | Hersteller-Website

Das allseits bekannte und beliebte ROSE BACKROAD steht nicht nur für massentaugliche Gravel-Performance, sondern vor allem für gute Preise. Und so soll auch die elektrifizierte Alu-Version preisbewusste Gravel-Fans den Berg hochschieben. Die laut ROSE „High-End-Ausstattung” mit MAHLE-Antrieb soll das Unmögliche möglich machen und einen Undercover-E-Flitzer auf die Räder stellen, wie es nur wenige Hersteller können. Mit einem Preis von gerade mal 3.499 € ist es ein richtiger Kracher im teuren Adventure-Gravel-Testfeld. Doch kann es trotzdem mit dreimal so teuren Bikes, wie zum Beispiel dem SCOTT Solace Gravel, mithalten?

Richtiger Schnapper oder dem Preis entsprechend? – Die Ausstattung am ROSE BACKROAD AL+

Ein echter Schnapper oder doch dem Preis gerecht? Das Design passt auf jeden Fall zu beidem. Mit abgeschliffenen Schweißnähten, dem sauber im Unterrohr integrierten Akku sowie dem unscheinbaren MAHLE X35-Nabenmotor braucht es schon mehr als nur zwei Blicke, um das ganze E-Potenzial zu identifizieren. Ansonsten ist das Bike ansprechend gestaltet: Kantige Rohre, eine massive, aber schön integrierte Gabel und ein massiges Steuerrohr wirken zwar nicht ganz so vollendet wie beim SCOTT, sehen aber trotzdem ansprechend aus. Nicht ganz so überzeugen kann dagegen die Farbe „Seafoam Green”. Hört sich zwar episch und schön natürlich an, sieht aber eher nach giftiger Minzpastille aus. Auch die Tanwalls der WTB Raddler-Reifen können den Look nicht retten und bewirken eher das Gegenteil. Zum Glück gibt es da noch die erdige Farbe „Sandy Taco”.

Undercover!
Der MAHLE X35-Nabenmotor versteckt sich im Hinterrad, da muss man schon wissen, um was es geht, um den E-Flitzer zu identifizieren.
On the Fly
Ganz einfach lässt sich die Unterstützungsstufe per Knopfdruck ändern. Von volle Power bis ganz aus geht hier alles.
Für das letzte Extra …
… lässt sich hier ein Range Extender einstöpseln, so wird die Reichweite nochmal verlängert und die rettende Hütte kommt zumindest in Sicht.

Wirklich top ist dagegen die Ausstattung: Der Mix aus mechanischen 11-fach Shimano GRX-Komponenten funktioniert richtig gut. Zwar nicht die neueste Generation, doch mit diesem Antrieb lässt sich definitiv der Preis drücken. Die ROSE-eigenen Laufräder sind speziell für das BACKROAD AL+ aufgebaut, denn im Hinterrad sitzt keine normale Nabe, hier versteckt sich der MAHLE X35-Nabenmotor. Cool gelöst, denn so bleibt der Rahmen schmächtig für den perfekten Undercover-E-Bike-Look. Steht allerdings ein Laufradwechsel an, wird die ganze Sache dank eingespeichtem Motor kompliziert. Die bereits erwähnten WTB Raddler-Reifen in 44 mm Breite sind dagegen eher auf Allroad ausgelegt und dementsprechend überall eher Mittelmaß.
Unterdurchschnittlich sind hingegen der Lenker und die Sattelstütze. Beides stammt aus einer Zusammenarbeit zwischen ROSE und Ritchey, doch stand hier vermutlich der Preis im Vordergrund. Der dünne runde Lenker kommt mit einer Beule in den Drops, die den Lenker nicht besonders ergonomisch macht. Die Sattelstütze, im Prinzip nicht außergewöhnlich, passt einfach nicht an den steifen Rahmen und spendet so gut wie keine Compliance. Für die große Tour kommt das BACKROAD AL+ mit einigen Anschraubpunkten, drei Flaschenhalter und viele Ports an der Gabel sorgen für ausreichend Hydration und massig Stauraum. Wirklich positiv ist auch die integrierte Kettenführung – so wird das Abspringen der Kette erfolgreich verhindert. Weiter so!

Geht da noch was?
Viel Platz ist hier nicht mehr. Die maximale Reifenbreite von 45C am ROSE BACKROAD AL+ lassen keine wirklich breiten Gravel-Reifen zu.
Für alles gewappnet
Wenn es dann doch rumpelig wird, sorgt die Kettenführung für die ideale Kraftübertragung in jeder Situation.

Tuning-Tipps:
– Sattelstütze mit Flex für mehr Compliance
– anderer Lenker für eine bessere Ergonomie
– breitere Reifen für mehr Grip und Komfort

Rose Backroad AL Plus

3.499 €

Ausstattung

Gabel Starrgabel
Sattelstütze Ritchey WTB
Bremsen Shimano GRX 180/160 mm
Schaltung Shimano GRX Mix 1x11
Vorbau Rose ALR 100 mm
Lenker Rose x Ritchey 440 mm
Laufräder Rose G Thirty + Light
Reifen WTB Raddler 28"

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 14,02 kg

Besonderheiten

MAHLE X35-Nabenmotor
polarisierende Farbe
Rahmenmaterial Aluminium
sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis

Größe XS S M L XL
Oberrohr 515 mm 535 mm 555 mm 577 mm 590 mm
Sattelrohr 470 mm 490 mm 508 mm 535 mm 560 mm
Steuerrohr 125 mm 146 mm 170 mm 186 mm 205 mm
Lenkwinkel 70° 70,5° 71° 71,5° 71,5°
Sitzwinkel 74,25° 74° 73,5° 73,5° 73,5°
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Tretlagerabsenkung 65 mm 68 mm 76 mm 76 mm 65 mm
Radstand 1.011 mm 1.023 mm 1.032,5 mm 1.048 mm 1.062 mm
Reach 361,5 mm 372 mm 378 mm 393,5 mm 401,5 mm
Stack 544,5 mm 569 mm 598 mm 619 mm 637 mm

Rüttelmaschine ROSE BACKROAD AL+

Gerade an E-Bikes ist die Übersetzung nicht immer ausschlaggebend und so passt auch am ROSE BACKROAD AL+ die 11–42 Kassette mit 40T-Kettenblatt richtig gut zum Einsatzzweck. Dabei sorgt der MAHLE X35-Motor für eine subtile, aber kraftvolle Unterstützung, braucht aber auch wirklich Input vom Rider. Nicht ganz so subtil ist dagegen das Fahrverhalten abseits geteerter Straßen. Compliance ist beim ROSE BACKROAD AL+ leider eine komplette Fehlanzeige. Sobald der Schotter gröber wird oder leichte Unebenheiten ins Spiel kommen, macht das BACKROAD AL+ keinen Spaß mehr. Stöße werden ungefiltert an den Fahrer weitergegeben und sorgen für ein sehr hartes Fahrerlebnis. Auch die Reifen können da nicht viel ändern, außerdem ist beim ROSE schon ab einer Reifenbreite von 45C Schluss. Da sollte eigentlich noch mehr gehen, oder?

Davon abgesehen, ist das Bike sehr ausgeglichen und durchdacht ausgelegt. Das Handling ist zurückhaltend, vermittelt viel Sicherheit und passt gut zum Gravel-Einsteiger. Auch auf Antritte, Anstiege sowie schnelle Abfahrten lässt sich dieser Eindruck direkt übertragen – das BACKROAD AL+ fährt sich durchgehend unaufgeregt und intuitiv. Doch spätestens bei der Geländetauglichkeit ist dank des Komfortmangels wieder Schluss.
Auf Asphalt, Hardpack und feinem Schotter performt das Bike allerdings richtig gut und überzeugt auch ganz ohne elektrische Unterstützung.

Preisschlager, aber wer hat sich da am Farbeimer vertan?

Das perfekte Adventure mit dem ROSE BACKROAD AL+

An sich bietet das ROSE BACKROAD AL+ viel, nur leider nicht auf groben Gravelstrecken oder gar Trails. Als Commuter, Stadtrad und Bike für entspannte Sonntagsausfahrten auf Radwanderwegen ist es hingegen perfekt zugeschnitten. Dafür sorgt nicht nur der robuste Alu-Rahmen, auch MAHLE-Nabenmotor und die vielseitige Shimano GRX bringen das Bike hier richtig gut voran. Spontane Abenteuer abseits der Straße oder Ausflüge ins Ungewisse sind aber eher nicht das Spezialgebiet des E-Alu-BACKROAD.

Helm POC OMNE ULTRA MIPS | Brille Evil Eye Traileye NG | Shirt POC Rouse Shirt | Hose POC ROVE CARGO VPDS BIB SHORTS | Schuhe GIRO Sector | Socken Stance Casual

Fazit zum ROSE BACKROAD AL+

Als preisbewusstes und solides Bike bietet das ROSE BACKROAD AL+ recht viel, passt allerdings aufgrund des mangelnden Komforts nicht für alle Gravel-Abenteuer. Dafür kann es gerade für Einsteiger und in Gegenden mit gut ausgebauten Radwanderwegen richtig gut funktionieren. Auch für Commuter wird das ROSE so zum Bike der Wahl. Und wer weiß, vielleicht findet sich auch auf dem Arbeitsweg das ein oder andere Abenteuer. Wirklich überzeugen kann aber vor allem der günstige Preis von 3.499 €.

Tops

  • preiswertes Bike gemessen an der Ausstattung und Performance
  • durch clever versteckten Antrieb eine stealth E-Bike-Optik
  • auch ohne Motorunterstützung richtig gut zu fahren

Flops

  • WTF – What the Farbe?
  • kein Komfortwunder – für echte Abenteuer zu wenig Compliance
  • Lenker-Ergonomie überzeugt nicht

Für mehr Infos besucht rosebikes.de

Das Testfeld

Dieses Bike wurde im Rahmen des Adventure-Gravel-Vergleichstests 2024 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Adventure-Bikes erhaltet ihr hier:

Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | BMC URS 01 ONE | Cannondale Topstone Carbon 1 Lefty | Canyon Grizl CF SLX 8 Force AXS Trail | Falkenjagd ARISTOS TRAIL GRAVEL | Focus Atlas 8.8 | Ghost Asket Advanced | Giant Revolt X | Merida Silex 10k | Mondraker Dusty XR | Orbea Terra M21e Team Custom M | Ridley Kanzo Adventure | Rose Backroad AL Plus | Santa Cruz Stigmata | Scott Solace Gravel eRIDE 10 | Specialized Diverge STR Pro | Trek Checkpoint SL 7 AXS | Wilier Adlar | YT Industries Szepter Core 4


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Text: Calvin Zajac Fotos: Mike Hunger