Für 12.999 € schickt Trek das Checkpoint SLR 9 eTap als teuerstes Bike ins Rennen. Es soll ein Bike für viele Einsatzzwecke mit extra Compliance am Heck und den meisten Features am Rahmen sein. Doch lässt sich der hohe Preis rechtfertigen, und wie schlägt es sich im Vergleich zu den Gravel-Racern in unserem Gravel-Race-Vergleichstest 2023?
Dieses Bike wurde im Rahmen des Gravel-Race-Bike-Vergleichstest 2023 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Grave-Race-Bikes erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test
Als einer der größten Bike-Hersteller verfügt Trek über fast unerschöpfliche Ressourcen. Im Checkpoint fließt das ganze Know-how der Marke ein und soll das Gravel-Race-Bike schlechthin bilden. Ursprünglich auf lange Ausfahrten auf Asphalt bis zu grobem Schotter ausgerichtet, hat sich das Checkpoint über die Jahre zu einem Gravel-Race-Bike gemausert. Nach wie vor hat es einen klaren Fokus auf Langstreckentauglichkeit und kommt daher mit Treks IsoSpeed-System für mehr Komfort auf holprigem Untergrund. Doch wie kann sich das Bike im Vergleich zum Canyon Grail CF SLX 9 eTap und Berria Belador Allroad 8 schlagen? Ebenfalls zwei Bikes mit Federelementen, die über den reinen Flex im Rahmen hinausgehen. Kann das Checkpoint SLR die versprochene Balance schaffen und Komfort mit Race-Bike-Feeling vereinen? Wie ist das Preis-/Leistungsverhältnis beim teuersten Bike für knapp 13k €? Bekommt man wirklich mehr als beim Canyon Grail für knapp die Hälfte?
Trek Checkpoint SLR 9 eTap – wahrer Allrounder oder alles ein bisschen und nichts richtig?
Das Checkpoint ist nicht das leichteste, nicht das schnellste und nicht das komfortabelste Bike. Trek möchte mit durchgehend starken Leistungen überzeugen und der beste Allrounder sein und alle Disziplinen dominieren.
Es ist auf Stabilität sowie hohe Kontrollierbarkeit, Komfort und Funktionalität ausgelegt und setzt keinen Fokus auf Aerodynamik oder Leichtbau.
Verwunderlich für ein Bike in dieser Preisklasse ist der Verzicht auf ein vollständig integriertes Cockpit. Die Kabelführung in den Rahmen ist im Gegensatz dazu sehr clever gelöst. Eine Gummiabdeckung umschließt die Kabel sauber und verhindert das Eindringen von Schmutz, anders als beim Argon 18 Dark Matter.
Das Staufach im Unterrohr ist praktisch, im Deckel lässt sich ein Multitool verstecken, und im Kofferraum selbst findet mehr als nur ein Schlauch Platz.
Trek Checkpoint SLR 9 eTap
12.999 €
Ausstattung
Sattelstütze Trek Sitzturmaufsatz Carbon matt
Bremsen SRAM Red eTap AXS HRD 160 mm
Schaltung SRAM Red eTap AXS 1x12
Vorbau Bontrager RSL Carbon 90 mm
Lenker Bontrager Iso Core pro 420 mm
Laufräder Bontrager Aeolus RSL 37V
Reifen Bontrager GR1 Team Issue TR 700 x 40c
Technische Daten
Größe 49 52 54 56 58 61
Gewicht 8,28 kg
Besonderheiten
Aktiver Komfort durch IsoSpeed
Staufach im Unterrohr
Unterrohrschutz
große Reifenfreiheit
Um die Power ans Hinterrad zu bringen, setzt Trek auf die Top-Gruppe SRAM RED eTap AXS als 1-fach-Setup mit Powermeter – für den Preis absolut zu erwarten.
Die Reifenfreiheit von 45c liegt in unserem Testfeld über dem Durchschnitt und für ein Gravel-Race-Bike absolut angebracht. Die passenden Bontrager GR1 Team Issue TR-Reifen in 40 mm Breite konnten dagegen nicht überzeugen. Auf den schmalen Felgen montiert, wölben sich die Reifen wie ein Luftballon auf und neigen zum Hüpfen. Zudem verfügt das Profil nur über eine geringe Selbstreinigung und kommt bei lehmigem Boden an seine Grenzen.
Optisch ist das Checkpoint ein unaufgeregtes Bike mit runden und voluminösen Formen. Es setzt auf Understatement. Die dezente Lackierung und das zurückhaltende Auftreten sehen nicht nach einem Bike für 12.999 € aus. Mit dem Trek-eigenen Konfigurator „Project One“ lässt sich das Bike aber individualisieren und auch die Lackierung selbst gestalten.
Trek Checkpoint SLR 9 eTap – Komfort-Stütze und Langstrecken-Renner?
Das Trek Checkpoint SLR 9 eTap ist trotz Understatement ein wahrer High-Tech-Buddy. Einer, der dank IsoSpeed im Heck mit einem Mehr an Komfort auftrumpft. Das Federungssystem nimmt kleine Schläge wie etwa auf Forststraßen sauber auf und verhindert Wippen. Optisch ist es jedoch subtiler ins Bike integriert und springt nicht direkt ins Auge. Leider fällt die Komfort-Verteilung am Bike sehr hecklastig aus. Die Front ist ungefedert und verfügt nur über minimale Compliance. Hier wünschen wir uns gerade für Langstrecken mehr Dämpfung. Erschwerend hinzu kommt auch die Entscheidung, einen runden Lenker zu verbauen. Klar, das Checkpoint ist kein Aero-Bike, aber die komfortable Auflagefläche am Oberlenker, den ovale Lenker bieten, möchten wir am Gravel-Bike nicht missen.
Die Sitzposition ist dabei ein Mix aus aufrecht und sportlich – passend zum Segment eines komfort-orientierten Gravel-Race-Bikes. Entsprechend verhält es sich mit dem Handling: Es bietet einen ausgeprägten Geradeauslauf, ist dabei aber etwas zu wenig agil, was sowohl im Anstieg als auch in der Abfahrt im technischen Gelände negativ auffällt. In schnellen Abfahrten mit weiten Kurven kann das Bike dagegen sein ganzes Potenzial ausspielen.
Bike mit Kofferraum, das optisch langsamer aussieht als es tatsächlich ist.
Durch die intuitive Lenkung bedarf es keines Experten am Steuer.
Bedingt durch die leichte Laufrad-Reifenkombination und das schnelle Profil der Reifen ist das Ansprechverhalten sehr reaktiv und sprintfreudig. Hier zahlt sich der Verzicht auf einen flexenden Rahmen aus. Durch das Auslagern der Komfort-Elemente in die IsoSpeed-Stütze kann der Rahmen steif und direkt ausgelegt werden und ermöglicht eine nahezu verlustfreie Kraftübertragung.
Trek Checkpoint SLR 9 eTap
Größe | 49 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sitzrohr | 490 mm | 520 mm | 540 mm | 560 mm | 580 mm | 610 mm |
Oberrohr | 541 mm | 555 mm | 570 mm | 584 mm | 597 mm | 617 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 105 mm | 125 mm | 145 mm | 165 mm | 195 mm |
Lenkwinkel | 71.2° | 71.6° | 71.8° | 72.2° | 72.3° | 72.6° |
Sitzwinkel | 74.1° | 73.7° | 73.2° | 72.8° | 72.5° | 72.1° |
BB Drop | 78 mm | 78 mm | 76 mm | 76 mm | 74 mm | 74 mm |
Kettenstreb | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Reach | 393 mm | 399 mm | 403 mm | 407 mm | 411 mm | 417 mm |
Stack | 538 mm | 553 mm | 571 mm | 592 mm | 609 mm | 639 mm |
Für wen ist das Trek Checkpoint SLR 9 eTap?
Trek als hochwertige Marke hat mit dem Checkpoint SLR 9 eTap ein Bike vorgestellt, das vieles will, aber eben auch vieles kann. Es positioniert sich dabei aber als Bike für eine weniger sportlich ambitionierte Zielgruppe. Ähnlich wie das Canyon Grail ist auch das Checkpoint nichts für schnelle Gravel-Rennen, kann aber auf entspannten Wochenendausfahrten und Waldautobahnen überzeugen. Um Kilometer zu sammeln und technische Trails zu meiden, ist das Checkpoint das richtige Bike und macht mit Sicherheit glücklich. Durch eine optionale Bikepacking-Ausstattung wird das Laufrad zudem zum idealen Begleiter für größere Abenteuer abseits der Straßen. Hier liegt auch die Gravel-Race-Ausrichtung des Checkpoint. Bei Mehrtagestouren und in langen Selbstversorger-Rennen kann es seine Vielseitigkeit voll ausspielen und mit dem Extra an Komfort überzeugen. Es bedarf aber auch einiger Anpassungen. Einen Lenker mit mehr Compliance und griffigere Reifen machen das Checkpoint zu einem performanten Bike.
Tuning-Tipps: Lenker mit mehr Auflagefläche und mehr Compliance sowie Reifen mit mehr Grip und Dämpfung
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit zum Trek Checkpoint SLR 9 eTap
Aufgrund seiner Ausstattung und der unterschiedlichen Compliance von Heck und Front kann das Trek Checkpoint SLR 9 eTap als Gravel-Race-Bike nicht vollends überzeugen. Mit seinem universellen Ansatz versprüht es kein Race-Feeling, ist durch die technischen Features aber ein Bike für Technikverliebte und überzeugt durch ein komfortables Heck auf Langstrecken.
Tops
- IsoSpeed als unauffällige und funktionale
- Lösung für mehr Komfort am Heck
- vielfältige Einsatzmöglichkeiten
- Staufach im Unterrohr
Flops
- runder, wenig ergonomischer Lenker
- Bontrager GR1 Team Issue TR-Reifen lassen bei feuchten Bedingungen etwas Grip vermissen und neigen zum Hüpfen
- Compliance-Abstimmung ungleichmäßig – Front/Heck
Mehr Informationen findet ihr unter trek.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test
Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | Berria Belador Allroad 8 | BMC Kaius 01 ONE | Canyon Grail CF SLX 9 eTap | Factor OSTRO Gravel | Fara Cycling F/All-Road | Ridley Kanzo Fast | Specialized S-Works Crux | Trek Checkpoint SLR 9 eTap
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Calvin Zajac Fotos: Robin Schmitt, Jan Richter, Nils Hofmeister