Robust, massiv und kräftig – diese Adjektive fallen einem als erstes ein, wenn man beim Argon 18 Dark Matter 2023 nach Beschreibungen sucht. Das Gravel-Bike hat einiges auf den Rippen und bringt deswegen ganze 8,56 kg auf die Waage. Wie wirkt sich das auf die Race-Tauglichkeit aus und kann es mit inneren Werten punkten?

Dieses Bike wurde im Rahmen des Gravel-Race-Bike-Vergleichstest 2023 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Grave-Race-Bikes erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test

Argon 18 Dark Matter | 6.950 € | 8,56 kg (Größe M) | Hersteller-Website

Argon 18 ist ein kanadischer Bike-Hersteller, der es ermöglicht, die Fahrräder mittels Konfigurator an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Alle Bikes für den europäischen Markt werden im Headquarter in Dänemark aufgebaut. Das Argon 18 Dark Matter 2023 basiert auf einem älteren Modell mit gleichem Namen. Neu ist die volle Integration, Sattelstütze sowie die Möglichkeit, die Umwerfer-Aufnahme (nicht mehr am Flaschenhalter) zu entfernen. Optisch hat sich allerdings nicht viel getan. Immer noch setzt das Argon 18 Dark Matter auf einen wuchtigen und unzerstörbaren Look. Es soll für alle Gravel-Einsatzzwecke taugen, vom Rennen bis zum Bikepacking-Abenteuer – und dabei sogar Leichtigkeit versprühen. Kann das vielleicht universellste Bike im Testfeld mit eingefleischten Racern und Aero-Bikes mithalten?

Das Argon 18 Dark Matter 2023 – Noch Gravel oder schon Mountainbike?

Das Argon 18 Dark Matter 2023 ist offensichtlich das Bike im Testfeld, das am meisten an ein MTB erinnert. Der Rahmen bringt breite und massive Rohrformen mit, die Gabel wirkt unzerstörbar und die Laufräder könnten – inklusive Bereifung – fast ebenso gut von einem Cross-Country-MTB stammen. Im direkten Vergleich kommt das Argon 18 Dark Matter 2023 wie ein Panzer daher – was natürlich auch ein wenig an der militärgrünen Lackierung liegt.

Aber mal der Reihe nach: Das Argon 18 Dark Matter 2023 bringt 8,56 kg auf die Waage. Damit ist es nach dem Ridley Kanzo Fast 2023 das schwerste Grave-Race-Bike im Test. Kantige Formen dominieren das charakteristische Erscheinungsbild und werden ergänzt durch runde Rohrformen. Über Rahmen und Gabel verteilt lassen sich wahnsinnig viele Anschraubpunkte finden, allein für die zwei bis drei Flaschenhalter stehen 10 Ösen im Rahmendreieck zur Verfügung. Die Integration der Züge bezieht sich lediglich auf die Verlegung im Rahmen ab dem Steuersatz. Eine einfache Anpassung von Lenker und/oder Vorbau ist damit möglich. Beim Lenker ist das auch ratsam, die Lenker-Ergonomie stößt wegen der schrägen Handauflageflächen im Oberlenker auf allgemeines Unverständnis bei allen Testern.

Darf es etwas mehr sein?
Am Argon 18 Dark Matter 2023 gibt es Anschraubpunkte in Hülle und Fülle, nicht nur im Rahmendreieck …
Und noch mehr, aber dezent
… auch auf dem Oberrohr. Schön, dass die Gewinde nicht mit fetten, weit abstehenden Schrauben geschlossen sind.

Argon 18 Dark Matter

6.950 €

Ausstattung

Sattelstütze Argon 18 TDS-C
Bremsen SRAM Force eTap AXS HRD 160/140 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS 2x12
Vorbau FSA SMR system 100 mm
Lenker FSA SL-K UD Carbon compact 440 mm
Laufräder Hunt 42 Limitless Gravel Disc XDR
Reifen Vittoria Terreno Mix TR GR2.0 700 x 38c

Technische Daten

Größe XXS XS S M L XL
Gewicht 8,56 kg

Besonderheiten

Kettenführung am Kettenblatt
Montagepunkte für Taschen, Schutzbleche und Flaschenhalter
Unterrohrschutz
große Reifenfreiheit


Die schwere Aufgabe bei der Ausstattung des Argon 18 Dark Matter 2023 bestand darin, die vielen Einsatzberiche sinnvoll abzudecken. Dabei spielt die Schalt-Performance der SRAM Force AXS 2 x 12 dem Race-Anspruch nicht in die Hände. Durch das Schaltsystem mit nur zwei Triggern wartet beim gleichzeitigen Drücken der Umwerfer darauf, ob noch einmal gedrückt wird. Das dauert eine kleine Ewigkeit und nervt. Die 140 mm kleine Bremsscheibe am Heck passt nicht zu den Einsatzzwecken Bikepacking und Offroad-Maschine. Da könnten gern vorn 180 mm und hinten 160 mm rotieren. Apropos rotieren: Der HUNT 42 LIMITLESS-Gravel-Laufradsatz macht einen guten Job mit seinem üppigen
Innenfelgen-Maß von 25 mm, bringt dadurch aber 1.548 g auf die Waage. Masse hin oder her: Die Höhe von 42 mm hat leichte Aerro-Benefits und sieht auch noch schmuck aus.
Die großen Highlights am Argon 18 Dark Matter 2023 sind aber die vielen Details, die sich erst auf den zweiten Blick ausmachen lassen. Dazu zählt die im Rahmen integrierte Kettenführung. Ein weiteres Offroad-Feature ist der massive Kettenstrebenschutz auf Ober- und Unterseite. Das runde Sattelrohr mit klassischer Klemmung passt vielleicht optisch nicht ideal zum futuristischen Rahmen, bietet aber die Möglichkeit, eine andere Sattelstütze oder eine Dropperpost zu installieren.

Nicht ganz perfekt
Die SRAM Force AXS eTap 2-fach-Gruppe schaltet verlässlich, kann in Sachen Geschwindigkeit und Ergonomie aber nicht mit einem 1-fach-Setup und Shimano GRX mithalten.
Gut kombiniert!
Die breiten HUNT-Wheels und die grobstolligen Vittoria Terrino Mix-Reifen passen gut zueinander und zum massiven Look des Argon 18 Dark Matter 2023.
Born to be wild!
Mit diesem massiven Kettenstrebenschutz kann es ruhig auch mal wild werden auf dem Trail. Die Kettenstrebe ist damit richtig gut geschützt.

Argon 18 Dark Matter 2023 vs. Ridley Kanzo Fast – Zwilling oder zwei Fremde?

Kennst du den schon: Was haben das Argon 18 Dark Matter 2023 und das Ridley Kanzo Fast 2023 gemeinsam? Alles und nichts! Die beiden Gravel-Bikes in unserem Test ähneln sich auf dem Papierso sehr, dass sie eigentlich zweieiige Zwillinge sein müssten: optisch verschieden, aber in der DNA gleich. Doch wie weit Theorie und Praxis auseinanderklaffen können, wird hier deutlich. Viele Specs der beiden Gravel-Bikes, wie Gewicht, Geometrie, Vorbaulänge etc., ähneln sich stark. Daher sollten sich die Bikes ja wohl auch ähnlich anfühlen und verhalten, oder? Nein! Das Handling des Argon 18 Dark Matter 2023 ist beständig, ruhig und wenig agil. Auf geraden Strecken bleibt es einfach in der Spur, in Kurven braucht es deutlich mehr Mühe als beim Ridley Kanzo Fast. Auch das rasante Gefühl fehlt beim Argon 18 Dark Matter 2023 völlig. Es trottet eher gemächlich dahin, als dass es nach vorn geht. Dahingehend passt auch die aufrechte und zentrale Sitzposition, die zum Cruisen statt zum Racen einlädt.

Best Buddy mit einzelnen Schwächen.

Die Compliance steckt dem Argon 18 Dark Matter 2023 nicht direkt in den Knochen. Rahmen und Sattelstütze flexen wenig bis kaum. Das können aber die breiten Felgen sowie die griffigen Vittoria Terreno Mix-Reifen in 40 mm Breite ausgleichen, sodass am Ende in puncto Komfort ein Platz im Mittelfeld herauskommt. Auch in diesem Aspekt konnte das Ridley Kanzo Fast deutlich mehr aufweisen. Die Krux beim Argon 18 Dark Matter 2023 ist, dass es zu viel will. Gutmütiges Bikepacking-Bike und aggressives, leichtfüßiges Race-Bike, das auf Trails genauso gut funktioniert wie auf langen Schotterpisten – zu viele Ambitionen in einem Bike. Klarer Pluspunkt ist aber, dass es sich so als guter Ausgangspunkt für unterschiedliche Einsatzzwecke eignet. Lenker-, Vorbau-, Sattelstütz- und Reifenanpassungen sowie die vielen Anschraubpunkte an Rahmen und Gabel legen viele Möglichkeiten offen. Mit der fetten Optik inklusive postapokalyptischer Vibes muss man natürlich umgehen können, ebenso wie mit dem Monstertruck-Feeling.

Argon 18 Dark Matter

Größe XXS XS S M L XL
Sitzrohr 420 mm 450 mm 485 mm 520 mm 555 mm 590 mm
Oberrohr 492 mm 513 mm 534 mm 556 mm 579 mm 603 mm
Steuerrohr 119 mm 134 mm 153 mm 169 mm 190 mm 215 mm
Lenkwinkel 69,5° 71,3° 71,4° 72° 72° 72,5°
Sitzwinkel 75,5° 74,9° 74,3° 73,7° 73,1° 72,5°
Kettenstrebe 428 mm 428 mm 428 mm 428 mm 428 mm 428 mm
BB Drop 70 mm 70 mm 70 mm 70 mm 70 mm 70 mm
Reach 357 mm 367 mm 377 mm 387 mm 497 mm 400 mm
Stack 529 mm 549 mm 569 mm 589 mm 609 mm 634 mm

Helm Giro Eclipse Spherical Helmet | Brille Uvex mtn classic P | Jacke Canyon Flanellhemd | Hose Canyon Cargo Bibshort | Schuhe Quoc Gran Tourer II

Für wen ist das Argon 18 Dark Matter 2023?

Wer noch nicht weiß, wo die Gravel-Reise hingehen soll, kann mit dem Argon 18 Dark Matter 2023 eine gute Basis finden. Das Gravel-Bike mit bulligem Look ist ein Gefährte für unterschiedliche Gelegenheiten. Als spezielles Gravel-Race-Bike taugt es nur mit einer anderen Ausstattung, wer ein solches Rad sucht, greift lieber zum Zwillingsbruder Ridley Kanzo Fast oder einem der Kandidaten im Testfeld mit Race-Genen.

Tuning-Tipps: Lenker mit besserer Ergonomie und mehr Compliance | Sattelstütze mit mehr Flex bzw. gefederte Stütze für Langstrecken | leichtere Rad-Reifen-Kombination für ein spritziges Fahrverhalten | 180/160-mm-Bremsscheiben


Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Komfort

  1. straff
  2. komfortabel

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

Argon 18
Dark Matter

Größe: XXS XS S M L XL
Gewicht: 8,56 kg
Preis: 6.950 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Alltag/Commute 3

Fazit zum Argon 18 Dark Matter 2023


Vieles geht mit dem Argon 18 Dark Matter 2023, aber nicht alles. Es ist auf keinem der Einsatzgebiete ein Favorit, aber kann als universelle Basis eingesetzt werden. Mit ein paar Anpassungen, die dank des offenen Konzepts möglich sind, lässt sich das Argon 18 Dark Matter 2023 als Bikepacking- oder Panzer fürs Gelände einsetzen. Ambitionierter Race-Buddy wird es aber dadurch nicht, eher ein Colt für alle Fälle.

Tops

  • individualisierbar durch Konfigurator
  • Anschraubpunkte für jede Tasche und alle Situationen
  • clevere Details
  • Handling, sehr spurtreu und souverän

Flops

  • fehlender Komfort am Heck
  • Lenker und Lenkerband unkomfortabel
  • keine Race-Gene

Mehr Informationen findet ihr unter argon18.de

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test

Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | Berria Belador Allroad 8 | BMC Kaius 01 ONE | Canyon Grail CF SLX 9 eTap | Factor OSTRO Gravel | Fara Cycling F/All-Road | Ridley Kanzo Fast | Specialized S-Works Crux | Trek Checkpoint SLR 9 eTap


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Text: Martin Staffa Fotos: Robin Schmitt, Jan Richter