„Das Kanzo Fast ist das schnellste Gravel-Bike der Welt“ ist eine echte Kampfansage der Ridley-Marketingabteilung beim Werbe-Claim für das Ridley Kanzo Fast. Der Aero-Look und Namenszusatz Fast sprechen zwar dafür, die 8,76 kg Gesamtgewicht auf dem Papier allerdings dagegen. Wie schlägt sich das Schwergewicht im Gravel-Race-Test?

Dieses Bike wurde im Rahmen des Gravel-Race-Bike-Vergleichstest 2023 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Grave-Race-Bikes erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test

Ridley Kanzo Fast | 6,729 € | 8,76 kg (Größe M) | Hersteller-Website

Ridley – der Traditionshersteller mit Sitz im kleinen, aber zweiradbegeisterten Belgien mischt die Szene auf. Ihre Präsenz auf Cyclocross-Events, bei denen so viel Stimmung herrscht wie am Ballermann, sind nur ein Hinweis darauf. Auf dem Papier könnte das Ridley Kanzo Fast 2023 ein Zwilling des Argon 18 Dark Matter 2023 in diesem Vergleichstest sein. Viele Faktoren, wie Gewicht, Geometrie, Vorbaulänge etc., sind zum Verwechseln ähnlich. Dementsprechend müssten sie sich auch gleich verhalten und anfühlen. Aber weit gefehlt. Alle Testfahrer kamen zu dem Ergebnis, dass die beiden Bikes komplett verschieden sind. Aber warum ist das so? Was macht das Ridley Kanzo Fast 2023 anders? Und wie gut ist es im restlichen Testfeld aufgestellt?

Das Ridley Kanzo Fast 2023 – Aero-Highlights und Schwergewicht im Gravel-Race-Bike-Vergleichstest

Das Ridley Kanzo Fast 2023 lehnt sich in Design und Formsprache an den Aero-Renner Ridley Noah an und versprüht damit echtes Race-Feeling und Aero-Spirit. Unser Test-Bike legt mit der Custom-Lackierung und Sponsoren-Stickerset sogar noch eins obendrauf. Die Lack-Optik lässt sich aber beim Kauf auch durch den Konfigurator an eigene Vorlieben anpassen. Großvolumige Rohre mit Boliden-Flair und leicht geschwungenem Oberrohr lassen das Ridley Kanzo Fast 2023 aussehen wie eine lauernde Raubkatze kurz vor dem Sprung.
Bekannte Aero-Konzepte wie eine D-Shaped-Sattelstütze und tiefe Rohrprofile werden beim Ridley Kanzo Fast 2023 mit neuen Ansätzen vereint. Ridleys „F-Wings“ an den Gabelenden und strukturierte Oberflächen an der Sattelstütze sowie den Spacern sollen den Luftstrom zusätzlich überlisten.
Das One-Piece-Cockpit sieht schick aus und fühlt sich ergonomisch an. Leider fehlt beim Ridley Kanzo Fast 2023 der Kettenstrebenschutz. Der Elefant im Raum ist das Ridley Kanzo Fast 2023 selbst, mit seinem Gewicht von 8,76 kg wird es zum schwersten Gravel-Race-Bike in unserem Test. Immerhin wurde es mit Tire-Inserts geliefert, was das Gewicht in ein leicht anderes Verhältnis setzt.

Aero-Nomisch
Wenn Aero drauf steht, muss auch Aero drin sein, oder? Das One-Piece-Cockpit G1 ist aber nicht nur Aero, sondern auch ergo(nomisch).
Spritziger Bart
Kaum vorstellbar, dass dieser kleine „Bart“ am Ende der Gabel tatsächlich aerodynamische Vorteile bringen soll. Die F-Wings sollen allerdings wirklich den Luftstrom in diesem Bereich straffen und damit schneller machen.

Ridley Kanzo Fast

6.729 €

Ausstattung

Sattelstütze Kanzo Fast Integration Pro Kit
Bremsen Shimano GRX BR-RX810 160 mm
Schaltung Shimano GRX RX815 Di2 1x11
Vorbau Kanzo Fast Integration Pro Kit 100 mm
Lenker Kanzo Fast Integration Pro Kit 460 mm
Laufräder DT Swiss GRC 1400 Spline
Reifen Vittoria Terreno Dry TR GR2.0 700 x 38c

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 8,76 kg

Besonderheiten

Durchdachtes Aero-Konzept
Indivdualisierbare Lackierung
Tire Inserts sind verbaut
Keine Aufnahme für Umwerfer


Ridley Kanzo Fast 2023 – Ausstattungs-Highlights und ultimatives Gravel-Race-Bike?

Die Ausstattung beim Ridley Kanzo Fast 2023 muss sich weder in unserem Vergleichstest noch insgesamt verstecken. Für einen Preis von 6.729,00 € bekommt man ein attraktives Gesamtpaket, welches im Konfigurator inklusive Farbe anpassbar ist. Mit einem Shimano GRX 800 Di2-Ausstattungspaket ist es das einzige Race-Gravel-Bike im Test, das auf Shimano setzt. Verwunderlich, denn dieser Antrieb kam bei allen Testern richtig gut an. Allein die voreingestellte Schaltlogik, bei der insgesamt vier Hebel zur Verfügung stehen, passt nicht so gut, ist aber über die Shimano-App anpassbar. Das Ridley Kanzo Fast 2023 manifestiert seinen Gravel-Duktus mit einem ausschließlich auf Einfachgruppen ausgelegten Rahmen. Wer trotzdem gern zwei Kettenblätter möchte, kann im Konfigurator die Classified-Nabenschaltung auswählen.
Ein Hingucker und ein weiteres Aero-Plus ist der Kurbelsatz von ROTOR. Die Aero-Abdeckung der Kurbel sieht nicht nur cool aus, sondern bringt mit großer Wahrscheinlichkeit ein paar Marginal Gains. Bei den Laufrädern setzt Ridley auf einen Satz DT Swiss GRC 1400 SPLINE mit Carbon-Felgen. Zwar ist er durch seine 1.611 g nicht gerade der leichteste Laufradsatz in unserem Test, dafür bringt er mit einer Innenmaulweite von 24 mm viel Fahrstabilität.
Aufgezogen sind die schnellen und für Racing passenden Reifen Vittoria Terreno Dry in 38C, die für ein geschmeidiges Fahrverhalten sorgen. Viel mehr geht nicht rein. Das Ridley Kanzo Fast 2023 hat nur Platz für 42 mm breite Reifen und liegt damit unter dem Durchschnitt. Die farbigen Tanwalls überfrachten das Design und müssen nicht sein. Die 220 g Extragewicht durch die Tire-Inserts haben wir in Kauf genommen, da sie für uns tadellos funktioniert haben, auch wenn sie das Bike bergauf etwas schwerfälliger machen. Integrierte Ösen sorgen für die Möglichkeit, Ridley-eigene Schutzbleche anbringen zu können, um so das Fast zum Speed-Commuter und Winter-Speedster zu verwandeln.

Geliebt aber selten
Das Shimano GRX 800 Di2-Schaltwerk war der Liebling aller Tester. Seltsam, dass es nur am Ridley Kanzo Fast verbaut war.
Kurbelnde Schönheit
Sieht gut aus und bringt Marginal Gains: Die Kurbel von ROTOR vereint Optik und Funktion ideal.
Sponsors Welcome
Das „Panini Sticker-Set“ zur Gravel-WM gab’s von Ridley beim Kanzo Fast mit dazu. Allerdings wurde es nicht im Sammelheft, sondern direkt am Rahmen verklebt. Hat was.

Ridley Kanzo Fast 2023 – Wie schlägt sich das dralle Aero-Race-Bike?

Aufsitzen und losballern! Kein anderes Bike hat uns so sehr angeschrien alles zu geben: „Race me hard!“ Im Antritt geht es trotz des relativ hohen Gewichts steil nach vorn. Es kann unerwartet leicht beschleunigen und wenn es einmal auf Touren gebracht ist, hält es den Speed zuverlässig und ohne Anstrengung. Das stabile Grundtempo wird ergänzt durch viel Laufruhe, was zum einen mit dem wuchtigen Laufradsatz und zum anderen auf das Gesamtgewicht zurückzuführen ist. So fällt es leicht, das Momentum zu halten. Die sportliche, aber nicht unkomfortable Sitzposition sowie der Vortriebs-orientierte, im Tretlagerbereich steife Rahmen sorgen zusätzlich für Karacho auf der Gravel-Piste.

Der Endgegner im Test – kein Bike ist schneller und besser für Gravel Rennen geeignet.

Obwohl der Rahmen ordentlich steif ist und einen guten Vortrieb generiert, liefert er das nötige Maß an Compliance. Dazu trägt auch die Sattelstütze bei. In Kurven liegt das Ridley Kanzo Fast 2023 satt und sicher. Am Ende mündet das in einem souveränen Fahrverhalten. Kleine Fahrfehler bei schnellen Abfahrten verzeiht das Gravel-Bike, wodurch es an Einsteigerfreundlichkeit gewinnt. Für ein super ausgeglichenes Fahrgefühl sorgt auch die agile, direkte Lenkung, die zum Fahren von engeren Kurven verleitet.

Ridley Kanzo Fast

Größe XS S M l XL
Sitzrohr 470 mm 495 mm 520 mm 545 mm 570 mm
Oberrohr 522 mm 547 mm 565 mm 587 mm 601 mm
Steuerrohr 115 mm 144 mm 168 mm 197 mm 221 mm
Lenkwinkel 71° 71° 71.5° 71.5° 72°
Sitzwinkel 74.5° 73.5° 73° 72.5° 73°
BB Drop 74 mm 72 mm 72 mm 70 mm 70 mm
Kettenstrebe 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm
Reach 373 mm 380 mm 385 mm 393 mm 400 mm
Stack 537 mm 563 mm 587 mm 613 mm 638 mm
Helm Poc Octal Mips | Brille Adidas SP0041 | Shirt Isadore Echelon Aero Jersey | Hose Isadore Echelon 2.0 Bib Shorts | Schuhe Shimano RX8R | Socken Specialized Soft Air Road

Für wen ist das Ridley Kanzo Fast?

Du suchst Speed auf Schotterpisten, egal ob im Rennen oder bei der wohlverdienten Feierabendrunde? Hier ist dein Bike! Das Ridley Kanzo Fast 2023 versorgt alle Racer und Racerinnen intuitiv mit Geschwindigkeit sowie genügend Komfort für viele Kilometer über Schotter, Waldautobahnen und natürlich auch Asphalt. Technische Trails schafft das Super-Bike durch das ausgewogene Handling ebenfalls, wenn auch nicht in Bestzeit. Kurioserweise finden Gravel-Neulinge als auch sportlich ambitionierte Race-Fans im Ridley Kanzo Fast 2023 einen verlässlichen Partner für Tempo und Komfort.

Tuning-Tipps: Kettenstrebenschutz | schwarze Reifen


Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Komfort

  1. straff
  2. komfortabel

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

Ridley
Kanzo Fast

Größe: XS S M L XL
Gewicht: 8,76 kg
Preis: 6.729 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Alltag/Commute 3

Fazit zum Ridley Kanzo Fast


Das Ridley Kanzo Fast 2023 fühlt sich wahnsinnig schnell an, und das, obwohl es das schwerste Gravel-Race-Bike im Test ist. Das Gesamtpaket aus Speed, Aero, Komfort, Detailliebe und Individualisierbarkeit bei einem gleichzeitig fairen Preis ist über das Testfeld hinaus herausragend. Für Gravel-Neulinge, die sich schnell fühlen wollen, wie auch für Race-Experts, die schnell sein wollen, ist das Ridley Kanzo Fast 2023 ein hervorragender Gefährte. Somit holt sich das Ridley Kanzo Fast 2023 den Titel als bestes Gravel-Race-Bike.

Tops

  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Shimano GRX Di2 als beste Schaltgruppe im Testfeld
  • Aero-Gedanke konsequent umgesetzt
  • detailverliebte hochwertige Verarbeitung
  • Tire Inserts für das Extra an Sicherheitsgefühl

Flops

  • Tanwall-Reifen passen nicht zur Lackierung
  • für 2-fach-Antriebe ist keine Umwerfermontage möglich
  • kein Kettenstrebenschutz ab Werk

Mehr Informationen findet ihr unter ridley.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test

Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | Berria Belador Allroad 8 | BMC Kaius 01 ONE | Canyon Grail CF SLX 9 eTap | Factor OSTRO Gravel | Fara Cycling F/All-Road | Ridley Kanzo Fast | Specialized S-Works Crux | Trek Checkpoint SLR 9 eTap


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Text: Martin Staffa Fotos: Robin Schmitt, Jan Richter