Stehen sich Bikepacking-Optimierung und Gravel Racing beim Fara F/All-Road im Weg? Und taugt ein Allroad überhaupt für Gravel-Racing? Wir sind diesen Fragen nachgegangen und haben das 8.298 € teure Do-It-All-Bike aus Norwegen gegen ausgewachsene Gravel-Race-Bikes getestet.

Dieses Bike wurde im Rahmen des Gravel-Race-Bike-Vergleichstest 2023 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Grave-Race-Bikes erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test

Fara F/All-Road | 8.298 € | 7,88 kg (Größe 56) | Hersteller-Website

Den skandinavischen Hersteller werden nicht alle kennen. Doch die norwegische Radschmiede ist bekannt für nordisches Design an modernen Dropbar-Bikes. Der Direktversand ermöglicht es Fara Cycling, jedes Bike auf Wunsch zu individualisieren. Dabei fokussieren sich die Norweger auf ein schmales Line-Up: Neben unserem F/All-Road sind nur drei weitere Bikes zu haben – ein Rennrad sowie zwei Gravel-Bikes.
Der Elefant im Raum bleibt trotzdem die Frage, ob ein Allroad mit ausgewachsenen Gravel-Race-Bikes mithalten kann? Doch vielleicht ist ja gerade ein Do-It-All-Bike, wie sich das F/All-Road positioniert, prädestiniert für Gravel-Rennen? Mit den maßgeschneiderten Bikepacking-Taschen bekommt man zudem ein potentes Adventure-Bike. Also vielleicht doch ein Race-Bike für Mehrtages-Gravel-Rennen? Mit einer geringeren Reifenfreiheit und Semi-Slick-Reifen wirkt es trotzdem weniger potent als jedes andere Bike im Test, überrascht aber mit einem Fahrgefühl, das nicht so recht zum ersten Eindruck passen mag.

Fara F/All-Road – Skandinavisches Design durch und durch?

In einer von Marken wie Specialized und Trek dominierten Bike-Welt ist das Fara F/All-Road etwas Einzigartiges, ein außergewöhnliches Bike, das so wahrscheinlich keinen Zwilling an der Startlinie treffen wird.
Das Design mit dem schlicht integrierten Logo, den unauffälligen Akzenten an Gabel und Sattelrohr verkörpert eine gewisse Eleganz und Understatement. Die passende Lackierung im für Norwegen typischen „Fjord Green“ wird durch den minimalen Schriftzug und die weißen Akzente am Sattelrohr und der Gabel ergänzt. Das Rahmendesign selbst fügt sich leider nicht in das Konzept ein. Steuerrohr und Gabel wirken im Vergleich zum restlichen Bike klobig und passen nicht zum sich verjüngenden Heck. Das Oberrohr wird nach hinten extrem schmal und mündet im grazilen Hinterbau. Das wuchtige und klassisch runde Sattelrohr sowie das dicke und gerade Unterrohr durchbrechen auch hier den Look des Bikes.
Am Cockpit kann der skandinavische Einfluss wieder glänzen. Der Fara-eigene Lenker ist besonders schön in den Rahmen integriert und lässt sich durch das modulare Integrationssystem à la FSA leicht durch andere Lenker und Vorbauten ersetzen. Lediglich die Aero-Optik passt nicht so recht zum ansonsten schlichten Auftritt und gibt dem Bike einen frontlastigen Look.

Schön, aber nicht ganz passend
Das Fara-eigene Cockpit im Aero-Look ist formschön gestaltet, mag aber nicht so recht zum Bike passen.
Nordisch massiv?
Die wuchtige Gabel und das Steuerrohr passen nicht so recht zum sonst grazilen Bike – im Gegensatz zur Lackierung in „Fjord Green“ und dem minimalistischen Fara Schriftzug, was ganz dem Sinn des nordischen Designs entspricht.

Fara Cycling F/All-Road

8.298 €

Ausstattung

Sattelstütze FARA Cycling Seatpost w. IBS attachment
Bremsen SRAM Red eTap AXS HRD 160 mm
Schaltung SRAM Red eTap AXS 2x12
Vorbau Fara Cycling Integrated Barstem 80 mm
Lenker Fara Cycling Integrated Barstem 440 mm
Laufräder Fulcrum Aerbeat 400
Reifen Panaracer Gravelking TLC 700 x 35c

Technische Daten

Größe 49 53 56 59
Gewicht 7,88 kg

Besonderheiten

cleaner Look durch dezentes Branding
Semi-Slick-Reifen
Unterrohrschutz
Anschraubpunkte auf dem Oberrohr


Im direkten Vergleich zu den anderen Bikes entpuppt sich das F/All-Road als Außenseiter, nicht zuletzt durch die Reifenwahl. Die Panaracer Gravelking als Semi-Slicks sind für einen Mix aus Straße und leichtem Schotter bzw. Hardpack ausgelegt und auf feinem Schotter sowie feuchtem Untergrund überraschend griffig. Auf grobem Schotter kommen sie allerdings schnell an ihre Grenzen. Optisch fügen sich die Tan-Walls sauber in das Gesamtbild ein und erzeugen einen stimmigen Look. Der Unterrohrschutz und eine Vielzahl von Montagemöglichkeiten für die speziellen Fara-Taschen und zusätzliche Flaschenhalter sowie die integrierte Kabelführung für Lichter und Nabendynamo machen das Bike als Allroad für Langstrecken und Bikepacking ideal. Dazu passend kommt das F/All-Road mit der Top-Gruppe SRAM Red AXS eTap im 2-fach-Setup. Auch hier ist die Schaltperformance der SRAM Red AXS eTap-Gruppe vor allem durch langsame Gangwechsel am Umwerfer negativ aufgefallen, konnte sich aber trotzdem von der SRAM Force AXS eTap-Gruppe am Argon 18 Dark Matter absetzen.

Für alles gewappnet
Für ein Allroad überraschend kommt das Fara F/All-Road mit einem Unterrohrschutz und Anschraubpunkten für einen dritten Flaschenhalter – kann also doch mehr als der Name vermuten lässt.
Gut versteckt
Klassisch Allroad kommt das Fara F/All-Road mit Anschraubpunkten für Schutzbleche, die sich hinter den Sitzstreben verstecken.

Das Fara F/All-Road – Gravel-Race-Bike oder Gravel-Neuling?

Das F/All-Road ist das Bike im Test mit der entspanntesten Sitzposition. Die aufrechte Haltung ist für die Langstrecke optimiert und begünstigt den Geradeauslauf bei einem schwer bepackten Bike. Das Fahrgefühl ist, wie es die Sitzposition vermuten lässt, unauffällig entspannt. Das Bike ist weder nervös noch agil. Die ruhige Lenkung gibt dem Renner einen entspannten Geradeauslauf und ist ideal für gerade Strecken und langgezogene Kurven. Im technischen Gelände ist das träge Handling teilweise hinderlich, gerade in langsamen und schwierigen Passagen wünscht man sich etwas mehr Agilität. Im Antritt bleibt es zögerlich – überraschend, verfügt es doch über die leichteste Laufrad-Reifenkombination im Testfeld. Bestimmt wird der Antritt aber vor allem auch durch die entspannte Sitzposition und die fehlende Steifigkeit des Rahmens.

Allroad durch und durch – der Freund für Bikepacking und leichten Schotter.

Der Komfort ist jedoch typisch für ein Straßenrad, aber leider nicht passend für ein Allroad. Der Rahmen bietet wenig Compliance und keine flexiblen Bereiche, um Unebenheiten abseits der Straße auszugleichen. Für den Einsatzzweck als Allroad ist die Compliance ausreichend, für Gravel und vor allem Langstrecken abseits der Straße jedoch nicht. Breitere Reifen, ein weniger steifer Laufradsatz und eine flexende Sattelstütze könnten Abhilfe schaffen, jedoch wird die Auswahl aufgrund der limitierten Reifenfreiheit von 35c begrenzt. Negativ fällt am Fara F/All-Road die Zugverlegung auf. Bei unebenem Untergrund schlagen die intern verlegten Züge und Leitungen an den Rahmen und verursachen ein starkes Klappern. Zughüllen aus Schaumstoff könnten für Ruhe sorgen.

Fara F/All-Road

Größe 49 53 56 59
Oberrohr 521 mm 547 mm 564 mm 581 mm
Steuerrohr 115 mm 137 mm 166 mm 194 mm
Lenkwinkel 71° 72° 72° 72°
Sitzwinkel 74° 73° 73° 73°
Reach 369 mm 377 mm 386 mm 395 mm
Stack 530 mm 555 mm 583 mm 610 mm
Helm Poc Ventral Air | Brille Oakley Sutro Lite | Shirt Maap Alt_Road Jersey | Hose Maap Alt_Road Cargo Bib | Schuhe Giro Empire vr 90 | Socken Pas normal Solitude Socks

Für wen ist das Fara F/All-Road?

Das Fara F/All-Road ist ideal für Reisen mit viel Gepäck und bietet dabei ausreichend Flexibilität bei der Wahl des Untergrunds. Mit den Fara-eigenen Taschen lässt sich ein solides Langstrecken-Bike aufbauen. Für Langstrecken sollte eine andere Sattelstütze mit mehr Flex montiert werden, um den Komfort zu erhöhen. Für Gravel, insbesondere Gravel Racing, ist das F/All-Road jedoch zu steif und bietet zu wenig Vortriebswille und zu wenig Reifenfreiheit für matschige Bedingungen. Doch das heißt nicht, dass das Bike nur straßentauglich ist, für kurze Ausflüge abseits des Asphalts ist es wie maßgeschneidert.

Tuning-Tipps: Sattelstütze mit mehr Flex und ein ergonomisches Cockpit für mehr Komfort.


Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Komfort

  1. straff
  2. komfortabel

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

Fara Cycling
F/All-Road

Größe: 49 53 56 59
Gewicht: 7,88 kg
Preis: 8.298 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Alltag/Commute 3

Fazit zum Fara F/All-Road


Als Außenseiter im Testfeld kann sich das Fara F/All-Road überraschend gut schlagen. Es überzeugt mit einer aufrechten Sitzposition und Slick-Reifen, die mehr können als sie vermuten lassen. Trotzdem fehlt dem Allroad-Bike etwas Komfort und die nötige Agilität, um mit den Offroad-Bikes mitzuhalten. Vor allem im Vergleich zu den absoluten Gravel-Race-Bikes BMC Kaius 01 ONE, Ridley Kanzo Fast und Specialized S-Works Crux fällt das F/All-Road in Sachen Fahrgefühl und Race-Feeling weit zurück.

Tops

  • Reifen besser als erwartet und perfekt für den eigentlichen Einsatzzweck
  • angenehme Sitzposition für lange Strecken
  • stimmiges Design mit schlichtem Cockpit und hochwertiger Lackierung

Flops

  • fehlende Compliance für den Einsatzzweck und Langstrecken
  • klappernde Zugverlegung

Mehr Informationen findet ihr unter faracycling.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test

Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | Berria Belador Allroad 8 | BMC Kaius 01 ONE | Canyon Grail CF SLX 9 eTap | Factor OSTRO Gravel | Fara Cycling F/All-Road | Ridley Kanzo Fast | Specialized S-Works Crux | Trek Checkpoint SLR 9 eTap


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Text: Calvin Zajac Fotos: Robin Schmitt, Jan Richter