Test: Berria Belador Allroad 8 2023 – im Gravel-Race-Bike-Vergleichstest

Komfort spielt bei Gravel-Races eine wichtige Rolle, jedenfalls wenn es nach dem Berria Belador Allroad 8 geht. Das Federelement im Heck soll für Traktion und Komfort sorgen. Mit einem geringen Basis-Preis ist es zudem das günstigste Gravel-Race-Bike im Test. Steht das der Performance im Weg?

Dieses Bike wurde im Rahmen des Gravel-Race-Bike-Vergleichstest 2023 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Grave-Race-Bikes erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test

Unbekannt dafür voller Elan ist der spanische Fahrradhersteller Berria, den viele vermutlich noch nicht auf dem Schirm haben. Die Marke will alle Performance-Orientierten mit MTBs, Rennrädern und Gravel-Bikes versorgen. Das Berria Belador Allroad ist aktuell – trotz des Namenszusatz Allroad – ihr einziges Grave-Bike. Es kommt in verschiedenen Ausstattungsvarianten und ist bei ausgewählten Händlern zu erhalten. Das Berria Belador Allroad setzt auf exakt den gleichen Rahmen, mit dem auch ihre Endurance-Rennräder ausgestattet sind. Dabei wird das gleiche Federsystem wie beim Cannondale Topstone genutzt, das ähnlich wie eine Blattfeder funktioniert. Sofort auffällig ist der Preis des Berria Belador Allroad 8: Mit nur 3.999 € geht das 8er Modell mit Alu-Laufrädern über die Ladentheke, ein Modell mit Carbon-Laufradsatz ist ebenfalls verfügbar. Was bringt das Federelement am Heck und kann es mit Gravel-Race-Bikes mithalten, die mehr als das Dreifache kosten?

Zwei Möglichkeiten, aber nur eine Funktion? Was macht das Berria Belador Allroad 8 besonders?

Das Produktversprechen von Berria für das Belador Allroad 8 ist ganz schön vollmundig. Es soll nicht irgendein, sondern das ultimative Gravel-Bike sein, das die beiden Welten Mountainbike und Rennrad zu einem performanten Gesamtkonzept vereint. Das Federelement lagert am Anflanschpunkt zwischen Sattelstrebe und Sitzrohr. Somit sollen unliebsame Stöße vom Untergrund absorbiert werden. Resultieren müsste das dann in mehr Bodenkontakt und mehr Komfort. Mit dem Flip-Chip in der Gabel kann der Nachlauf und damit das Handling angepasst werden. Die zwei Stellungen sorgen für massiven Geradeauslauf oder ein agileres Fahrverhalten. Ein Modell mit RockShox Rudy Federgabel ist ebenfalls verfügbar.

Aerooptimiert will das Berria Belador Allroad 8 natürlich auch noch sein. Unterrohr sowie Oberrohr sind nach aerodynamischen Gesichtspunkten „geglättet“ für weniger Windwiderstand. Weniger Angriffsfläche für die Luft verspricht auch das vollintegrierte Cockpit. Das Sitzrohr folgt dem Hinterrad in den Rahmen. Neben der verbesserten Aerodynamik preist Berria diese Eigenschaft als „Anti Mud System“ aus, was eine sehr euphemistische Darstellung für genügend Reifenfreiheit darstellt. Noch einen obendrauf in Sachen Marketing-BlaBla legen die Spanier beim sogenannten Hydration System, das aus ganzen drei Anschraubpunkten für den vorderen Flaschenhalter besteht. Alles in allem bleiben die Aerooptimierungen sowie viele herausragende Lösungen recht begrenzt.

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Auf Design legt das Berria Belador Allroad 8 zugunsten der Funktion nach eigenen Angaben nicht vorrangig Wert. Komisch, denn insgesamt wirkt das Design doch recht stimmig. Schöne kleine Detaillösungen sucht man am Berria Belador Allroad 8 vergebens – nur die abgedeckten Schrauben am Oberrohr fallen hier positiv ins Auge. Alles in allem sieht man dem Berria auf den ersten Blick nicht an, dass es das günstigste Bike im Vergleichstest ist. Erst die Ausstattung lässt diesen Schluss dann zu. Es ist das einzige Bike mit SRAM Rival eTap AXS-Schaltung. Dazu kommen beim 8.1er-Basismodell für 3.999 € die 1.959 g schweren Fulcrum Rapid Red-Laufräder. An unserem Testmodell waren die teureren und leichteren Mavic Cosmic SLR 32-Laufräder verbaut, die am Serien-Bike allerdings nicht angeboten werden. Gleiches gilt hoffentlich für die Steckachsen-Kosntruktion. Diese ist fehlerhaft konstruiert und kann sich lösen.

Flip-Chip und Federelement – Wie fährt sich das Berria Belador Allroad 8?

Noch bevor wir uns vom Komfort des Berria Belador Allroad 8 überzeugen konnten, schon das erste Problem: Die Sattelstütze lässt sich durch die Hinterrad-Mulde im Rahmen nicht weit genug versenken. Je nach Auszug muss sie gekürzt werden. Als wir dann auf dem Gravel-Bike durch die Wüste heizten, war von dem zum Teil steinigen Untergrund kaum etwas spürbar. Das Federelement funktioniert und gleicht leichte Schläge aus. Allerdings variiert die Federung von Testfahrer zu Testfahrer. Das Fahrergewicht hat einen entscheidenden Einfluss auf den mit 26 mm angegebenen Federweg. Etwas hinderlich ist das Ganze beim Beschleunigen: Sobald das Berria Belador Allroad 8 in den Sprint gebracht wird, beginnt es zu hüpfen, was zu Traktionsverlust führt.

Mit Chip nach hinten nicht zu fahren

Starken, wenn nicht sogar wahnsinnig starken Einfluss auf das Handling hat der Flip-Chip. In der hinteren Position – die für besseren Geradeauslauf sorgen soll – läuft das Berria Belador Allroad 8 wie auf Schienen. Selbst langgezogene Geraden erfordern einen maximalen Einsatz, um es aus seiner Spur zu bringen. Für wendige Strecken und Trails ist das Gravel-Bike so nicht zu gebrauchen. Besser fühlt es sich an, wenn der Flip-Chip in vorderer Position genutzt wird – was wir dann auch gemacht haben. Kaum zu glauben, dass es sich um das gleiche Fahrrad handelt! Ein wesentlich agileres und entspannteres Fahrgefühl ist das Ergebnis des Flip-Chip-Wechsels. In diesem Sinne ist der Flip-Chip unnötig. Dennoch ist das Belador bei Weitem noch nicht so verspielt wie das Specialized S-Works Crux. Die sehr sportliche Sitzposition macht keinem Testfahrer Spaß. Bei der Auswahl der Vorbaulänge sollte unbedingt kürzer als länger gewählt werden. Die schlechte Lenkerergonomie – sowohl in den Drops als auch in den Hoods – ist hingegen nur durch einen Austausch in den Griff zu bekommen.
Die SRAM Rival eTap AXS macht sich als Einstieg in die elektronische Schaltungswelt nicht schlecht. Der Unterschied zu höherklassigen Schaltungen ist aber deutlich spürbar, vor allem, was Schaltpräzision und -geschwindigkeit angeht.

Berria Belador Allroad 8

Größe	XS	S	M	L	XL
Sitzrohr	460 mm	484 mm	508 mm	532 mm	556 mm
Oberrohr	525 mm	540 mm	555 mm	575 mm	595 mm
Steuerrohr	98 mm	113 mm	129 mm	146 mm	164 mm
Lenkwinkel	70°	70.5°	71°	71.5°	72°
Sitzwinkel	75.1°	74.8°	74.5°	74.2°	73.9°
Kettenstrebe	419 mm	419 mm	419 mm	419 mm	419 mm
BB Drop	75 mm	75 mm	75 mm	75 mm	75 mm
Reach	374 mm	388 mm	398 mm	407 mm	418 mm
Stack	535 mm	550 mm	567 mm	587 mm	605 mm

Für wen ist das Berria Belador Allroad 8?

Es fällt nicht ganz leicht, das Berria Belador Allroad 8 einem spezifischen Einsatzgebiet zuzuordnen. Für einen Einstiegspreis von 3.999 € bietet es eine grundlegend solide Ausstattung. Das Federelement spricht für den Offroad-Einsatz, das schwerfällige Handling aber eindeutig dagegen. Mit ein paar Anpassungen in Sachen Vorbaulänge, Lenker und Sattelstütze kann es aber für harte Gravel-Touren tauglich gemacht werden.

Tuning-Tipps kürzerer Vorbau / anderer Lenker / andere Vorderachse / Dropperpost

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Fazit zum Berria Belador Allroad 8

Das Berria Belador Allroad 8 leistet theoretisch brauchbare Ansätze, Theorie und Praxis stimmen aber nicht überein, wodurch das Gravel-Bike unausgegoren wirkt. Federelement und Flip-Chip funktionieren, aber eben nicht gemeinsam und schon gar nicht mit der gestreckten Sitzposition. Hinzu kommen die fragwürdigen Marketing-Claims, die sauer aufstoßen. Schade Marmelade.

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Mehr Informationen findet ihr unter berria.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Was ist das beste Gravel-Race-Bike 2023? 9 Gravel-Race-Bikes im Test

Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | Berria Belador Allroad 8 | BMC Kaius 01 ONE | Canyon Grail CF SLX 9 eTap | Factor OSTRO Gravel | Fara Cycling F/All-Road | Ridley Kanzo Fast | Specialized S-Works Crux | Trek Checkpoint SLR 9 eTap

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Text: Martin Staffa Fotos: Robin Schmitt, Jan Richter