Das OPEN WI.DE. lebt mit Pneus à 650 x 54B auf breitem Fuße und buhlt mit zahlreichen Features um die Vorherrschaft auf der Schotterpiste. Jetzt gilt’s: Wie schlägt sich das Gravel-Bike auf Steroiden im direkten Vergleich mit der Konkurrenz?
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
OPEN hat eine spezielle Mission: „Work hard to stay small!“ Gemäß diesem Credo hat das Gespann aus Andy Kessler und Gerard Vroomen viel Hirnschmalz in das Konzept seines neuesten Modells gesteckt. Fortan ergänzt das WI.DE. die überwiegend auf Gravel fokussierte Produktpalette des Schweizer Unternehmens und ist neben dem U.P. bzw. U.P.P.E.R. für 3.200 € (Rahmen-Set) erhältlich. Während es die firmentypische aufgeräumte Formsprache adaptiert, bietet es ausreichend Reifenfreiheit für Pneus in beeindruckenden Dimensionen: 700 x 46C bzw. 650 x 60B. Dank der Double-Drop-Kettenstreben können gleichzeitig Rennradkurbeln mit gewohnt kompakten Q-Faktoren genutzt werden. Neben viel Platz für Reifen verfügt das Rahmen-Set über zahlreiche Anschraubpunkte für Trinkflaschen oder Packtaschen und damit auch über Platz für viel Gepäck. So kann Gepäck zusätzlich zu den üblichen Montagemöglichkeiten an Unter- bzw. Oberrohr auch unter dem Tretlager befestigt werden. Dank nicht zentraler Anordnung der Gewinde finden so schwerere Gegenstände wie beispielsweise Werkzeugbehälter einen sicheren und für die Verteilung des Gewichts sinnvollen Platz. Mit einem Augenzwinkern macht das Team von OPEN außerdem klar, dass es nicht auf Label wie „100% hi-modulus aero-space carbon“ setzt, sondern pragmatische Ansätze verfolgt. So kommt es ihrer Meinung nach eher darauf an, das richtige Carbon an den richtigen Stellen zu verwenden – TRCinTRS™ (The Right Carbon in The Right Spot) also.
Das OPEN WI.DE. im Detail
Antrieb SRAM Force eTap AXS mit SRAM Eagle eTap AXS-Schaltwerk
Schaltung 42 T und 10–50 T, 1 x 12
Bremsen SRAM Force HRD, 160/160 mm
Lenker ENVE Compact, 440 mm
Vorbau ENVE Vorbau, 100 mm
Sattelstütze ENVE Post, 0 mm Versatz
Laufräder DT Swiss GRC 1400 SPLINE DB
Reifen Schwalbe G-One Bite TLE 650 x 54b
Size | XS | S | M | L | XL |
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Seat tube | 500 mm | 500 mm | 530 mm | 560 mm | 590 mm |
Top tube | 510 mm | 530 mm | 550 mm | 570 mm | 590 mm |
Head tube | 99 mm | 125 mm | 150 mm | 170 mm | 196 mm |
Head angle | 68.0° | 69.0° | 71.0° | 71.5° | 71.5° |
Seat angle | 74.5° | 74.0° | 73.5° | 73.5° | 73.5° |
Chainstay | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
BB Drop | 80 mm | 77 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm |
Wheelbase | 990 mm | 1.004 mm | 1.009 mm | 1.022 mm | 1.042 mm |
Reach | 346 mm | 358 mm | 370 mm | 382 mm | 490 mm |
Stack | 520 mm | 545 mm | 570 mm | 595 mm | 620 mm |
Das OPEN WI.DE. im Test
Die Dimensionen des WI.DE. mögen dem Betrachter Trägheit vorgaukeln, doch zeigt es sich beim Antritt alles andere als behäbig. Mit 8,28 kg in Größe L gehört es zu den leichtesten Bikes im Vergleichstest und sprintet effizient aus dem Stillstand und aus jeder Kurve. Auf dem Asphalt sind es einzig die grobstolligen Schwalbe G-One Bite TLE-Reifen, die dem OPEN die Bestnote in Sachen Effizienz verpatzen. Die Kombination aus dem geringen Gewicht und dem SRAM AXS-Antriebs-Mix – aus Force eTap AXS-Schalthebeln und -Kurbeln und dem Eagle AXS-Schaltwerk und -Kassette mit 500 % Übersetzung – macht das OPEN zur wahren Bergziege. Nachdem auch steilste Rampen bereitwillig erklommen sind, spielt das Bike besonders im anspruchsvollen Gelände seine Stärken aus. Selbst faustgroßes Geröll kann es nicht aus der Reserve locken und so wird auch das Gravel-Abenteuer im unangetasteten Hinterland zum Genuss.
Durch technisches Gelände marschiert das OPEN wie Obelix durch die Reihen der Römer.
Dank des speziell konstruierten Hinterbaus bietet das Heck des WI.DE. trotz Sattelstütze ohne Versatz viel Compliance und harmoniert perfekt mit der komfortablen Front. Die kompakte Sitzposition fällt durch den 90 mm kurzen Vorbau angenehm aufrecht aus, das sorgt für zusätzlichen Komfort. Aufgrund des großen Reifenvolumens kann der Druck vergleichsweise weit abgesenkt werden, wodurch das Überrollverhalten der 27,5”-Laufräder aus dem Hause DT Swiss weiter verbessert wird. Hier gilt es jedoch, fleißig zu testen und den persönlich favorisierten Druck zu finden, damit das Fahrverhalten auf feinen Schotterpisten nicht zu schwammig und indirekt wird.
Fazit
Mit dem WI.DE. ergänzt OPEN das Produktportfolio um einen Gravel-Experten fürs Grobe. Wer vorwiegend im unbefestigten Terrain auf Entdeckungstour gehen möchte, findet hier ein ausgesprochen durchdachtes Gesamtkonzept. Mit 700C-Slick-Bereifung verwandelt sich das OPEN außerdem zum wohl komfortabelsten Rennrad, das in dieser Bauweise realisierbar ist. Wer mehr Wert auf Allround-Eigenschaften legt und ein Rad der Marke OPEN in die engere Auswahl zieht, sollte sich das U.P.(P.E.R.) einmal genauer anschauen.
Tops
- Performance im sehr technischen Gelände
- flinke Beschleunigung
- durchdachte Ausstattung
Flops
- eingeschränkte Allround-Performance in dieser Ausstattung
- nach dem U.P.(P.E.R.) muss man jetzt auch noch das WI.DE. kaufen
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Mehr Info unter: opencycle.com
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | Cannondale Topstone Carbon Ultegra RX | Canyon Grail AL 7.0 | Cervélo Áspero | Giant Revolt Advanced Pro Force | Kona Libre AL | Liteville 4-ONE MK1 | OPEN WI.DE. | Pivot Vault Team Force | ROSE BACKROAD GRX RX810 Di2 | Santa Cruz Stigmata CC | Specialized Turbo Creo SL Expert EVO | Standert Pfadfinder | Trek Domane SLR 9 eTap
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: GRAN FONDO-Team