Rohes Aluminium, deutsche Ingenieurskunst und eine aus dem Mountainbike-Bereich inspirierte Geometrie sollen das Liteville 4-ONE MK1 zum perfekten Gravel-Allrounder machen. Wie sich der Underdog im Gravel-Pit schlägt, lest ihr hier.
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
Für den ersten Schotteralleskönner aus dem Hause Liteville sind die Entwickler ganz eigene Wege gegangen. So wundert man sich beim ersten Blick auf die Geometriedaten des Alu-Rahmens in Größe L über den mit 435 mm sehr langen Reach, den 1.097,66 mm großen Radstand und den 70° flachen Lenkwinkel. Unser Test-Bike in der Ausstattung „Werksmaschine 01“ verfügt über einen 75 mm kurzen Syntace LiteForce Aluminium-Vorbau, einen 480 mm breiten Syntace Racelite Carbon-Lenker, den eigens entwickelten Syntace W25i Alu-Laufradsatz mit 25 mm Maulweite und Shimanos 2×11 Gravel-Schaltgruppe GRX 800. Das unkonventionelle Konzept wird durch eine versenkbare EightPins-Sattelstütze mit 100 mm Hub komplettiert, wiegt in Größe L 9,16 kg und kostet 4.480 €. Um unterschiedlich großen Fahrern das gleiche Fahrgefühl bieten zu können, setzt Liteville auf „Scaled Sizing“ und passt so außer den üblichen Änderungen von Oberrohr-, Steuerrohr- und Unterrohrlängen auch die Länge der Kettenstreben je nach Rahmengröße an. Die Detailversessenheit der Entwickler bemerkt man auch an weiteren cleveren Features wie dem federleichten, selbst entwickelten Syntace X-12-Achssystem und der klapperfreien internen Kabelführung. Außerdem haben die Tüftler von Liteville ein Tool in die Hinterradachse integriert und das Direct-Mount-Schaltauge neu gedacht – nun dient dort eine Schraube als Sollbruchstelle und kann im Fall der Fälle durch eine Ersatzschraube im Tretlager ausgetauscht werden. Das Sitzrohr misst 34,9 mm und ist kompatibel mit herkömmlichen Sattelstützen sowie der integrierten EightPins-Variostütze, die sich über ein ebenfalls in den Rahmen integriertes Tool kinderleicht in der Höhe verstellen lässt.
Das Liteville 4-ONE MK1 im Detail
Antrieb Shimano GRX 800
Schaltung 48/31 T und 11–34 T, 2 x 11
Bremsen Shimano GRX 800, 160/160 mm
Lenker Syntace Racelite Carbon, 480 mm
Vorbau Syntace LiteForce Alu, 75 mm
Sattelstütze EightPins, 100 mm Drop, 25 mm Versatz
Laufräder Syntace W25i
Reifen Schwalbe G-One All-Round TLE 700 x 40C
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 441 mm | 465 mm | 489 mm | 513 mm |
Oberrohr | 557 mm | 585 mm | 614 mm | 642 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 585 mm | 614 mm | 200 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 70,0° | 70,0° | 70,0° |
Sitzwinkel | 73,0° | 73,0° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 415 mm | 420 mm | 425 mm | 430 mm |
Radstand | 1.027 mm | 1.062 mm | 1.098 mm | 1.133 mm |
BB Drop | 70 mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm |
Reach | 395 mm | 415 mm | 435 mm | 455 mm |
Stack | 529 mm | 557 mm | 585 mm | 614 mm |
Das Liteville 4-ONE MK1 im Test
Das Liteville gibt sich sowohl im Antritt als auch in Highspeed-Passagen sehr bereitwillig und leichtfüßig. Das Antrittsverhalten profitiert dabei stark vom steifen und ausgesprochen robusten W25i-Laufradsatz, dessen Speichenwinkel auf beiden Seiten identisch sind. Bei jeder Geschwindigkeit glänzt das Liteville durch seine Laufruhe und das ausgesprochen ausgeglichene Handling. Lenkimpulse werden zu jeder Zeit berechenbar angenommen und gutmütig umgesetzt. Der Schwerpunkt des Fahrers ist durch die spezielle Geometrie des Bikes vergleichsweise weit nach vorn gerichtet, wodurch viel Grip am Vorderrad zur Verfügung steht. Im technischen Gelände zeigt sich das 4-ONE als sehr ehrliches Bike, das genau das liefert, was der Fahrer möchte – Spaß bis zum Abwinken!
Das 4-ONE ist kein Rennrad mit breiten Reifen. Hier hat jemand viel Hirnschmalz investiert, um ein eigenständiges Konzept auf die Räder zu stellen.
Die Ergonomie des Lenkers und der Shimano GRX-Schalthebel erlauben es dem Piloten auch in steilen Abfahrten, die Hände auf den Hoods zu positionieren, während die Variostütze für zusätzliche Bewegungsfreiheit und Vertrauen sorgt. Wer keinen Wert auf eine absenkbare Sattelstütze legt, kann auf die für ihre sehr hohe Compliance bekannte Syntace P6 ausweichen, die zusätzlichen Komfort generiert. Da sich das Heck des Bikes vergleichsweise straff und sportlich gibt, ist das unsere klare Empfehlung. Trotz des überschaubaren Komfort-Levels gibt es kein anderes Bike im Test, bei dem unser Fahrspaß-Indikator so weit ausgeschlagen ist!
Fazit
Das Liteville 4-ONE MK1 ist nicht nur das durchdachteste Bike in unserem Vergleichstest, sondern auch der beste Allrounder. Die progressive Rahmengeometrie und seine innovativen Features machen es zum echten Alleskönner und flinken Spaßgaranten auf der Straße und zur gutmütigen Euphorie-Rakete auf den Schotterpisten und im technischen Gelände. Trotz des eher mäßigen Komforts kann dem Liteville in Sachen Fahrspaß kein Bike im Test das Wasser reichen und deshalb heißt es letztlich einstimmig: Testsieg!
Tops
- maximaler Fahrspaß durch perfektes Handling
- hohes Maß an Vertrauen und Sicherheit
- clevere Features und innovative Detaillösungen
- Engineering und Verarbeitungsqualität
Flops
- mäßiger Komfort
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Mehr Info unter: liteville.com
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
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Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: GRAN FONDO-Team