Das Cannondale Topstone Carbon ergänzt seit Sommer 2019 das Gravel-Portfolio der amerikanischen Marke und will mit dem KingPin-Komfortsystem für Furore auf der Schotterpiste sorgen. Ob das Unterfangen gelingt, lest ihr hier.
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
Ganze vier Jahre haben die Cannondale-Entwickler nach eigener Aussage am Rahmen-Set des Topstone Carbon getüftelt. Grund dafür war nicht zuletzt die ambitionierte Zielsetzung, das komfortabelste Gravel-Bike überhaupt zu bauen. Mit bis zu 30 mm „Federweg“ soll das KingPin-System der Schlüssel zum Erfolg sein. Durch die spezielle Anordnung der Carbonfasern im Ober- und Sitzrohr soll das vordere Rahmendreieck unter Druck „einfedern“ können. Die Sitz- und Kettenstreben sollen durch ihre erhöhte vertikale Nachgiebigkeit ebenso reagieren können, wobei ein in das Sitzrohr integriertes Gelenk als Drehpunkt dient. Die Anpassung der Rohrdimensionen für jede Rahmengröße soll eine optimale Performance des wartungsfreien Systems für unterschiedlich große Fahrer bieten. Während ein 2-fach-Schaltgruppen-Mix aus Shimano ULTEGRA R8000-Hebeln, Shimano ULTEGRA RX-Schaltwerk und Hollowgram-Kurbel mit 46/30 T-Spider-Kettenblättern Vortrieb generieren soll, sorgen Shimano ULTEGRA-Stopper mit 160-mm-Rotoren vorne und hinten für die nötige Verzögerung. Mit der neuen Designsprache möchte Cannondale trotz minimalen Logos einen nachhaltigen Wiedererkennungswert schaffen und präsentiert eine sehr ansprechend gewählte Farbkombination, die sich je nach Ausstattung des Bikes ändert. Hollowgram 22-Carbon-Laufräder und WTB Riddler-Pneus in 700 x 37C runden das Gesamtpaket ab und lassen die Waage bei 8,73 kg in Größe L stoppen. In dieser Konfiguration kostet das Cannondale Topstone Carbon 3.799 € und ist in fünf Größen von XS bis XL verfügbar.
Das Cannondale Topstone Carbon Ultegra RX
Antrieb Shimano ULTEGRA R8000 mit ULTEGRA RX-Schaltwerk
Schaltung 46/30 T und 11–34 T, 2 x 11
Bremsen Shimano ULTEGRA R8000 hydraulisch, 160/160 mm
Lenker Cannondale 3, 420 mm
Vorbau Cannondale 2, 100 mm
Sattelstütze SAVE Carbon, 20 mm Versatz
Laufräder Hollowgram 22 Carbon
Reifen WTB Riddler 700 x 37C
Größe | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 410 mm | 458 mm | 505 mm | 553 mm | 600 mm |
Oberrohr | 525 mm | 544 mm | 561 mm | 579 mm | 596 mm |
Steuerrohr | 97 mm | 131 mm | 165 mm | 198 mm | 232 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 71,2° | 71,2° | 71,2° | 71,2° |
Sitzwinkel | 73,1° | 73,1° | 73,1°° | 73,1° | 73,1° |
Kettenstreben | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm |
BB Drop | 69 mm | 64 mm | 61 mm | 61 mm | 59 mm |
Radstand | 999 mm | 1.010 mm | 1.030 mm | 1.040 mm | 1.060 mm |
Reach | 368 mm | 377 mm | 385 mm | 394 mm | 402 mm |
Stack | 518 mm | 549 mm | 579 mm | 610 mm | 640 mm |
Das Cannondale Topstone Carbon Ultegra RX im Test
Im Vergleich zu seinen Konkurrenten haben unsere Tester dem Topstone Carbon ein flinkes Beschleunigungsverhalten attestiert. Besonders in Sachen Effizienz glänzt es sowohl in der Ebene als auch im Uphill. Im Downhill und bei hohen Geschwindigkeiten sorgt die hohe Laufruhe vor allem auf kompakten Untergründen für viel Vertrauen und gibt dem Fahrer die Möglichkeit, seine Grenzen auszuloten. Wird das Gelände jedoch technischer oder sehr ruppig, werden dem Cannondale sein geringes Reifenvolumen und der hohe Schwerpunkt zum Verhängnis. Mit einer Tretlagerabsenkung von vergleichsweise geringen 61 mm und der recht hohen Front neigt es in langsamen und engen Abbiegungen dazu, ins Kurveninnere zu kippen.
Auf schier endlosen und geraden Schotterpisten verfällt man auf dem Cannondale in Gravel-Trance.
Das passiert jedoch nicht bei weiten Kurvenradien und in höheren Geschwindigkeiten – wo eindeutig die Stärken dieses Bikes liegen. Das KingPin-System wirkt sich nicht auf das Antrittsverhalten aus und sorgt besonders bei größeren Kompressionen für ein deutliches Komfortplus. Kleinere Vibrationen werden von der Laufrad-Reifen-Einheit und der SAVE Carbon-Sattelstütze angenehm gedämpft. Eine Besonderheit gibt es allerdings: Anders als bei Federgabeln, Dämpfern oder Komfortsystemen wie dem Future Shock 2.0 aus dem Hause Specialized kommt der Fahrer lediglich im Sitzen in den Genuss der größten Vorteile des Komfortsystems von Cannondale. Bei langen Touren im Sattel sind die Vorteile des KingPin-Systems jedoch ein nicht zu bestreitender Gewinn.
Fazit
Mit dem Cannondale Topstone Carbon Ultegra RX präsentieren die US-Amerikaner ein stimmiges Gesamtkonzept, das sich auf der offenen Schotter-Prärie bei hohen Geschwindigkeiten zu Hause fühlt! Wer ein komfortables und schnelles Bike zwischen Allroad und Gravel sucht, findet hier ein durchdachtes Produkt mit innovativen Features. Die fehlende Performance im ruppigen und anspruchsvolleren Gelände hat sich jedoch am Ende in der Bewertung unserer Test-Crew deutlich bemerkbar gemacht.
Tops
- hohe Laufruhe bei Highspeed
- hoher Komfort
- stimmige Ausstattung
Flops
- kippelig bei geringen Geschwindigkeiten und engen Kurven
- lautes Klappern der Züge
- wenig Reserven im anspruchsvollen Gelände
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Mehr Info unter: cannondale.com
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
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Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: GRAN FONDO-Team