SRAM XLPR-Schaltung und voluminöse, profilierte Reifen – wird das BMC Roadmachine X damit zum schnellsten Gravel-Bike aller Zeiten oder zum Offroad-tauglichsten Rennrad? BMC verspricht jedenfalls das ultimative Allroad-Bike, das auch vor ausgedehnten Schotter-Ausritten nicht haltmachen muss. Ob das Konzept funktioniert, zeigt der Test.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest
Das BMC Roadmachine X vertraut auf die exakt gleiche Rahmenplattform wie sein zweieiiger Zwilling, das BMC Roadmachine 01 ONE (zum Test), das wir als Sonderaufbau bereits im letztjährigen Rennrad-Vergleichstest unter die Lupe genommen haben. Es kommt daher mit dem gleichen cleveren Kettenfänger und den Anschraubpunkten auf dem Oberrohr. Im Gegensatz dazu setzt es mit den WTB Expanse aber auf deutlich robustere Pneus, die dem Bike auch auf festgefahrenen Schotteruntergründen genug Traktion und Kurvengrip geben sollen. In der Dimension 700x32C fallen die schlauchlos montierten Reifen auf den CRD-321 Carbon-Laufrädern 33 mm breit aus. Damit reizen sie die maximale Reifenfreigabe des Roadmachine X komplett aus.
Der zweite große Unterschied zwischen dem Roadmachine und dem Roadmachine X ist, dass letzteres auf ein Einfach-Kettenblatt setzt. Dementsprechend kommt es mit der SRAM Force eTap AXS XPLR-Schaltgruppe mit einem 44T-Kettenblatt und einer 10–44-Kassette. Das Bike profitiert davon in Form einer denkbar einfachen Schaltlogik – rechts hoch, links runter. Allerdings hat es größere Gangsprünge als die komplette Konkurrenz im Testfeld und ist auch in Sachen Topspeed von der Übersetzung limitiert. Beim Cockpit vertraut BMC auf eine zweiteilige Kombination aus dem hauseigenen BMC ICS1-Vorbau in 110 mm Länge und dem ebenfalls hauseigenen BMC RAB 02-Lenker in 420 mm Breite. Für ein zweiteiliges Cockpit ist diese Kombination sehr aufgeräumt und durch den proprietären Vorbau erscheint es fast schon wie eine einteilige Lenker-Vorbau-Einheit. Sehr gut!
BMC Roadmachine X ONE 2022
5.999 €
Ausstattung
Sattelstütze Roadmachine X Premium Carbon D-Shaped Seatpost
Bremsen SRAM Force eTap AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS XPLR
Vorbau BMC ICS1 110 mm
Lenker BMC RAB 02 420 mm
Laufräder CRD-321 Carbon
Reifen WTB Expanse
Kurbeln SRAM Force eTap AXS 172,5 mm
Kassette SRAM CS-XG-1271-D1 10–44T
Technische Daten
Größe 47 51 54 56 58 61
Gewicht 7,98 kg
Besonderheiten
Einfach Antrieb mit XPLR/zweifach möglich
durchdachter Kettenfänger
Anschraubpunkte auf dem Oberrohr
ICS-Cockpit
Hat hier jemand Strade Bianche gesagt? Das BMC Roadmachine X ist sofort dabei und schreit förmlich danach, mit Vollgas über Hardpack zu fliegen!
BMC zeigt damit außerdem, dass Alu-Cockpits nicht per se unkomfortabel sein müssen – vorausgesetzt, das Konzept des Bikes mit verschiedenen Komfortquellen funktioniert als Ganzes. Bedauerlich ist allerdings, dass BMC die beiden einzigen Kabel am Bike, die Bremsleitungen, im Freien verlaufen lässt, anstatt sie umfassender intern zu verstecken. Unser Test-Bike in Größe 56 wiegt mit 7,98 kg etwa 400 g mehr als das Durchschnittsgewicht aller Bikes und geht für 5.999 € über die Ladentheke.
Größe | 47 | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 420 mm | 457 mm | 500 mm | 522 mm | 539 mm | 573 mm |
Oberrohr | 522 mm | 532 mm | 546 mm | 556 mm | 568 mm | 583 mm |
Steuerrohr | 112 mm | 139 mm | 156 mm | 181 mm | 206 mm | 242 mm |
Lenkwinkel | 71,2° | 71,2° | 72,0° | 72,0° | 72,0° | 72,0° |
Sitzwinkel | 74,2° | 74,2° | 74,2° | 74,2° | 74,2° | 74,2° |
Kettenstrebe | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm |
BB Drop | 71 mm | 71 mm | 71 mm | 71 mm | 71 mm | 71 mm |
Radstand | 982 mm | 999 mm | 997 mm | 1.008 mm | 1.020 mm | 1.035 mm |
Reach | 374 mm | 382 mm | 386 mm | 390 mm | 394 mm | 398 mm |
Stack | 516 mm | 541 mm | 562 mm | 586 mm | 610 mm | 644 mm |
Das BMC Roadmachine X im Test
Durch die steife, auf Vortrieb getrimmte Rahmenplattform des BMC Roadmachine X ONE ist das Bike im Antritt sehr direkt. Verglichen zu den anderen Bikes im Test ist es aber durch die hohe rotierende Masse der schweren WTB Expanse-Reifen nicht das leichtfüßigste Bike. Trotzdem motiviert das Antrittsverhalten immer wieder dazu, aus Kurven ordentlich heraus zu beschleunigen. Bei der Effizienz macht das BMC vor allem auf flachen und abfallenden Strecken sowie auf Hardpack und sehr schlechten Asphaltstraßen Boden gut, während es bergauf und auf perfektem Asphalt ins Hintertreffen gerät. Dort wird es in Sachen Topspeed nicht nur von den groben Reifen, sondern auch von der Übersetzung limitiert. Sie bietet zwar ordentlich Reserven bergauf, könnte aber bergab noch einen extra Gang vertragen. Das Roadmachine X ONE glänzt mit der besten Vibrationsdämpfung im Testfeld, die vor allem aus den voluminösen Reifen kommt. Durch die Compliance des Rahmensets werden aber auch Schläge angenehm gedämpft.
Beim Handling liegt das BMC Roadmachine X ONE eher auf der verspielten Seite, ohne dabei aber die Laufruhe zu vernachlässigen – auch wenn es im Test deutlich laufruhigere Bikes gibt. Das Bike lenkt absolut direkt ein, verspielt aber durch die profilierten und voluminösen Reifen vor allem auf der Straße etwas Präzision. Auf Hardpack fällt das weniger ins Gewicht, hier wird sie sogar durch überlegenen Grip mehr als wettgemacht. Stichwort Grip: Nicht durch der ist beim BMC auf Hardpack an der Spitze des Testfelds, sondern auch die Traktion in Längsrichtung – sowohl beim Beschleunigen als auch beim Bremsen.
Tuning-Tipps: einteiliges BMC ICS-Cockpit | zweifach Übersetzung für mehr Bandbreite
Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass der Grenzbereich der WTB-Reifen in Kurven auf Asphalt deutlich früher kommt als bei der Konkurrenz mit reinen Straßenreifen. Auch beim Bremsen und Beschleunigen auf Asphalt steht die Traktion des BMC hier etwas zurück und es empfiehlt sich, mit dem Reifendruck zu spielen, um das bestmögliche Setting für Asphalt und Hardpack zu finden. Im Sinne der Sicherheit sollte man sich aber gerade auf Asphalt immer der hier aufgezogenen Reifen bewusst sein.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Unser Fazit zum BMC Roadmachine X
Das BMC Roadmachine X ist beides: schnellstes Gravel-Bike und Offroad-tauglichstes Rennrad aller Zeiten. Für alle ambitionierten Fahrer, die auch gerne und viel auf flachem bis welligem Hardpack unterwegs sind, wird es damit aber eher zum Strade Bianche Race-Bike, als zum ultimativen Allroad-Bike. Trotzdem ist BMC mit dem Bike auf einer heißen Spur und hat mit dem Rahmenset einen ungeschliffenen Diamanten im Portfolio, der mit einer noch etwas hochwertigeren Ausstattung und mehr Bandbreite echte Ambitionen auf den Testsieg gehabt hätte.
Tops
- stimmiges Gesamtkonzept
- langstreckentauglicher Komfort/Anschraubpunkte
- Rahmenset ist eine sehr gute Basis für individuelle Aufbauten
- großzügige Reifenfreiheit
Flops
- Specs limitieren Einsatzbereich des Rahmensets
- mangelnde Präzision und Traktion auf Asphalt
- nicht gänzlich integrierte Bremsleitungen
Mehr Informationen findet ihr unter bmc-switzerland.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: BMC Roadmachine X ONE | Cervelo Caledonia-5 Ultegra Di2 (Zum Test) | Parapera Atmos MASTERPIECE (Zum Test) | ROSE REVEAL SIX DISC Red eTap AXS (Zum Test) | Sarto Seta Disc (Zum Test) | Specialized Aethos Expert (Zum Test) | Trek Domane SLR 9 (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Benjamin Topf