Das Trek Domane SLR 9 gewinnt – zumindest den Preis für das auffälligste Bike im Vergleichstest. Denn mit seiner knalligen Project One-Lackierung sticht es sofort aus dem Testfeld heraus. Ob das Bike mit der neuen Shimano DURA-ACE Di2 und seinem IsoSpeed-System auch in Sachen Allroad-Performance überzeugen kann, zeigt der Test.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest
Radioactiv Coral to Yellow Fade heißt die nach Aufmerksamkeit schreiende Project One-Lackierung des Trek Domane SLR 9. Nachdem es diese Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist es Zeit, auch mit Performance zu überzeugen. Und dazu fährt das Bike die großen Geschütze auf. Als einziges Rad im Test setzt es mit seinem IsoSpeed-System auf aktive Komfortelemente an Front und Heck. Am Hinterbau ist dieses System sogar einstellbar und kann an das Fahrergewicht angepasst werden. Außerdem ist das Trek Domane SLR 9 das einzige Bike im Test, das mit der neuen Shimano DURA-ACE Di2 ausgestattet ist – dafür ist es mit 12.099 € aber auch das mit Abstand teuerste Bike im Test.
Mit einer Übersetzung von 50/34T vorne und 11–34 hinten stehen auch für anspruchsvolle Klettereien genügend Reserven zur Verfügung, während bei Vollgas-Passagen ein dickerer Gang wünschenswert wäre. Wie die meisten Bikes im Test setzt auch das Trek auf ein zweiteiliges Cockpit und vertraut auf den Bontrager RSL Carbon-Vorbau mit 100 mm Länge und den Bontrager Pro IsoCore VR-SF-Lenker mit einer Breite von 440 mm. Auch wenn es bei Ergonomie und Kontrolle nichts am Cockpit auszusetzen gibt und die Integration deutlich besser ist als an den Bikes von Specialized und Parapera, wirkt die Kabelführung trotzdem nicht wirklich gelungen. Selbst unter dem Aspekt, dass die Kabelführung das IsoSpeed-System im Steuerrohr umgehen muss, kann man von einem Bike dieser Kategorie hier mehr erwarten.
Trek Domane SLR 9 2022
12.099 €
Ausstattung
Sattelstütze Bontrager Integrated D-Shape
Bremsen Shimano DURA-ACE 160/160 mm
Schaltung Shimano DURA-ACE Di2
Vorbau Bontrager RSL Carbon 100 mm
Lenker Bontrager Pro IsoCoreVR-SF 440 mm
Laufräder Bontrager Aeolus RSL 37
Reifen Bontrager R3 Hard-Case Lite TLR
Kurbeln Shimano DURA-ACE Di2 175 mm
Kassette Shimano DURA-ACE R9200 11–34T
Technische Daten
Größe 47 50 52 54 56 58 60 62
Gewicht 7,87 kg
Besonderheiten
sehr großzügige Reifenfreiheit
Aktiver Komfort durch IsoSpeed
Stauraum im Unterrohr
Für Schutzbleche vorbereitet
Asphalt, Schotter, Schlagloch – egal! Das Trek Domane SLR 9 fliegt dank seinem IsoSpeed-System geradezu über jeden Untergrund.
Bei den Laufrädern vertraut Trek auf Bontrager RSL 37 mit einer Felgenhöhe von 37 mm und einer Innenmaulweite von 21 mm. Darauf sind Bontrager R3 Hard-Case Lite-Reifen in 700x32C aufgezogen, die 33 mm breit ausfallen, tubeless montiert sind und deren Abstützung durch die Felgenflanke gerade noch in Ordnung geht. Damit ist die maximale Reifenfreiheit des Domane von 38 mm – die größte im Test – bei Weitem nicht ausgereizt. Unser Test-Bike in Größe 58 bringt 7,87 kg auf die Waage.
Größe | 47 | 50 | 52 | 54 | 56 | 58 | 60 | 62 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 420 mm | 450 mm | 475 mm | 500 mm | 525 mm | 548 mm | 567 mm | 586 mm |
Oberrohr | 509 mm | 519 mm | 530 mm | 542 mm | 554 mm | 567 mm | 579 mm | 593 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 130 mm | 145 mm | 160 mm | 175 mm | 195 mm | 220 mm | 245 mm |
Lenkwinkel | 71,0° | 71,1° | 71,3° | 71,3° | 71,9° | 72,0° | 72,1° | 72,1° |
Sitzwinkel | 74,6° | 74,6° | 74,2° | 73,7° | 73,3° | 73,0° | 72,8° | 72,5° |
Kettenstrebe | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
BB Drop | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 78 mm | 78 mm | 75 mm | 75 mm |
Radstand | 986 mm | 996 mm | 1.003 mm | 1.010 mm | 1.008 mm | 1.022 mm | 1.032 mm | 1.042 mm |
Reach | 364 mm | 368 mm | 371 mm | 374 mm | 377 mm | 380 mm | 383 mm | 386 mm |
Stack | 527 mm | 546 mm | 561 mm | 575 mm | 591 mm | 611 mm | 632 mm | 656 mm |
Das Trek Domane SLR 9 im Test
Das Trek Domane SLR 9 hat ein ähnliches Speed-Verhalten wie das Cervélo Caledonia-5 Ultegra Di2. Es beschleunigt zwar direkt und willig, bleibt mit seiner Leichtfüßigkeit im Antritt und bergauf aber ein Stück hinter den in dieser Disziplin klassenbesten Bikes von Specialized und Parapera zurück. Dass es trotzdem bei Weitem keine lahme Gurke ist, beweist das Bike mit seiner überragenden Effizienz im mittleren und hohen Geschwindigkeitsbereich. Hier erweckt es mit guter Aerodynamik und erstklassiger Compliance den Eindruck, unaufhaltsam zu sein. Die gute Compliance zeigt auch, dass das Komfort-Konzept von Trek voll aufgeht: Das IsoSpeed-System mit einstellbarem Komfort am Sattel ermöglicht es, Fahrern unterschiedlichster Gewichtsklassen in den Genuss des perfekten Komforts zu kommen. Dabei kommt das Domane bei Vibrationen ganz nah an das Specialized Aethos Expert oder das BMC Roadmachine X ONE heran, fährt diesen aber bei gröberen Schlägen zunehmend davon. Dadurch hat es bei der Wahl der Untergründe ein deutlich breiteres Einsatzspektrum, während das BMC auf Schotter und das Specialized auf Asphalt gefesselt sind.
Beim Handling gibt sich das Trek Domane SLR 9 nur bei ganz langsamer Fahrt eine Blöße und wirkt hier etwas nervös. Diese Charaktereigenschaft hat das Bike mit reinen Race-Bikes gemeinsam, wodurch es auch nicht verwunderlich ist, dass es mit zunehmender Geschwindigkeit stabiler wird. Dann überzeugt es mit einem ausbalancierten Handling, das die beste Laufruhe im Test mit einer Agilität vereint, die auch sportlichen Piloten genügend Kurven-Performance bietet. Seriös anstatt verspielt – so lässt sich das Handling dabei am ehesten beschreiben. Ein Bike also, das bei allen Könnerstufen Vertrauen erwecken kann, obwohl die Präzision in Kurven aufgrund der voluminösen Reifen etwas leidet. Obwohl es beim Thema Sicherheit grundsätzlich nichts zu beanstanden gibt, zeigt sich beim Trek Domane SLR 9 hier ein Paradoxon. Denn die neuen Shimano DURA-ACE-Bremsen sind so gut, dass sie in manchen Situationen vor allem wenig geübte Piloten in Verlegenheit bringen können. Ihre Bremspower ist auch mit wenig Kraft am Bremshebel bereits sehr hoch und setzt so plötzlich ein, dass mancher davon überrascht werden kann. Gerade auf Untergründen mit wenig Haftreibung sollte man das stets im Hinterkopf behalten. Geübte Piloten werden die Bremse auf schnellen technischen Downhills trotzdem feiern.
Tuning-Tipp: Für alle Schüchternen: Paint it black! Für alle anderen: Schlagt zu und genießt das beste Allroad-Bike des Jahres.
Das Trek Domane SLR 9 verbindet wie kein zweites Bike im Test einen hohen Alltagsnutzen mit Langstreckenkomfort und Race-Performance auf vielen Untergründen. Nicht umsonst kann man es nicht nur für den entspannten Sunday-Ride nehmen, sondern auch für den Sieg bei Paris–Roubaix. Mit dem breitesten Einsatzspektrum im Vergleich ist das Trek Domane SLR 9, das bereits den inoffiziellen Preis des auffälligsten Bikes im Test eingeheimst hat, das beste Allroad-Bike des Jahres. Und zwar nicht nur, weil es wenige Schwächen, sondern vor allem, weil es viele Stärken hat. Gratulation zum Testsieg, Trek Domane SLR 9!
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Unser Fazit zum Trek Domane SLR 9
Das Trek Domane SLR 9 überzeugt bei Handling, Komfort und Geschwindigkeit und sorgt so bei fast jeder Art von Tour und auf einer Vielzahl von Untergründen für richtig viel Geschwindigkeit und Fahrspaß. Damit wird unser Testsieger zum richtigen Bike für alle, die nicht nur entspannt dahinrollen wollen, sondern sich mit kompetitivem Elan auch an den Start von anspruchsvollen Rennen stellen. Wer an reinen Kletterpartien interessiert ist und schlechte Untergründe großzügig umfährt, findet im Test aber Bikes, die mehr Uphill-Performance bieten.
Tops
- beste Performance in den meisten Szenarien im Test
- sehr hoher Langstreckenkomfort
- hoher Nutzwert durch Bottle-Cage-Fach
- Anschraubpunkte für Schutzbleche
Flops
- limitierter Einstellbereich der Sattelstütze
- gewöhnungsbedürftige Kabelführung an der Front
Mehr Informationen findet ihr unter trekbikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: BMC Roadmachine X ONE (Zum Test) | Cervelo Caledonia-5 Ultegra Di2 (Zum Test) | Parapera Atmos MASTERPIECE (Zum Test) | ROSE REVEAL SIX DISC Red eTap AXS (Zum Test) | Sarto Seta Disc (Zum Test) | Specialized Aethos Expert (Zum Test) | Trek Domane SLR 9
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Benjamin Topf