Die Erwartungen unserer Tester an das Specialized Aethos Expert waren enorm, schließlich hat sein großer Bruder, das Specialized S-Works Aethos, als Spezialaufbau unseren letzten Rennrad-Vergleichstest überlegen gewonnen. Ob das Bike in der Serienausstattung als Allroad-Bike überzeugen kann, zeigt der Test.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest

Specialized Aethos Expert | 11–30T/172,5 mm (v/h)
7,21 kg in Größe 56 | 7.000,00 € | Hersteller-Website

Das Tuning am Specialized S-Works Aethos (zum Test), das unseren letzten Rennrad-Vergleichstest gewinnen konnte, hielt sich in Grenzen: Zum einteiligen Roval Alpinist-Cockpit gesellten sich Roval C38-Laufräder, die wegen ihrer Tubeless-Kompatibilität die damals noch nicht für tubeless freigegebenen Roval Alpinist-Laufräder ersetzten. Obwohl das Specialized Aethos Expert beim Rahmen mit dem günstigeren FACT 10R Carbon-Lay-up zurechtkommen muss, lag die Vermutung nahe, dass es auch ohne besagtes Tuning in diesem Vergleichstest zu überzeugen vermag.

Schließlich kommt es schon serienmäßig mit besagten Roval C38-Laufrädern. Die bieten mit einer Innenmaulweite von 21 mm eine gute Basis für die montierten S-Works Turbo-Reifen in 700x26C, die darauf 27 mm breit ausfallen und eine gute Abstützung genießen. Allerdings sind auf dem Specialized damit die schmalsten Reifen im gesamten Testfeld aufgezogen und neben dem Sarto Seta Disc ist es das einzige Bike, das auf ein Setup mit Schlauch vertraut. Das kostet nicht nur Punkte, sondern auch Vertrauen im ruppigen Einsatz auf aufgebrochenem Asphalt oder Hardpack. Beim Cockpit vertraut Specialized auf ein herkömmliches zweiteiliges Setup aus Specialized Pro SL-Vorbau in 100 mm Länge und Specialized Expert Shallow-Lenker mit 420 mm Breite. Die Ergonomie dieser Kombination lässt keine Wünsche offen, doch die Aluminium-Ausführung sorgt dafür, dass der Komfort an der Front verglichen zum Heck mit der sehr guten Roval Alpinist-Sattelstütze etwas abfällt. Außerdem bleibt die Integration an der Front wie vom Aethos gewohnt auf der Strecke.

Hass oder Liebe
An den nicht integrierten Kabeln an der Front des Specialized Aethos Expert spalten sich weiterhin die Geister. Während manche den klassischen Look des Bikes feiern, ist es anderen nicht zeitgemäß genug.
Direkt, aber klein
Die hintere Shimano ULTEGRA-Bremsscheibe am Specialized Aethos Expert ist zwar direkt im Rahmen verschraubt, allerdings nur bei der kleinen 140-mm-Scheibe. Für den Einsatzbereich des Bikes mit viel Auf und Ab wären 160 mm am Heck die bessere Wahl.
Gut und günstig
Obwohl das Specialized Aethos Expert mit dem günstigeren Carbon Lay-up FACT 10R auskommen muss, überzeugt seine Rahmenplattform mit hoher Compliance und Steifigkeit im Antritt.

Specialized Aethos Expert 2022

7.000 €

Ausstattung

Sattelstütze Roval Alpinist 27,2 mm
Bremsen Shimano ULTEGRA 160/140 mm
Schaltung Shimano ULTEGRA Di2
Vorbau Specialized Pro SL 100 mm
Lenker Specialized Expert Shallow 420 mm
Laufräder Roval C38
Reifen S-Works Turbo
Kurbeln Shimano ULTEGRA Di2 172,5 mm
Kassette Shimano ULTEGRA CS-R8100 11–30T

Technische Daten

Größe 49 52 54 56 58 61
Gewicht 7,21 kg

Besonderheiten

klassisches Design
SWAT-Vorbereitung am Sattel
Steifigkeitskette durch das Oberrohr
Tubeless-ready Roval C38-Laufräder


Fliegender Teppich
Die Roval Alpinist-Sattelstütze am Specialized Aethos Expert ist hauptverantwortlich für die überragende Vibrationsdämpfung am Heck des Bikes.
SOS
Die 11–30T-Kassette am Specialized Aethos Expert bedeutet in Verbindung mit der 52/36T-Kurbel, dass weniger gut trainierte Fahrer an steilen Anstiegen in Not geraten können. Eine Kassette mit 34T kann hier die Rettung bedeuten.
Zu schmal für den Sieg
27 mm breit fällt der S-Works Turbo-Reifen in 700x26C auf den Roval C38-Laufrädern mit 21 mm Innenmaulweite auf dem Specialized Aethos Expert aus. Das ist zu schmal für ein modernes Allroad-Bike und schränkt den Einsatzbereich deutlich und unnötig ein.

Leichtbau > Integration – damit wird das Specialized Aethos Expert zum absoluten Kletter- und Handling-Spezialisten.

Bei den Antriebskomponenten vertraut Specialized auf die Dienste der neuen Shimano ULTEGRA Di2. Deshalb gibt es bei Schalt-Performance und Geschwindigkeit auch nichts zu meckern, auch wenn die Top-Gruppe DURA-ACE nochmal deutlich knackiger schaltet. Mit einer Übersetzung aus 52/36T-Kettenblatt und 11–30T-Kassette hat das Bike genug Druck in schnellen Abschnitten, könnte bergauf aber noch einen leichteren Gang vertragen. Hat man die nötige Kraft im Bein, klettert das Aethos Expert aber dank seines geringen Gewichts von 7,21 kg in Größe 56 trotzdem sehr leichtfüßig bergauf. Unser Test-Bike kostet glatte 7.000 €.

Größe 49 52 54 56 58 61
Sattelrohr 431 mm 462 mm 481 mm 504 mm 532 mm 567 mm
Oberrohr 508 mm 531 mm 540 mm 562 mm 577 mm 595 mm
Steuerrohr 109 mm 120 mm 137 mm 157 mm 184 mm 204 mm
Lenkwinkel 71,8° 72,5° 73,0° 73,5° 73,5° 74,0°
Sitzwinkel 75,5° 74,0° 74,0° 73,5° 73,5° 73,0°
Kettenstrebe 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm
BB Drop 74 mm 74 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm
Radstand 973 mm 975 mm 978 mm 991 mm 1.005 mm 1.012 mm
Reach 375 mm 380 mm 384 mm 395 mm 402 mm 408 mm
Stack 514 mm 527 mm 544 mm 565 mm 591 mm 612 mm
Helm HJC FURION 2.0 Team Replica | Brille Oakley Encoder | Jacke BBUC Dance Mesh Gilet
Shirt BBUC Everyday Longsleeve Jersey | Shorts BBUC Everyday Pro Thermal Bibs
Schuhe Sidi Sixty Limited Edition | Socken BBUC Logo Socks

Das Specialized Aethos Expert im Test

Bei der Beschleunigung liegt das Specialized Aethos Expert zusammen mit dem Parapera Atmos Masterpiece an der Spitze des Testfelds. Sowohl in der Ebene als auch bergauf baut es aus jeder Lebenslage sehr leichtfüßig Geschwindigkeit auf. Ebenfalls wie das Parapera hat es aber größere Probleme als andere Bikes im Test, die aufgebaute Geschwindigkeit auch effizient zu halten – mangelnde Aero-Features machen sich hier deutlich bemerkbar. Lediglich seine sehr gute Vibrationsdämpfung holt in Sachen Effizienz die Kohlen aus dem Feuer und rettet das Bike davor, in dieser Kategorie ans Ende des Testfelds zurückzufallen. Und auch beim Komfort lebt das Specialized hauptsächlich von dieser Vibrationsdämpfung, die vor allem aus der Sattelstütze und der hohen Compliance des Rahmens kommt. Gerade auf aufgebrochenen Straßen, rauem Asphalt oder Hardpack funktioniert das Komfortkonzept des Bikes damit sehr gut. Gröbere Schläge kommen aber deutlich stärker zum Fahrer durch als bei den komfortabelsten Bikes im Test und auch die schmalen Reifen im Schlauch-Setup kommen hier an ihr Limit und erzeugen die latente Angst vor Plattfüßen.

Beim Handling macht das Specialized Aethos Expert dann wieder Boden gut und grüßt von der Spitze des Testfelds. Dadurch, dass die Steifigkeitskette bei ihm nicht durchs Unterrohr, sondern durchs Oberrohr vom Steuerrohr zum Tretlager verläuft, ermöglicht es eine torsionale Verwindung. So gelingt dem Aethos eine sehr gute und intuitive Balance aus Laufruhe und Agilität, die ihm ermöglicht, sehr direkt einzulenken und auch auf ruppigen Untergründen wie auf Schienen durch Kurven zu fahren. Das macht Spaß und ist sicher – zumindest solange man auf Asphalt bleibt. Denn auf Schotter kommt das Aethos aufgrund der schmalen S-Works-Reifen deutlich früher ans Limit als Bikes mit breiteren Reifen, was auf losem Untergrund auch zum Sicherheitsfaktor wird.

Tuning-Tipp: Breitere Reifen mit mehr Volumen können für kleines Geld das Einsatzspektrum des Bikes extrem erweitern.

Alles in allem ist das Specialized Aethos Expert auch in diesem Vergleichstest ein mehr als solides Bike, das vor allem mit seinem überlegenen Handling und der erstklassigen Vibrationsdämpfung überzeugt. Um den Sieg seines großen Bruders, dem Specialized S-Works Aethos aus dem letzten Rennrad-Vergleichstest erneut einzufahren, reicht es allerdings nicht. Zu limitiert ist das Einsatzgebiet des Bikes durch die schmalsten Reifen im Testfeld in herkömmlichem Schlauch-Setup und die mittelmäßige Effizienz in Sachen Geschwindigkeit. Damit liegt das bevorzugte Einsatzgebiet des Specialized Aethos Expert hauptsächlich auf steilen asphaltierten Anstiegen und Abfahrten mit Kurven jeglicher Radien.

Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Komfort

  1. straff
  2. komfortabel

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

Specialized
Aethos Expert

Größe: 49 52 54 56 58 61
Gewicht: 7,21 kg
Preis: 7.000 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Alltag/Commute 3

Unser Fazit zum Specialized Aethos Expert

Das Specialized Aethos Expert ist zweifelsohne ein sehr gutes Bike, das mit überragendem Handling und erstklassigen Kletterfähigkeiten überzeugen kann. Damit ist es das richtige Bike für alle Alpinisten, die sich größtenteils auf Asphalt bewegen und sich an steilen Klettereien sowie technischen Abfahrten erfreuen. Durch Abstriche bei der Effizienz und bei der Dämpfung von groben Schlägen gibt es im Test geeignetere Bikes für alle, die am liebsten mit Highspeed in welligem Gelände oder über lange Schotterabschnitte unterwegs sind.

Tops

  • erstklassiges Handling
  • leichtfüßige Beschleunigung
  • angenehme Vibrationsdämpfung
  • riesiges Allround-Potential mit dem richtigen Tuning

Flops

  • zu schmale Reifen mit zu geringen Reserven
  • mangelnde Integration

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest

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Text: Fotos: Benjamin Topf